WOCHENAUSBLICK: Warnende Stimmen im Chor der Börsen-Optimisten
FRANKFURT (dpa-AFX) - Der hohe Ölpreis und die vorübergehende Schockwelle aus Japan haben in den vergangenen Tagen den Börsenmotor zum Stottern gebracht. Auch die teils enttäuschenden US-Geschäftszahlen sorgten für Ruß in den Ventilen. Dennoch glauben die meisten Marktbeobachter, dass die Kurse in der kommenden Woche wieder anziehen. In den Chor der Optimisten haben sich inzwischen allerdings auch einige warnende Stimmen gemischt.
Experten der Bankgesellschaft Berlin wiesen darauf hin, dass der steile Aufwärtstrend, der im Oktober 2005 begonnen hat, erst einmal nach unten durchbrochen wurde. "Tatsächlich hat sich die Börsensituation trotz aller guten Konjunkturzahlen etwas verschlechtert", lautet ihr Fazit. In den USA hätten enttäuschende Ergebnisse der wichtigen Technologie-Werte Intel und Yahoo! für Unmut gesorgt.
KEINE MASSIVEN KURSABSCHLÄGE
Aktienhändler Thomas Nolten vom Bankhaus Metzler sieht diese Unternehmensdaten weniger dramatisch. "Weder die Märkte in den USA noch die in Deutschland haben die Zahlen und Prognosen mit massiven Kursabschlägen quittiert." Beim DAX habe in der Nähe des Wochentiefs, also zwischen 5,360 und 5,370 Punkten, wieder deutliches Kaufinteresse eingesetzt.
Nolten räumt ein, dass die "üblichen Sollbruchstellen" auch in der kommenden Woche weiter bestehen, wie zum Beispiel die Risikofaktoren Ölpreis und Vogelgrippe. Auch die Bankgesellschaft Berlin macht den Ölpreisanstieg als "zunehmenden Belastungsfaktor" aus.
'SCHWERER STAND' FÜR HIGHTECHS
Analyst Frank Schallenberger von der Landesbank Baden-Württemberg geht davon, dass die Technologietitel Infineon Technologies , SAP und Nokia angesichts der jüngsten Branchennachrichten aus den USA "einen schweren Stand" haben werden, wenn sie in dieser Woche ihre Quartalszahlen vorlegen.
Aus den USA werden Geschäftszahlen erwartet, die gleich mehrere Branchen auch in Deutschland betreffen, vor allem Autos, Banken, Chemie, Software und Konsumgüter. Bei den US-Autoherstellern Ford (Montag) und General Motors (GM) (Donnerstag) wird mit dramatischen Gewinneinbrüchen gerechnet. Selbst bei Microsoft erwarten Experten einen leichten Ergebnisrückgang. Außerdem stehen Geschäftszahlen von American Express , Bank of America (beide (23.1.), DuPont , Johnson & Johnson (jeweils 24.1.), Dow Chemical (26.1.) sowie Procter & Gamble (27.1.) an.
IMPULSE AUS DER SCHWEIZ
Impulse dürften aber auch aus der Schweiz kommen. Im winterlich verschneiten Davos beginnt am Mittwoch das Weltwirtschaftsforum. An wichtigen deutschen Konjunkturdaten stehen auf dem Programm: der ifo-Geschäftsklimaindex (25.1.) und der GfK-Konsumklimaindex (27.1.).
Mit großem Interesse werden die Anleger auch die Nachrichten zur Entwicklung der US-Wirtschaft verfolgen, angefangen vom Index der Frühindikatoren (Montag) bis zum Bruttoinlandsprodukt im vierten Quartal 2005 (Freitag). Die Experten erwarten im Durchschnitt einen Anstieg um 2,7 Prozent auf das Jahr hochgerechnet. Das würde bedeuten, dass sich das Wachstum der US-Wirtschaft verlangsamt hat. Im dritten Quartal lag die Steigerung noch bei 4,1 Prozent./jb/sc/hi
--- Von Jürgen Benz, dpa-AFX ---
Quelle: dpa-AFX