Auf gerade einmal eine Million Dollar Umsatz kamen im letzten Jahr die kommerziellen Dienste der Musikindustrie - alle zusammen. Dem, behauptet die Unternehmensberatung OC&C Strategy, stehen knapp vier Milliarden Dollar Investments gegenüber. Das rechnet sich nicht wirklich.
PressPlay: Wer entscheidet sich für einen Dienst...
Die Zukunft, trompeten heiter und unverdrossen die Vertreter der Musikindustrie, gehört den legalen Diensten. Otto-Normalsurfer hatte da - womöglich eigenes Verhalten im Hinterkopf - immer so seine Zweifel. Dagegen spricht oft, dass der durchschnittliche Surfer eine Unzahl an LimeWire-, Gnutella-, Morpheus- oder KaZaA-Nutzern kennt - aber absolut niemanden, der Abonnent eines legalen Download-Dienstes wäre.
Das kann er in aller Regel aber auch gar nicht, denn in dieser Hinsicht ist die europäische Perspektive eine verzerrte: Bisher erlaubt uns die Industrie noch gar nicht, für unsere Downloads zu bezahlen. Die Testphasen der großen kommerziellen Dienste sind auf ein amerikanisches Publikum beschränkt.
Das hat nun seit einigen Monaten Gelegenheit, die Brieftasche zu zücken, bevor der Datenstrom fließt. Mit PressPlay und MusicNet sind zwei große Player am Start, hinter denen sich die fünf großen Musik-Konzerne verbergen - daneben gibt es teils seit längerem mehrere kleinere legale Kommerzdienste. Sie alle haben eins gemeinsam, sagt die amerikanische Unternehmensberatung OC&C Strategy Consultans, die sich den Kommerzmarkt Online einmal näher angeschaut haben: Sie haben kaum Umsatz.
Im Klartext: Jetzt, wo man könnte, will niemand.
Den stolzen vier Milliarden Dollar, die die Industrie angeblich in die Entwicklung von Digital-Rights-Management-Systemen, Musikbörsen, flankierenden Websites, die Entwicklung von Kopierschutz-Formaten und all die anderen Dinge gesteckt hat, mit denen die Industrie hofft, den Angriff der P2P-Börsen und Raubkopierer abzuwehren, stehen branchenweit Umsätze in Höhe von einer Million Dollar gegenüber. Das, da sind sich die Unternehmensberater sicher, tut weh. Schon jetzt sei klar, steht in ihrer Studie, wozu sich die Kommerzdienste entwickelten: Zu "teuren Flops".
Auf der anderen Seite hingegen fänden sich pulsierende Tauschbörsen, in denen sich zu jedem gegebenen Zeitpunkt durchschnittlich insgesamt 2,7 Millionen Nutzer tummelten.
Kein Wunder, bei dem Service: So lieferte das Morpheus-Netzwerk seinen treuen Nutzern die neueste Britney-Spears-Single bereits Wochen, bevor sie in den Läden lag: Wahrscheinlich DJs, Radio- oder andere Musikjournalisten hatten die vertraulich vorab verschickte Nummer freundlicherweise, wenn auch völlig illegal ins Netzwerk eingespeist.
...der eine flüchtige Ware teurer als die haltbare im Laden anbietet? Hier MusicNet
Geschätzte 200.000-mal wurde die Single "I'm a Slave for You" heruntergeladen, bevor sie eine Chance bekam, im Verkauf für ein wenig Umsatz zu sorgen. Der fällt in der Branche so spürbar wie schmerzhaft: Fünf Prozent seien das im letzten Jahr gewesen, sagt OC&C, andere behaupten, es waren zehn.
Doch hier hinkt die Industrie der "Piraten"-Szene ganz offenbar um Jahre hinterher: Die legalen Downloaddienste erlauben es ihren Kunden teils noch nicht einmal, die übertragenen Dateien auf CDs zu brennen - es sei denn gegen satten Aufpreis. Gerade hier liegt aber der Anreiz von Downloaddiensten: Man will sich selbst Kompilationen zusammenstellen und diese auf CD brennen. Wer hört am Rechner Musik?
Dazu kommt das Thema Preise: Hier sieht die OC&C-Studie den wahren Knackpunkt. "Umständliche Technik und exzessiv hohe Preise werden nicht toleriert - ganz besonders dann nicht, wenn der Kunde bereits weiß, dass es nur einen Klick weiter eine einfache, bequeme Technik gibt und das auch noch kostenlos".
Bewusst ist sich der User auch, dass die Plattenfirma die Kosten für Warenlogistik und Hardware-Produktion auf den Kunden verlagert hat: Wenn jemand eine Hardcopy brennt, dann der Kunde, den Onlinevertrieb zahlt er gleich auch noch mit - und all das zusätzlich zu Abo-Gebühren und eventuell zusätzlich fälligen Brenn-Abgaben. Wenn dann unter dem Strich für ein am Ende weniger attraktives Produkt als das, was man im Plattenladen kaufen kann, nicht zumindest ein niedrigerer Preis steht - dann scheint das Geschäftsmodell wahrlich nicht sehr durchdacht.
Der Fisch stinkt vom Kopf her, weiß der Volksmund, und auch die Autoren der Studie sehen dringenden Bedarf für einen Reality-Check auf Entscheider-Ebene: "Es ist möglich, dass es noch nicht zu spät für die Entertainmentindustrie ist, diese Sache zu ihrem Gunsten zu wenden. Aber so viel Zeit, wie die Entscheider zu haben glauben, ist nicht mehr."
PressPlay: Wer entscheidet sich für einen Dienst...
Die Zukunft, trompeten heiter und unverdrossen die Vertreter der Musikindustrie, gehört den legalen Diensten. Otto-Normalsurfer hatte da - womöglich eigenes Verhalten im Hinterkopf - immer so seine Zweifel. Dagegen spricht oft, dass der durchschnittliche Surfer eine Unzahl an LimeWire-, Gnutella-, Morpheus- oder KaZaA-Nutzern kennt - aber absolut niemanden, der Abonnent eines legalen Download-Dienstes wäre.
Das kann er in aller Regel aber auch gar nicht, denn in dieser Hinsicht ist die europäische Perspektive eine verzerrte: Bisher erlaubt uns die Industrie noch gar nicht, für unsere Downloads zu bezahlen. Die Testphasen der großen kommerziellen Dienste sind auf ein amerikanisches Publikum beschränkt.
Das hat nun seit einigen Monaten Gelegenheit, die Brieftasche zu zücken, bevor der Datenstrom fließt. Mit PressPlay und MusicNet sind zwei große Player am Start, hinter denen sich die fünf großen Musik-Konzerne verbergen - daneben gibt es teils seit längerem mehrere kleinere legale Kommerzdienste. Sie alle haben eins gemeinsam, sagt die amerikanische Unternehmensberatung OC&C Strategy Consultans, die sich den Kommerzmarkt Online einmal näher angeschaut haben: Sie haben kaum Umsatz.
Im Klartext: Jetzt, wo man könnte, will niemand.
Den stolzen vier Milliarden Dollar, die die Industrie angeblich in die Entwicklung von Digital-Rights-Management-Systemen, Musikbörsen, flankierenden Websites, die Entwicklung von Kopierschutz-Formaten und all die anderen Dinge gesteckt hat, mit denen die Industrie hofft, den Angriff der P2P-Börsen und Raubkopierer abzuwehren, stehen branchenweit Umsätze in Höhe von einer Million Dollar gegenüber. Das, da sind sich die Unternehmensberater sicher, tut weh. Schon jetzt sei klar, steht in ihrer Studie, wozu sich die Kommerzdienste entwickelten: Zu "teuren Flops".
Auf der anderen Seite hingegen fänden sich pulsierende Tauschbörsen, in denen sich zu jedem gegebenen Zeitpunkt durchschnittlich insgesamt 2,7 Millionen Nutzer tummelten.
Kein Wunder, bei dem Service: So lieferte das Morpheus-Netzwerk seinen treuen Nutzern die neueste Britney-Spears-Single bereits Wochen, bevor sie in den Läden lag: Wahrscheinlich DJs, Radio- oder andere Musikjournalisten hatten die vertraulich vorab verschickte Nummer freundlicherweise, wenn auch völlig illegal ins Netzwerk eingespeist.
...der eine flüchtige Ware teurer als die haltbare im Laden anbietet? Hier MusicNet
Geschätzte 200.000-mal wurde die Single "I'm a Slave for You" heruntergeladen, bevor sie eine Chance bekam, im Verkauf für ein wenig Umsatz zu sorgen. Der fällt in der Branche so spürbar wie schmerzhaft: Fünf Prozent seien das im letzten Jahr gewesen, sagt OC&C, andere behaupten, es waren zehn.
Doch hier hinkt die Industrie der "Piraten"-Szene ganz offenbar um Jahre hinterher: Die legalen Downloaddienste erlauben es ihren Kunden teils noch nicht einmal, die übertragenen Dateien auf CDs zu brennen - es sei denn gegen satten Aufpreis. Gerade hier liegt aber der Anreiz von Downloaddiensten: Man will sich selbst Kompilationen zusammenstellen und diese auf CD brennen. Wer hört am Rechner Musik?
Dazu kommt das Thema Preise: Hier sieht die OC&C-Studie den wahren Knackpunkt. "Umständliche Technik und exzessiv hohe Preise werden nicht toleriert - ganz besonders dann nicht, wenn der Kunde bereits weiß, dass es nur einen Klick weiter eine einfache, bequeme Technik gibt und das auch noch kostenlos".
Bewusst ist sich der User auch, dass die Plattenfirma die Kosten für Warenlogistik und Hardware-Produktion auf den Kunden verlagert hat: Wenn jemand eine Hardcopy brennt, dann der Kunde, den Onlinevertrieb zahlt er gleich auch noch mit - und all das zusätzlich zu Abo-Gebühren und eventuell zusätzlich fälligen Brenn-Abgaben. Wenn dann unter dem Strich für ein am Ende weniger attraktives Produkt als das, was man im Plattenladen kaufen kann, nicht zumindest ein niedrigerer Preis steht - dann scheint das Geschäftsmodell wahrlich nicht sehr durchdacht.
Der Fisch stinkt vom Kopf her, weiß der Volksmund, und auch die Autoren der Studie sehen dringenden Bedarf für einen Reality-Check auf Entscheider-Ebene: "Es ist möglich, dass es noch nicht zu spät für die Entertainmentindustrie ist, diese Sache zu ihrem Gunsten zu wenden. Aber so viel Zeit, wie die Entscheider zu haben glauben, ist nicht mehr."