Steigende Kurse bei hohen Kursschwankungen erwartet
Die erste Handelswoche des Jahres 2002 wird Händlern zufolge von hohen Kursschwankungen und nur leicht steigenden Aktienkursen geprägt sein. Für einen freundlichen Beginn des Jahres sprechen nach Ansicht von Börsianern die hohen Cash-Bestände der institutionellen Anleger und die Hoffnung auf eine zügige Erholung der US-Konjunktur. Auch der nach wie vor niedrige Ölpreis trage zu der verhalten-optimistischen Stimmung bei. So rechnet sowohl die DZ Bank als auch die Frankfurter Sparkasse mit steigenden Kursen.
Allerdings dürften in der erst am Mittwoch beginnenden ersten Handelswoche die Handelsvolumina gering ausfallen. Schon relativ kleine Kauf- oder Verkaufsaufträge könnten so für kräftige Kursausschläge ausreichen. "Daher dürfte sich das stete Auf und Ab der Aktienkurse fortsetzen", heißt es auf dem Parkett in Frankfurt. Bereits in den vergangenen Handelstagen hatten Marktbeobachter von "Zufallskursen" gesprochen. Wie in den Wochen zuvor, fehlen den Anlegern kursrelevante Nachrichten. Zudem herrsche nach wie vor Unklarheit, wann die Weltkonjunktur wieder anspringt.
Nach Ansicht von Wolfgang Heister, Händler bei der DZ Bank, könnte das Geschehen in Argentinien in das Blickfeld der Anleger geraten. Der neue argentinische Staatspräsident Saa hatte am Sonntag die Aussetzung der Schuldenzahlung verkündet. Heister glaubt allerdings nicht, dass dies negative Auswirkungen auf die Kurse deutscher Banken oder Industrie-Unternehmen haben könnte. Schließlich sei der Schritt "keineswegs überraschend" gekommen. Auch die am vergangenen Donnerstag vorgenommene Umschichtung im MDAX MDAX.ETR, NEMAX 50 NMPX.ETR und SDAX SDXP.ETR sollte nicht zu größeren Kursbewegungen führen, da sie ebenfalls so erwartet worden waren.
In das verhalten-optimistische Bild passt eine Umfrage der "Börsen-Zeitung". Demnach rechnen die im Deutschen Aktienindex DAX DAX.ETR notierten Unternehmen frühestens im zweiten Halbjahr 2002 mit einem wirtschaftlichen Aufschwung in Deutschland, Europa und in den USA. Negativer als die übrigen Firmen sehe die Bayer AG BAY.ETR die Lage. Der Chemie- und Pharmakonzern halte eine wirtschaftliche Wende eher vom vierten Quartal an für wahrscheinlich. Weitaus weniger von der Rezession betroffen sehen sich nach der Umfrage die Deutsche Telekom DTE.ETR, die Deutsche Post DPW.ETR und der Touristikkonzern Preussag PRS.ETR.
Zufrieden zeige sich auch der Pharmaspezialist Schering SCH.ETR. Dessen Finanzvorstand Klaus Pohle hatte zuvor in einem Interview mit der Zeitung für 2002 eine "Traumbilanz" mit einem Nettoergebnis von 1,1 Milliarden Euro angekündigt. Die Veröffentlichung neuer Konjunktur-Indikatoren sollte weiteren Aufschluss über den Zustand der Weltwirtschaft bringen. Der US-Einkaufsmanagerindex NAPM für Dezember wird am Mittwoch veröffentlicht. Der Index gilt als wichtiger Frühindikator für die US-Wirtschaft. Am selben Tag stehen auch die Einkaufmanagerindizes für Deutschland und die Euro-Zone an. Am Freitag könnte die Arbeitlosenquote in den USA und der Euro-Zone für Dezember die Kurse beeinflussen.
Deutsche Großbanken hoffen auf höhere Gewinne im neuen Jahr
Nach einem schwachen Bankenjahr 2001 hoffen die deutschen Kreditinstitute, dass das neue Jahr eine Erholung der Konjunktur und steigende Aktienkurse bringen wird. Die Vorzeichen sind gemischt: Einerseits gehen Analysten davon aus, dass die Lage nur besser werden kann. Andererseits befürchten zahlreiche Experten, dass auch deutsche Unternehmen Enron, Swissair und Sabena in die Zahlungsunfähigkeit folgen könnten - etwa die hochverschuldete KirchGruppe.
Im kommenden Jahr sei mit mehr Unternehmenszusammenbrüchen zu rechnen als 2001, hieß es. Die Rückstellungen, die zur Absicherung der Unternehmenskredite gebildet werden müssen, drücken auf die Gewinne der deutschen Banken. Hinzu kommt, dass der rapide Kursverfall der "Volksaktie" Deutsche Telekom DTE.ETR und am Neuen Markt NMPX.ETR NMDP.ETR der im Entstehen begriffenen Aktienkultur hierzulande einen herben Dämpfer versetzt hat. Das Wertpapiergeschäft mit privaten Endkunden wird demnach nicht die erhoffte Entlastung des Firmenkunden-Kreditgeschäftes bringen.
Die HypoVereinsbank HVM.ETR setzt auf die Auswirkungen der Zinssenkungen der US-Notenbank, die beherzter waren als bei der EZB. Sie sollten die Wirtschaft wieder ankurbeln und die Anleger zu Geldanlagen in Aktien animieren. Bis die Konjunkturerholung endlich einziehe, erfreuten die niedrigen Zinsen die Finanzhäuser, stabile Aktienmärkte belebten das Kapitalmarktgeschäft.
Dabei fungierten die Beteiligungen, die ab 2002 in Deutschland steuerfrei verkauft werden können, als zusätzliche Triebfeder, erwarten die Strategen der bayerischen Bank. Die meisten Analysten erwarten allerdings keine Verkaufswelle, wenn das neue Jahr Einzug gehalten hat, denn wegen Konjunkturflaute und Börsenschwäche seien Käufer rar und hohe Preise nicht zu erzielen.
Seit Jahresbeginn hätten sich die deutschen Großbanken im Vergleich zur europäischen Konkurrenz schlechter entwickelt, schreibt die BHF-Bank. Die Folge: Die ohnehin nicht üppigen Aktienkurse fielen weiter und könnten die deutschen Großbanken zu Juniorpartnern ausländischer Institute werden lassen. Vor allem die HypoVereinsbank als deutsche Nummer Zwei HVM.ETR und die Commerzbank CBK.ETR notierten derzeit unter ihrem Buchwert. Andere Aktienexperten rechnen allerdings nicht vor Einsetzen einer gesamtwirtschaftlichen Erholung mit größeren Fusionen.
Im schlimmsten Fall halte die Krise am Kapitalmarkt an und erzwinge eine Beschleunigung der Zusammenschlüsse, schreibt die BHF. Dann könnte das "Undenkbare möglich" werden, Deutsche Bank DBK.ETR und Allianz/Dresdner Bank ALV.ETR mit Münchener Rück/HypoVereinsbank/Commerzbank konkurrieren und so den Zugriff ausländischer Institute verhindern. Auch eine Fusion von Deutscher und Commerzbank käme dann nicht überraschend für die BHF.
Die wichtigsten Wirtschafts- und Finanz-Termine
bis Dienstag, den 8. Januar 2002:
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