In rauen Börsenzeiten wollen viele Anleger wollen von Aktien nichts mehr wissen. Ein sicherer Zwischenstopp für das Ersparte sind Geldmarktfonds. Sie sind wesentlich flexibler als Omas Sparbuch und erzielen eine höhere Rendite. Trotzdem sollte der Anleger auf einige Kriterien achten, bevor er sich für einen Geldmarktfonds entscheidet.
Minus 70 Prozent beim Neue-Märkte-Fonds innerhalb eines Jahres. Minus 30 Prozent beim Deutschland-Fonds. Und selbst beim globalen Investmentfonds minus 20 Prozent. Viele Anleger können derlei Zahlen nicht mehr sehen. In den vergangenen beiden Monaten haben sich die Kapitalmärkte zwar nach dem Schock auf die Terroranschläge in den USA wieder erholt. Doch im Angesicht von Konjunkturflaute und Rezessionsängsten bleiben viele Investoren skeptisch. Sie gönnen sich eine Verschnaufpause an der Börse und setzen auf Geldmarktfonds.
Diese Investmentprodukte sind ein kurzfristiger Parkplatz für all diejenigen, die ihr Geld parken und den nächsten dauerhaften Aufschwung am Kapitalmarkt dennoch nicht verpassen möchten. Institutionelle und private Anleger nutzen diese Möglichkeit in der Börsenkrise rege. Die Folge: Umfangreiche Mittel sind im Laufe des langanhaltenden Crashs aus Aktien- in Geldmarktfonds geflossen. Das belegt auch die Statistik des Bundesverband Deutscher Investmentgesellschaften (BVI).
Danach lagen in Deutschland Ende Oktober 47,2 Milliarden Euro in den Töpfen der insgesamt 85 Geldmarktfonds. Das ist ein Plus von 46,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Aktienfonds hingegen mussten kräftig Federn lassen: Ihr verwaltetes Vermögen brach im Vergleich zum Ende Oktober 2000 um 34,8 Prozent auf 154,7 Milliarden Euro ein. Die Zahl der Fonds stieg dagegen von 762 im Jahr 2000 auf 908 im laufenden Jahr.
In Bullenmärkten fließt das Geld zurück in Aktienfonds
Dreht die Situation an den Börsen dauerhaft, lässt sich der umgekehrte Vorgang beobachten: Die Investoren schichten wieder von Geldmarkt- in Aktienfonds um. Angesichts der Aufwärtsbewegung in den vergangenen beiden Monaten scheint diese Phase bevorzustehen – zumindest gewinnen Geldmarktfonds nicht mehr auf Kosten der Aktienfonds. Zwar verzeichnete der BVI Ende Oktober steigende Nettomittelzuflusse bei Geldmarktfonds im Vergleich zum Vormonat. Doch diese isolierte Betrachtung ist nicht zulässig. „Alle Fondsgruppen haben im Vergleich zum 30. September zugelegt“, sagt Frank Bock vom BVI.
Bei der Fondsgesellschaft Union Investment ist der Trend schon etwas deutlicher. Martina Härle: „Die Nettomittelzuflüsse in Geldmarktfonds bei Union Investment sind derzeit stabil – in den Monaten Oktober und November hatten wir konstante Mittelzuflüsse von jeweils über 300 Millionen Euro.“ Anders die Aktienfonds der Gesellschaft: Sie sammeln wieder mehr Anlegergelder ein. Lagen die monatlichen Nettomittelzuflüsse im Oktober 2001 bei 197 Millionen Euro, so waren es bis zum 21. November bereits 300 Millionen Euro.
Lohnt es sich auch jetzt noch, kurzfristig in Geldmarktfonds einzusteigen? Für konservative Anleger, die der Situation an den Kapitalmärkten noch nicht trauen, schon. Denn Geldmarktfonds sind sehr flexibel – das ist ihr wichtigster Vorteil. Hier kann der Anleger sein Geld parken und jederzeit beliebig hohe Summen wieder abheben. Dagegen kann er bei Omas Sparbuch pro Tag nur über begrenzte Summen verfügen.
Geldmarktfonds bringen mehr als Sparbücher
Zudem sind die Produkte keine Renditeknüller, bringen aber mehr als das alte Sparbuch. Die Zinsen dieser Fonds orientieren sich an den kurzfristigen Geldmarktzinsen. Adrian Bonauer von der Ratingagentur Morningstar: „Momentan bringen Euro-Geldmarktfonds drei bis sechs Prozent Rendite.“
Ein weiterer wesentlicher Vorteil ist die Sicherheit. Geldmarktfonds sind eine extrem risikoarme Geldanlage – bei ihnen fallen überhaupt keine oder allenfalls sehr geringe Kursverluste an. Und das erklärt sich aus ihrem Prinzip: Denn die Fondsmanager setzen auf Papiere mit Laufzeiten von maximal einem Jahr. Das sind unter anderem Tages- und Monategelder, Pfandbriefe, kurzfristige Schuldentitel von Unternehmen und kurzfristige Anleihen mit variablem Zins.
Die Fondsmanager investieren in großem Stil und erhalten deshalb deutlich bessere Konditionen von den Banken als Privatanleger. Die Konsequenz: Der Anleger kann seine Papiere täglich in beliebiger Höhe verkaufen – ohne Kündigungsfrist.
Anleger müssen auf die Gebühren achten
Trotzdem sollten Anleger zwei Dinge beachten, bevor sie in Geldmarktfonds investieren. Erstens die Gebührenstruktur und zweitens den Rechenschaftsbericht der Fondsgesellschaft. Die Gebühren der Produkte sind ähnlich – viele Anbieter nehmen keinen Ausgabeaufschlag. Die Verwaltungsgebühr, die ja direkt die Rendite schmälert, kann zwischen 0,1 und 0,8 Prozent schwanken. Eine Faustregel: Anleger sollten maximal 0,5 Prozent zahlen.
Das Kriterium Rechenschaftsbericht der Fondsgesellschaften ist interessant für diejenigen, die wirklich auf Nummer Sicher gehen wollen. Er nennt die genaue Zusammensetzung des Fonds und die Gebührenstruktur. Hier sieht der Anleger, wie zahlungskräftig die Unternehmen sind, in dessen kurzfristige Schuldentitel der Fonds investiert. Sprich: Sind es Top-Firmen mit einem Rating von AAA sind oder Unternehmen mit einer schwächeren Bonität?
Kurzum: Wer auf diese Punkte achtet, kann sein Geld in unsicheren Börsenzeiten sicher parken. Eine Alternative zu Geldmarktfonds sind Tagesgeldkonten: Hier lohnt sich ein Vergleich der Konditionen. Aber eines ist schon heute klar – sollte sich die Erholung der Märkte als nachhaltig herausstellen, werden die Gelder aus den Geldmarktfonds wieder zurück in Aktienfonds fließen. Wie es sich jetzt bereits andeutet.
Stand:24.11.2001
© 2001 sharper.de
So long,
Calexa
Minus 70 Prozent beim Neue-Märkte-Fonds innerhalb eines Jahres. Minus 30 Prozent beim Deutschland-Fonds. Und selbst beim globalen Investmentfonds minus 20 Prozent. Viele Anleger können derlei Zahlen nicht mehr sehen. In den vergangenen beiden Monaten haben sich die Kapitalmärkte zwar nach dem Schock auf die Terroranschläge in den USA wieder erholt. Doch im Angesicht von Konjunkturflaute und Rezessionsängsten bleiben viele Investoren skeptisch. Sie gönnen sich eine Verschnaufpause an der Börse und setzen auf Geldmarktfonds.
Diese Investmentprodukte sind ein kurzfristiger Parkplatz für all diejenigen, die ihr Geld parken und den nächsten dauerhaften Aufschwung am Kapitalmarkt dennoch nicht verpassen möchten. Institutionelle und private Anleger nutzen diese Möglichkeit in der Börsenkrise rege. Die Folge: Umfangreiche Mittel sind im Laufe des langanhaltenden Crashs aus Aktien- in Geldmarktfonds geflossen. Das belegt auch die Statistik des Bundesverband Deutscher Investmentgesellschaften (BVI).
Danach lagen in Deutschland Ende Oktober 47,2 Milliarden Euro in den Töpfen der insgesamt 85 Geldmarktfonds. Das ist ein Plus von 46,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Aktienfonds hingegen mussten kräftig Federn lassen: Ihr verwaltetes Vermögen brach im Vergleich zum Ende Oktober 2000 um 34,8 Prozent auf 154,7 Milliarden Euro ein. Die Zahl der Fonds stieg dagegen von 762 im Jahr 2000 auf 908 im laufenden Jahr.
In Bullenmärkten fließt das Geld zurück in Aktienfonds
Dreht die Situation an den Börsen dauerhaft, lässt sich der umgekehrte Vorgang beobachten: Die Investoren schichten wieder von Geldmarkt- in Aktienfonds um. Angesichts der Aufwärtsbewegung in den vergangenen beiden Monaten scheint diese Phase bevorzustehen – zumindest gewinnen Geldmarktfonds nicht mehr auf Kosten der Aktienfonds. Zwar verzeichnete der BVI Ende Oktober steigende Nettomittelzuflusse bei Geldmarktfonds im Vergleich zum Vormonat. Doch diese isolierte Betrachtung ist nicht zulässig. „Alle Fondsgruppen haben im Vergleich zum 30. September zugelegt“, sagt Frank Bock vom BVI.
Bei der Fondsgesellschaft Union Investment ist der Trend schon etwas deutlicher. Martina Härle: „Die Nettomittelzuflüsse in Geldmarktfonds bei Union Investment sind derzeit stabil – in den Monaten Oktober und November hatten wir konstante Mittelzuflüsse von jeweils über 300 Millionen Euro.“ Anders die Aktienfonds der Gesellschaft: Sie sammeln wieder mehr Anlegergelder ein. Lagen die monatlichen Nettomittelzuflüsse im Oktober 2001 bei 197 Millionen Euro, so waren es bis zum 21. November bereits 300 Millionen Euro.
Lohnt es sich auch jetzt noch, kurzfristig in Geldmarktfonds einzusteigen? Für konservative Anleger, die der Situation an den Kapitalmärkten noch nicht trauen, schon. Denn Geldmarktfonds sind sehr flexibel – das ist ihr wichtigster Vorteil. Hier kann der Anleger sein Geld parken und jederzeit beliebig hohe Summen wieder abheben. Dagegen kann er bei Omas Sparbuch pro Tag nur über begrenzte Summen verfügen.
Geldmarktfonds bringen mehr als Sparbücher
Zudem sind die Produkte keine Renditeknüller, bringen aber mehr als das alte Sparbuch. Die Zinsen dieser Fonds orientieren sich an den kurzfristigen Geldmarktzinsen. Adrian Bonauer von der Ratingagentur Morningstar: „Momentan bringen Euro-Geldmarktfonds drei bis sechs Prozent Rendite.“
Ein weiterer wesentlicher Vorteil ist die Sicherheit. Geldmarktfonds sind eine extrem risikoarme Geldanlage – bei ihnen fallen überhaupt keine oder allenfalls sehr geringe Kursverluste an. Und das erklärt sich aus ihrem Prinzip: Denn die Fondsmanager setzen auf Papiere mit Laufzeiten von maximal einem Jahr. Das sind unter anderem Tages- und Monategelder, Pfandbriefe, kurzfristige Schuldentitel von Unternehmen und kurzfristige Anleihen mit variablem Zins.
Die Fondsmanager investieren in großem Stil und erhalten deshalb deutlich bessere Konditionen von den Banken als Privatanleger. Die Konsequenz: Der Anleger kann seine Papiere täglich in beliebiger Höhe verkaufen – ohne Kündigungsfrist.
Anleger müssen auf die Gebühren achten
Trotzdem sollten Anleger zwei Dinge beachten, bevor sie in Geldmarktfonds investieren. Erstens die Gebührenstruktur und zweitens den Rechenschaftsbericht der Fondsgesellschaft. Die Gebühren der Produkte sind ähnlich – viele Anbieter nehmen keinen Ausgabeaufschlag. Die Verwaltungsgebühr, die ja direkt die Rendite schmälert, kann zwischen 0,1 und 0,8 Prozent schwanken. Eine Faustregel: Anleger sollten maximal 0,5 Prozent zahlen.
Das Kriterium Rechenschaftsbericht der Fondsgesellschaften ist interessant für diejenigen, die wirklich auf Nummer Sicher gehen wollen. Er nennt die genaue Zusammensetzung des Fonds und die Gebührenstruktur. Hier sieht der Anleger, wie zahlungskräftig die Unternehmen sind, in dessen kurzfristige Schuldentitel der Fonds investiert. Sprich: Sind es Top-Firmen mit einem Rating von AAA sind oder Unternehmen mit einer schwächeren Bonität?
Kurzum: Wer auf diese Punkte achtet, kann sein Geld in unsicheren Börsenzeiten sicher parken. Eine Alternative zu Geldmarktfonds sind Tagesgeldkonten: Hier lohnt sich ein Vergleich der Konditionen. Aber eines ist schon heute klar – sollte sich die Erholung der Märkte als nachhaltig herausstellen, werden die Gelder aus den Geldmarktfonds wieder zurück in Aktienfonds fließen. Wie es sich jetzt bereits andeutet.
Stand:24.11.2001
© 2001 sharper.de
So long,
Calexa