Gefühl entscheidet bei Aktienprofis mit
Von Ina Bauer, Frankfurt
Nicht nur Fakten, sondern auch das Gefühl bestimmen die Anlageentscheidungen von Analysten, Fondsmanagern und Corporate-Finance-Spezialisten.
Dies ist das Ergebnis einer Umfrage, die die Kommunikationsagentur Kohtes Klewes gemeinsam mit der Financial Times Deutschland durchgeführt hat. Zwar führten 94 Prozent der befragten Kapitalmarktexperten "Fakten und objektive Sachverhalte" als wichtigste Orientierungshilfe an. Nahezu jeder Dritte vertraut aber auf das Gefühl, wenn er Anlageentscheidungen trifft, eine Unternehmensstudie verfasst oder eine Firma als börsenfähig einstuft.
Wie wichtig der persönliche Eindruck für Börsenprofis ist, zeigt die Rangliste der Informationsquellen. Ganz oben stehen die Einzelgespräche mit den Vorständen. Die Befragten bemängeln, dass selbst bei bekannten Börsenkandidaten wie Deutsche Börse und Fraport die Chance zum Dialog gefehlt hat. Bei der Informationsbeschaffung stehen die Mitteilungen der Unternehmen auf der Wichtigkeitsskala relativ weit unten. Die Befragten greifen zuerst auf Nachrichten zurück, die ihnen Finanzinformationssysteme wie Reuters oder Bloomberg, Printmedien oder das Internet bieten.
Einschätzung von IPO-Firmen
Bei der Bekanntheit von Börsenkandidaten belegen Deutsche Börse und Fraport die beiden ersten Plätze. Allerdings stufen knapp 42 Prozent der Analysten und Fondsmanager die Investor-Relations-Arbeit des Frankfurter Flughafens mit "überhaupt nicht aktiv" ein. Bei der Deutschen Börse beurteilen dagegen 24 Prozent der Befragten diesen Punkt mit "sehr aktiv".
Hinsichtlich der Profitabilität der Unternehmen schätzen rund 86 Prozent der Experten auf einer Skala von unprofitabel (1) bis hoch profitabel (5) Fraport mit 3 bis 4 ein. Bei der Deutschen Post entschieden sich knapp 42 Prozent für den Mittelwert 3. Der Deutschen Börse bescheinigen 54 Prozent eine Profitabilität von einer Stufe unter "hoch profitabel".
Außerdem wurden die Finanzexperten nach den Wachstumsaussichten gefragt. Knapp 43 Prozent erwarten ein mittelmäßiges Wachstum für Fraport. Mehr als die Hälfte bescheinigen der Deutschen Börse ein Wachstum von 4 - eine Stufe unter "stark wachsend". Bei der Deutschen Post wählten die meisten (44 Prozent) den Mittelwert zwischen "stagnierend" und "stark wachsend".
Kritische Prüfung
Die Ernüchterung an den Börsen spiegelt sich in der Rangliste der Faktoren für den Börsenerfolg wider. Reichte zu Zeiten des Internet-Hype oft eine Geschäftsidee aus, um Investoren Kapital zu entlocken, werden die Firmen jetzt wieder kritischer unter die Lupe genommen. Die Unternehmensvision wird als letztes unter zehn Erfolgsfaktoren genannt. Ein professionelles Management gilt als Haupterfolgsfaktor.
Bei Börsengängen schätzen knapp 56 Prozent der Befragten das Umfeld als schlecht ein. Dieses Ergebnis ist vor allem auf die pessimistische Stimmung bei Fondsmanagern zurückzuführen. Das größte Zukunftspotenzial haben nach Ansicht der Börsenprofis die Branchen Biotechnologie und Gesundheit (Life Sciences). Knapp 69 Prozent der Nennungen entfielen auf diese Branche. Erstaunlicherweise trauen die Experten den Technologiewerten ein Comeback zu. Sie belegen Platz zwei unter den 13 abgefragten Sektoren. Für die Nanotechnologie, die im vergangenen Jahr noch als Zukunftsbranche galt, entschieden sich bei dieser Frage nur rund sieben Prozent der Börsenprofis.
© 2001 FTD
Von Ina Bauer, Frankfurt
Nicht nur Fakten, sondern auch das Gefühl bestimmen die Anlageentscheidungen von Analysten, Fondsmanagern und Corporate-Finance-Spezialisten.
Dies ist das Ergebnis einer Umfrage, die die Kommunikationsagentur Kohtes Klewes gemeinsam mit der Financial Times Deutschland durchgeführt hat. Zwar führten 94 Prozent der befragten Kapitalmarktexperten "Fakten und objektive Sachverhalte" als wichtigste Orientierungshilfe an. Nahezu jeder Dritte vertraut aber auf das Gefühl, wenn er Anlageentscheidungen trifft, eine Unternehmensstudie verfasst oder eine Firma als börsenfähig einstuft.
Wie wichtig der persönliche Eindruck für Börsenprofis ist, zeigt die Rangliste der Informationsquellen. Ganz oben stehen die Einzelgespräche mit den Vorständen. Die Befragten bemängeln, dass selbst bei bekannten Börsenkandidaten wie Deutsche Börse und Fraport die Chance zum Dialog gefehlt hat. Bei der Informationsbeschaffung stehen die Mitteilungen der Unternehmen auf der Wichtigkeitsskala relativ weit unten. Die Befragten greifen zuerst auf Nachrichten zurück, die ihnen Finanzinformationssysteme wie Reuters oder Bloomberg, Printmedien oder das Internet bieten.
Einschätzung von IPO-Firmen
Bei der Bekanntheit von Börsenkandidaten belegen Deutsche Börse und Fraport die beiden ersten Plätze. Allerdings stufen knapp 42 Prozent der Analysten und Fondsmanager die Investor-Relations-Arbeit des Frankfurter Flughafens mit "überhaupt nicht aktiv" ein. Bei der Deutschen Börse beurteilen dagegen 24 Prozent der Befragten diesen Punkt mit "sehr aktiv".
Hinsichtlich der Profitabilität der Unternehmen schätzen rund 86 Prozent der Experten auf einer Skala von unprofitabel (1) bis hoch profitabel (5) Fraport mit 3 bis 4 ein. Bei der Deutschen Post entschieden sich knapp 42 Prozent für den Mittelwert 3. Der Deutschen Börse bescheinigen 54 Prozent eine Profitabilität von einer Stufe unter "hoch profitabel".
Außerdem wurden die Finanzexperten nach den Wachstumsaussichten gefragt. Knapp 43 Prozent erwarten ein mittelmäßiges Wachstum für Fraport. Mehr als die Hälfte bescheinigen der Deutschen Börse ein Wachstum von 4 - eine Stufe unter "stark wachsend". Bei der Deutschen Post wählten die meisten (44 Prozent) den Mittelwert zwischen "stagnierend" und "stark wachsend".
Kritische Prüfung
Die Ernüchterung an den Börsen spiegelt sich in der Rangliste der Faktoren für den Börsenerfolg wider. Reichte zu Zeiten des Internet-Hype oft eine Geschäftsidee aus, um Investoren Kapital zu entlocken, werden die Firmen jetzt wieder kritischer unter die Lupe genommen. Die Unternehmensvision wird als letztes unter zehn Erfolgsfaktoren genannt. Ein professionelles Management gilt als Haupterfolgsfaktor.
Bei Börsengängen schätzen knapp 56 Prozent der Befragten das Umfeld als schlecht ein. Dieses Ergebnis ist vor allem auf die pessimistische Stimmung bei Fondsmanagern zurückzuführen. Das größte Zukunftspotenzial haben nach Ansicht der Börsenprofis die Branchen Biotechnologie und Gesundheit (Life Sciences). Knapp 69 Prozent der Nennungen entfielen auf diese Branche. Erstaunlicherweise trauen die Experten den Technologiewerten ein Comeback zu. Sie belegen Platz zwei unter den 13 abgefragten Sektoren. Für die Nanotechnologie, die im vergangenen Jahr noch als Zukunftsbranche galt, entschieden sich bei dieser Frage nur rund sieben Prozent der Börsenprofis.
© 2001 FTD