du hast vollkommen recht: Aston Martin läuft Gefahr, sich auf das falsche Pferd zu setzen – den Valhalla.
Aston Martin und das Valhalla-Dilemma
1. Das Alles-auf-den-Valhalla-Problem
Aston Martin setzt einen wesentlichen Teil seiner Zukunftsstrategie auf den Erfolg des Valhalla – als Brückentechnologie zwischen klassischem Verbrenner und vollelektrischem Portfolio. Das Modell entsteht in Kooperation mit Red Bull Advanced Technologies und kombiniert einen V8-Motor mit einem elektrischen Antrieb zu einer Gesamtleistung von rund 1.000 PS. Preislich liegt der Wagen bei etwa 1 Million Euro, limitiert auf rund 500 Stück.
Der Valhalla soll zwei Hauptziele erfüllen: erstens die Imagepflege durch technologische Strahlkraft und die Nähe zur Formel 1, zweitens finanzielle Entlastung durch hohe Margen pro Fahrzeug. Das Problem: Beide Ziele sind keineswegs garantiert.
2. Preis- und Marktproblem
Mit einem Preis von rund 1 Million Euro bewegt sich der Valhalla im gleichen Segment wie der Ferrari SF90 XX, der McLaren Speedtail oder der Koenigsegg Jesko – jedoch ohne deren Markenprestige oder technologischen Vorsprung.
Hinzu kommt, dass Fahrzeuge wie die Corvette ZR1 oder der neue Tesla Roadster ähnliche oder sogar bessere Fahrleistungen zu einem Bruchteil des Preises bieten.
Beispielsweise:
•§Corvette ZR1x: 1.250 PS, unter 2,0 Sekunden auf 100 km/h, rund 200.000 Euro, enorme Leistung und starke US-Markenbindung.
•§Ferrari SF90 XX: 1.030 PS, 2,3 Sekunden, etwa 850.000 Euro, Plug-in-Hybrid mit etablierter Markenreputation.
•§Aston Martin Valhalla: rund 1.000 PS, über 2,5 Sekunden, über 1 Million Euro, dazu unklare Zuverlässigkeit.
Ergebnis: Der vermeintliche USP des Valhalla – ein Hybrid-Hypercar mit Renntechnologie – überzeugt weder preislich noch technologisch. Die Konkurrenz ist günstiger, schneller und markenstärker.
3. Technische und Produktionsrisiken
Die Valkyrie hat gezeigt, wie riskant Aston Martins Hochtechnologieprojekte sind: verspätete Auslieferungen, Überhitzungsprobleme, geringe Alltagstauglichkeit und extrem hoher Wartungsaufwand.
Da der Valhalla viele Komponenten und Produktionspartner mit der Valkyrie teilt, drohen ähnliche Schwierigkeiten. Ohne erhebliche Investitionen in Fertigungsqualität und Service könnte sich die Geschichte wiederholen.
Die geplanten 500 Fahrzeuge bis 2026 wirken optimistisch – realistisch wären eher 150 bis 250 Einheiten, wenn alles reibungslos verläuft. Historisch gesehen ist das bei Aston Martin selten der Fall.
4. US-Markt-Realität
Die USA sind der entscheidende Absatzmarkt für Supersportwagen dieser Kategorie. Doch genau dort ist die Konkurrenz am stärksten: Corvette, Lucid, Tesla, Ferrari, McLaren – alle mit etablierter Infrastruktur und Markenbindung.
Aston Martin verfügt hingegen nicht über ein flächendeckendes Händlernetz, das auf Service, Wartung und Garantie dieser Hypercars ausgelegt ist. Nach den Problemen mit der Valkyrie ist das Vertrauen in die Marke zudem stark beschädigt.
Die Strategie, in den USA mit einem millionenteuren Hybrid-Modell zu punkten, erscheint deshalb wirtschaftlich kaum realistisch.
5. Konsequenz: Existenzielle Abhängigkeit
Scheitert der Valhalla, verliert Aston Martin einen zentralen Baustein seiner geplanten Einnahmen und PR-Strategie. Kurzfristig fehlt dann jeder Cashflow-Treiber.
Neue Investoren – etwa Geely oder Lucid – würden in einem solchen Szenario wohl nur einsteigen, wenn sie Kontrolle oder Technologiezugang erhalten. Ein Delisting, also der Rückzug von der Börse zur Restrukturierung, wäre unter diesen Umständen ein durchaus denkbarer und strategisch sinnvoller Schritt.
6. Fazit
Der Valhalla ist weniger Hoffnungsträger als vielmehr Risikofaktor. Ohne eine funktionierende Hybrid- und Elektropolitik droht Aston Martin, zwischen Ferrari und Corvette zerrieben zu werden.
Sollte der Valhalla scheitern, wäre ein Delisting in den Jahren 2026 oder 2027 ein rationaler Schritt – um die Marke außerbörslich zu restrukturieren und neu aufzustellen.