Das Börsenjahr 2002 könnte die Parallele zum Ende der Großen Depression 1939 bis 1941 perfekt machen. Neben dem Irak sorgt ein weiterer Ölproduzent für Unruhe an der Wall Street. Zum Jahresende rechnen Beobachter mit positiven Konjunkturdaten.
New York - Es sieht schlecht aus für das Finale 2002. Zwar stieg der Dow Jones vergangene Woche nach einer längeren Pause mal wieder, aber nur um ein mageres Prozent. Der Nasdaq Composite machte überhaupt keinen Fortschritt. Damit ist das dritte Bärenjahr in Folge so gut wie sicher. Es wäre der erste Hattrick seit 1939-1941, dem Ende der Großen Depression.
Nach drei Wochen Pessimismus will kein Börsianer an der Wall Street mehr die traditionelle "Santa-Claus-Rallye" herbeibeschwören. Überall fehlt der Wille, große Aktienpakete zu kaufen. Im Zweifelsfall ist nicht einmal jemand da, der das veranlassen könnte. Da Weihnachten in die Mitte der Woche fällt, wird der Finanzdistrikt einer Geisterstadt gleichen. Die meisten Börsianer nehmen entweder die erste oder die zweite Wochenhälfte frei. Die Entscheidungsträger bleiben gleich bis Neujahr weg.
Kleine Überraschungen mit großer Wirkung
Statt eines Kaufrausches passiert diese Woche wahrscheinlich gar nichts. Die New York Stock Exchange schließt am Dienstag um eins und öffnet erst am Donnerstag wieder. Dementsprechend nüchtern fallen die Prognosen aus. "Es wird einige Konjunkturdaten geben, nur ist niemand da, um sie zu beobachten", so Art Hogan, Marktstratege von Jefferies and Co. gegenüber "CBS Marketwatch".
Dabei werden die Daten voraussichtlich gar nicht mal so schlecht ausfallen. Die Verbraucherausgaben, die am Montag bekannt gegeben werden, sollen im November um 0,4 Prozent gestiegen sein. Die Aufträge für langlebige Güter (Dienstag) haben Schätzungen zufolge um 0,9 Prozent zugelegt. Auf Grund der Abwesenheit der meisten Marktteilnehmer können schon kleine Überraschungen große Wirkung zeigen.
Auch Venezuela treibt den Ölpreis
Doch die geopolitische Lage belastet weiterhin die Stimmung. Die Irak-Depression an der Börse werde erst vergehen, wenn ein schneller US-Sieg absehbar sei, sagen Beobachter. Der Krieg kann theoretisch jeden Moment beginnen, seit US-Außenminister Colin Powell vergangene Woche erklärt hat, dass Irak die Uno-Auflagen verletzt habe.
Neben Irak sorgt noch ein weiterer Ölproduzent für Unruhe an der Wall Street: Die politischen Proteste gegen Venezuelas Präsident Hugo Chavez haben die Ölförderung des Landes zum Stillstand gebracht - und eine Lösung ist nicht in Sicht. Die Doppelkrise hat den Ölpreis bereits auf über 30 Dollar getrieben.
2003 - Ende des Bärenmarktes?
Die Auguren haben dieses Börsenjahr daher bereits abgeschrieben. Doch 2003, versprechen sie, werde der Bärenmarkt endlich enden. Das klingt vertraut: Vor einem Jahr hieß es, 2002 komme die Wende - ganz bestimmt. Stattdessen wurde es noch schlimmer als 2001. Die Bilanzskandale, von Enron bis Worldcom, erschütterten die Märkte. Die Wall Street erlebte die schlimmste Vertrauenskrise seit Jahrzehnten.
Diese Woche wurde 2002 auch offiziell zum Skandaljahr gestempelt: Das Magazin "Time" ernannte die "Whistleblower" Sherron Watkins (Enron) und Cynthia Cooper (Worldcom), die wesentlich zur Aufdeckung der Betrügereien beigetragen haben, zu den "Personen des Jahres". Die Wahl spiegelt traditionell das wichtigste Ereignis des Jahres wider. 2001 wurde die Ehre dem damaligen New Yorker Bürgermeister Rudolph Giuliani zuteil.
Einigung mit SEC
Inzwischen sind die Skandale jedoch wieder in den Hintergrund gerückt. Und vergangenen Freitag unterzeichneten die großen Investmentbanken eine Einigung, die viele als einen Schlussstrich unter die unrühmliche Ära sehen. Die Banken stimmten einer Zahlung von 1,4 Milliarden Dollar und einigen Reformen zu. Dafür gibt Generalstaatsanwalt Eliot Spitzer seine Untersuchung fragwürdiger Analystenpraktiken auf.
Der Dow Jones legte am Tag der Einigung um über hundert Punkte zu. Doch die Erleichterung dürfte nur von kurzer Dauer sein - das Ende der Skandale bedeutet noch lange nicht das Ende der Wirtschaftskrise.
www.manager-magazin.de/geld/artikel/0,2828,228380,00.html
New York - Es sieht schlecht aus für das Finale 2002. Zwar stieg der Dow Jones vergangene Woche nach einer längeren Pause mal wieder, aber nur um ein mageres Prozent. Der Nasdaq Composite machte überhaupt keinen Fortschritt. Damit ist das dritte Bärenjahr in Folge so gut wie sicher. Es wäre der erste Hattrick seit 1939-1941, dem Ende der Großen Depression.
Nach drei Wochen Pessimismus will kein Börsianer an der Wall Street mehr die traditionelle "Santa-Claus-Rallye" herbeibeschwören. Überall fehlt der Wille, große Aktienpakete zu kaufen. Im Zweifelsfall ist nicht einmal jemand da, der das veranlassen könnte. Da Weihnachten in die Mitte der Woche fällt, wird der Finanzdistrikt einer Geisterstadt gleichen. Die meisten Börsianer nehmen entweder die erste oder die zweite Wochenhälfte frei. Die Entscheidungsträger bleiben gleich bis Neujahr weg.
Kleine Überraschungen mit großer Wirkung
Statt eines Kaufrausches passiert diese Woche wahrscheinlich gar nichts. Die New York Stock Exchange schließt am Dienstag um eins und öffnet erst am Donnerstag wieder. Dementsprechend nüchtern fallen die Prognosen aus. "Es wird einige Konjunkturdaten geben, nur ist niemand da, um sie zu beobachten", so Art Hogan, Marktstratege von Jefferies and Co. gegenüber "CBS Marketwatch".
Dabei werden die Daten voraussichtlich gar nicht mal so schlecht ausfallen. Die Verbraucherausgaben, die am Montag bekannt gegeben werden, sollen im November um 0,4 Prozent gestiegen sein. Die Aufträge für langlebige Güter (Dienstag) haben Schätzungen zufolge um 0,9 Prozent zugelegt. Auf Grund der Abwesenheit der meisten Marktteilnehmer können schon kleine Überraschungen große Wirkung zeigen.
Auch Venezuela treibt den Ölpreis
Doch die geopolitische Lage belastet weiterhin die Stimmung. Die Irak-Depression an der Börse werde erst vergehen, wenn ein schneller US-Sieg absehbar sei, sagen Beobachter. Der Krieg kann theoretisch jeden Moment beginnen, seit US-Außenminister Colin Powell vergangene Woche erklärt hat, dass Irak die Uno-Auflagen verletzt habe.
Neben Irak sorgt noch ein weiterer Ölproduzent für Unruhe an der Wall Street: Die politischen Proteste gegen Venezuelas Präsident Hugo Chavez haben die Ölförderung des Landes zum Stillstand gebracht - und eine Lösung ist nicht in Sicht. Die Doppelkrise hat den Ölpreis bereits auf über 30 Dollar getrieben.
2003 - Ende des Bärenmarktes?
Die Auguren haben dieses Börsenjahr daher bereits abgeschrieben. Doch 2003, versprechen sie, werde der Bärenmarkt endlich enden. Das klingt vertraut: Vor einem Jahr hieß es, 2002 komme die Wende - ganz bestimmt. Stattdessen wurde es noch schlimmer als 2001. Die Bilanzskandale, von Enron bis Worldcom, erschütterten die Märkte. Die Wall Street erlebte die schlimmste Vertrauenskrise seit Jahrzehnten.
Diese Woche wurde 2002 auch offiziell zum Skandaljahr gestempelt: Das Magazin "Time" ernannte die "Whistleblower" Sherron Watkins (Enron) und Cynthia Cooper (Worldcom), die wesentlich zur Aufdeckung der Betrügereien beigetragen haben, zu den "Personen des Jahres". Die Wahl spiegelt traditionell das wichtigste Ereignis des Jahres wider. 2001 wurde die Ehre dem damaligen New Yorker Bürgermeister Rudolph Giuliani zuteil.
Einigung mit SEC
Inzwischen sind die Skandale jedoch wieder in den Hintergrund gerückt. Und vergangenen Freitag unterzeichneten die großen Investmentbanken eine Einigung, die viele als einen Schlussstrich unter die unrühmliche Ära sehen. Die Banken stimmten einer Zahlung von 1,4 Milliarden Dollar und einigen Reformen zu. Dafür gibt Generalstaatsanwalt Eliot Spitzer seine Untersuchung fragwürdiger Analystenpraktiken auf.
Der Dow Jones legte am Tag der Einigung um über hundert Punkte zu. Doch die Erleichterung dürfte nur von kurzer Dauer sein - das Ende der Skandale bedeutet noch lange nicht das Ende der Wirtschaftskrise.
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