wurden wir konsultiert und haben die Arbeit gestützt auf die Emotionstheorie von Schachtner.
- Emotionen sind eine Funktion sowohl kognitiver oder situativer Faktoren und physiologischer Erregung
- Schachter bezieht sich darauf auch auf die Theorie sozialer Vergleichsprozesse Festingers, daß Personen ein Bedürfnis nach Bewertung haben
Daraus werden folgende Annahmen hergeleitet:
1. Im Zustand unerklärter physiologischer Erklärung wird in Individuum diesen Zustand entsprechend der ihm zur
Verfügung stehenden Kognitionen etikettieren (bewerten). Somit kann derselbe Erregungszustand - je nach den
kognitiven Aspekten der Situation - ganz unterschiedlich gekennzeichnet sein
2. Im Zustand physiologischer Erregung MIT plausibler Erklärung, entsteht kein Bewertungsbedürfnis.
Es muß also nicht mittels anderer Kognitionen erklärt werden.
3. Im Falle des Vorhandenseins emotionsträchtiger Emotionen wird nur in dem Maße emotionale Reaktion
auftreten, in dem gleichzeitig ein Zustand physiologischer Erregung vorhanden ist.
2.1. Schachter & Singer´s Untersuchungen
- klassisches Experiment 1962
- Variation von
- Ausmaß physiologischer Erregung
- Umfang der angemessenene Erklärung
- situativen Faktoren
2.1.1. Beschreibung des Designs:
- Vpn erhielten Information über Test von SUPROXIN, angebliches Vitaminpräparat und dessen Wirkung auf das
Sehvermögen
- tatsächlich wurde EPINEPHRIN (Adrenalin) injiziert, bzw. ein Placebo-Präparat.
. dies führte zu einer für die Vpn nicht erklärbaren Aktivierung des symphatischen Nervensystemes mit Herzklopfen, Zittern,
zeitweiliges Erröten, beschleunigter Atem.
- es erfolgte eine Variation der Angemessenheit der Erklärun für die körperliche Erregung in drei Stufen:
1.Gruppe: wurde über tatsächliche Nebenwirkungen informiert (Epi-Inf)
2.Gruppe: Mittelung, das Präparat sei harmlos ohne Nebeneffekte (Epi-Ign)
3.Gruppe: Beschreibung falscher Effekte wie taube Füße, Jucken, Kopfschmerz (Epi-Mis)
Die Vpn der Placebo-Injektionen erhielten die gleichen Informationen wie beschrieben.
- Schachter ging davon aus, daß P. ihre Gefühle durch Vergleich mit anderen Personen bewerten
Daraufhin wurden die Vpn unter dem Vorwand, die Wirkung des Präparates abwarten zu müssen, mit anderen angeblichen Vpn zusammengebracht (tatsächlich waren diese Strohleute).
Diese verhielten sich einmal euphorisch, andere wieder zunehmend verärgert
Die Epi-Mis-Vpn wurden nur in der euphorischen Situation getestet, was insgesamt sieben unterschiedliche Bedingungen ergab.
Ergebnis:
sowohl unter der Euphorie-, als auch unter der Ärger-Bedingung zeigten die Epi-Ign und die Epi-Mis-Vpn stärkere Emotionen, als die Epi-Inf-Gruppe.
Irritierend (und demnach nicht hypothesenkonform) waren die Ergebnisse der Placebo-Bedingung, da sich deren Meßergebnisse nicht signfikant von den Vergleichsbedingungen unterschieden.
Schachter und Singer erklärten dies damit, daß die autonom erregten, aber uninformiert gelassenen Personen ihre Erregung auf die Injektion selbst zurückgeführt hatten, sich selbst informiert hatten, und deswegen weniger Erregung zeigten (dies bestätigte sich in Nachbefragungen)
Weiterhin zeigt sich, daß bei Heranziehung der Pulsfrequenz als Indikator für die Erregung diejenigen Personen mit höherem Puls (=höherer Erregung) mehr Emotionen berichteten.(demzufolge offensichtlich aus Eigenerregung heraus sich dem physiologischen Erregungszustand der Injektions-Vpn näherten - Anmerkung des Verf.)
Weitere Experimente:
Die Möglichkeit , physiologische Erregung auf eine Injektion zurückzuführen, schloß Singer aus, indem er Ratten Epinephrin injizierte, und dann feststellte, daß unter furchterzeugenden Bedingungen stärkere Anzeichen von Furcht gezeigt wurden.
Unter nicht furchterzeugenden Bedingungen unterschieden sich die Gruppen nicht
Ratten, denen Epinephrin injiziert wurde, lernten Vermeidungsreaktionen besser (Latane & Schachter 1962)
2.2. Kritik
- methodisch (Plutchik & Ax 1967):
unterschiedliches Erregungsniveau
Selbstbeurteilung nicht eindeutig interpretierbar
Ergebnisse übergeneralisiert
- inhaltlich: Irle (1975): nicht alle Variationsmöglichkeiten wurden durchexperimentiert
von 12 möglichen Versuchsbedingungen wurden nur 7 realisiert
- Strickler (1967) meint, daß physiologisch erregte Personen dazu neigen, das Verhalten anderer Personen zu imitieren.
Verhaltensänderungen der Vpn in Richtung auf das Verhalten der Mitwisser müssen daher nicht unbedingt Veränderungen im emotionalen Erleben anzeigen
- fehlgeschlagene Replikationsversuche
- Einstellungsänderung von Rauchern
nach Epinephrin-Injektion wurde abschreckender Raucherfolgenfilm gezeigt
nach Schachter müssten Epi+Film-Vpn am ehesten gewillt sein, mit dem Rauchen aufzuhören
Tatsächlich zeigte sich aber kein Einfluß physiologischer Erregung, sondern nur ein Haupteffekt des Films...
(es muß gefragt werden, ob eine langzeitlich angelegte Verhaltensdisposition wie (süchtiges) Rauchen alleine durch kurzzeitige Emotionsaktivierung tatsächlich und nachhaltig geändert werden kann - der Verf.)
- weitere Experimente brachten unterschiedliche Ergebnisse und nur eine geringe empirische Evidenz für die Thesen Schachters
2.3. Schachters Theorie im Lichte der Kritikpunkte Cannons
- Anwendung der Kritik Cannons an James-Lange auf die Theorie Schachters
- Cannons Einwand, künstliche Erzeugung viszeraler Veränderungen ziehe keine Emotion nach sich, ist auf Schachters Theorie niht anwendbar, da hier die kognitiv-physiologische Formulierung ja gerade viszerale Erregung als Komponente emotionaler Erregung beinhaltet.
- Unterschiedliches emotionales Erleben wird hinfällig, da in Schachters These kognitive Interpretation angenommen wird
- in neueren Untersuchungen konnten differenziert viszerale Reaktionen (Magenaktivität) festgestellt werden, je nachdem, ob der Patient zornig oder ängstlich war.
- Ax (1953) und Schachter (1957) stellten fest, daß Ärger mit einem Anstieg des disatolischen Blutdrucks korreliert, während die Herzrate und der systolische Blutdruck bei Ärger und Furcht gleichermaßen ansteigen.
Auch kardiovaskuläre Maße konnten auf die Unterscheidung von Ärger, Furcht, Trauer und Glücksgefühl angewendet werden
Während Cannon für die Viszera wenig sensitive Strukturen feststellt, sieht Schachter den Zusammenhang von viszeraler und kardiovaskulärer Erregung als relevant an.
- emotionale Erregung ohne physiologische Erregung tritt lt. Cannon auf.
Nach Schachter kann aber nicht ausgeschlossen werden, daß emotionales Verhalten VOR dem Funktionsausfall gelernt wird, und deshalb auch später ohne Wahrnehmung viszeraler Veränderungen gezeigt wird.
Dies wird gestützt durch Experimente mit Hunden, die bei operativ erzeugter Funktionsunfähigket verlangsamt lernten.
Wird die Operation (Sympathektomie) nach Erlernen der Vermeidungsreaktion ausgeführt, unterscheidet sich das Verhalten nicht von dem Verhalten sonstiger Tiere.
Angenommen wird auch, daß nach eine Sympathektomie zwar Emotion gezeigt, aber nicht vorhanden ist, wofür Hohmann (1966) bei Quadriplegikeren (Lähmung aller vier Extremitäten) Hinweise fand: je geringer die verbliebenen viszeralen Empfindungen, umso größer der nach der Verletzung eingetretene Abfall im emotionalen Erleben.
2.4. Kognitiv-physiologischer Ansatz vs. Identitäts-Annahme
- Schachters Konzeption von gemeinsamer Funktion kognitiver mit physiologischen Faktoren
- Schachter nimmt keine direkte Beziehung zwischen Mustern physiologischer Prozesse oder biologischer Vorgänge und psychischen Zuständen.("Identität" )
- keine rein periphere oder rein zentralistische Sichtweise
2.5. Der Valins-Effekt
- für Valins (1966) sind Kognitionen für das Entstehen von Emotionen völlig ausreichend (für mich auch - d.Verf)
- autonome Erregung ist lediglich durch Ihre Funktion als Stimulus für kognitive Information an der Emotion beteiligt
- nicht-veridikale (nur aufgrund von Kognitionen hervorgerufene) Zustände haben denselben Effekt wie die Registrierung einer tatsächlichen Erregung
Experiment:
- (männlichen) Vpn wurden Dias von attraktiven halbnackten Frauen gezeigt
- gleichzeitig hörten sie über Kopfhörer ihren eigenen Herzschlag
- Kontrolgruppe hatte keine Zuschreibung der Geräusche (bedeutungslos definiert)
- in Wirklichkeit waren die Herztöne mit den Bildern abgestimmt
- bei der Hälfte der Dias wurde eine Veränderung der Herzfrequenz (+/-) vorgegeben, d.h. der Zustand physiologischer Erregung vorgetäuscht
eine Beurteilung der Attraktivität der abgebildeten Frauen ergab, daß Bilder, die mit einer Veränderung der Herzfrequenz gekoppelt waren, von den Vpn attraktiver eingestuft wurden und häufiger als Geschenk ausgewählt wurden, als von den Vpn in der Kontrollbedingung!
Valins behauptet nun, da dieselben Ergebnisse erwartet werden könne, wenn man die Herzfrequenzänderung pharmakologisch induziert.Er bestreitet also die Notwendigkeit peripherer Prozesse für das Zustandekommen von Emotionen
(--> ein solches Experiment wird allerdings nicht beschrieben / d.Verf.)
Die Kritik, daß eine Reihe der Vpn sich bei Veränderung der Herzfrequenz eingehender der Betrachtung des Bildes widmete,offensichtlich um sich zu überzeugen, daß die Darstellung besonders attraktiv war, bezeichnet Valins als Prozess der "Selbst-Überredung" (self persuasion), und beruft sich dabei auf das durch Schachter postulierte Bedürfnis nach Bewertung eines physiologischen Erregungszustandes.
Weitere Kritik: die Ergebnisse sind möglicherweise nicht auf einem emotionalen Prozess basierend, sondern es handelt sich um Attitüdenänderungen bezgl. der Bilder als Folge von Inkonsistenzreduktionen (bei zwei nicht passenden Kognitionen)
Zwar ist der Valins-Effekt ein robustes Phänomen, das allerdings auch unter anderen Bedingungen auftrtt, als den von Valins vorausgesetzten.
2.6. Fehl-Attributionen
- ein Individuum im unklaren Zustand physiologischer Erklärung wird diesen Zustand entsprechend der ihm zur Verfügung stehenden Kognitionen etikettieren.
- damit ist eine Ursachenzuschreibung verbunden
- wird ein Teil der in einem Experiment verabreichten Erregung durch Elektroschocks den Nebenwirkungen einer vorher verabreichten Droge zugeschrieben, empfinden Vpn die E-Schocks als weniger schmerzhaft und sind bereit, mehr davon zu erdulden.
- in einem anderen Experiment wurden Vpn dazu gebracht, die mit der Furcht vor einem Elektroschock verbundene Erregung einem lauten Gespräch zuzuschreiben. Dann sollten die Vpn 2 (unlösbare) Denkaufgaben bearbeiten, wobei bei Lösung der einen Aufgabe dieVermeidung des Schocks, beim Lösen der anderen Aufgabe Belohnung durch Geld angeboten wurde.
- Vpn, die die Erregung dem Gespräch zugeschrieben hatten, arbeiteten weniger lange an der Aufgabe, mit deren Lösung sich der Schock vermeiden ließe, als Vpn, die ihre Erregung alleine dem E-Schock zuschrieben.
- Dienstbier & Munter (1971) fanden, daß Vpn, die ihre beim Mogeln entstandene Erregung als Nebenwirkung eines Präparats interpretieren konnten, in größerem Umfang mogelten.
- Frey & Frey (1980) fanden bei Vpn, die eine negative Leistungsrückmeldung erhielten, Herunterspielen des Testes und eine Attribution der schlechten Leistungen auf einen Mangel an Anstrengung.
Bezogen die Vpn die Erregung auf Tabletten, reduzierte sich dieses Verhalten.