HONGKONG: Untergang im sozialistischen Mutterland

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HONGKONG: Untergang im sozialistischen Mutterland

 
17.05.02 10:26
Mit einem pompösen Festival soll im Juni der fünfte Jahrestag der Übernahme der früheren Kronkolonie Hongkong als Erfolg gefeiert werden, doch zugleich häufen sich die Hiobsbotschaften: Fachpresse, Wirtschaftsinstitute und Ratingagenturen zweifeln an einer goldenen Zukunft der chinesischen "Sonderverwaltungszone".

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Stau im Luftraum: Flughafen Hongkong


Die erste Hiobsbotschaft kam aus London. "Singapur hat Hongkong als bestem Handelsstandort Asiens den Rang abgelaufen" meldete Ende April das renommierte Londoner Forschungsinstitut Economist Intelligence Unit (EIU), nachdem die Stadt im Vergleich internationaler Geschäftsbedingungen von Platz fünf auf Platz elf zurückgefallen war.
"Wer braucht Hongkong?", fragte eine Woche später provozierend das amerikanische Wirtschaftsmagazin "Fortune" auf der Titelseite und erklärte in einem pessimistischem Report: "Wie die Stadt den Griff auf den chinesischen Markt verlor."

Und dann warnte die Rating-Agentur Standard & Poor's am 8. Mai, dass Hongkongs bislang ausgezeichnete Kreditwürdigkeit (Note "A+", und damit nur vier Stellen unter der Top-Wertung "AAA" ) überschattet sei durch das Risiko politischer Einmischung aus Peking.

Die düsteren Zukunftsvisionen wurden zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt in der Stadt verbreitet. Im Juni will Pekings Führung mit einem millionenschweren Spektakel das fünfjährige Jubiläum von Hongkongs "Heimkehr ins sozialistische Mutterland" feiern - doch die Atmosphäre ist alles andere als optimistisch.

Gewiss: Seit die ehemalige britische Kronkolonie am 30. Juni 1997 als so genannte Sonderverwaltungszone an die Volksrepublik zurückfiel, sind die befürchteten politischen Beben ausgeblieben; die in Hongkong stationierten Soldaten der Volksbefreiungsarmee sind weit weniger sichtbar als ihre britischen Vorgänger.

Selbst die Folgen der asiatischen Wirtschaftskrise und der globalen Rezession waren in Hongkong nicht so verheerend wie in anderen asiatischen "Tigerstaaten". Doch nach einem rasanten Wachstum noch vor zwei Jahren, als im ersten Quartal 2000 das Bruttosozialprodukt einen Zuwachs von 14,3 Prozent erzielte, liegen Schätzungen jetzt bei nur noch einem Prozent. Und Hongkongs diesjähriger Haushalt verzeichnet ein Defizit von 8,4 Milliarden Dollar - zweieinhalbmal so viel wie ursprünglich geplant.

Schlimmer noch für die Bevölkerung, die durch Zuwanderer vom Festland auf 6,8 Millionen Menschen anstieg, ist der Anstieg der Arbeitslosigkeit auf sieben Prozent - mit steigender Tendenz: Für Hongkong, wo Vollbeschäftigung lange als selbstverständlich galt, ein dramatisches Niveau und ein seit 20 Jahren nicht erreichter historischer Höchststand.

Zugleich verloren Grundstücke und Immobilien gewaltig an Wert. Einst künstlich durch die Kolonialverwaltung als Hauptbesitzer von Grund und Boden in die Höhe getrieben, rutschten die Preise durch die rasche Freigabe von regierungseigenem Bauland um bis zu 60 Prozent gegenüber dem einstigen Höchststand ab. Mit dramatischen Folgen für rund 200.000 Hongkonger Eigenheimbesitzer: Ihre Schulden sind heute höher als der Wert ihres hart erarbeiteten Eigentums.

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Düstere Prognosen: Hongkonger Skyline bei Nacht

Damit nicht genug. Seine exklusive Stellung als "Tor nach China" und Billigproduzent für Turnschuhe, Textilien, Plastikspielzeug oder primitive Elektronik hat Hongkong seit der Öffnung der Volksrepublik Anfang der achtziger Jahre längst verloren. Jetzt drohen die boomenden Wirtschaftszonen rund um Hongkong der "Sonderverwaltungszone" das Wasser abzugraben. Angrenzende Städte wie Shenzhen, Zhuhai oder Macau haben längst ihre Infrastruktur aufgerüstet und sind nicht mehr auf die Drehscheibe Hongkong angewiesen.

Schon umgehen mehr und mehr Exporteure der Volksrepublik, die in der Vergangenheit Hongkong als Lager- und Umschlagplatz nutzten, den "duftenden Hafen" und verschiffen ihre Waren direkt über neue moderne Hafenanlagen Entlang der südchinesischen Küste. Die Folge: Chinas Ausfuhren stiegen 2001 um acht Prozent, während Hongkongs Exporte fielen.

Doch rechtfertigt der momentane Knick der Wachstumskurve die sorgenvollen Prognosen oder gar langfristige Untergangszenarien? "Absolut nein", meint David Dodwell, Direktor des Consulting-Unternehmens Golin/Harris, "aber natürlich steckt Hongkong in einem Umbau und muss seine Rolle als Wirtschafts- und Handelsmetropole den neuen Gegebenheiten anpassen."

Die ungünstige Wirtschaftslage sei kein Weltuntergang, sagt Dodwell, der bei der "Financial Times" und der Hongkonger Traditionsfirma Jardine seine Erfahrungen sammelte. "Hongkong muss sich auf seine Stärken besinnen - eine frei konvertierbare Währung, unabhängige Justiz und finanzielles Know-how." Nicht als Konkurrenten dürfe man die angrenzenden Gebiete betrachten, sondern als wertvolles Hinterland: "Der Schlüsselbegriff ist Integration."

Das Aushängeschild dieser Pläne ist das ambitionierte Projekt "Perlflussdelta": die schrittweise Verschränkung Hongkongs mit der angrenzenden chinesischen Region. Schon jetzt ist das Delta eine Volkswirtschaft mit einer Bevölkerung von 50 Millionen Menschen und einem Bruttosozialprodukt von 258 Milliarden US-Dollar. "Das ist", sagt Hongkongs Chef der Finanzbehörden, Anthony Leung, mit vornehmer Zurückhaltung, "schon eine ziemlich ausgedehnte Volkswirtschaft."

Geht es nach dem Willen der Planer, könnte die Region zum "goldenen Dreieck" des südchinesischen Wirtschaftswachstums werden. Dazu soll auf der chinesischen Seite das Produktionsniveau schrittweise erhöht werden, während Hongkong als Finanzzentrum den Dienstleistungspart übernimmt: Banken helfen bei Kreditbeschaffung, Beraterfirmen bei Investitions- und Rechtsberatung, und bei Streitfällen verfügt Hongkong über die unabhängige Justiz. "Von solcher Kooperation", sagt Leung, "profitieren alle."

Jedenfalls im Prinzip. Denn bislang verläuft die Entwicklung eher noch neben- oder gar gegeneinander. Beispiel Flughäfen: Wegen neuer Airports in Kanton, Macau, Shenzhen und Zhuhai droht der Zivilluftfahrt im Umkreis von 130 Kilometern rund um Hongkong ein Verkehrsstau.

Hongkongs hochmoderner Flughafen Chek Lap Kok, 1998 fertiggestellt, verfügt zwar am Boden über perfekte Abfertigung und effektive Logistik. Immerhin 70 Prozent der Waren, die dort umgeschlagen werden, stammen aus dem angrenzenden China. Doch wegen mangelnden Luftraumes über China ist die nördliche der beiden parallel geführten Start- und Landebahnen noch immer nicht in Betrieb.

Einen Ausweg schafft nur engere Abstimmung mit den chinesischen Behörden auf der anderen Seite, betont auch Kitty Choi, die unter Hongkongs Regierungschef Tang Chee-hwa für die Organisation des ambitionierten Perlflussdelta-Projekts zuständig ist.

"Es geht nur zusammen - das wissen auch die Chinesen auf der Gegenseite. Das sind keine verknöcherten Kader, sondern westlich geschulte Experten", sagt Choi und demonstriert Optimismus: "An der Kooperation - von Eisenbahnlinien, Straßenführung bis zum Umweltschutz - führt kein Weg vorbei."

"Hongkongs Stärke lag immer schon in seiner Anpassungsfähigkeit", bekräftigt Paul Brown, Direktor des amtlichen Informationsbüros, der schon unter der britischen Verwaltung für die Außendarstellung der Stadt zuständig war. "Es gibt immer Unkenrufe", sagt Brown und erinnert an 1995, als das US-Magazin "Fortune", zwei Jahre vor der Übernahme durch Peking, auf der Titelseite "Hongkongs Tod" prognostizierte.

"Tatsächlich hat sich die Sonderverwaltungszone prächtig entwickelt", so Brown und erzählt von der Reaktion der Hongkonger auf die Schreckensmeldungen der letzten Wochen: "Bei uns heißt es längst: Immer wenn in den Medien die düstersten Orakelsprüche veröffentlicht werden, ist das Schlimmste bereits überstanden."

Gruß    
Happy End
Stox Dude:

Hongkong

 
17.05.02 10:53
produziert schon lange nicht mehr und hat die Fabriken nach
China verlagert bzw. die Auftraege an chin. Fabriken erteilt.

Hongkong besteht zum groessten Teil aus Banken, Versicherungen, Logistik,
Handel Rep.Offices
Ein Unternehmen das mit China Geschaefte taetigt sollte eine Buero in HK
haben, denn die Gewinne in US$/EURO "kann" man nicht aus China transferieren
wegen FOreign Currency Restrictions !!!
Daher wird HK immer noch attraktiv sein.

Das mit Singapore ist eh nur ein Media Geruecht und die Fakten sprechen
dagegen. HK ist immer noch Nr. 1 in Suedostasien.
MOTORMAN:

@stox: Nr. 1 solange du noch da unten bist *g*

 
17.05.02 11:19
Happy End:

@mm: Nr. 1 solange Du noch hier bist *g*

 
21.05.02 10:33
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