Enttäuschende Nachrichten aus führenden Unternehmen haben an der Wall Street wieder Vorsicht einkehren lassen. Diese Woche kommt eine zweite Breitseite. Amazon.com allerdings könnte Geschichte schreiben.
New York - The party is over. Wiedermal. Diesmal hat sie nur drei Monate gedauert. Die Quartalszahlen und mehr noch die Prognosen haben den Anlegern die Laune verdorben. Der Dow verlor vergangene Woche 2,2 Prozent, der Nasdaq 4,6 Prozent. Der "boomende Aufschwung", auf den sie alle spekuliert hatten, kommt nämlich nicht. Sagt der Microsoft-Finanzvorstand. Die Finanzchefs der anderen Technologie-Schwergewichte, allen voran Intel und IBM, machen den Kassandra-Chor komplett.
Die Anleger hatten mehr erhofft, sie wollten ihren Optimismus bestätigt sehen, doch den Unternehmenschefs, insbesondere aus der Tech-Branche, ist noch nicht nach Entspannung zumute. Die Kapazitäten sind weiterhin überdimensioniert, ein Anziehen der Nachfrage noch nicht in Sicht.
Diese Woche geht es in die zweite Runde: 1100 Unternehmen legen ihre Quartalszahlen vor, darunter 30 Prozent des S&P-500-Indexes der größten US-Firmen. Diesmal dürfte das Bild nicht ganz so negativ ausfallen, denn die Zusammensetzung ist ausgewogener. Das zumindest ist die Rationalisierung, die Charles Hill, Forschungsdirektor bei Thomson Financial/First Call, gibt. Letzte Woche dominierten die Tech-Firmen, denen es dreckiger geht als anderen Branchen. Diese Woche werden sich nur vier große Tech-Firmen äußern: Motorola, Qualcomm, EMC und 3M.
Doch die Aufbruchstimmung ist zweifellos dahin. Richard McCabe, Markt-Stratege von Merrill Lynch, erwartet sogar, dass der Markt die Tiefmarke vom 21. September noch einmal testen wird - gegen Ende des Winters. Sein Kollege Richard Bernstein hat die Investment-Empfehlung der Bank vorsichtshalber von 60 Prozent Aktien im Portfolio auf 50 Prozent heruntergeschraubt. Im Kommentar, den "Fortune"-Redakteurin Bethany McLean dazu abgab, klingt fast schon Entrüstung durch: "Merrill Lynch ist pessimistisch über Amerika".
Die Mehrheit der Marktbeobachter weicht noch nicht von der patriotischen Linie ab: Allseits wird bekräftigt, dass es mit der Wirtschaft aufwärts gehe - man wisse nur noch nicht, wie schnell. Aber es klingt nicht mehr ganz so selbstgewiss. Und das böse Wort ist bereits gefallen: Was wäre, wenn es sich hier um eine "Double-Dip Recession" handelte? Statt der V-Bewegung könnte die Erholung nun die W-Form annehmen: Vor dem Aufschwung ginge es in diesem Fall noch einmal abwärts. Das Doppel-Dipp-Szenario beunruhigt inzwischen auch die Anleger - wie sonst ist die plötzliche Vorsicht zu erklären?
Mit großer Spannung wird der Dienstag erwartet. Es ist der Tag, an dem Jeff Bezos spricht. Zwar ist Amazon inzwischen nur noch eine kleine Tech-Firma, aber es ist ein historisches Datum. Der Amazon-Chef wird den ersten Quartalsgewinn für die berühmteste Internetfirma der Welt verkünden. Hoffentlich. Denn nach sechseinhalb Jahren im Geschäft wird es langsam Zeit. Klar ist es nur ein Pro-forma-Gewinn, aber wer will in so einem Augenblick mäkeln?
Alle seine Anstrengungen hat Bezos in den letzten anderthalb Jahren auf dieses Ziel gerichtet. Seine Existenz hat er daran geknüpft. Um die Spannung zu steigern, hat er bisher eisern geschwiegen, keine Andeutung, rein gar nichts. Analysten spekulieren einzig auf der Basis des Delight-o-Meters: Der Zähler auf der Amazon-Website gibt die Zahl der verkauften Produkte an. Kurz vor Weihnachten hatten einige Beobachter noch Zweifel. Doch inzwischen ist man überein gekommen: Bezos wird liefern. Und sei es nur aus dem Grund, dass er muss.
Spannender noch dürfte sein Ausblick in Amazons Zukunft werden. Denn nachdem der erste Pro-Forma-Gewinn eingefahren ist, rückt unweigerlich die nächste Hürde in den Blick: Der erste Nettogewinn. Irgendwie kann Bezos einem schon leid tun.
New York - The party is over. Wiedermal. Diesmal hat sie nur drei Monate gedauert. Die Quartalszahlen und mehr noch die Prognosen haben den Anlegern die Laune verdorben. Der Dow verlor vergangene Woche 2,2 Prozent, der Nasdaq 4,6 Prozent. Der "boomende Aufschwung", auf den sie alle spekuliert hatten, kommt nämlich nicht. Sagt der Microsoft-Finanzvorstand. Die Finanzchefs der anderen Technologie-Schwergewichte, allen voran Intel und IBM, machen den Kassandra-Chor komplett.
Die Anleger hatten mehr erhofft, sie wollten ihren Optimismus bestätigt sehen, doch den Unternehmenschefs, insbesondere aus der Tech-Branche, ist noch nicht nach Entspannung zumute. Die Kapazitäten sind weiterhin überdimensioniert, ein Anziehen der Nachfrage noch nicht in Sicht.
Diese Woche geht es in die zweite Runde: 1100 Unternehmen legen ihre Quartalszahlen vor, darunter 30 Prozent des S&P-500-Indexes der größten US-Firmen. Diesmal dürfte das Bild nicht ganz so negativ ausfallen, denn die Zusammensetzung ist ausgewogener. Das zumindest ist die Rationalisierung, die Charles Hill, Forschungsdirektor bei Thomson Financial/First Call, gibt. Letzte Woche dominierten die Tech-Firmen, denen es dreckiger geht als anderen Branchen. Diese Woche werden sich nur vier große Tech-Firmen äußern: Motorola, Qualcomm, EMC und 3M.
Doch die Aufbruchstimmung ist zweifellos dahin. Richard McCabe, Markt-Stratege von Merrill Lynch, erwartet sogar, dass der Markt die Tiefmarke vom 21. September noch einmal testen wird - gegen Ende des Winters. Sein Kollege Richard Bernstein hat die Investment-Empfehlung der Bank vorsichtshalber von 60 Prozent Aktien im Portfolio auf 50 Prozent heruntergeschraubt. Im Kommentar, den "Fortune"-Redakteurin Bethany McLean dazu abgab, klingt fast schon Entrüstung durch: "Merrill Lynch ist pessimistisch über Amerika".
Die Mehrheit der Marktbeobachter weicht noch nicht von der patriotischen Linie ab: Allseits wird bekräftigt, dass es mit der Wirtschaft aufwärts gehe - man wisse nur noch nicht, wie schnell. Aber es klingt nicht mehr ganz so selbstgewiss. Und das böse Wort ist bereits gefallen: Was wäre, wenn es sich hier um eine "Double-Dip Recession" handelte? Statt der V-Bewegung könnte die Erholung nun die W-Form annehmen: Vor dem Aufschwung ginge es in diesem Fall noch einmal abwärts. Das Doppel-Dipp-Szenario beunruhigt inzwischen auch die Anleger - wie sonst ist die plötzliche Vorsicht zu erklären?
Mit großer Spannung wird der Dienstag erwartet. Es ist der Tag, an dem Jeff Bezos spricht. Zwar ist Amazon inzwischen nur noch eine kleine Tech-Firma, aber es ist ein historisches Datum. Der Amazon-Chef wird den ersten Quartalsgewinn für die berühmteste Internetfirma der Welt verkünden. Hoffentlich. Denn nach sechseinhalb Jahren im Geschäft wird es langsam Zeit. Klar ist es nur ein Pro-forma-Gewinn, aber wer will in so einem Augenblick mäkeln?
Alle seine Anstrengungen hat Bezos in den letzten anderthalb Jahren auf dieses Ziel gerichtet. Seine Existenz hat er daran geknüpft. Um die Spannung zu steigern, hat er bisher eisern geschwiegen, keine Andeutung, rein gar nichts. Analysten spekulieren einzig auf der Basis des Delight-o-Meters: Der Zähler auf der Amazon-Website gibt die Zahl der verkauften Produkte an. Kurz vor Weihnachten hatten einige Beobachter noch Zweifel. Doch inzwischen ist man überein gekommen: Bezos wird liefern. Und sei es nur aus dem Grund, dass er muss.
Spannender noch dürfte sein Ausblick in Amazons Zukunft werden. Denn nachdem der erste Pro-Forma-Gewinn eingefahren ist, rückt unweigerlich die nächste Hürde in den Blick: Der erste Nettogewinn. Irgendwie kann Bezos einem schon leid tun.