Dienstag 19. März 2002, 13:02 Uhr
Verärgerte Aktionäre auf der Babcock-Hauptversammlung
Düsseldorf, 19. Mär (Reuters) - Zu Beginn der
Hauptversammlung der Babcock Borsig AG (Frankfurt:
724121.F, Nachrichten) haben Aktionäre unter großem
Beifall des Publikums die Vertagung der Versammlung
beantragt und dies mit der jüngsten strategischen
Kehrtwende des Konzerns begründet.
Babcock habe mit dem vorige Woche vollzogenen Rückzug
aus dem Schiffbau eine weit reichende strategische
Weichenstellung vorgenommen, über die die Aktionäre
entscheiden müssten, sagte Markus Elsässer, deutscher
Partner des Großaktionärs Guy Wyser-Pratte, am Dienstag
in Düsseldorf. Im übrigen habe sich der Vorstandschef
Klaus Lederer "mitverkauft an den neuen Eigentümer
HDW". Deshalb müsse Lederer sofort aus dem Vorstand
ausscheiden, forderte Jörg Pluta von der Deutschen
Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW).
Aufsichtsratschef Friedel Neuber hatte zu Beginn der
Veranstaltung große Probleme, die unzufriedenen Aktionäre in der Düsseldorfer Stadthalle zu
beruhigen. Aktionäre stellten mehrere Anträge zur Geschäftsordnung und warfen Neuber vor, er
verfahre nicht regelkonform. Ein Aktionär forderte die Abwahl des Versammlungsleiters.
Daraufhin unterbrach Neuber die Veranstaltung. Zuvor hatte er schon versprochen, der
Forderung der Aktionäre nach Abstimmung über eine außerordentliche Hauptversammlung zu
entsprechen.
Die Äußerungen des ehemaligen Chefs der Westdeutschen Landesbank Girozentrale (WestLB)
wurden immer wieder von Zwischenrufen unterbrochen. Zeitweise hatte Neuber es offensichtlich
schwer sich Gehör zu verschaffen.
Babcock hatte in der vorigen Woche mitgeteilt, die Hälfte seiner Beteiligung von 50 Prozent plus
einer Aktie an der Kieler Howaldswerke-Deutsche Werft AG (HDW) an den US-Finanzinvestor
One Equity Partners zu verkaufen. Noch im Januar hatte Lederer erklärt, Babcock strebe die
Aufstockung auf 100 Prozent bei HDW noch in diesem Jahr an. Daraufhin brach der Aktienkurs
ein. Innerhalb einer Woche verlor die Babcock-Aktie fast 50 Prozent an Wert. Am
Dienstagmittag lagen die Babcock-Aktien 2,75 Prozent im Plus bei 5,60 Euro.
In seinem Redetext zur Hauptversammlung verteidigte Lederer den Verkauf der
HDW-Beteiligung. Babcock habe nicht genügend Finanzmittel gehabt, um die Beteiligung
aufzustocken. Gleichzeitig habe die Preussag AG (Frankfurt:
695200.F, Nachrichten) auf den
Verkauf ihrer HDW-Beteiligung gedrängt, erklärte Lederer