das ist ja fast wie im alten rom!
hier was sinnvolles
DIE GEWINN- UND VERLUSTRECHNUNG (INCOME STATEMENT)
Die Gewinn- und Verlustrechnung (Income Statement) präsentiert das Geschäftsergebniss eines Unternehmens für eine gewisse Zeitperiode (Quartal, Jahr). Die drei Komponenten einer Gewinn- und Verlustrechnung sind:
U M S A T Z (revenue, sales) - K O S T E N (costs, expenses) = G E W I N N, bzw. V E R L U S T (income, bzw. loss)
Hier ein Beispiel entnommen der Form 10-K für das Fiskaljahr 2000 von Dell Computer (DELL):
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January,28 January,29 February,28
(In millions, except per share amounts) 2000 1999 1998
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Net revenue 25,265 18,243 12,327
Cost of revenue 20,047 14,137 9,605
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Gross margin 5,218 4,106 2,722
Operating expenses:
Selling, general and administrative 2,387 1,788 1,202
Research and development 374 272 204
Purchased in-process research&development 194 -- --
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Total operating expenses 2,955 2,060 1,406
Operating income 2,263 2,046 1,316
Interest income, net 188 38 52
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Income before taxes 2,451 2,084 1,368
Provision for income taxes 785 624 424
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Net income 1,666 1,460 944
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Earnings per common share--
Basic 0.66 0.58 0.36
Diluted 0.61 0.53 0.32
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Shares used in the calculation of
net income per common share--
Basic 2,536 2,531 2,631
Diluted 2,728 2,772 2,952
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Stellen Sie sich vor, jeder Bürger müsste am Quartalsende eine Gewinn- und Verlustrechnung für das Finanzamt erstellen (keine angenehme Vorstellung, nicht wahr?). Die Rechnung würde die Einnahmen (Lohn, Zinseinnahmen, Einnahmen aus Immobilien oder Aktiengeschäften u.ä.) und Ausgaben (Unterhaltskosten, Käufe, Zinsausgaben für Kredite, Verluste u.ä.) beinhalten und unter dem Strich einen Gewinn oder Verlust enthalten. Zum Glück werden die Bürger nicht dazu gezwungen, dafür aber die börsennotierten Aktiengesellschaften. Betrachten wir nun die einzelnen Rechnungsposten.
1. Umsatz (revenue, sales) und Herstellungskosten (cost of sales, expenses).
Net revenue 25,265 18,243 12,327
Cost of revenue - 20,047 - 14,137 - 9,605
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Gross margin = 5,218 = 4,106 = 2,722
Als Umsatz gelten die den Kunden verkauften Produkte (im Fall von Dell - Computer und Dienstleistungen). Der Umsatz aus dem eigentlichen Geschäft eines Unternehmens ist die wichtigste Quelle seiner Einnahmen. Allerdings behält kaum ein Unternehmen den ganzen Umsatz, da es auch Geld kostet, Produkte herzustellen. Die Herstellungskosten (Material für den Bau von Computern, Fertigungslöhne für die Arbeiter u.ä.) werden von dem Umsatz abgezogen. So erhält man den ersten Gewinn - den Bruttogewinn (gross profit, gross income).
Setzt man den Bruttogewinn ins Verhältnis zum Umsatz, erhält man die Bruttogewinnmarge (gross profit margin, in Prozent). Sie ist eine wichtige Zahl für die Profitabilität eines Unternehmens und macht Vergleiche mit der direkten Konkurrenz möglich.
Bruttogewinn = Umsatz - Herstellungskosten
Bruttogewinnmarge = (Bruttogewinn : Umsatz) * 100
Da die Börse vor allem auf Profitabilität achtet und Unternehmen belohnt, die viel Geld verdienen, sollte man auch bei Aktienkäufen auf die Profitabilitätszahlen achten. Eine davon ist die Bruttogewinnmarge. Aber Achtung: Vergleichen Sie nur Zahlen von Unternehmen der gleichen Branche. Dies ist auch logisch, da die Herstellungskosten eines Computers wesentlich höher liegen als die Herstellungskosten eines Computerprogrammes, für welches man keine Materialkosten hat (nur Lohnkosten für die Programmierer). Daher haben Softwareunternehmen wie Microsoft (MSFT) oder Adobe (ADBE) höhere Bruttogewinnmargen (über 90%) als die Computerbauer (20% bei Dell).
Falls Sie eine Aktie auf der Basis von Bruttogewinnmargen auswählen möchten, kaufen Sie die Unternehmen, die ihren Umsatz periodenweise steigern und die Herstellungskosten gut im Griff haben.
2. Geschäftskosten (operating expenses, operating costs).
Operating expenses:
Selling, general and administrative 2,387 1,788 1,202
Research and development + 374 + 272 + 204
Purchesed in-process research&devel. + 194 -- --
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Total operating expenses = 2,955 = 2,060 = 1,406
Als Geschäftskosten (operating expenses) gelten alle Kosten, die nicht direkt mit der Produktfertigung verbunden sind. Es sind Kosten, die man für den Verkauf der Produkte aufgewendet hat (Vertriebskosten = selling expenses wie Werbung und Marketing, Löhne für das Vertriebspersonal /sales force, sales people/ u.ä.); Kosten, die man für das Büropersonal und Austattung gebucht hat (administrative expenses); andere Ausgaben, die das Unternehmen verbucht hat (general expenses).
Als Geschäftskosten gelten auch Ausgaben für Forschung und Produktentwicklung (research and development expenses). Vor allem Unternehmen aus der Technologiebranche (z.B. Pharma-, Biotechnologie- und Halbleiterfirmen) müssen viel Geld in Forschung und Entwicklung investieren, um mit dem rasanten Technologiefortschritt mithalten zu können. Für diese Unternehmen ist es wichtig, die Forschungs- und Entwicklungskosten auf Dollarbasis zu steigern, aber im prozentuellen Verhältnis zum Umsatz zu senken. Banken und Einzelhandel dagegen haben geringe, wenn überhaupt, Forschungsausgaben.
Eigentlich stellen die SG&A und R&D Kosten alle Geschäftskosten dar. In dem oberen Beispiel haben wir noch einen dritten Posten "purchased in-process research & development". Dieser Posten bezieht sich auf einen Unternehmenskauf, den Dell am 20. Oktober 1999 getätigt hat (daher die englische Bezeichnung: purchased in-process research and development = dt. gekaufte Forschungs- und Entwicklungskapazitäten). Dell hat für 332 Mln. Dollar ConvergeNet Technology gekauft. Die Buchhalter haben den tatsächlichen Unternehmenswert von ConvergeNet auf 194 Mln. Dollar geschätzt und deshalb in die Gewinn- und Verlustrechnung aufgenommen, wie wir bei dem fiktiven Bericht für das Finanzamt einen grösseren Kauf (Auto oder Haus) ebenfalls als gewinnmindernd ausweisen müssten.
Was aber mit dem Rest des bezahlten Preises (es waren ja 138 Mln. Dollar mehr gewesen)? Es ist schon wieder wie im Leben - wenn wir was wirklich wollen, bezahlen wir auch gerne mehr als es normalerweise Wert ist. Eine Designeruhr (falls einer sie begehrt) kostet nicht deswegen wesentlich mehr als eine handelsübliche, weil ihre Einzelteile teurer sind oder sie pünktlicher geht, sondern einfach weil sie nicht so oft zu haben ist. Begehrte Ware ist eben teuer.
Genauso ist es mit guten Unternehmen - sie kosten mehr (332 Mln. Dollar) als sie, rein buchhalterisch gesehen, Wert sind (194 Mln. Dollar). Den Unterschied (138 Mln. Dollar) bezeichnet man (auch in Deutsch) als Goodwill (Geschäfts- oder Firmenwert), also den guten Willen eines Käufers, für gute Ware auch mehr zu bezahlen. Goodwill ist aus der Sicht eines Buchhalters ein Störfaktor. Es ist keine Sachanlage (tangible asset) wie Schreibtisch oder Maschine, sondern etwas völlig immaterielles, deshalb auch die Bezeichnug - immaterielles Vermögensgegenstand (intangible asset). Auch das buchhalteriche Betrachtung dieses Sonderposten zeigt es an: einerseits ist es ein Vermögensgegenstand (und taucht als ebenso eines auf der Habenseite in der Bilanz), andererseits ist es ein Verlust, da das Geld bezahlt werden muss, und deshalb wird es als Kosten in der Gewinn- und Verlustrechnung ausgewiesen.
Das Verfahren für die buchhalterische Behandlung von Goodwill ist in verschiedenen Ländern unterschiedlich. In den Vereinigten Staaten wird Goodwill als Aktiva (asset) in der Bilanz aufgenommen und als Abschreibung (meistens anteilig über mehrere Jahre) in der Gewinn- und Verlustrechnung amortisiert. Somit belastet es zwar die Gewinne, allerdings nicht auf ein Mal, sondern teilweise. Da Firmenkäufe zum täglichen Geschäft gehören, ist es wichtig, die Behandlung des Goodwills zu verstehen, um somit die zukünftige Rechnungsbelastung einschätzen zu können.
3. Betriebsergebnis (operating income)
Net revenue 25,265 18,243 12,327
Cost of revenue - 20,047 - 14,137 - 9,605
Total operating expenses - 2,955 - 2,060 - 1,406
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Operating income 2,393 1,520 1,114
Addiert man alle Geschäftskosten, die ein Unternehmen verbucht hat und zieht diese vom Umsatz ab, erhält man das Betriebsergebnis (das operative Ergebnis, das Ergebnis aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit - operating income). Das Betriebsergebnis ist für jedes Unternehmen eine wichtige Erfolgskennzahl, daher wird es auch immer gesondert ausgewiesen. Es ist eine aussagekräftige Zahl, um Unternehmen aus ähnlichen Branchen zu vergleichen. Diese Zahl (auch als EBIT = earnings before interest and taxes, Gewinn vor Steuern und Zinseinnahmen, bekannt) wird als Gewinnmeldung durch die meisten Unternehmen am Quartalsende berichtet. Diese Zahl, dividiert durch die Anzahl aller Aktien unter Berücksichtigung des Verwässerungeffektes (darüber mehr unten) lesen Sie auf unserer Seite, wenn die Unternehmen ihre Gewinne melden (in meisten Fällen). Der Vorteil: Im Gegensatz zu Nettogewinn berücksichtigt sie nicht die Sondereinnahmen bzw. -ausgaben, die ein Unternehmen von Zeit zur Zeit hat, und eignet sich somit hervorragend, um Vergleiche zu vergangenen Quartalen durchführen zu können.
Wichtiger als die Bruttogewinnmarge ist auch die Betriebsergebnismarge (die Gewinnmarge aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit - operating margin, in Prozent). Hier die Berechnungsformel:
Betriebsergebnismarge = (Betriebsergebnis : Umsatz) * 100
Diese Zahl eignet sich noch besser als die Bruttogewinnmarge zum Unternehmensvegleich, da es alle Kosten in die Berechnung einbezieht und somit besser die Kostenkontrolle einer Firma überwacht. Bei Aktienwahl sollte man die Unternehmen wählen, die ihren Umsatz ausweiten und die Kosten stetig unter Kontrolle haben. Dies merkt man am einfachsten, indem man die Betriebsergebnismarge von mehreren Perioden (Quartalen, Jahren) berechnet und eine periodenweise steigende Zahl erhält.
Ein weiterer Vorteil, auf das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (des Kerngeschäfts) zu achten, besteht darin, dass die Nettogewinne durch Sondereffekte (non-recurring items) oft belastet oder aufgebessert werden können.
4. Andere Erträge (other income)
Interest income, net 188 38 52
Neben den Gewinnen aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit erwirtschaften alle grossen Firmen Erträge aus der Geldanlage. Grosse Unternehmen haben immer viel Geld in der Kasse (Umlaufvermögen wird in der Bilanz verzeichnet), das sie nicht unbedingt sofort brauchen. Somit ergibt sich für sie die Möglichkeit einer Geldanlage. Meistens werden diese Gelder zum Erzielen eines Zinsgewinns eingesetzt. Da Zinserträge (interest income) eines Unternehmens nicht zu seiner gewöhnlichen Geschäftstätigkeit gehören (es sei denn es ist eine Bank), müssen sie gesondert ausgewiesen werden.
Hat eine Firma Kredite aufgenommen (langfristige Kredite, Schulden werden in der Bilanz verzeichnet), muss sie diese auch bedienen, d.h. regelmässige Zinszahlungen an die Kreditgeber leisten. Wurde mehr Geld als Zinsertrag erzielt als man für die Zinsaufwände gezahlt hat, so ergibt sich ein positives Nettozinsertrag (net interest income), im anderen Fall - ein negatives, also ein Zinsverlust.
Hat eine Firma eine Beteiligung an einer anderen Firma in dem Berichtzeitraum veräussert, muss sie den erzielten Ertrag (Verlust) auch gesondert unter dem Posten Andere Erträge in der Gewinn- und Verlustrechnung ausweisen. Die Gewinne aus Beteiligungen (also Aktienverkäufe) werden als Investmentgewinn (gain on investment) bezeichnet. Aber Achtung: Es ist zwar clever aus dem Geld, das man übrig hat, Zinserträge oder Investmentgewinne zu erzielen, der hauptsächlicher Gewinn sollte allerdings aus dem Kerngeschäft erzielt werden.
5. Gewinn vor Steuern und Steuerzahlungen (pre-tax income, income taxes).
Operating income 2,263 2,046 1,316
Interest income, net + 188 + 38 + 52
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Income before taxes = 2,451 = 2,084 = 1,368
Provision for income taxes - 785 - 624 - 424
Addiert man alle anderen Gewinne zu dem Gewinn aus dem Kerngeschäft, erhält man den Gewinn vor Steuern (pre-tax income). Die zu zahlenden Steuern (income taxes) werden von dem Vorsteuerergebnis abgezogen. Dividiert man die Steuerzahlungen durch das Vorsteuerergebnis, so erhält man die Steuerrate (tax-rate, in Prozent).
Steuerrate = (Steuern : Vorsteuergewinn) * 100
Als dritte Gewinnmarge kann man die Vorsteuergewinnmarge (pre-tax margin) ermitteln:
Gewinnmarge vor Steuern = (Vorsteuergewinn : Umsatz) * 100
6. Nettogewinn (net income)
Net revenue 25,265 18,243 12,327
Cost of revenue - 20,047 - 14,137 - 9,605
Operating expenses - 2,955 - 2,060 - 1,406
Interest income, net + 188 + 38 + 52
Provision for income taxes - 785 - 624 - 424
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Net income = 1,666 = 1,460 = 944
Der Nettogewinn (Gewinn nach Steuern, net income) berücksichtigt alle Einnahmen (Umsätze, Zinserträge, Investmenterträge, Sondereinnahmen) und alle Ausgaben (Herstellungskosten, Geschäftskosten, Zinsaufwändungen, Steuerzahlungen, Sonderzahlungen), die ein Unternehmen in der zu berichtenden Periode verzeichnet hat. Diese Gewinnzahl wird in der Form 10-Q berichtet. Ihr Nachteil: Sie enthält auch Sondereffekte und erschwert oft die Vergleichbarkeit zu vergangenen Berichtsperioden, in denen diese Sondereffekte nicht aufgetreten sind. Die Bemerkungen über Sondereffekte betreffen allerdings nicht alle Unternehmen. Dell z.B. hat keine verzehrenden Sondereffekte zu verzeichnen.
Dividiert man den Umsatz durch den Nettogewinn, erhält man die Nettogewinnmarge (net margin).
Nettogewinnmarge = (Nettogewinn : Umsatz) * 100
7. Gewinn pro Aktie (earnings per share, EPS)
Net income 1,666 1,460 944
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Earnings per common share--
Basic 0.66 0.58 0.36
Diluted 0.61 0.53 0.32
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Shares used in the calculation of
net income per common share--
Basic 2,536 2,531 2,631
Diluted 2,728 2,772 2,952
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In unserem Beispiel erzielte Dell einen Nettogewinn von 1 Mrd. 666 Mln. Dollar. Es gibt 2 Mrd. 536 Mln. herausgegebene Dell-Aktien (basic shares outstanding). Dividiert man die beiden Zahlen durch einander, erhält man den Gewinn pro Aktie (earnings per share, EPS) - in diesem Fall 66 cents Gewinn für jede herausgegebene Aktie.
Wichtiger jedoch ist der Gewinn pro Aktie unter Berücksichtigung des Verwässerungseffekts (diluted earnings per share). Wie kommt ein Verwässerungseffekt (dilution) zustande? Nicht jedes Unternehmen hat im gleichen Masse mit diesem Effekt zu tun, sondern nur diese, die ihren Mitarbeitern Aktienoptionen (stock options) gewähren oder sich durch Wandelanleihen (convertibles, convertible bonds) finanzieren. Aktienoptionen erlauben es den Inhabern, die Option in der Zukunft in eine Aktie umzuwandeln. Die Wandelanleihen erlauben dem Kreditgeber, statt Rückzahlung eines Kredites in Bar, den Betrag in Aktien zu erhalten. Diese Aktien existieren noch nicht wirklich (sie wurden noch nicht als herausgegebene Aktien registriert), es besteht jedoch die Möglichkeit, dass es sie zu einem Zeitpunkt tatsächlich geben wird (dann würde der Verwässerungseffekt tatsächlich eintreten). Deswegen sollte man sie bei der Ermittlung des Gewinn pro Aktie auch berücksichtigen.