CANCOM: Rendite soll um 50 Prozent steigen
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Die CANCOM AG (WKN:
541910), eines der TOP 5 IT-Systemhäuser hat vor wenigen Tagen die Übernahme eines Teilbereichs der Holme & Co. Computersysteme + Lösungen bekannt gegeben. Dies ist im laufenden Jahr die nunmehr vierte Übernahme eines Unternehmens und unterstreicht die starke Wachstumsstrategie von Cancom. Die Q3-Zahlen lagen zwar leicht unter den Analystenschätzungen, verdeutlichen aber, dass das Unternehmen auf dem richtigen Weg ist. So konnte die Rohertragsmarge auf 19,4% (Vj. 16,8%) gesteigert werden, das EBIT hat sich in den ersten neun Monaten, trotz Belastungen aus Restrukturierungen, auf 1,5 Mio. erhöht und damit im Vergleich zum Vorjahreszeitraum mehr als verdoppelt.
Fragen an Klaus Weinmann, Vorstandsvorsitzender der CANCOM AG, zu den weiteren Wachstumsaussichten und seine Ziele für 2006.
Herr Weinmann, Sie haben soeben die teilweise Übernahme der Hardwarehaendler Holme & Co GmbH sowie der Holme & Co OHG bekannt gegeben. Was erwarten Sie von dieser Übernahme?
Weinmann: Der von uns übernommene Holme-Teilbereich ist einer der führenden Mobile Computing Anbieter in Deutschland. Gerade durch das große Know-how bei Sony- und Toshiba-Produkten hat sich Holme hier eine entsprechend hohe Anerkennung bei seinen Kunden erworben. Für uns bedeutet die Übernahme die weitere qualitative und quantitative Stärkung unserer bestehenden Mobile Computing Sparte. Nun sind wir in diesem Segment nicht nur bei Acer, BenQ und Apple einer der top-gelisteten Partner, sondern auch bei Sony und Toshiba. Wir haben damit kurzum eine noch schlagkräftigere Truppe im Haus, die es dank günstiger Einkaufskonditionen und hohem Know-how leicht mit dem Wettbewerb aufnehmen kann.
Dies ist die mittlerweile vierte Übernahme im laufenden Jahr. Wie begegnen Sie evtl. auftretenden Integrationsproblemen?
Weinmann: Unsere bestehende Mannschaft ist quasi übernahmeerprobt. Entsprechend reibungslos sind unsere dieses Jahr vollzogenen Akquisitionen auch verlaufen. Abgesehen davon sehen wir uns unsere Übernahmeziele natürlich vorher genauestens an und schlagen auch nur dann zu, wenn alles passt. Wir legen dabei großen Wert darauf, dass das bestehende Management des übernommenen Unternehmens an Bord bleiben will und vor allem den nötigen Integrationswillen mitbringt. Zudem sollte man den Innovationsschub innerhalb des eigenen Unternehmens, den eine Übernahme oftmals verursacht, nicht unterschätzen.
Wie lange wollen Sie die derzeitige Strategie des „Wachstums durch Akquisition“ noch weiterführen? Welche Übernahmen stecken noch in der Pipeline?
Weinmann: Der europäische und hierbei insbesondere der deutsche IT-Markt sind nach wie vor polypolistisch geprägt, d.h. es gibt nur wenige große, dafür aber zahllose kleinere Anbieter. Diese stecken in einer Klemme: sind sie nicht auf einen Nischenbereich spezialisiert, wird die Luft durch den anhaltenden Margendruck immer dünner. Manche erkennen ihre Lage noch rechtzeitig und suchen aktiv nach einem Aufkäufer, manchmal übernimmt das auch der Insolvenzverwalter. Der deutsche IT-Markt ist daher nach wie vor ein Käufermarkt. So lange diese Situation anhält und wir durch Übernahmen unsere Gewinnsituation nachhaltig verbessern können, werden wir weitere Übernahmen in Angriff nehmen.
In den Q3-Zahlen weisen sie liquide Mittel von 3,5 Mio. Euro (nach 7,2 Mio. per 12/04) aus. Wie wollen Sie die „Kriegskasse“ für weitere Übernahmen wieder füllen?
Weinmann: Wenn Sie unsere Quartalszahlen über die vergangenen Jahre vergleichen, werden Sie feststellen, dass wir zum Jahresende immer einen deutlichen Anstieg unserer Liquidität verzeichnen. Dies wird auch in diesem Jahr nicht anders sein. Von daher ist der Vergleich von Q3 mit Q4 nur eingeschränkt sinnvoll. Abgesehen davon werden wir unsere „Kriegskasse“ durch eine Reihe von Maßnahmen weiter füllen. Dazu zählt die erneute Teilnahme am sog. PREPS-Programm der HypoVereinsbank, in dessen Rahmen wir im Wege eines eigenkapitalähnlichen Nachrangdarlehens gerade 3 Mio. Euro erhalten haben. Zudem erwägen wir gerade das Sale and Lease back unseres Firmensitzes. Hier würden uns weitere flüssige Mittel zufließen. Um unsere Liquidität ist uns also nicht bange!
Im Q3-Bericht sprechen Sie von der ehrgeizigen Vision der Qualitätsführerschaft unter den deutschen Systemhäusern: „Größe ist nicht alles, Qualität aber schon“. Wie wollen Sie die Qualität Ihres Unternehmens, das erst noch zusammenwachsen muss, sicherstellen?
Weinmann: Unsere wichtigsten Assets sind unsere motivierten und qualifizierten Mitarbeiter sowie unsere Kunden. Sind Letztere mit unserer Leistung zufrieden, werden Sie weiterhin bei uns kaufen. Folglich liegt unser Fokus darauf, unsere Mitarbeiter laufend weiterzuqualifizieren. Des Weiteren versuchen wir, jeden Kunden wichtig zu nehmen und ihm entsprechend individuell zugeschnittene Lösungen zu bieten. Insbesondere größeren Wettbewerbern fällt es meiner Ansicht nach deutlich schwerer, gerade mittelständische Unternehmen zu fairen Konditionen umfassend zu betreuen. Hier liegt unsere Chance, die wir weiter nutzen werden.
Der Margendruck im Hardwarebereich ist nach wie vor sehr hoch. Ihr Wachstumsschwerpunkt liegt daher auch auf dem Dienstleistungsbereich. Wie hoch soll der Umsatzanteil der Dienstleistungen (aktuell ca. 10%) in drei Jahren sein?
Weinmann: Nun, unser Ziel ist ein ausgewogener Mix zwischen beiden Bereichen. Sich nur auf Hardware bzw. nur auf Dienstleistungen zu beschränken halte ich für sehr gefährlich, da der Trend deutlich in Richtung ganzheitlicher Kundenbetreuung aus einer Hand geht. Auf Sicht von drei Jahren halte ich entsprechend eine Umsatzverteilung von 70 : 30 von Handelswahre zu Dienstleistungen für möglich.
Der Umsatzanteil des Europageschäfts ist laut Q3-Bericht um rund 5 Mio. auf 25,3 Mio. zurückgegangen während das Deutschlandgeschäft um rd. 16 Mio. zugelegt hat. Wollen Sie zukünftig wieder verstärkt auch in Europa aktiv werden oder beschränken Sie sich auf Deutschland?
Weinmann: Unser vorrangiges Ziel ist derzeit unser PC- und Dienstleistungsgeschäft in Deutschland weiter auszubauen und zu stärken. Mittelfristig sind wir aber natürlich an einem Ausbau unseres Europageschäfts nach deutschem Vorbild interessiert.
Der Branchenverband Bitkom erwartet für 2006 ein Marktwachstum von 3,4%. Ist das schon die Auflösung des Investitionsstaus, den die Branche erwartet?
Weinmann: Die Auflösung des angesprochenen Investitionsstaus hat sich bisher nur sehr langsam vollzogen. Ich rechne aber damit, dass sich hier im kommenden Jahr eine Beschleunigung abzeichnen dürfte. Überhaupt bin ich der Ansicht, dass die deutsche Wirtschaft und damit auch die Investitionsgüterbranche in 2006 durchaus positiv überraschen können. Die verbesserten Wirschaftsindizes, z.B. der ifo-Index und die unlängst erhöhten Wachstumsprognosen der führenden Wirtschaftsforschungsinstitute deuten zumindest darauf hin.
Analysten gehen für 2006 von einem Umsatzvolumen von 240 – 260 Mio. aus. Wie hoch liegt Ihre Messlatte?
Weinmann: Wir geben grundsätzlich keine eigenen Umsatzschätzungen ab. Denn letzten Endes zählt, was unterm Strich an Gewinn bleibt. Entwickelt sich beispielsweise unsere Dienstleistungssparte weiterhin gut, werden Sie das entsprechend im Gewinn spüren, im Umsatz jedoch nur eingeschränkt.
Abgesehen davon halte ich z.B. die Schätzungen von Indepenent Research für sehr fundiert.
Welche Umsatzrendite wollen Sie 2006 erreichen?
Weinmann: Unser mittelfristiges Renditeziel lautet 2%, längerfristig halten wir aber 3% für durchaus machbar. In guten Jahren dürften sogar bis zu 5% realisierbar sein. Wie bereits erwähnt, wird die Umsatzrendite dabei auch stark davon abhängen, wie sich die Bereiche Hard- und Software auf der einen und Dienstleistungen auf der anderen entwickeln. Boomt beispielsweise der margenschwache Hardwarebereich, erhöht dies unseren Umsatz, verwässert aber gleichzeitig unsere Umsatzrendite.
Wie zufrieden sind Sie mit den Zahlen und dem abgelaufenen Jahr?
Weinmann: Wir sind wirklich zufrieden. Immerhin haben wir es geschafft, uns in relativ kurzer Zeit vom reinen Hard- und Software-Systemhaus zu einem ernstzunehmenden und vor allem profitablen Komplett-Lösungsanbieter zu entwickeln, der auch komplexe Themen abdeckt.
Die EPS-Schätzungen für 2005 lagen zwischen 0,08 und 0,14 Euro je Aktie. Im Q3-Bericht weisen Sie für die ersten neun Monate ein Ergebnis je Aktie von 0,06 Euro (Vj. 0,00 ) aus. Können Sie damit die Erwartungen erfüllen?
Weinmann: Wie Sie vielleicht wissen, ist das 4. Quartal traditionell unser stärkstes Quartal. Das wird auch dieses Jahr nicht anders sein. Wir sind jedenfalls mit dem derzeitigen Geschäftsverlauf zufrieden, so dass ich mir hier keine Sorgen mache.
Die EPS – Schätzungen für 2007 gehen von 0,25 – 0,32 Euro aus bei einem KGV von 8 – 11. Trotz dieser guten Aussichten haben Analysten das Kursziel von 4 auf 3,60 Euro reduziert. Werden Sie da nicht ungerecht behandelt?
Weinmann: Wir sind in diesem Jahr bisher immer leicht unter den ambitionierten Erwartungen der Analysten geblieben die in ihren Prognosen zu Jahresbeginn von einer deutlich stärkeren wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland ausgegangen waren. Ich vermute, dass dies der Grund für die Vorsicht mancher Analysten ist. Vielleicht führt dies im Umkehrschluss dazu, dass wir im kommenden Jahr regelmäßig über den Erwartungen der Analysten liegen und daher die ein oder andere Heraufstufung des Kursziels erleben dürfen.
Herr Weinmann, welche Wünsche haben Sie für 2006?
Weinmann: Dass wir für die dieses Jahr gemachten Hausaufgaben im nächsten Jahr entsprechend belohnt werden. Ich sehe dafür gute Chancen!
Autor: Newsflash, 16:29 05.01.06
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