Wahl und Wirkung
Ergebnisse in den Ländern
Die politische Landschaft in Deutschland nach der Bundestagswahl hat sich in den Bundesländern teilweise geändert. Die Auswirkungen in den Ländern hier aufgelistet:
BADEN-WÜRTTEMBERG: Die CDU ist hier der klare Wahlsieger. Nach ihren herben Verlusten bei der Wahl vor vier Jahren kam die Union jetzt auf 42,8 Prozent der Zweitstimmen (1998: 37,8). Die SPD mit Spitzenkandidatin Ute Vogt rutschte auf 33,5 Prozent (1998: 35,6), ähnlich die Liberalen. In ihrem Stammland verlor die FDP wie im Bund deutlich, von 8,8 Prozent auf 7,8 Prozent. Aufwärts ging es dagegen für die Grünen. Sie verbesserten ihr Ergebnis von 9,2 auf 11,4 Prozent. Durch die starken SPD-Verluste verpassten einige Prominente Direktmandate: Kanzleramtsminister Hans Martin Bury, SPD- Landeschefin Ute Vogt, Bundesjustizministerin Herta Däubler-Gmelin und Bundesarbeitsminister Walter Riester.
BAYERN: Die CSU hat bei der Bundestagswahl in Bayern zweistellig zugelegt und mit 58,6 Prozent ihr drittbestes Ergebnis seit 1949 erzielt. Nur bei den Wahlen 1976 (60,0 Prozent) und 1983 (59,5) schnitt sie noch besser ab. Die Christsozialen liegen damit im bundesweiten Gesamtergebnis mit 9,0 Prozent noch vor den Grünen, die 8,6 Prozent holten. Absolut kommt die CSU damit auf 4,3 Millionen Zweitstimmen, die Grünen auf 4,1 Millionen. Die bayerische SPD fuhr mit 26,1 Prozent ihr schlechtestes Ergebnis seit 1953 ein. Gegenüber der Bundestagswahl 1998 büßten die Sozialdemokraten 8,3 Prozent ein. Die Grünen verbesserten sich um 1,7 Prozentpunkte auf 7,6 Prozent, die FDP verlor 0,6 Punkte und landete bei 4,5 Prozent.
BRANDENBURG: Bei der Bundestagswahl haben die Brandenburger Koalitionspartner SPD und CDU gegenüber 1998 zugelegt. Die SPD gewann fast 3,5 Punkte und wurde mit 46,35 Prozent erneut stärkste Partei. Zugleich gingen wieder alle zehn Direktmandate an sie. Die CDU steigerte sich um 1,5 Punkte auf 22,3 Prozent, konnte aber ebenso wie PDS kein Direktmandat erringen. Beide Parteien hatten je zwei angepeilt. Die PDS lag mit 17,2 Prozent diesmal um 3,1 Punkte hinter dem Ergebnis von 1998.
BERLIN: Acht Monate nach seinem Start hat der rot-rote Senat in Berlin an Wählergunst eingebüßt. Die Stimmenverluste gingen bei der Bundestagswahl vor allem auf das Konto der PDS (- 2 Punkte). Zudem konnte sie erstmals seit 1990 in ihrer bisherigen Hochburg Berlin nicht die mindestens drei Direktmandate erringen, die der Partei den Einzug in den Bundestag gesichert hätten. Die SPD blieb mit 36,6 Prozent der Stimmen stärkste Kraft (- 1,2 Punkte). Im Ostteil verdrängte sie die PDS von Platz 1. Die Oppositionsparteien legten deutlich zu. Den größten Stimmenzuwachs - plus 3,3 Punkte auf 14,6 Prozent - und überdies das bundesweit erste Direktmandat in ihrer Geschichte erzielten die Grünen. Die CDU und die FDP gewannen 2,2 und 1,7 Punkte dazu.
BREMEN: In der traditionellen SPD-Hochburg Bremen haben die Sozialdemokraten leichte Verluste erlitten. Sie kamen dennoch auf ein Zweitstimmen-Ergebnis von 48,6 Prozent und sicherten sich beide Wahlkreise. Die CDU verfehlte ihr Wunsch-Ziel von 30 Prozent mit 24,5 Prozent deutlich. Das überraschend starke Ergebnis der Grünen (15 Prozent) kommt vor allem der Ausländerbeauftragten der Bundesregierung, Marieluise Beck, zu Gute, die erneut in den Bundestag einzieht. Die FDP verbesserte sich leicht auf 6,7 Prozent, die PDS stagnierte bei 2,3 Prozent.
HAMBURG: Ein Jahr nach ihrem Machtverlust in der Hansestadt wurde Rot-Grün bei der Bundestagswahl mit Abstand stärkste politische Kraft. Der Hamburger Grünen-Landesverband GAL war der große Sieger des Wahlabends. Er fuhr mit 16,2 Prozent (plus 5,4) das beste Landesergebnis seit der Gründung 1980 ein. Die SPD verlor zwar 3,7 Punkte auf 42,0 Prozent bei den Zweitstimmen, gewann aber alle sechs Wahlkreise souverän. Dagegen büßte die CDU von Bürgermeister Ole von Beust gegen den Bundestrend Stimmen ein und erzielte mit 28,1 (minus 1,9) ihr schlechtestes Ergebnis seit 1949. Koalitionspartner Schill-Partei kam auf 4,2 Prozent und verfehlte das Wahlziel weit. Dagegen legte die FDP - kleinster Regierungspartner in Hamburg - analog zum Bundestrend leicht zu, von 6,5 auf 6,8 Prozent.
HESSEN: Im CDU/FDP-regierten Hessen haben CDU, Grüne und FDP bei der Bundestagswahl Gewinne erzielt. Die SPD verlor Stimmen, die Verluste lagen aber niedriger als im Bundesschnitt, und die Partei blieb stärkste Kraft im Land. Nach dem vorläufigen amtlichen Endergebnis gewann die CDU 2,4 Prozentpunkte hinzu und kam auf 37,1 Prozent. Die SPD büßte 1,9 Punkte ein und erreichte 39,7 Prozent. Die Grünen kamen auf 10,7 Prozent (plus 2,5 Punkte), für die FDP stimmten 8,2 Prozent der Wähler (plus 0,3).
MECKLENBURG-VORPOMMERN: Die SPD ist der große Sieger der Bundestagswahlen in Mecklenburg-Vorpommern. Die Sozialdemokraten wurden wie schon 1998 stärkste Kraft und erreichten 42,7 Prozent (1998: 35,3). Die CDU konnte trotz leichter Gewinne mit 30,3 Prozent (29,3) nur den zweiten Platz für sich verbuchen. Starke Verluste musste die auch bei der zeitgleichen Landtagswahl gebeutelte PDS hinnehmen, die mit 16,3 Prozent mehr als 7 Prozentpunkte im Vergleich zu 1998 verlor. Die Liberalen konnten mit 5,4 Prozent ihr Ergebnis gemessen an der vergangenen Bundestagswahl mehr als verdoppeln. Die Grünen landeten abgeschlagen bei 3,3 Prozent (2,9).
NIEDERSACHSEN: Im Heimatland von Kanzler Gerhard Schröder, dem einzigen Bundesland mit einer SPD-Alleinregierung, sind die Sozialdemokraten trotz leichter Verluste im Vergleich zu 1998 der klare Sieger der Wahl. Sie kamen nach dem vorläufigen amtlichen Endergebnis auf 47,8 Prozent. Damit ließen sie die CDU deutlich hinter sich, die 34,5 Prozent erreichte. Die Grünen erzielten 7,3 und die FDP 7,1 Prozent. Die SPD holte 25 der insgesamt 29 Wahlkreise direkt. Prominenteste Gewinner eines Direktmandats sind Verteidigungsminister Peter Struck (Celle) und Bildungsministerin Edelgard Bulmahn (Hannover). Kanzler Schröder hat keinen eigenen Wahlkreis, er zieht über die Landesliste ein. Die CDU gewann ihre 4 Direktmandate im katholischen Emsland, wo sie traditionell stark ist.
NORDRHEIN-WESTFALEN: Die SPD hat trotz deutlicher Verluste die herausragende Position in ihrem Stammland Nordrhein-Westfalen behauptet. Die Sozialdemokraten kamen bei der Bundestagswahl auf 43,0 Prozent der Stimmen. Das sind 3,9 Prozentpunkte weniger als vor vier Jahren. Die CDU verbesserte sich um 1,3 Punkte auf 35,1 Prozent. Die FDP verteidigte mit einem Plus von 2 Prozentpunkten auf 9,3 Prozent ihren dritten Platz. Die Grünen steigerten sich ebenfalls um 2 Punkte auf 8,9 Prozent. Trotz der mutmaßlichen Korruptionsskandale in Köln und Wuppertal blieb die SPD in beiden Städten stärkste Kraft. Auch das Ruhrgebiet war trotz Einbußen wie gehabt fest in SPD-Hand.
RHEINLAND-PFALZ: Die CDU hat die Bundestagswahl in Rheinland-Pfalz mit dem zweitschlechtesten Ergebnis ihrer Geschichte gewonnen. Nach dem vorläufigen Endergebnis erreichte die CDU 40,2 Prozent (plus 1,1 Punkte). Sie eroberte acht der 15 Direktmandate und löste rund ein Jahr nach der Niederlage bei der Landtagswahl die SPD als stärkste Kraft ab. Nach Baden-Württemberg ist es das zweitbeste Landesergebnis der CDU. Die SPD büßte 3,1 Punkte ein und kam auf 38,2 Prozent. Ex-Verteidigungsminister Rudolf Scharping (SPD) verlor seinen Wahlkreis. Die FDP verteidigte mit 9,3 Prozent den dritten Platz (plus 2,2 Punkte). Die Grünen erzielten mit 7,9 Prozent ihr bestes Bundestagswahlergebnis im Land (plus 1,8 Punkte).
SAARLAND: Die SPD ist im Saarland trotz deutlicher Verluste klar vor der CDU von Ministerpräsident Peter Müller (CDU) geblieben und hat alle vier Direktmandate gewonnen. Im Vergleich zu 1998 verloren die Sozialdemokraten 6,4 Punkte und sackten auf 46 Prozent. Die CDU gewann 3,2 Punkte und kam auf 35 Prozent, das zweitschlechteste Ergebnis der CDU bei einer Bundestagswahl in der Geschichte des Saarlandes. An dritter Stelle folgen die Grünen mit 7,6 Prozent, ein Gewinn von 2,1 Punkten. Die ebenso wie die Grünen nicht im Landtag vertretene FDP verbesserte sich leicht um 0,4 Punkte auf 1,4 Prozent.
SACHSEN: Die CDU hat in Sachsen mit 33,6 Prozent der Stimmen eine knappe Mehrheit erreicht (1998: 32,7 Prozent). Damit fuhr sie das beste Ergebnis der Union in Ostdeutschland ein. Allerdings sind die beiden großen Parteien enger aneinander gerückt. Die SPD legte im Vergleich zur vorangegangenen Bundestagswahl (29,1 Prozent) zu und landete bei 33,3 Prozent der Zweitstimmen nur hauchdünn hinter der Union. Mit 16,2 Prozent der Stimmen musste die PDS bezogen auf 1998 (20 Prozent) herbe Verluste hinnehmen. Bei den «Kleinen» konnte sich die FDP mit 7,3 Prozent deutlich steigern (3,6), die Grünen schafften 4,6 Prozent und lagen damit 0,2 Prozentpunkte über dem Ergebnis der Bundestagswahl 1998. Bei den 17 Direktmandaten siegte die CDU mit 13 zu 4 gegen die SPD.
SACHSEN-ANHALT: In Sachsen-Anhalt hat die SPD die Wahl mit 43,2 Prozent (1998: 38,1) Prozent klar gewonnen. Zulegen konnten auch die CDU mit 29,1 Prozent (27,2) und die FDP mit 7,6 Prozent (4,1). In etwa gleich blieben die Grünen mit 3,4 Prozent (3,3). Klarer Verlierer ist die PDS, die nur 14,4 Prozent erreichte (20,7). Für die PDS war zudem bedeutsam, dass ihr Bundestagsfraktionschef Roland Claus das Direktmandat in Halle nicht holen konnte. Alle zehn Direktmandate gingen an die SPD. Das Ergebnis der Sozialdemokraten ist vor dem Hintergrund der Landtagswahl im April bemerkenswert. Damals hatten sie mit 20 Prozent eine Schlappe erlitten. Die von der PDS tolerierte SPD-Minderheitsregierung wurde abgewählt. Seitdem regieren CDU und FDP.
SCHLESWIG-HOLSTEIN: Im nördlichsten Bundesland stehen die Zeichen weiterhin klar auf rot-grün. Trotz leichter Verluste hat sich die SPD im nördlichsten Bundesland klar als stärkste Kraft behauptet. Sie verlor 2,5 Prozentpunkte und erreichte 42,9 Prozent, konnten aber zehn der elf Wahlkreise direkt gewinnen. Die Union verbesserte sich leicht um 0,3 Prozentpunkte und kam auf 36,0 Prozent. Die Grünen lösten mit 9,4 Prozent (plus 2,9 Punkte) die Liberalen als dritte Kraft im Land ab. Die FDP verbesserte sich um 0,4 Prozentpunkte auf 8,0 Prozent.
THÜRINGEN: Die SPD ist in Thüringen klar stärkste Kraft geworden. Sie kam mit 39,9 Prozent der Zweitstimmen auf ihr bestes Ergebnis seit 1990 und legte im Vergleich zur Bundestagswahl 1998 um 5,4 Prozentpunkte zu. Die SPD fuhr damit bundesweit hier den zweitstärksten Zugewinn ein. Die CDU verbesserte ihr schlechtes Ergebnis von 1998 (28,9 Prozent) im Freistaat nur leicht auf 29,4 Prozent. Ministerpräsident Bernhard Vogel (CDU) hatte darauf gehofft, dass die Christdemokraten stärkste Partei im Land werden. Die PDS brach von 21 auf auf 17 Prozent ein. Bei der Landtagswahl 1999 errang die CDU die absolute Mehrheit und regiert seitdem allein. SPD-Landeschef Christoph Matschie sieht seine Partei nun gestärkt mit Blick auf die Landtagswahl 2004.
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