Aus der FTD vom 8.3.2004 | www.ftd.de/warren-buffet |
Von Heike Buchter, New York In seinem jährlichen Brief an die Aktionäre von Berkshire Hathaway hat Großinvestor Warren Buffett die Steuerpolitik der US-Regierung, zu hohe Managergehälter und die mangelnde Kontrolle bei Investmentfonds kritisiert. Buffetts Äußerungen werden jedes Jahr von Anlegern weltweit mit Spannung erwartet.
Der 73-Jährige - der auch das "Orakel von Omaha" genannt wird - folgt bei seinen Investitionen dem so genannten Value-Ansatz. Er investiert langfristig in werthaltige Aktien. Buffett wetterte gegen die seiner Ansicht nach weiterhin mangelhafte Corporate Governance in den USA. Die Reform der internen Kontrollsysteme der Unternehmen stellt den Großinvestor noch nicht zufrieden. "Der Lackmustest sind die Vorstandsgehälter, und das Ergebnis ist nicht begeisternd", schreibt Buffett. Aufsichtsräte sind Schoßhündchen Er beklagt die "Schoßhündchen-Mentalität" der Aufsichtsräte, die bei Gehaltsverhandlungen selten die Interessen der Aktionäre durchsetzten. Seine spitzesten Bemerkungen widmet Buffett jedoch Investmentfonds und deren Managern. Es fehlten wirklich unabhängig Aufsichtsräte. In der Branche gehe eine "Epidemie der Gier" um. "Um ihren Profit zu erhöhen, trampelten sie auf den Rechten der Anteilseigner herum", schreibt der Anlegerguru über die Fondsmanager. Wenig besser kommt die Wirtschaftspolitik der Bush-Regierung weg. Die Steuersenkungen, mit denen der Präsident die Wirtschaft ankurbeln will, hält Buffett für verfehlt. "Wenn ein Klassenkampf in Amerika stattfindet, dann zählt meine Klasse zu den Gewinnern." Der Milliardär hat wiederholt öffentlich bemerkt, dass Steuergeschenke an Wohlhabende kaum wirtschaftlichen Impulse liefern. Die Abschaffung der Dividendenbesteuerung, die Bush zur Freude der Wall Street im vergangenen Jahr durchsetzte, bezeichnete Buffett als "Dividenden-Vodoo". Größter US-Steuerzahler In seinem Brief wehrt sich Buffett gegen Vorwürfe des Finanzministeriums, er selbst nutze Steuertricks. Berkshire Hathaway gehört seinen Angaben zufolge zu den US-Unternehmen, die am meisten Steuern zahlen. Die Holding entrichtete 2003 rund 3,3 Mrd. $ Steuern gegenüber 1,75 Mrd. $ im Jahr 2002. Sorgen bereitet dem Investor das wachsende US-Handelsdefizit. Dies belaste den Dollar-Kurs. 2002 hatte Buffett erstmals am Devisenmarkt investiert. Ende 2003 hielt Berkshire Hathaway rund 12 Mrd. $ in Devisenpositionen in fünf verschiedenen - von Buffett nicht genannten - Währungen sowie 1 Mrd. $ in Euroanleihen. Buffett lässt allerdings keinen Zweifel daran, dass sein Engagement am Devisenmarkt keine Herzensangelegenheit ist. Stolz berichtet Buffett seinen Aktionären, dass Berkshire Hathaway in den vergangenen 39 Jahren ein jährliches durchschnittliches Wachstum von 22,2 Prozent aufweist. In den Jahren 2000 bis 2003 fuhr Buffett den Aktienanteil in seinem Portfolio auf 50 Prozent zurück. Die Berkshire-Hathaway-Aktien der Klasse A schlossen am Freitag in New York mit 93.000 $. |