Nachdem am Mittwoch das Bruttosozialprodukt für das zweite Quartal überraschend negativ ausgefallen war, reihten sich die am Donnerstag veröffentlichten Daten leider in diesen Trend ein. Dies lässt vermuten, dass die Wirtschaft in der zweiten Hälfte des letzten Quartals „kippte“ und nun weiter stagniert. So fielen die Bauausgaben im Juni um 2,2% (erwartet war ein Plus von 0,3%) und auch der Vormonat musste weiter ins Minus revidiert werden, und liegt nun nur noch bei Minus 2,0% (davor waren es Minus 0,7%). Gleichzeitig wurde der ISM Manufacturing Index (Institute for Supply Management) für July mit nur 50,5 Punkten veröffentlicht. Dieser war mit 54,9 Zählern erwartet worden. Ein Wert unter 50 Punkte bedeutet eine wirtschaftliche Schrumpfung.
Präsident Bush, Fed Chairman Alan Greenspan und Treasury Secretary Paul O’Neill
trafen sich am Donnerstag Mittag zum Essen im Weißen Haus um sich über den
Zustand der US-Wirtschaft auszutauschen. Wie versteinert vor Angst ist das Team
um den Präsidenten in den letzten Wochen, wenn es um den Zustand der amerikanischen Wirtschaft geht. George Bush Senior verlor 1992 seine Wiederwahl, weil er zu früh tönte, die Rezession sei vorbei. Dann kam der Double-Dip und die Wirtschaft fiel erneut in eine Rezession. Ähnliches scheint uns jetzt bevor zu stehen. Fünf der sechs Rezessionen seit 1945 waren Double Dip Recessions. Nur könnte es diesmal jedoch zu einer wesentlich stärkeren Rezession kommen, als wir sie in den letzten 20 Jahren in den USA beobachteten. Die privaten Haushalte sind stark verschuldet und die staatliche Verschuldung steigt nach Bushs Steuersenkung wieder rasant an. Die USA haben ein Handelsdefizit, welches sie nur über Kapitalimporte ($1,2 Mrd. täglich) befriedigen können. Firmen versuchen weiter zu sparen und werden schon bald beginnen weiter Arbeitnehmer freizusetzen. Dies wird die Konsumentenzuversicht unterminieren und die Spirale der Kündigungen weiter anheizen. Der US-Haus und Wohnungsmarkt ist dann die letzte Blase, welcher die Luft ausgeht.
Bush wird sich mittlerweile wünschen er hätte die Wahl in 2000 verloren. Buttons mit dem Slogan der Demokraten aus Zeiten als Bush Senior die Wiederwahl verlor kann man schon wieder sehen. Darauf steht : „It’s the economy, stupid“ (Es ist die Wirtschaft, Blödmann).
Versucht der President die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit von der wirtschaftlichen Lage abzulenken, und wird der Irak gerade deshalb immer wieder als wachsendes Risiko in den Mittelpunkt der Nachrichten gerückt? Es wäre nicht das erste Mal, dass Politiker versuchen, von innenpolitischen Krisen durch die Schaffung von außenpolitischen Krisen abzulenken.
(heard in New York bei finanztreff)