Die Markttechnik lässt für das Jahr 2003 gute Ergebnisse in den USA erwarten. Das ergibt nach Ansicht von Georg Thilenius eine Auswertung des so genannten Präsidenten-Zyklus.
Der Zyklus umfasst die vier Jahre einer Amtsperiode. Eine große Menge historischer Daten lassen annehmen, dass das Vor-Wahl-Jahr 2003 nicht nur ein positives Ergebnis bringen wird, sondern auch, dass der Kursgewinn zweistellig ausfallen kann.
Diese Daten sind bemerkenswert konsistent. In der Nachkriegszeit seit 1950, als die USA die Kriegswirtschaft hinter sich gelassen hatten und sich die Aktienmärkte frei entfalten konnten, hat der Dow Jones im Jahr vor einer Präsidentenwahl im Durchschnitt 18 Prozent zugelegt. Dieses Phänomen ist seit dem Ende des 19. Jahrhunderts zu beobachten, die Ergebnisse werden jedoch erst seit dem Zweiten Weltkrieg deutlich sichtbar.
Noch bemerkenswerter ist der durchschnittliche Zuwachs von 50,2 Prozent seit 1914 im Dow Jones vom Tiefpunkt des Jahres der Zwischenwahlen bis zum Höchststand des Vorwahl-Jahres. Sogar nach dem großen Crash von 1929 hat sich diese Erfahrung bestätigt. Damals betrug der Anstieg vom Tiefpunkt im zweiten Jahr der Präsidentschaft 1930 im Vergleich zu 1931 dem Vor-Wahl-Jahr 23,4 Prozent. Das einzige Jahr, in dem sich das Phänomen nicht wiederholte, war 1939, nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges.
Die Zahlen für die drei jüngsten Wahlperioden sind in der folgenden Tabelle zusammengefasst.
Tief | S&P Index / Tief | Hoch | S&P Index / Hoch | Gewinn |
---|---|---|---|---|
11.10.1990 | 295 | 31.12.91 | 417 | 41% |
4.4.1994 | 439 | 13.12.95 | 622 | 42% |
9.1.1998 | 928 | 31.12.99 | 1.469 | 58% |
Bemerkenswert ist das Erreichen der Höchstkurse jeweils im Dezember, ohne dass man daraus eine Gesetzmäßigkeit herleiten könnte.
Der Vergleich der durchschnittlichen Kursgewinne in den vier Jahren eines Präsidentschafts-Zyklus vom jeweils 1.1. bis 31.12. ist ebenfalls aufschlussreich:
1. Jahr | 2. Jahr | 3. Jahr | 4. Jahr | |
---|---|---|---|---|
1929-2001 | 4,2 | 5,2 | 12,9 | 5,5 |
1929-1952 | 6,8 | 2,6 | 2,2 | 1,2 |
1953-2001 | 3,0 | 6,5 | 18,3 | 7,6 |
1973-2001 | 5,1 | 3,6 | 20,6 | 9,3 |
Angaben in Prozent |
Die Kursgewinne konzentrieren sich auf das dritte Amtsjahr und sind seit der Nachkriegszeit zweistellig ausgefallen. Die Kriegsgefahr im Irak und andere geopolitische Unsicherheiten könnten dazu führen, daß der im Jahr 2003 zu erwartende Gewinn nicht so hoch ausfällt. Nicht zuletzt besteht zudem die weltweite Investitionsschwäche weiter.
Aber auch falls die Gewinne niedriger als der historische Durchschnitt ausfallen, dürften sie die Ergebnisse der letzten zwei Jahre erheblich übertreffen. Der Grund, warum das dritte Jahr im Wahlzyklus typischerweise das beste ist, lässt sich einfach bestimmen: Die Logik besteht darin, dass die Regierung ihre Sache so gut wie möglich machen will, um wiedergewählt zu werden.
Im Jahr 2003 ist die Konstellation wieder genau so wie in früheren Wahlperioden. Dieses Jahr ist das dritte Amtsjahr von Präsident Bush. Diesmal sind Steuersenkungen für Investoren das große Thema.
Sobald es vor diesem Hintergrund und nach Ende der Irak-Krise zu einem kräftigen Aufschwung kommt, werden die großen und bekannten Aktien erfahrungsgemäß die ersten Gewinner sein. Der sicherheitsbewusste Anleger sollte mit ertrags- und finanzstarken Werten, die derzeit auch noch günstig bewertet sind, wie Pfizer, Procter & Gamble und Microsoft richtig liegen.
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