Mit Xing wenden wir uns nicht von Europa ab"
Mitte 2003 gegründet, zählt Open BC inzwischen gut 1,5 Millionen Mitglieder. Nun wird die Web-Plattform für Kontakte in Xing umgetauft, und viele Nutzer rätseln über den wunderlichen Namen. Im Interview spricht CEO Lars Hinrichs über den Zungenbrecher, den Relaunch der Seite und seine China-Pläne.
manager-magazin.de: Das Design und der Name Ihres virtuellen Netzwerks für Geschäftskontakte werden verändert: Open BC wird Xing. Das klingt gewöhnungsbedürftig ...
Hinrichs: Ksing, Sching, Zing, Sing oder Crossing?
Hinrichs: Ich denke, wir haben alle den Namen Open BC lieb gewonnen. Wir wissen natürlich, dass unsere Nutzer uns groß gemacht haben und wir ihnen viel zu verdanken haben. Wir müssen aber auch sehen, dass wir keine deutsche Plattform mehr sind. Was ist mit den fünf bis zehn Millionen internationalen Nutzern, die hinzukommen?
Hier wollten wir einen Namen schaffen, der universal ist. Im Deutschen ist er sicherlich nicht so einfach auszusprechen, aber dennoch prägnant. Außerdem muss der Name nicht zwangsläufig "Ksing" ausgeprochen werden. Jeder Sprachen- und Kulturkreis wird das anders machen. Die Chinesen werden "Sching" sagen. Ich saß gerade mit einem Spanier zusammen, der sagte "Zing". Wie die Engländer, die wahlweise auch "Sing" sagen. Manche Amerikaner werden auch Crossing sagen, da Xing auf amerikanischen und australischen Straßenschildern auf eine Kreuzung hinweist. Wir wollen die Aussprache nicht vorgeben.
mm.de: Warum wollten Sie den Namen denn überhaupt verändern?
Hinrichs: Open BC ist kein internationaler Name. BC steht bei uns für Business Club, aber im englischsprachigen Raum bedeutet BC "Before Christ". Und bei "Open", also offen, denken viele daran, dass alle ihre Kontakte öffentlich zugänglich werden. Das verunsichert und entspricht auch nicht dem Sicherheitskonzept bei uns. Weil sie diese Begriffswelt im Kopf haben, registrieren sich solche potenziellen Nutzer nicht bei uns. Außerdem haben wir das Problem der Markennachahmung. Es gibt Model BC, Success BC, Social BC, Gay BC. Dagegen können wir in keiner Form vorgehen.
mm.de: Wie waren die ersten Reaktionen der Mitglieder?
Hinrichs: Das erste Feedback war "Katastrophe", ganz nach dem Motto: "Ihr nehmt uns unser Open BC weg". Mittlerweile gibt es immer mehr Leute, die den Namen "echt cool" und sehr einprägsam finden. Das Interessante dabei ist, dass die Tugend - oder auch Untugend - Veränderungen abgeneigt zu sein, ein deutsches Phänomen ist. Die internationalen Nutzer befürworten den Namen eindeutig.
mm.de: Die Nutzer müssen das neue Image von Open BC wohl erst einmal sacken lassen. Wie lange geben Sie ihnen Zeit dafür?
Hinrichs: Momentan befinden wir uns noch in der Vorbereitungsphase des Wechsels. Wir haben aber bereits kommuniziert: Aus Open BC wird Xing. Damit geben wir den Nutzern die Möglichkeit, sich zu erkundigen, was eigentlich dahintersteckt. Wir haben eine Webseite mit einem Imagefilm und den ersten Screenshots von Xing gestartet. Einfach, um die Leute mitzunehmen und sie nicht plötzlich im Regen stehen zu lassen. Wir entscheiden uns ja nicht gegen, sondern mit Open BC für etwas Neues.
In den nächsten Wochen haben wir auch noch ein paar Sachen vor, um den Namen noch schmackhafter zu machen. Beispielsweise erklären wir, wie die einzelnen Aussprachen sein können und wie der Prozess verlaufen ist. Mit dem Tag des Launches, also Ende November, wird die Seite anders aussehen. Auch wir im Unternehmen werden von diesem Tag an nur noch Xing sagen.
mm.de: Xing bedeutet im Chinesischen "Begegnungen" und "Can Do". Ist der neue Name eine Annäherung an den chinesischen Markt - und gleichzeitig eine Abkehr von der deutschen Kundschaft?
Hinrichs: Auch wenn der Name chinesisch klingt - er ist keine Ausrichtung nach China. Die wichtigsten Märkte sind Europa und der englischsprachige Raum, weil wir hier letztlich unser Geld verdienen. Der asiatische Markt ist langfristig bedeutend. Ich glaube auch nicht, dass wir uns durch den neuen Namen abwenden. Wären wir vor drei Jahren mit dem Namen Xing gestartet, wären wir heute genau da, wo wir jetzt sind. Open BC ist eben eine eingeführte Marke, die wir jetzt transponieren.
mm.de: In Deutschland sind Sie im Bereich der Businessnetzwerke Marktführer. Wartet im Fernen Osten Konkurrenz auf Sie?
Hinrichs: In Asien sind wir gemessen an den Nutzerzahlen die Nummer zwei. Es gibt einen lokalen Konkurrenten, Linkist, der wohl mehr User hat. Bei uns geht es jedoch weniger um das Networking innerhalb von China, sondern um das klare Bedürfnis unserer chinesischen Mitglieder, mit Europäern zu netzwerken.
mm.de: In Ihrer Pressemitteilung heißt es, die Bezeichnung "Business Club" sei zu eng geworden. Wollen Sie das Konzept von Open BC ändern und mehr als ein Netzwerk für Geschäftskontakte werden?
ZUM THEMA IM INTERNET
manager- lounge: Das exklusive Netzwerk für Führungskräfte (manager-magazin.de)
Karriere: "Netzwerke sind nicht egalitär" (manager-magazin.de)
Networking: Was virtuelle Businessclubs wirklich leisten (manager-magazin.de)Hinrichs: Ganz und gar nicht. Die Änderung des Designs und des Namens bedeuten keine Hinwendung zu einer allgemeinen Community, sondern der Fokus ist und bleibt ganz klar Business weltweit. An dem Konzept für Open BC ändert sich nichts. Es gibt aber durchaus User, die im Berufsleben stehen, sich jedoch nicht in einem Business Club sehen. Das sind zum Beispiel Forscher, Wissenschaftler oder generell Akademiker. Also nicht nur Studenten, sondern Menschen, die in der Wissenschaft berufstätig sind. Für uns ist das ein sehr großer und interessanter Markt, den wir erreichen wollen.
mm.de: Hatte die Namensänderung Ihrer Ansicht nach bereits Einfluss auf die Nutzerzahlen?
Hinrichs: Ich denke, dass wir eines der Marketingziele, die wir mit der Veränderung beabsichtigten, bereits erreicht haben: Über Open BC und über Xing wird sehr viel geredet, und es sind wahnsinnig viele neue Nutzer dazugekommen - auch aus Deutschland.
Mitte 2003 gegründet, zählt Open BC inzwischen gut 1,5 Millionen Mitglieder. Nun wird die Web-Plattform für Kontakte in Xing umgetauft, und viele Nutzer rätseln über den wunderlichen Namen. Im Interview spricht CEO Lars Hinrichs über den Zungenbrecher, den Relaunch der Seite und seine China-Pläne.
manager-magazin.de: Das Design und der Name Ihres virtuellen Netzwerks für Geschäftskontakte werden verändert: Open BC wird Xing. Das klingt gewöhnungsbedürftig ...
Hinrichs: Ksing, Sching, Zing, Sing oder Crossing?
Hinrichs: Ich denke, wir haben alle den Namen Open BC lieb gewonnen. Wir wissen natürlich, dass unsere Nutzer uns groß gemacht haben und wir ihnen viel zu verdanken haben. Wir müssen aber auch sehen, dass wir keine deutsche Plattform mehr sind. Was ist mit den fünf bis zehn Millionen internationalen Nutzern, die hinzukommen?
Hier wollten wir einen Namen schaffen, der universal ist. Im Deutschen ist er sicherlich nicht so einfach auszusprechen, aber dennoch prägnant. Außerdem muss der Name nicht zwangsläufig "Ksing" ausgeprochen werden. Jeder Sprachen- und Kulturkreis wird das anders machen. Die Chinesen werden "Sching" sagen. Ich saß gerade mit einem Spanier zusammen, der sagte "Zing". Wie die Engländer, die wahlweise auch "Sing" sagen. Manche Amerikaner werden auch Crossing sagen, da Xing auf amerikanischen und australischen Straßenschildern auf eine Kreuzung hinweist. Wir wollen die Aussprache nicht vorgeben.
mm.de: Warum wollten Sie den Namen denn überhaupt verändern?
Hinrichs: Open BC ist kein internationaler Name. BC steht bei uns für Business Club, aber im englischsprachigen Raum bedeutet BC "Before Christ". Und bei "Open", also offen, denken viele daran, dass alle ihre Kontakte öffentlich zugänglich werden. Das verunsichert und entspricht auch nicht dem Sicherheitskonzept bei uns. Weil sie diese Begriffswelt im Kopf haben, registrieren sich solche potenziellen Nutzer nicht bei uns. Außerdem haben wir das Problem der Markennachahmung. Es gibt Model BC, Success BC, Social BC, Gay BC. Dagegen können wir in keiner Form vorgehen.
mm.de: Wie waren die ersten Reaktionen der Mitglieder?
Hinrichs: Das erste Feedback war "Katastrophe", ganz nach dem Motto: "Ihr nehmt uns unser Open BC weg". Mittlerweile gibt es immer mehr Leute, die den Namen "echt cool" und sehr einprägsam finden. Das Interessante dabei ist, dass die Tugend - oder auch Untugend - Veränderungen abgeneigt zu sein, ein deutsches Phänomen ist. Die internationalen Nutzer befürworten den Namen eindeutig.
mm.de: Die Nutzer müssen das neue Image von Open BC wohl erst einmal sacken lassen. Wie lange geben Sie ihnen Zeit dafür?
Hinrichs: Momentan befinden wir uns noch in der Vorbereitungsphase des Wechsels. Wir haben aber bereits kommuniziert: Aus Open BC wird Xing. Damit geben wir den Nutzern die Möglichkeit, sich zu erkundigen, was eigentlich dahintersteckt. Wir haben eine Webseite mit einem Imagefilm und den ersten Screenshots von Xing gestartet. Einfach, um die Leute mitzunehmen und sie nicht plötzlich im Regen stehen zu lassen. Wir entscheiden uns ja nicht gegen, sondern mit Open BC für etwas Neues.
In den nächsten Wochen haben wir auch noch ein paar Sachen vor, um den Namen noch schmackhafter zu machen. Beispielsweise erklären wir, wie die einzelnen Aussprachen sein können und wie der Prozess verlaufen ist. Mit dem Tag des Launches, also Ende November, wird die Seite anders aussehen. Auch wir im Unternehmen werden von diesem Tag an nur noch Xing sagen.
mm.de: Xing bedeutet im Chinesischen "Begegnungen" und "Can Do". Ist der neue Name eine Annäherung an den chinesischen Markt - und gleichzeitig eine Abkehr von der deutschen Kundschaft?
Hinrichs: Auch wenn der Name chinesisch klingt - er ist keine Ausrichtung nach China. Die wichtigsten Märkte sind Europa und der englischsprachige Raum, weil wir hier letztlich unser Geld verdienen. Der asiatische Markt ist langfristig bedeutend. Ich glaube auch nicht, dass wir uns durch den neuen Namen abwenden. Wären wir vor drei Jahren mit dem Namen Xing gestartet, wären wir heute genau da, wo wir jetzt sind. Open BC ist eben eine eingeführte Marke, die wir jetzt transponieren.
mm.de: In Deutschland sind Sie im Bereich der Businessnetzwerke Marktführer. Wartet im Fernen Osten Konkurrenz auf Sie?
Hinrichs: In Asien sind wir gemessen an den Nutzerzahlen die Nummer zwei. Es gibt einen lokalen Konkurrenten, Linkist, der wohl mehr User hat. Bei uns geht es jedoch weniger um das Networking innerhalb von China, sondern um das klare Bedürfnis unserer chinesischen Mitglieder, mit Europäern zu netzwerken.
mm.de: In Ihrer Pressemitteilung heißt es, die Bezeichnung "Business Club" sei zu eng geworden. Wollen Sie das Konzept von Open BC ändern und mehr als ein Netzwerk für Geschäftskontakte werden?
ZUM THEMA IM INTERNET
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Karriere: "Netzwerke sind nicht egalitär" (manager-magazin.de)
Networking: Was virtuelle Businessclubs wirklich leisten (manager-magazin.de)Hinrichs: Ganz und gar nicht. Die Änderung des Designs und des Namens bedeuten keine Hinwendung zu einer allgemeinen Community, sondern der Fokus ist und bleibt ganz klar Business weltweit. An dem Konzept für Open BC ändert sich nichts. Es gibt aber durchaus User, die im Berufsleben stehen, sich jedoch nicht in einem Business Club sehen. Das sind zum Beispiel Forscher, Wissenschaftler oder generell Akademiker. Also nicht nur Studenten, sondern Menschen, die in der Wissenschaft berufstätig sind. Für uns ist das ein sehr großer und interessanter Markt, den wir erreichen wollen.
mm.de: Hatte die Namensänderung Ihrer Ansicht nach bereits Einfluss auf die Nutzerzahlen?
Hinrichs: Ich denke, dass wir eines der Marketingziele, die wir mit der Veränderung beabsichtigten, bereits erreicht haben: Über Open BC und über Xing wird sehr viel geredet, und es sind wahnsinnig viele neue Nutzer dazugekommen - auch aus Deutschland.