Washington in Angst

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Zick-Zock:

Washington in Angst

 
09.10.02 17:04
((bekommt jemand von euch noch mit, was in der welt passiert? oder fehlt hier einfach die dramatik...?))

Washington in Angst 810754

Er trifft teuflisch gut: Acht Menschen hat er bisher niedergeschossen, sechs davon sind tot. Reportage über eine Stadt unter dem Terror eines völlig unbekannten, völlig unberechenbaren Scharfschützen

Es ist kein Trost, dass der Killer nicht aus Rassenhass tötet, aus mordlüsterner Misogynie oder aus Verachtung für Immigranten. Sondern wahllos - aus Sport und Lust am präzisen Kunstschuss. Ein Menschenjäger spielt Gott, gibt Gnade oder Tod. Man wird das Ekel erregende Gefühl nicht los, dass er dabei grinst. Selbstzufrieden mit dem final-eleganten Schuss, leicht kopfschüttelnd, wenn er sein Ziel verfehlt, es also "nur" verwundet.

Aber es macht ihn - eine "sie" kann sich niemand vorstellen - die frivole Wahllosigkeit, mit der er seine Opfer aus 150 Meter Entfernung niederstreckt, nicht nur so widerwärtig. Auch ein Täterprofil ist schwer zu verfertigen, wenn einer zu feige ist, um in irgendeiner Weise aufzufallen. Man erahnt weder das Alltagsgesicht, das ihn tarnt, noch die Fratze des perfektionistischen Psychopathen am Abzug. Man weiß nichts über den Mann, der seit dem vergangenen Mittwochabend 17.20 Uhr Ostküstenzeit sechs Menschen auf offener Straße im Großraum Washington erschossen und zwei Opfer schwer verwundet hat.

Zuletzt traf er einen 13-Jährigen wenige Schritte vor dessen Schule. Zeugen haben niemanden davonlaufen oder per Auto fliehen sehen. Ein Augenzeuge meint, dass der Unbekannte, vielleicht mit einem Komplizen am Steuer, in einem weißen Kleinlastwagen auf die Jagd ging. Doch die meisten Zeugen sahen nicht einmal einen solchen Laster. Sie hörten den peitschenden Knall, als das Hochgeschwindigkeitsgeschoss vom Kaliber 223 abgefeuert wurde. Und den Opfern, getroffen beim Betanken ihres Wagens, beim Rasenmähen, beim Verladen von Einkäufen, auf einer Bank sitzend, ist nur gemeinsam, dass sie lange genug still hielten, um ein Ziel abzugeben.

In Montgomery County, einem wohlhabenden Landkreis nordwestlich der Hauptstadt, begann die Mordserie, und sie verdichtete sich hinreichend, um auf ein "geographisches Profil" zu hoffen, das mit Computermodellen den möglichen Wohnort und neue Tatorte ermittelt. Allein, es brachte nichts. Waffenbesitz und die Kunstfertigkeit, mit einem Hochleistungsgewehr auf 100 bis 200 Meter einen Menschen zu treffen, sind kaum ergiebige Anhaltspunkte im waffennärrischen Amerika. Feuerwaffen aller Art sind für Erwachsene im Staat Maryland ohne Lizenz und ohne jede Registrierung (sowohl der Waffe wie des Käufers) zu beschaffen. Und Scharfschützen im US-Militär? Auch Fehlanzeige. Sie entwickeln nennenswerten Handwerksstolz erst bei Entfernungen von 400 bis 450 Metern.

Die Chancen, den Mörder auf frischer Tat zu stellen, mögen mit der Zahl seiner Opfer steigen. Es war ein Strafzettel, der einst dem New Yorker Serienmörder David Berkowitz, berüchtigt von Juli 1976 bis August 1977 als "Son of Sam", zum Verhängnis wurde. Er hatte fünf junge Frauen und einen Mann erschossen - und hätte weiter gemordet, wäre er nur inkognito U-Bahn gefahren.

Schon ist die öffentlich zermarterte Miene des schwarzen Polizeichefs von Montgomery County, Charles A. Moose, vertraut wie das Antlitz eines schwer kranken Freundes. Moose hat nur schlechte Nachrichten, immer. Es soll 800 "glaubwürdige Spuren" geben, aber er meint, dass seine Detektive noch nicht mit den richtigen Leuten reden, die etwas wissen könnten. Charles Moose ist kein Mann großer Worte, er quält sich mit der Hochsprache und verbindlichen Leerformeln. Es ehrt ihn, dass er darunter leidet, nichts zu berichten zu haben.

Würde hat Moose. Und ein großes Herz, das ihm übergeht und Tränen über die Wangen rinnen lässt, als er stockend vor ohnmächtiger Wut von dem niedergeschossenen Jungen spricht: "Irgendjemand ist so gemein. Alle Opfer waren unschuldig und wehrlos. Aber heute haben wir die Linie überschritten. Das haben unsere Kinder nicht verdient." Natürlich nicht, niemand hat das verdient, es klingt furchtbar banal. Die Eltern fleht Moose an, "heute Abend ihren Job zu machen". Nämlich für ihre Kinder da zu sein, sie in den Arm zu nehmen und ehrlich über "bad guys", böse Menschen da draußen, zu reden. Mit den eigenen Kindern zu reden, weiß der Polizeichef, ist zu friedlichen Zeiten durchaus nicht für jeden selbstverständlich im reichen, sicheren Montgomery County.

Bereits letzten Donnerstag hatten die Behörden die Schulen -darunter auch die Deutsche Schule in Potomac (Maryland) - unter Polizeischutz und gestellt und "Code Blue" verhängt. Der Alarmcode bezeichnet nichts Geringeres als den inneren Belagerungszustand. Alle Tore und Türen werden nach Unterrichtsbeginn verschlossen, niemand darf sich auch während der Pausen außerhalb der Gebäude aufhalten, der Unterricht findet bei elektrischem Licht hinter herabgelassenen Jalousien oder geschlossenen Vorhängen statt. Alle Nachmittagsaktivitäten fallen aus. Eltern, die ihre Kinder abholen wollen, müssen sich ausweisen. Sie sind gehalten, keine Hysterie zu verbreiten und mit den Kindern am Abendbrottisch das Problem des Serienmörders zu besprechen, und zwar "offen und aufrichtig".

Mit den fragilen Sicherheiten der Vorstädte, den noblen wie den schäbigen, spielt der Killer. Man stellt sich vor, wie er sein Schussfeld wählt und wartet, bis jemand ihm gerade recht kommt. Gewiss, er ließ sich gehen und wurde nachlässig neulich, als er innerhalb von zwei Stunden und acht Quadratkilometern vier Menschen mit je einem einzigen Schuss ermordete. Er hat sich gehen lassen wie jeder Angeber mit dem Luftgewehr am Kirmesschießstand - das hat vielleicht jenem unglücklichen Jungen das Leben gerettet.

Der Lohn des Mörders ist der Machtrausch beim Anblick der Todgeweihten, seine Trophäen sind die atemlosen Medienberichte, die bebenden Zeugen, die Angst von Bürgern, die plötzlich ungern an roten Fußgängerampeln warten und das Bedürfnis unterdrücken müssen, im Zickzack über die Straße zu laufen und bei jeder Fehlzündung in Deckung zu springen.

Wie muss der Killer seinen Terror genießen und die Furcht, die er stiftet, während er unerkannt unter seinen Opfern lebt. Wie lange beobachtet er sie durch sein Zielfernrohr, bevor er abdrückt? Der ehemalige FBI-Beamte Clint van Zant glaubt, dass es ihm ein Vergnügen und ein Verlangen ist und dass er viel davon braucht: "Er tötet gern, es gibt ihm einen Kick wie Heroin, es ist ein enormer Hass in ihm." Kein Teenager mehr, ein junger Kerl, der seine Männlichkeit im perversen Kunstschuss genießt. Ihr aller guter Nachbar, der brav grillt am Unabhängigkeitstag, die Flasche Corona in der Hand, wie alle eben.

Scharfschützen - das waren bisher Bilder vermummter Helden auf Dächern von Ministerien oder Banken bei Geiselnahmen, das waren Bewacher von Regierungschefs, gelegentlich Attentäter von Präsidenten, das waren Feinmechaniker des Tötens in Stalingrad oder Indochina. Nun werden auf den Straßen um die amerikanische Hauptstadt Attentate auf Namenlose verübt. Passanten und Schulkinder dienen einem Killer, von dem niemand auch nur die leiseste Vorstellung hat, als Schießbudenfiguren. Wie soll man das den Schülern erklären?



ob der gute einfach nur durchknallt?
kein vertrauen mehr ins system?
oder sind das terrorakte?
lutzhutzlefutz:

Ist bestimmt Sieger

 
09.10.02 17:12
Hat das genaueste G3 der BW mitgehen lassen, und ballert da jetzt rum. Kein Wunder, wer so lange bei ariva rumhängt!
Happy End:

zick-zock, dieses hier ist ein Börsenboard ;-))

 
09.10.02 17:15
Washington in Angst 810768

..und Terrorakte sind das bestimmt nicht...
rübezahl:

wenn das den Markt belasten sollte

 
09.10.02 17:20
gehts doch , wenn der Typ geschnappt wird, hoch!!
Zick-Zock:

ok, für so ein posting ist es noch zu früh.... cya

 
09.10.02 17:21
BRAD PIT:

Bush gilt als Haupt-tatverdächtiger.

 
09.10.02 17:22
1. Er wohnt auch in Washington
2. Er ist für die Todesstrafe
3. Er ist schon ganz fickerig, dass endlich der Krieg losgeht, vielleicht hat er
einfach die Nerven verloren
4. Angst ist ein gutes Klima für Kriegtreiber
5. Seit er nicht mehr trinkt zielt er auch besser
6. Es gibt ein Bekennerschreiben. Inhalt "Ich bin Gott"

Auf wen trifft das wohl zu?
Steffi aus G.:

boese, Ihr seid einfach nur boese.

 
09.10.02 17:30
Warum lasst Ihr diesen Mann nicht einfach seinen Sport ausueben? Wer weiss, wieviel Menschen er umbringen wuerde, wenn er sich in die Ecke gedraengt fuehlt?
mod:

Washington DC.

 
09.10.02 17:33
Washington DC. hat circa 630.000 Einwohner.
Fast 75 % der Einwohner sind nicht Weiße.
Meine Mutter schrieb mir, dass sie in einer Zeitschrift
gelesen hatte, dass in einer bestimmten Strasse täglich
ein Mord passsierte. Diese sehr lange Strasse kannte ich
sehr gut, vom Auto aus, einst schönste Gegend, tolle
riesige Villen, überall lungerten die Bewohner vor der
Tür rum, von früh morgens bis spät abends.
Die Morde passierten nur unter den Bewohnern.
Wenn man befreundete Schwarze nach diesen Einwohnern
fragte, warum, erhielt man nur die Antwort
"Ihre Mentalität".
Sie, die Arrivierten, wollten mit denen nichts zu tun
haben. Täglich konnte man in der Stadt den anderen
Rassismus spüren. Man wurde als Weisser einfach anders behandelt.
Aber eine Wahnsinnsstadt,
eine mehrtägige Reise wert, neben NY, LA usw.
Wenn man in die Puppenstube "Deutschland" zurückkommt,
weiss man, warum der DAX immer dem DOW folgt. *g*
TD714788:

mod

 
09.10.02 17:39
Was ist denn mit Dir los ?

Selten so ein nichtssagendes Posting von Dir gelesen. Wo ist die Agitationswut hin ? Resignation wegen rot-grün, oder späte Selbsteinsicht ?

Grüsse,
Tyler Durdan

Zick-Zock:

schon jemand von der nachschicht da ?

 
09.10.02 20:12
Happy End:

zick-zock, dieses hier ist ein Börsenboard ;-))

 
09.10.02 20:15
mod:

TD: alea iacta est o.T.

 
09.10.02 20:16
Zick-Zock:

happy, hat ja auch was mit börse/politik/welt

 
09.10.02 20:17
zu tun. und hat "mindestens" den selben informationswert, wie htb.com ;)
Happy End:

Du weißt doch, wie ich´s gemeint habe (oder???)

 
09.10.02 20:19
Zick-Zock:

logo, aber die unterlassene hilfeleistung

 
09.10.02 20:23
als ich in lu´hafen ein internetcafé gesucht hab, vergess ich dir nicht!

:-)
Happy End:

Wie was wann wo????

 
09.10.02 20:26
TD714788:

alea iacta est ?

 
09.10.02 20:27
Ich dachte Deine Einstellung wäre:

ceterum censeo spdnigem esse delendam

Und die Grünen erst Recht !

Grüsse,
Tyler Durdan

mod:

Als Demokrat, TD,

 
09.10.02 20:39
zerstört man nichts.
Ich bin als sehr junger Mensch lange
genug bei den Jusos gewesen, um
Dich einschätzen zu können.
Was sagte Bohlen gestern so treffend (sinngemäss):
"Sie reden sich nächtelang die Köpfe heiss,
wie sie die Welt verändern können.
Am nächsten Tag benehmen sie sich
im Alltag wie normale menschliche Egoisten."
Die einstigen akademischen Weltverbesserer
sind heute dickleibige, träge Spiessbürger,
die ihr Parteibuch noch als Alibi für ihre Träume
verwahren, allerdings dabei die Flasche Rotwein
für 200 € am Kamin ihrer Villa süffeln.
Kaum jemand allerdings hat sein Privatleben in den Griff
bekommen,
... aber die Welt verändern ...
TD714788:

mod

 
10.10.02 00:34
Wenn Du schon Bohlen als Vordenker der Nation zitierst, solltest Du es auch sinngemäß richtig machen.

Es ging um seine Mitgliedschaft bei der DKP. Er war enttäuscht, dass die Leute, die sich gerade noch hochtrabend über Marx und Engels unterhalten haben kurze Zeit doch einfach nur noch sturzbessofen waren und nichts mehr vom intellektuellen Glanz blieb.

Wie auch immer: Demokrat bin ich auch, sogar Verfassungsdemokrat. Ein Parteibuch habe ich nicht. Mit Akademikern verbindet mich nichts, außer das ich studiere. Ich habe eigentlich keinen Akademiker zum Freund.

Mit den Jusos habe ich genauso wenig am Hut, wie Du mich einschätzen kannst, aber ich lasse Dir den glauben und die Freude daran, irgendetwas einschätzen zu können.

Du bist sicher ein Guter.

Grüsse,
Tyler Durdan

BRAD PIT:

Oh, super

 
10.10.02 10:18
Ich sehe gerade, dass wieder einer meiner Fans zugeschlagen hat und meine oben (unter 5) gestellte These als beleidigend eingestuft hat. Und ich dachte noch es sei witzig.

Danke und Ciao


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