"Wie sähe die Welt ohne Männer aus? Keine Kriege - keine Verbrechen und lauter glückliche, dicke Frauen!"
Naja. Kann sein - muss aber nicht. Als ob Männer alles schuld wären! Sie sind vieles schuld, sie sind Chauvis, Schweine und blöde obendrein, sagt die Alice von nebenan.
Neulich hörte ich im Radio den Begriff "Bonsai-Macho". Das klingt doch wirklich süß. Fast, als müsse man dieses kleine, zerbrechliche Geschöpf beschützen vor den Kampfemanzen und unter Artenschutz stellen.
Gut, es sind meistens Männer, die Kriege führen und in Armeen marschieren, aber die Weiber holen da kräftig auf. Davon mal ganz abgesehen ist es doch so, dass wir Frauen uns das selber eingebrockt haben: wie viele Frauen wollen nicht doch ganz tief in ihrem Inneren den Superhelden als Macker? Ein in jeder Hinsicht starker Beschützer von Haus und Hof und so. Männer bekommen diese Botschaften mit, interpretieren sie auf ihre Weise und machen dann mal eben einen Krieg, um sich die Anbetung der Angebeteten zu sichern. Klasse ist das. Und wenn er dann noch den Skalp des Gegners auf den Küchentisch legt, steigen bei ihr die Hormone.
Bei den Verbrechen ist es nicht anders. Man liest natürlich wesentlich häufiger von Männern als von Frauen, die ausrauben, abstechen, abziehen und, wenn sie dann mal gefaßt wurden, ausbrechen. Im Idealfall aus einer geschlossenen Klinik. Aber viele Frauen fahren tatsächlich auf den dreieckigen Gangsta-Boy-Typ ab. Der, Goldkettchenbehangen, alles, ey-yo-man-mäßig regelt und immer einen kennt, der einen kennt, der das übernehmen kann und der der inoffizielle Boss eines ganzen Viertels ist. Wie viele lieben es, von ihrem Macker "Babe" genannt zu werden? Das hat was mit Profil zu tun, meine Damen! Welch ein Status, mit einem solch erfolgreichen, coolen, sexy Rapper auf dem Rücksitz der Limousine zu knutschen!
Aber der letzte Aspekt ist der schlimmste, wie ich finde. "...lauter glückliche, dicke Frauen!"
Das ich nicht lache. In Punkto Dicksein tut die Karte, der Spruch und die ganze Welt den Männern furchtbar unrecht. Die Aussage ist doch wirklich schwachsinnig, dass Frauen ohne Männer dicker wären! Aus persönlicher Erfahrung kann ich nur das Gegenteil bestätigen, oder anders gesagt: was ist der Unterschied zwischen einem Single und einer verheirateten Person? Die verheiratete Person kommt nach Hause, sieht, was im Bett ist und geht an den Kühlschrank. Der Single dagegen sieht, was im Kühlschrank ist und geht ins Bett!
Und was das glücklich sein angeht: natürlich wären wir glücklicher, wenn wir nicht die stinkenden Tennissocken, die er in der Wohnung verteilt hat, aufsammeln und waschen müßten. Selbstverständlich wäre das Leben einfacher, wenn er hin und wieder einmal den Spülschwamm in die Hand nehmen würde, statt sich unqualifiziert über Menschen zu äußern, die auf grünem Grund einem Ball hinterherlaufen.
Bei all dieser Schuldzuweiserei vergißt die Dame, die diesen Spruch über die Karte schrieb, eine Kleinigkeit. Nämlich, dass sie selber dafür verantwortlich ist, ob sie glücklich oder dick, unglücklich oder dünn oder gleich alles auf einmal sein will und erst recht, ob sie für einen Mann einen auf Hausfrauchen machen will oder nicht.
Nun denn. Die Frauen auf dem Bild sehen nicht so aus, als hätten sie zu Hause einen Helden oder einen coolen Gangsta auf der Couch sitzen und erst recht nicht sehen sie glücklich aus. Kein Wunder, dass ihr Kühlschrank immer gefüllt ist, sie zum lachen in den Keller gehen und für ihr Unglück auch noch den armen Tropf verantwortlich machen, der ihnen vor dreihundertmillionen Jahren versehentlich das Ja-Wort gegeben hat. Dieser versäuft den Wochenlohn in der Kneipe, weil er sich nach all den Ehejahren nicht mehr erinnern kann, wie seine Frau ohne gro-ßes Schwarzes aussieht. Kleines Schwarzes gibt´s überhaupt nicht und auch nur in besten Zeiten durfte er mal ihr Korsett zuschnüren oder aufschnüren, je nach Tageszeit.
So sieht das aus. Und: wie sähe meine Welt ohne Männer aus?
Keine Kerls für Kinoabende, schwimmen, Lesungen, in-den-Arm-genommen-werden, abtanzen, diskutieren, kochen, walken, Kaffee trinken, Kuchen backen...
Aber das kann man doch auch alles mit Frauen machen, sagt Alice. Wozu denn Männer?
... Liebe Alice, halt den Rand! Oder noch besser: pack das Foto ein, auf dem du mit deiner Mama und deiner Oma abgebildet bist und geh endlich zu deinem feministischen Filigran-Häkelkurs für Frauen!
Im Gegensatz zu Dir werde ich mir ein feines Bad gönnen und anschließend einen schönen Abend im Kreise meiner Freunde verbringen. Zu diesem Kreis gehören auch Männer - und das ist verdammt noch mal gut so!
gruss julius