Vom Euro-Logo zum Schriftzeichen (Zusammenfassung)

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Vom Euro-Logo zum Schriftzeichen (Zusammenfassung)

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08.01.02 11:26
Die Einführung des Euro steht – typografisch betrachtet – unter keinem guten Stern. Anstelle eines Währungszeichens propagiert die Europäische Kommission ein Logo.

Die fünfjährige Geschichte des Euro-Signets, oder: wie Schriftentwerfer und Tante Emma ein Zeichen gesund pflegen.

Wir alle haben es miterlebt: die Geburt eines neuen Schriftzeichens. Schleichend kam es über uns. Zunächst in die Zeitungen und Fachzeitschriften. Dann in die Infobroschüren der Banken und Sparkassen. Schließlich die ersten Liveauftritte in Werbeanzeigen, Kaufhäusern, auf dem Gemüsemarkt und bei Tante Emma nebenan. Inzwischen hat es auf der Computertastatur seinen Platz gefunden, und die Kinder lernen es in der Schule schreiben. Das Eurozeichen €.
Wenn Geschichte passiert, geraten Details schnell in Vergessenheit. Sicherlich wird uns die Einführung der neuen, europaweiten Währung mehr beschäftigen, als die Befindlichkeit jenes Zeichens, das diese monetäre Reform begleitet. (Typo)grafisch interessierte Menschen verfolgen jedoch mit Aufmerksamkeit einen Wimpernschlag der Semiotikgeschichte. Schließlich soll mit dem Euro nicht dasselbe passieren wie mit dem Dollar, um dessen Symbol $ sich zwar viele Legenden ranken, aber niemand genau weiß, wie es seine endgültige Form fand. Da die Euro-Einführung zudem von den Initiatoren seit dem Startschuss propagandistisch vernebelt wird, ist es an der Zeit, die 5jährigen Geschichte des Eurozeichens niederzuschreiben.  

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Erste Erwähnung und Vorstellung  

Die Geburt des Eurozeichens verdanken wir dem Zusammentreffen verschiedener, eher zufälliger, Umstände. Der Europäische Rat beschäftigte sich nach dem Beschluss zur Einführung der neuen Währung zunächst nicht mit der Frage, ob diese wie Dollar, Yen und Pfund Sterling ein eigenes Währungssymbol erhalten solle. Zwei Mitarbeiter der Generaldirektion X der Europäischen Kommission, die für die Kommunikation der Behörde zuständig ist, suchen Anfang Dezember 1996 jedoch nach einem Emblem, das in der Euro-Einführungskampagne zum Einsatz kommen soll. Bei einem Gespräch mir Kommissionsmitglied Yves-Thibault de Silguy entsteht die Idee, das ausgewählte Motiv als Schriftzeichen für die künftige Währung zu verwenden. Der Entwurf wird auf blaue Kaschmirschals gedruckt, die auf der Tagung des Europäischen Rates in Dublin am 13. Dezember 1996 verteilt werden. Dem Symbol ist unmittelbarer Erfolg beschieden, und einen Tag später wird das Eurozeichen erstmals in der Presse abgebildet: ein Kreissegment, rechts offen, das zwei parallele Linien horizontalen kreuzen. Am 15. Juli 1997 bestätigt das Europäische Währungsinstitut, »dass ein charakteristisches kodifiziertes Symbol für die einheitliche Währung benötigt werde« und sagt seine Unterstützung für das von der Europäischen Kommission vorgestellte Symbol zu. Bereits eine Woche später veröffentlicht die Europäische Kommission eine Mitteilung zum Euro-Signet. Die Behörde fordert vorauseilend schon mal »alle Währungsverwender« dazu auf, das Zeichen dann zu benutzen, »wenn ein unverwechselbares Symbol für die Bezeichnung von Geldbeträgen in Europa, wie zum Beispiel in Preislisten und Rechnungen, auf Schecks und in sonstigen Rechtsinstrumenten, benötigt wird.«. Kurz darauf liegen zwei Abbildungen des Signets auf dem Web-Server der EU zum Download bereit, die eine neugierig wartende Gemeinde irritieren.    

Ein Farbbild zeigt das Eurozeichen, gelb auf dunkelblauem Grund, also in den Hausfarben Europas, deren Druckfarben gleich mitgeliefert werden: 100 % Yellow für das Zeichen, 100 % Cyan plus 80 % Magenta für den Fond. So präsentiert man ein Logo, aber kein Zeichen. Erwartet die EU von ihren Bürgern, dass in Zukunft alle Preisauszeichnungen in Euroland auf blauem Etikett mit gelber Schrift ausgeführt werden? Noch kurioser die zweite Abbildung, eine technische Zeichnung. Sie zeigt die Euroglyphe mit ihrer Vermaßung. Aufmerksame Beobachter beginnen, eins und eins zusammenzuzählen. Zirkel? Geodreieck? Winkelmesser? Die Grafik erweckte den Eindruck einer Norm, die es zwar für ein Schutzmarke, jedoch nicht für ein Schriftzeichen geben kann. Spätestens hier wird klar: die EU hat ihre Hausaufgaben nicht gemacht. Anstatt eine Vorgabe für Schriftentwerfer, Formulargestalter, Schildermacher und andere grafische Dienstleister vorzulegen, veröffentlicht sie ihre privaten Vorgaben für die Euro-Werbung. Hätten die Eurokraten einen Schriftexperten gefragt, wäre ihnen der Unterschied zwischen dem Graph(us) und dem Duktus eines Zeichens nicht entgangen. Bei einem Schriftzeichen, was das Euro-Währungszeichen ja werden will, sind die Skelettform (Graph) und deren Ausführung (Duktus) zwei grundverschiedene Dinge. Die Grundform des Großbuchstaben A beispielsweise ist in allen lateinischen Satzschriften gleich, die Ausführung durch den Schriftentwerfer hingegen ist überhaupt nicht festgelegt, außer durch den grafischen Charakter der übrigen Buchstaben einer Schrift. Aufgrund dieses Prinzips erfreuen wir uns einer großen Vielfalt an Schriften, deren Aussehen stark abweicht, die aber alle lesbar sind. Es hätte also gereicht, wenn uns Brüssel eine schwarzweiße Skizze mit dem Vermerk geliefert hätte, dass das Währungssymbol aus einem C-förmigen Bogen mit zwei horizontalen Strichen bestehe.  

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Seit 1997 die offizielle Vorgabe der Europäischen
Kommission: buntes Euro-Logo anstelle eines
Konzepts für ein Währungszeichen

Fertig! Breite, Strichstärke und Ausführung des Eurozeichens ergeben sich durch die Anwendung. Die Empörung internationaler Typografen über den Rohrkrepierer der EU belegen erste Kommentare, unter anderem in der comp.font-Newsgroup. Einige Auszüge: »Es ist ein Logo, und kein Schriftzeichen.« »Für Tabellen ist es unbrauchbar, weil zu breit.« »Breite, Strichstärke und Stil sind nicht Bestandteil der A-heit eines As.« »Ich habe keinen Zweifel, dass dieses Zeichen von den Europäern zu etwas brauchbarem weiterentwickelt wird, wahrscheinlich schon in den ersten Monaten seiner Verwendung.« Der Berliner Schriftentwerfer Erik Spiekermann fasst die Empfindungen seiner Gilde zum Eurozeichen in einem FontShop-Vorwort jüngst wie folgt zusammen: »Das Währungszeichen der Europäischen Union ist ein Zufallsprodukt ... Während die EZB noch heute glaubt, sie arbeite mit einem brauchbaren Logo, haben wir Schriftentwerfer das genormte Eurozeichen als Steilvorlage verstanden: als Briefing für den Entwurf eines typografischen und funktionstüchtigen Eurozeichens.«    
   
Der Schöpfer des Zeichens packt aus    

Die warmen Worte, mit denen die EU ihre Vorlage preist, machen sie nicht brauchbarer. »Das grafische Symbol des Euro ähnelt einem E, das von deutlich markierten, horizontal parallel verlaufenden Linien durchquert wird. Es lehnt sich an den griechischen Buchstaben Epsilon an und verweist damit auf die Wiege der europäischen Kultur und auf den ersten Buchstaben des Wortes ›Europa‹. Die parallel verlaufenden Linien stehen für die Stabilität des Euro.«. Die Tatsache, dass Euro mit E anfängt ist als Erklärung für die Zeichenform mindestens so aufregend wie der Sachverhalt, dass die Ziffer 1000 drei Nullen enthält. Warum jedoch zwei parallele Linien für Stabilität stehen, darüber hätte man gerne mehr erfahren. Im März 1999 konterkariert eine Meldung der Deutschen Presseagentur (dpa) das Märchen von der bewussten Gestaltung des Eurosignets. Unter der Überschrift »An den Erfinder des Eurozeichens erinnert sich niemand mehr« berichten die deutschen Tageszeitungen, dass der Schöpfer des Eurozeichens ermittelt sei. Das dazugehörige Foto zeigt den damals 85jährigen Arthur Eisenmenger, ehemals Chefgrafiker der Europäischen Gemeinschaft (EG). Kurz bevor Eisenmenger 1974 in Rente ging, entwarf er in der Behörde für amtliche Veröffentlichungen in Luxemburg die 24 Jahre später wiederentdeckte Synthese aus den Buchstaben C und E. »Mit Tusche habe ich auf einen 20 Zentimeter breiten Zeichenkarton ohne viel zu überlegen das jetzt bekannte Logo gezeichnet.« Der Entwurf verschwand anschließend in einer Schublade. Eisenmenger, aus dessen Feder auch die Sternenkreisflagge stammt, betont gegenüber dpa, dass sein Zeichen nicht als Währungssymbol entworfen wurde: »Damals hat noch niemand an den Euro gedacht«. Über die spätere Definition des Eurozeichens als »Symbol für die Wiege der europäischen Zivilisation« durch die EU müsse er lachen: »An das alles habe ich nicht gedacht«. Mit dem Outing Eisenmengers stand fest: das Eurozeichen der EU ist tatsächlich ein Zufallsprodukt. Die Verschmelzung der Buchstaben E und C hatte Eisenmenger »ohne viel zu überlegen« gezeichnet. Kein Wunder also, daß es – ohne Anpassung – unbrauchbar für die visuelle Kommunikation im Druck und am Bildschirm ist, was unter anderem seine Verwendung in den Einführungskampagnen beweist.  

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Der Schwabe Arthur Eisenmenger entwarf
vor 1974 ein Signet, das 25 Jahre später
Eurozeichen genannt wird

   
Die Schriftentwerfer spielen nicht mit    

In den folgenden Monaten nehmen sich die Schriftentwerferinnen und –entwerfer der Aufgabe an, das beste aus der Vorlage der EU zu machen. Es gilt nicht nur, das Eurozeichen für jede neu zu entwerfende Schrift ins Pflichtenheft aufzunehmen: Tausende von existierenden Schriften müssen um ein typografisch passendes Zeichen ergänzt werden. Der Berliner Typograf Henning Krause vergleicht das Auftauchen ein gänzlich neues Zeichens mit der Situation eines Orchesters, in das ein neuartiges Instrument integriert werden muss. Wo siedelt man es im Orchestergraben an? Bei den Streichern, Bläsern, Perkussionisten? Vorne, hinten, links, mitte, rechts? Welche Teile der Partitur wird das neue Instrument spielen? Musiker fragen sich: Welcher Werkstoff ist der beste, schönste, ist gut spielbar? Lieber Esche, Eiche, Buche oder Fiberglas? Die Fragen des Instrumentes, also der Form des Eurozeichens, werden durch den Schriftentwerfer beantwortet. Die Frage der Platzierung im Orchester ist bei der gängigen Arbeitsteilung hingegen eine, die von den Betriebssystemprogrammierern und Druckertreiberherstellern gelöst werden muß.
 
Zunächst zu den Schriftentwerfern. Der Kanon der lateinischen Schriftzeichen ist bekannt und wird – wie ein Evergreen – immer wieder neu aufgelegt und interpretiert. Insoweit verhält es sich mit der Typografie wie mit der Musik: Orchestrierung und Kompositionen sind bekannt, jedweder Diskurs wird sich daher vorrangig mit der Interpretation der jeweiligen Musik befassen, also dem Aussehen und der Wirkung der Schriften. Über die ästhetische Qualität von Schriften lässt sich vortrefflich streiten. Dies ist hier nicht das Thema. Wohl aber die Ästhetik des zu integrierenden Eurozeichens. Henning Krause ist mit seinem Büro Formgebung spezialisiert auf die »Nachrüstung« von Hauschriften großer Unternehmen mit dem Eurozeichen. Er nennt fünf objektive Kriterien, mit denen sich die Qualität der derzeit inflationär auftretenden »Euro-Lösungen« beurteilen lässt, aber auch die Qualität des Zeichens innerhalb einer Schrift:

1. Das Eurozeichen ist kein großes C mit Querstrichen; es ist schmaler und steht in verwandtschaftlicher Beziehung zu den Währungs-zeichen ¥, $, ¢ und £.
2. Wie bei Währungssymbolen in professionellen Satzschriften üblich, fällt das Eurozeichen etwas kleiner und leichter aus als die Großbuchstaben.
3. Strichstärkenverteilung und Strichenden entsprechen eher denen eines griechischen Epsilons als denen des großen C.
4. Die Querstriche müssen genügend Abstand besitzen, sonst entsteht in kleinen Schriftgraden ein fetter Balken
5. Das Eurozeichen muss formal den übrigen Zeichen einer Schrift angepaßt sein (Kontrast, Grauwert, Serifen ...)


Der Doppelbalken des Eurozeichens ist formal-ästhetische ein schwerer Brocken für Schriftentwerfer. Durch ihn liegt der Schwerpunkt des Zeichens automatisch in der Mitte, so dass es, im Vergleich zu den anderen Buchstaben einer Schrift – ohne optische Korrekturen – sehr »schwarz« wirkt. Schon aus diesem Grund muss die Strichstärke des gesamten Zeichens verringert, und der Abstand der Querstriche geweitet werden. Sicherlich wird sich mancher Schriftentwerfer dazu entschließen, den Doppelstrich zu einem zusammenzufassen.  

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Jedem das Seine: Berühmte Textschriften und die
von ihren Herstellern integrierten Eurozeichen

Eine Notwendigkeit hierfür besteht nicht, da es in der Vertikalen ausreichend Platz gibt – anders beim Dollarzeichen, dessen senkrechte Doppelstriche sehr früh verschmolzen. Die exakte Kreisform des Euro-Logos ist für 99 Prozent der bekannten Satzschriften unbrauchbar, ja eigentlich fällt einem spontan nur die serifenlose Schrift ITC Avant Garde ein (und da die Strichstärke Book), zu der es nahezu unverändert passen könnte. Erschwerend hinzu kommt, das die links überstehenden Doppelstriche das Zeichen noch breiter machen, als es durch die runde Form ohnehin schon ist. Maßgeblich für die Breite des Zeichens ist der Raum, den die Ziffern einer Schrift einnehmen. Dies gilt insbesondere für jene Schriften, die man für das Gestalten von Geschäftsberichten verwenden möchte, sowie für alle Korrespondenzschriften (zum Beispiel Courier) und Fonts im Bereich Rechnungswesen. Hier ist das Erstellen von Tabellen gang und gäbe, und da darf ein Währungszeichen nicht aus den Spalten ausbrechen. Dieser Anspruch bedeutet nicht automatisch, dass das Eurozeichen exakt die Breite der Ziffern aufweisen muss, aber zusammen mit dem Freiraum davor und dahinter muss es die gleiche Fläche wie die Zahlen einnehmen. Beim Gestalten von Eurozeichen für Werkschriften, aus denen Bücher und lange Texte gesetzt werden, haben Entwerfer mehr Freiheit. Meist kommen hier sowieso die gefälligeren Ziffern mit Ober- und Unterlängen zum Einsatz (Mediävalziffern: 123456789), die unterschiedlich viel Platz beanspruchen und sich so harmonisch in den Text einfügen. Da darf dann auch das Eurozeichen aus der Reihe tanzen. Soviel zum Aussehen.  

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Die Eigenschaften eines typografisch korrekten Eurozeichens

1. formale Verwandtschaft zu den Währungszeichen
2. etwas kleiner und leichter als Großbuchstaben
3. formal näher am kleinen c als am großen C
4. beansprucht gleichen Raum wie Ziffern
5. Querstriche in ausreichendem Abstand
6. Kontrast, Grauwert, Serifen ... wie Grundschrift  

   
Apple und Microsoft gehen getrennte Wege  

Neben der Form des Eurozeichens taucht im Zusammenhang mit dem Schreiben und Textgestalten am Computer eine weitere Frage auf: Wohin mit dem neuen Buchstaben? Während Microsoft für das Betriebssystem Windows eine vorbildliche Lösung präsentierte, die Unterbringung des neuen Zeichens zusätzlich zu den gewohnten unter der Tastenkombination Alt Gr-E (Dezimalposition 128), tauschte Apple das vormalige Currency-Zeichen § gegen das Eurozeichen aus. Damit könnte man leben, denn das Zeichen benutzte sowieso niemand. Doch anstatt die Tastaturposition für diesen Zweck freizugeben, schießt Apple mit Einführung des neuen Betriebssystems 8.5, neuer Druckertreiber und einem neuen Symbol-Font über das Ziel hinaus: jedes Zeichen auf der Position des Currency-Symbols wird automatisch durch ein generisches Eurozeichen aus dem aktualisierten Symbol-Zeichensatz ersetzt. Damit ist die Botschaft der EU unglücklicherweise bei einem sehr einflussreichen Empfänger auf fruchtbarem Boden gelandet, der nahm sie wortwörtlich und ist nun für die millionenfache Verbreitung des unbrauchbaren Eurozeichens verantwortlich. Dies ist umso ärgerlicher, als Schriftherstellern frühzeitig von Apple signalisiert wurde, daß für das Eurozeichen die Position des Currency geräumt würde, nicht jedoch, daß die Entwerfer sich die Mühe des Entwurfs für die von Gestaltern so geliebte Macintosh-Plattform sparen können. In der Praxis stellt sich die Apple-Systempolitik bisweilen wie folgt dar: Ich schreibe mit einer Schrift, die ein typografisch korrektes Eurozeichen enthält, sehe dieses sogar am Bildschirm, bevor es der Druckertreiber bei der Ausgabe durch das generische Logo austauscht. Und so muss Microsoft ausnahmsweise mal gelobt werden für die firmentypische Ignoranz von Normen und Standards. Durch ein eigenes Encoding der Mac-Schriften oder durch das Umschalten eines Substitutions-Schalters im LaserWriter-8-Treiber (in der PRFS-Ressource mit dem Programm ResEdit) kann man auch Apple-Drucker dazu überreden, an der dafür vorgesehenen Stelle ein gestaltetes Eurozeichen zu Papier zu bringen. Der Preis einer solchen Insellösung sind freilich Komplikationen beim plattformübergreifenden Arbeiten.  

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Ziviler Ungehorsam: je extremer die Schriftform,
umso größer die Distanz zur Eurozeichen-Norm der EU
   
Die Schrifthersteller und ihr Euro-Lösungen  

Das Jahr 2001 wird vielen Schriftbenutzern als das Eurozeichen-Chaosjahr in Erinnerung bleiben. Neben der Form des Zeichen und seiner Position in den Zeichensätzen schwebt ein dritte Gewitterwolke über dem Euro: die Update-Politik der Schriftenhäuser, also der Verleger von PostScript- und TrueType-Schriften. Ihnen verdanken wir zur Zeit vier Wege, die zum typografisch brauchbaren Eurozeichen führen. 1. Eurosammelfonts. Eine Notlösung, die zum Beispiel von den Herstellern Adobe, Babylon Schriftkontor (ehemals: Berthold), Elsner + Flake und LinotypeLibrary angeboten werden. Ein Font enthält 20 bis 100 verschieden gestaltete Eurozeichen, von denen sich der Anwender die zu seinen Schriften am besten passenden Formen aussuchen kann. Der einzige Vorteil dieser Lösung ist, dass es diese Sammelschriften meistens geschenkt gibt. Der ständige Schriftwechsel und die letztendlich doch nicht passenden Zeichen sprechen gegen diese Lösung. Besser als das Original-EU-Symbol sind sie aber allemal.

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Auf einer alten Schreibmaschinen und in
Textverarbeitungen lässt sich das Eurozeichen
so simulieren: C tippen, Rücktaste, = tippen.

2. Schriftenupdates. Sofern sie bereits lieferbar sind, ist das der richtige Weg. Sie kosten zwischen 50 Prozent des ursprünglichen Schriftenpreises (Agfa-Monotype, Linotype) und nichts (FontFont). Der einzige Haken hierbei ist, dass viele Schrifthersteller mit der Aktualisierung ihrer Bibliotheken hoffnungslos im Hintertreffen liegen. Ein Grund dafür ist die verworrene Betriebsystempolitik von Apple und Microsoft sowie von Adobe: erst musste das Eurozeichen »Currency« heißen, damit der Adobe Type Manager (ATM) es richtig behandelt, seit der ATM-Version 4.6 muss es den PostScript-Namen »Euro« tragen.

3. Neue Schriften. Alle neue gestalteten Schriften, die seit 2000 herauskommen, sollten das passende Eurozeichen enthalten. Das hilft jenen Anwendern nicht weiter, die auf ihre bestehende Font-Bibliothek angewiesen sind. Anderen ist die Euro-Einführung ein willkommener Anlass dafür, den angestaubten Schriftenvorrat einmal kritisch zu durchforsten und sich mit neueren, technisch und ästhetisch verbesserten Daten zu versorgen. Besonders zu erwähnen sind da die Neuinterpretationen der Linotype-Klassiker Neue Helvetica, Frutiger, Univers und Syntax, die alle – wenn möglich von den Originalentwerfern – generalüberholt, erweitert und mit passenden Eurozeichen versehen wurden. Auf Hybrid-CDs gibt es diese Neuauflagen für Mac und Windows zu attraktiven Preisen, inklusive Multilizenz für mindestens fünf Rechner.

4. Gestaltung und Einbau eines Eurozeichens. Dies ist zweifellos die perfekteste Lösung, vergleichbar mit dem Maßanzug. Sie garantiert nicht nur, dass ein typografisch perfektes Eurozeichen in die vorhandene Schrift kommt, sondern auch die Kompatibilität zu allen elektronisch verfügbaren Dokumenten. Denn wer weiß, was bei den unter 2 erwähnten Updates noch alles an den Fonts ausgebessert wurde? Schon ein korrigierter Kerning-Wert kann dafür sorgen, dass bestehende Dokumente mit der aktualisierten Schrift anders umbrechen. Der Eigenmächtigkeit und dem typografischen Anspruch der Schriftszene ist es zu verdanken, dass das Eurozeichen in Zukunft kein Fremdkörper in Drucksachen und elektronischen Dokumenten sein muss. Die Benutzer haben es in der Hand. Sie müssen die richtige Wahl beim Einkauf der Schriften und deren Verwendung treffen. Die kommenden Monate werden uns mit einer Vielzahl mutig gestalteter Eurozeichen beglücken. Dazu leisten nicht nur die professionellen Schriftentwerfer ihren Beitrag, sondern auch ungezählte typografischen Laien, die in Handel und Gewerbe – meist von Hand – Preisauszeichnungen vornehmen.  

So machen Sie Ihren Computer Euro-fit!    

Seit Januar 2002 zahlen wir mit Euro-Scheinen und Münzen. Spätestens jetzt sollten auch Ihr Computer wissen, wie er das neue Währungszeichen darstellt. Um das € auf dem Bildschirm sichtbar zu machen, muss das Betriebssystem das Zeichen kennen. Mit einem einfachen Test lässt sich dies prüfen: Drücken Sie unter Windows die Tasten »Alt Gr« und »E« gleichzeitig, am Macintosh »Alt Shift D« bzw. »Alt E« (ab Mac OS 9 und OS X). Erscheint das Eurozeichen auf dem Bildschirm, ist alles in Ordnung. Erscheint es nicht, müssen Sie Hand anlegen.

Windows

Wer mit Windows 3.x oder mit Windows 95 arbeitet, muss seinen Rechner selbst auf den Euro umstellen. Microsoft stellt auf seiner Homepage dafür verschiedene Dateien zum Download bereit. Windows NT Version 3.51 benötigt ebenfalls ein Update zur Euro-Aktualisierung, Windows NT 4.0 ist erst ab dem Service Pack 5 für die neue Währung vorbereitet. Auch hier finden sich die entsprechenden Dateien auf der Microsoft-Seite zum Download. Alle nachfolgenden Windows-Versionen wie Windows 98, Windows 2000, Windows ME oder Windows XP unterstützen den Euro.

Macintosh

Seit Einführung von System 9 ist das Zeichen über die Tastenkombination »Alt« und »E« erreichbar. TrueType-Schriften (nur-Koffer-Fonts) verwenden automatisch das in der Schrift eingebaute passende Eurozeichen. Bei PostScript-Schriften (Koffer plus Printer-Font-Datei) kann ein vorhandenes Eurozeichen vom LaserWriter-8-Treiber durch ein generisches Euro aus dem »Symbol«-Font ausgetauscht werden. Abhilfe schaffen hier ein aktueller PostScript-Treiber von Adobe und die neueste Version des Adobe Type Manager (ATM).

Im Web

Um das Eurozeichen im Browser darzustellen, muss im Quellzeichen nach HTML 4.0-Standard € stehen. Voraussetzung für die Darstellung ist dabei, dass der Browser eine Schriftart zur Verfügung hat, die das Euro-Zeichen enthält.  

Gruß
Happy End

klecks1:

saubere Arbeit: informativ o.T.

 
08.01.02 11:27
Happy End:

Kohle zu Asche

 
08.01.02 12:12
2800 Tonnen Geldscheine und 100.000 Tonnen Münzen müssen nach der Währungsumstellung entsorgt werden. Milliarden gehen in Rauch auf.

Im Erdgeschoss der Landeszentralbank Sachsen-Thüringen, Hauptstelle Dresden, wird Geschichte geschreddert. Eine wuchtige Maschine vom Typ Giesecke & Devrient 3000 frisst die gute, alte Deutsche Mark. 40 Geldscheine pro Sekunde rauschen durch das lärmende Ungetüm, bis sie endlich als kleine Schnipsel in den Keller gesogen werden - 800 Fetzen pro Schein. Gepresst zu handlichen Pellets rutschen täglich Millionen Mark in eine unscheinbare braune Biotonne.
An Futter für die unersättliche Maschine besteht kein Mangel. In den nächsten Monaten, schätzt die Deutsche Bundesbank in Frankfurt, müssen im Zuge der Euro-Umstellung 2,6 Milliarden Banknoten im Wert von rund 260 Milliarden Mark vernichtet werden - ein Mammut-Projekt ohne Vorbild, das seit Monaten im Verborgenen vorbereitet wurde, sich über Jahre hinziehen wird. Und die Republik vor ein bis dahin unbekanntes Problem stellt: Wohin mit all dem Geld?

Schwundquote liegt zwischen Sofapolstern oder in Brunnen

Allein die Scheine wiegen rund 2800 Tonnen und würden übereinander gestapelt mehr als 300 Kilometer in den Himmel ragen. Außerdem sind 48,5 Milliarden Münzen im Umlauf, Wert: 12,1 Milliarden Mark. Ein beträchtlicher Teil davon - die so genannte Schwundquote - liegt zwar zwischen Sofapolstern, in Gullys oder in der Fontana di Trevi; diese Münzen werden deshalb auch nicht wieder zur Bundesbank zurückkehren. Doch fast 100 000 Tonnen Pfennig-, Groschen- und Markstücke müssen von Januar an unter höchsten Sicherheitsauflagen entsorgt werden.

Am Anfang glaubte Bundesbankdirektor Hermann Handlos noch an einfache Lösungen. Handlos, Chef einer unauffällig in München operierenden Arbeitsgruppe mit der Mission, die demnächst wertlosen D-Mark-Scheine zu verwerten, setzte von Anfang an ganz auf Bio. Da die bunten Banknoten nahezu vollständig aus Baumwolle bestehen, galt die Kompostierung zunächst als Königsweg.

Die Mark ist Problemmüll

Doch das Bayerische Institut für Abfallforschung in Augsburg setzte dem Traum der Banker, die Milliarden flugs in Humus zu verwandeln, ein jähes Ende. Das Ergebnis ihrer Expertisen, nachzulesen in einem internen Papier der Bundesbank, weist als Ökoballast aus: organische Farbpigmente und Lösemittel, Melaminformaldehydharz, Kupfer, Harze und Öle. Kurzum: Die geliebten Scheine waren fortan Problemmüll, höchstens zur Abdeckung von Deponien geeignet. Aus Imagegründen kam das nicht in Frage.

Auch manch andere wegweisende Idee, die gute alte Mark zu recyceln, blieb auf der Strecke. Eine bayerische Firma verwendete zerkleinerte Banknoten vermischt mit alten Etiketten zur Ziegelherstellung. Der Baustoff war zwar zu gebrauchen, doch das Unternehmen stellte wegen technischer Probleme und mangelnder Rendite den Betrieb ein.

Hunni als Dämmstoff

Eine hessische Firma fand heraus, dass sich mit Hunnis und Riesen auch Dämmstoffe zwischen Dachsparren stabilisieren lassen. Der Öko-Pionier könnte aber jährlich höchstens 300 Tonnen verarbeiten - zu wenig.

Selbst die Papierindustrie macht um die Lappen einen großen Bogen. Grund: Selbst völlig durchnässt sind die Scheine noch so reißfest, dass sie aufwendig mit Auflösern zersetzt werden müssten. Deshalb lässt auch nur der Essener Papiergroßhändler Classen solch ein Wertpapier herstellen - in Gmund am Tegernsee produziert er Briefbögen, die er Recynote/Money nennt. Das "Erlebnisfeinstpapier aus recycelten DM-Scheinen" ist bei Banken, Versicherungen und Rechtsanwälten schon jetzt der Renner.

"Man spürt den Geist der alten Mark"

Vier bis fünf Tonnen werden jährlich geordert; 1000 Bogen, auf denen deutlich die wertlosen Überreste der D-Mark zu erkennen sind, kosten beim Großhändler 520 Mark. "Man spürt den Geist der alten Mark", glaubt die Classen-Marketingabteilung. So umhüllen denn auch Landeszentralbanken gern ihre Geschäftsberichte mit dem Schnipselpapier.

Mangels Alternative wird der Großteil der weltweit geachteten deutschen Währung aber doch nur durch den Schornstein gejagt. So verfeuern die Bayern ihre Scheine zusammen mit zerhackten Armaturenbrettern und Kunststofffolien bei 2000 Grad in einem Zementwerk in Rohrdorf bei Rosenheim. 40 Prozent des gesamten D-Mark-Bestandes wird nach Schätzungen von Bundesbankdirektor Handlos in den Bundesländern verbrannt - Kohle zu Asche, wenigstens unter Gewinnung von Energie.  
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China nimmt Euro in Währungskorb auf

 
08.01.02 16:10
China hat vor, den Euro als Reservewährung zu halten. Der chinesische Finanzminister erwartet, dass der Euro eines Tages zum Dollar aufschließt.

Eine Aufnahme in den Währungskorb des Landes kündigte der chinesische Finanzminister Xiang Huaicheng am Sonntag nach einem Gespräch mit seinem Amtskollegen Hans Eichel (SPD) in Schanghai an. Es sei "deutlich geworden, dass der Euro gerade in diesen Tagen immer stärker geworden ist", sagte Xiang. Er werde den Entscheidungsträgern in der chinesischen Verwaltung empfehlen, "dass man möglichst auch Euro einkaufen soll". Der chinesische Finanzminister sagte: "Ich bin der Ansicht, dass der Euro zwangsläufig eines Tages den gleichen Stellenwert haben wird wie der US-Dollar." Das sei auch bedingt durch die starke Wirtschaftskraft der Euro-Zone.

Experten rechneten mit entsprechenden Marktreaktionen, da China über große Währungsreserven verfügt. So geht der Internationale Währungsfonds (IWF) für das laufende Jahr von 201,7 Mrd. $ aus. Das entspricht knapp 227 Mrd. Euro. Jedes Land verfügt wegen der internationalen Verflechtungen über Währungsreserven in möglichst starken Währungen wie dem Dollar.

Eichel: Dollar bleibt vorerst die Nummer eins

Eichel sieht den Euro sehr bald als Reservewährung neben dem Dollar. Er hob die besondere Bedeutung Chinas als politischer und wirtschaftlicher Partner Deutschlands hervor. China und vor allem auch Schanghai im Südosten hätten ein großes Entwicklungspotenzial. Im Jahr 2000 seien 135 Projekte in China mit Bundesbürgschaften (Hermes) bewilligt worden. "Das werden wir fortsetzen", betonte Eichel.

Eichel hatte bereits am Samstag auf seiner Reise, die ihn an diesem Montagabend nach Hongkong und am Dienstag nach Teheran führen wird, die positiven Wirkungen der Euro-Bargeldeinführung betont. Die europäische Gemeinschaftswährung werde ein Erfolg. Der Euro werde zwar auf absehbare Zeit den US-Dollar als dominierende Welt-Währung nicht verdrängen können. "Aber er wird als zweite Reserve-Währung schon bald gleichberechtigt neben den Dollar treten." Auch führende deutsche Wirtschaftsforscher zeigten sich nach der weitgehend reibungslosen Einführung des Euro-Bargeldes optimistisch über die Stabilität der europäischen Währung.
 
Happy End:

Der Wildwuchs des Euro-Unkrauts

 
08.01.02 16:47
Nach Erhebungen der Verbraucherzentralen feiert die Anarchie im täglichen Umgang mit dem Euro fröhliche Urständ. Tankstellen erheben "Wechselgebühren", Banken verweigern Kontoinhabern den Umtausch, Obsthändler legen kurzerhand einen Euro-Mark-Devisenkurs von eins zu eins fest.

Leipzig - Die Verbraucherzentralen stellen zunehmend Unstimmigkeiten bei der neuen Währung fest. "Auf Grund der Anfragen und Erfahrungen der Bevölkerung beobachten wir einen Wildwuchs im Umgang mit D-Mark und Euro", sagte Renate Janeczek von der Verbraucherzentrale Sachsen. Betroffen seien besonders kleinere Einzelhandelsgeschäfte, Tankstellen und Kreditinstitute.
"Bei Tankstellen gibt es völlig unterschiedliche Verfahrensweisen. Manche nehmen nur Bargeldbeträge bis 50 Mark an, andere verlangen Umtauschgebühren bis zu 2,20 Euro", so Janeczek. Im Einzelhandel seien große Unterschiede zwischen Handelsketten und kleineren Geschäften zu verzeichnen.

Obstwucher: 49 Pfennig gleich 49 Cent

"Die Preise für Obst und Gemüse sind offensichtlich bundesweit enorm gestiegen", fasste Werner Zeiler von der Verbraucherzentrale Thüringen seine Erfahrungen am bundesweit geschalteten "EuroFon" (01803/25 8000) zusammen. Die Preise seien teilweise eins zu eins übernommen worden. "Die Anrufer nannten Preisbeispiele für Kiwis, die früher 49 Pfennig und jetzt 49 Euro-Cent kosteten, oder Gurken, die sowohl unter der alten als auch der neuen Währung das Preisschild 1,49 tragen."

Nach Sachsen-Anhalt fordert auch die Verbraucherzentrale Thüringen die Kreditinstitute auf, Nichtkunden einen kostenfreien Umtausch von Mark in Euro zu ermöglichen. Bundesweite Umfragen der Verbraucherzentralen hatten ergeben, dass meist nur Kunden ein gebührenfreier Umtausch gewährt wird. Nach Angaben der Verbraucherzentrale Sachsen sind aber auch in diesem Bereich Probleme nicht ausgeschlossen. "In Plauen ist einer Kundin die Einzahlung von D-Mark auf ihr Sparbuch verweigert worden, ein Tausch war nicht möglich, weil sie kein Girokonto hatte", berichtete Janeczek.
Happy End:

Einzelhandel: ´Euro ist kein Teuro´

 
08.01.02 20:53
Der Einzelhandel wehrt sich gegen eine Studie, wonach der Euro auf breiter Front die Preise hochgetrieben habe. Es habe noch nie so viele Preissenkungen und Sonderaktionen gegeben.

Der Hautverband des Deutschen Einzelhandels (HDE) bekräftigte am Dienstag in Berlin die Zusage, dass die Euro-Einführung "unterm Strich" keine Verteuerung mit sich bringen werde. Hubertus Pellengahr vom Einzelhandelsverband HDE sagte: "Der Euro ist kein Teuro". Zu einer am Montag veröffentlichten Untersuchung des Kölner Institut für angewandte Verbraucherforschung (IFAV), wonach die Währungsumstellung zu teils drastischen Preiserhöhungen geführt hat, sagte Pellengahr: "Die IFAV-Studie ist das Papier nicht wert, auf dem sie geschrieben wurde." Dem IFAV, das die Studie im Auftrag des Westdeutschen Rundfunks (WDR) angefertigt hat, warf der Verband "Willkürlichkeit" bei den Preisvergleichen vor.

Das Institut hatte im vergangenen Jahr einen Warenkorb mit 1200 Gütern zusammengestellt, bei denen die Preisentwicklung beobachtet wird. Wie das IFAV am Montag mitteilte, wurde bei Stichproben in der vergangenen Woche bei jedem dritten Produkt ein anderer Preis ermittelt. In 72 Prozent der Fälle seien die Preise gestiegen. Nur bei 28 Prozent habe es eine Preissenkung gegeben.

Der Einzelhandelsverband hält dagegen, dass es kaum je so viele Preissenkungen und Sonderaktionen gegeben habe, wie zum Start des Euros. Zum Start der neuen Währung seien allein in den Discount-Märkten etwa 1000 Artikel im Preis dauerhaft um durchschnittlich zwei Prozent gesenkt worden. Händler, die bei den neuen Preiskalkulationen zu hoch gegriffen hätten, zwinge der Wettbewerb zurück.

DARF ICH MAL? HA HA HA
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Rechenfehler, Verwechslungen, Wartezeiten

 
09.01.02 06:53
Der Euro ist da - und macht kaum Probleme. Nur hier und da sorgte die neue Währung in den ersten Tagen für Verwirrung.
 
Hamburg - Frank Scheibner staunte nicht schlecht. 293,97 Euro, so stand es schwarz auf weiß auf seinem Kontoauszug, sollte er am 1.Januar angeblich aus einem Geldautomaten der Deutschen Bank 24 in Berlin gezogen haben. Ein ziemlich schräger Wert, fand der Hamburger, und konnte sich zudem nicht an einen solchen Euro-Segen erinnern. Tatsächlich hatte er nur 150 Euro abgehoben. Auch Norbert Spitz aus Kamp-Lintfort schluckte beim Blick auf den Auszug. Auch er hatte am 1. Januar Geld abgehoben – 500 Euro. Die Bank buchte ihm dafür genau 977,92 Euro vom Konto ab.

Einigen tausend Deutsche-Bank-24-Kunden erging es in den letzten Tagen wie Spitz und Scheibner. Ein Softwarefehler in der Frankfurter Zentrale hatte dafür gesorgt, dass die abgehobenen Euro-Beträge noch einmal mit dem Euro-Kurs multipliziert wurden. Ein bedauerlicher Fehler, so ein Bank-Sprecher. Den Betroffenen sei das Geld schon nach wenigen Tagen zurückerstattet worden, ein Schaden entstehe ihnen nicht.

Arbeitsamt verwechselt Mark mit Euro

Mit kleinen Euro-Pannen kämpfte auch das Arbeitsamt in den ersten Tagen der neuen Währung. Rund 10.000 Empfänger des so genannten Überbrückungsgeldes guckten am zweiten Januar erstmal in die Röhre: Nur die Hälfte der erwarteten Unterstützung war auch tatsächlich auf ihren Konten gelandet. Auch hier: Ein einfacher Computerfehler. Die Beträge waren zwar in Euro errechnet, aber in Mark überwiesen worden. Die Bundesanstalt für Arbeit korrigierte die Panne prompt: Alle Differenzbeträge wurden bereits am Folgetag nachgezahlt.

Farbe und Zahl sind entscheidend

Pech hatte ein Verkäufer aus Euskirchen: Er verwechselte einen belgischen 100-Franc-Schein - Gegenwert etwa 2,50 Euro - mit einer 100-Euro-Note. Die beiden Kunden freute es: Sie bekamen nicht nur zwei Päckchen Zigaretten, sondern auch noch die 94 Euro Wechselgeld.

Italiener kämpfen mit dem Komma

Allein der Umrechnungskurs jagt vielen Italienern Angst ein – ein Euro für fast 2000 Lira. Über Jahrzehnte hatten sie sich an die Millionen und Milliarden gewöhnt – nun kommt das "kleine Geld". Und dann sind da noch die Cent-Beträge, die zu schaffen machen. Komma-Beträge gab es in Italien praktisch nie. Große Zeitungen erklären deshalb geduldig: "Bitte machen Sie nach dem geschriebenen Euro-Betrag einen Schrägstrich. Dann bitte schreiben sie den Cent-Betrag."

Österreich hatte es eilig

In Österreich kam selbst die Panne zu früh: Schon mehrere Stunden vor Mitternacht gaben die ersten Automaten Euro-Noten aus. Viele Pariser mussten dagegen auf die neue Währung warten. Auf den Champs Elysees waren die meisten Automaten in der Neujahrsnacht außer Betrieb oder gaben gar noch Francs aus.
Happy End:

Euro-Umstellung nächste Woche nahezu beendet

 
09.01.02 09:30
"In der kommenden Woche wird es die Ausnahme sein, wenn ein Kunde noch mit D-Mark bezahlt"

Frankfurt/Main - Nach Einschätzung des deutschen Einzelhandels dürfte die Euro-Umstellung Ende der Woche weit gehend abgeschlossen sein. "In der kommenden Woche wird es die Ausnahme sein, wenn ein Kunde noch mit D-Mark bezahlt", prognostizierte der Geschäftsführer des Einzelhandelsverbandes HDE, Hubertus Pellengahr. 75 Prozent der Verbraucher würden bereits in Euro zahlen, Ende der Woche würden es über 90 Prozent sein.

Der Erfolg der Euro-Einführung in der ersten Woche der Währungsumstellung hat sogar die Erwartungen der Europäischen Zentralbank übertroffen. Die EZB erklärte, sowohl die Akzeptanz der Währung in der Bevölkerung als auch die logistische Abwicklung hätten alle Hoffnungen übertroffen. Nach Angaben der EU-Kommission erfolgen fast zwei Drittel aller Bargeldtransaktionen im Euro-Raum inzwischen in Euro. Die Umstellung der Bankautomaten sei abgeschlossen.

Unterdessen sind die ersten ausländischen Euro-Münzen in Deutschland aufgetaucht. "Ich habe schon mehr als 150 Meldungen aus verschiedenen Bundesländern", sagte der Freiberger Statistikprofessor Dietrich Stoyan. Schon am 1. Januar seien niederländische Euro-Münzen am Leipziger Hauptbahnhof und französische in einem Kosmetiksalon in Frankfurt gesichtet worden. DW
Happy End:

Schweden sollen 2003 über den Euro abstimmen

 
09.01.02 13:14
Nach dem erfolgreichen Euro-Start in den zwölf Teilnehmerstaaten wächst die Bereitschaft bei den Nachzüglern, sich der Euro-Zone anzuschließen. In Schweden und Dänemark sind konkrete Termine im Gespräch.

"Ich denke, 2003 wird das Jahr sein, in dem wir abstimmen, aber fragen sie mich nicht genau, wann", sagte Ministerpräsident Goran Persson der Nachrichtenagentur TT. Am 15. September dieses Jahres wird in Schweden ein neues Parlament gewählt. Ein Euro-Referendum noch im Herbst 2002 sei politisch unmöglich, auch wenn es vielleicht technisch machbar sei, sagte Persson. Falls sich eine Mehrheit für den Beitritt ausspricht, könne Schweden 2005 der Euro-Zone beitreten, berichtete die Tageszeitung "Dagens Nyheter" unter Berufung auf Persson. Münzen und Banknoten würden dann 2006 in Umlauf gebracht. Die Mehrheit der Schweden befürwortet Meinungsumfragen zufolge einen Beitritt des Landes zur Europäischen Währungsunion.

Neben Schweden haben 1999 auch Großbritannien und Dänemark auf eine Einführung des Euro verzichtet. In Großbritannien hat die Euro-Bargeldeinführung Anfang dieses Jahres die Debatte um einen britischen Beitritt zur Gemeinschaftswährung wieder angeheizt. Während die Briten noch keinen Termin für ein mögliches Referendum nennen, denkt die dänische Regierung nach den Worten von Außenminister Per Stig Moeller an eine Abstimmung Ende 2003 oder 2004. Ein Referendum in diesem Jahr sei wegen der Übernahme der Ratspräsidentschaft in der EU im Juli nicht möglich. Die Zeit sei reif, wenn Erfahrungen über die Nachteile einer Nicht-Teilnahme an der Währungsunion vorlägen. Die Dänen hatten sich im September 2000 mit 53 zu 47 Prozent gegen die Einführung des Euro ausgesprochen.

ftd.de
Happy End:

Automaten im Euro-Stress

 
09.01.02 14:53
Automaten haben im jungen Euro-Land noch ihre Tücken: Dem einen bescherten sie einen unerwarteten Geldsegen, dem anderen verweigerten sie gewünschte Tickets.

Zwischen Hamburg und Frankfurt/Main tauchten in der Woche 2 nach der Einführung der neuen Währung Probleme auf. Mehr als 11.000 Euro konnte ein 18-jähriger Hamburger Abiturient seit dem 31. Dezember mit seiner Sparcard der Postbank aus verschiedenen Geldautomaten abheben, ohne dass sein Konto bisher damit belastet wurde. Statt das Geld einfach zu behalten, informierte Henrik Schaft den Norddeutschen Rundfunk, der darüber in den ARD-"Tagesthemen" berichtete.

Die Postbank räumte ein, dass ein Software-Fehler die Automaten vorübergehend in Dukatenesel verwandelt habe. Ein Schaden sei nicht entstanden, das Risiko von Missbrauch gering gewesen und der Fehler bereits behoben. Theoretisch hätte das Abheben hoher Summen mit einer Postbank-Sparcard bei Automaten anderer Geldinstitute bundesweit funktioniert, es habe aber nur diesen einen Hamburger Fall gegeben, sagte Postbanksprecher Joachim Strunk.

Auch bei Fahrkartenautomaten verläuft die Euro-Umstellung in zahlreichen Städten nicht so unproblematisch wie erhofft. So schlucken die Automaten in den Hamburger U- und S- Bahn-Stationen keine 20-Cent-Münzen. Das irritiere viele Kunden, bestätigte der Hamburger Verkehrsverbund HVV am Dienstag. Dabei handele es sich um ein vom Gerätehersteller verursachtes bundesweites Problem. Die Hamburger Automaten würden bis Mitte des Jahres umgerüstet.

400 Euro in 1-Euro-Münzen ausgespuckt

Auch in Wiesbaden läuft noch nicht alles reibungslos. "Der eine Fahrkartenautomat nimmt nur Euro-Münzen, aber keine Scheine; der andere will D-Mark, aber auf den Pfennig genau abgezählt", klagte ein Pendler. Laut Verkehrsgesellschaft will man hier die Umrüstung der Automaten schnell abhaken. "Bis Ende Januar ist alles umgestellt", sagte Sprecher Rolf Protzen.

Weil so viele Leute nur noch in Euro bezahlten und zwar besonders gern mit Scheinen, sei die Verkehrsgesellschaft in Frankfurt/Main stärker als sonst damit beschäftigt, ihre Automaten mit Wechselgeld aufzufüllen, berichtete eine Sprecherin. In Mainz überhäufte ein Geldautomat am Dienstag eine Frau mit Euro-Münzen. Sie wollte an einem Automaten im Sozialamt, an dem Bedürftige ihre Sozialhilfe erhalten können, 400 Euro (780 Mark) abheben. Allerdings spuckte der Automat den Betrag in 1-Euro-Münzen aus.

ftd.de
Happy End:

Für abgeschliffene Münzen gab es manchmal weniger

 
09.01.02 23:37
Eine Ausstellung in der Bundesbank zeigt, was anders war, als die Mark Taler und Gulden ablöste / Aus Fehlern hat man gelernt

FRANKFURT. Erfahrung macht klug, in Geldfragen ganz besonders. Im Hinblick auf die Einführung des Euro ist es denn auch beruhigend zu wissen, daß nicht zum erstenmal in der Geschichte des Geldes verschiedene Währungen zu einer großen verschmolzen werden. Man hat aus Fehlern gelernt, wie sie etwa auch beim Währungswechsel in den Jahren von 1871 bis 1876 begangen wurden, nach der Gründung des Kaiserreichs. Was damals danebenging und diesmal besser laufen soll - das zeigt im Kern die lehrreiche Sonderausstellung "Währungen im Übergang: Von Taler und Gulden zur Mark, von der D-Mark zum Euro", die seit gestern im Geldmuseum der Deutschen Bundesbank zu sehen ist.

Ein Vergleich der beiden Umstellungen biete "einen gewissen Charme", sagte Bundesbank-Präsident Ernst Welteke bei der Eröffnung. Denn der Übergang im Kaiserreich stehe "am Anfang der Geschichte der Mark als gesamtdeutscher Währung, deren Ende jetzt bevorsteht". Freilich: Bei Bargeschäften ging es nach der Reichsgründung noch etwas chaotischer zu als in der prospektiven Euro-Zone. Fast 300 Geldsorten waren unter einen Hut zu bringen. Es liefen nicht nur Münzen aus den früheren Kleinstaaten um, sondern auch aus Rußland, Österreich, Spanien und Frankreich. Überdies gab es Geldnoten verschiedener Notenbanken und jede Menge Staatspapiere. Kurz: Bargeschäfte waren eine Plage. Also stieg man reichsweit auf die Mark um.

Die Ausstellung vollzieht den Vergleich der beiden Übergänge, was nicht unbedingt gleich ins Auge sticht, in konzentrischen Kreisen. In der Mitte des Ausstellungsraums befindet sich ein Glaszylinder, auf dessen kreisrunder Grundfläche gleichsam zur Einstimmung Filme mit historischen Inhalten gezeigt werden. Von dort aus wird der Besucher sternförmig nach außen gelenkt, wobei er mit fünf Leitfragen konfrontiert wird - Fragen nach Schwierigkeiten bei der Umrechnung, nach der Dimension der Umstellung, nach den einzelnen Schritten des Übergangs, nach drohenden Verlusten und nach der Vertrauensbildung.

Auf dem Weg von der Mitte nach außen trifft man zunächst auf hüfthohe Stelen, die in einem Ring um den Zylinder angeordnet sind. Dort werden zunächst einmal - sehr übersichtlich - im Hinblick auf den Euro die Antworten auf die Leitfragen gegeben. Dazu erscheinen auch Stimmen von Bürgern zum Thema. In einem weiteren Ring um die Stelen stehen fünf gut zwei Meter hohe Kuben mit Schautafeln auf ihren vier Seiten. Sie beantworten die Leitfragen im Hinblick auf das Kaiserreich. An der äußeren Seite der Kuben befinden sich interaktive PC-Stationen, mit denen man Zeit- und Rundreisen durch das damalige Deutschland machen kann. Auch sind viele Hintergrundinformationen abrufbar.

Die Schau spannt den Bogen also vom Kaiserreich ins Euroland und zurück. "Natürlich kann sich aber auch jeder Besucher ganz frei in der Ausstellung bewegen", erläutert Christian Erb, der gemeinsam mit Dieter Lindenlaub für die inhaltliche Konzeption zuständig war. So zeigt sich dann zum Beispiel, daß man nach der Reichsgründung bei der Umstellung durchaus Verluste machen konnte: Oft wurde der Tausch allzu kurzfristig angesetzt, mitunter gab es für abgeschliffene Münzen weniger Geld. Heute ist der Umtausch "unbegrenzt, unentgeltlich und umbefristet" möglich.

Auch hatte man im Kaiserreich ganz andere Sorgen als heute. Als die Stadt Frankfurt 1866 Kriegskontributionen an Preußen zahlen und als Bargeld nach Berlin schaffen mußte, wog der Betrag in Silbergulden satte 63 Tonnen. In der Goldwährung, die bis 1876 eingeführt wurde, wären es nur vier Tonnen gewesen. Allerdings blieben bis 1907 - trotz sinkender Silberpreise - auch Silbermünzen im Umlauf. Man sprach deshalb von "hinkender Goldwährung". Diesmal soll der Umtausch nicht nur konsequenter, sondern auch zügiger durchgeführt werden: Der Parallelumlauf von Mark und Euro wurde auf zwei Monate begrenzt. Denn die gleichzeitige Verfügbarkeit von Talern, Gulden und Mark zumindest in den Jahren 1874 bis 1876 hatte, so Welteke, "eher anhaltende Verwirrung als Gewöhnung" erzeugt.

Die Ausstellungsmacher haben, da für manche Frage keine ausreichende Sekundärliteratur zur Verfügung stand, viel Pionierarbeit geleistet. Für die Schau werteten sie nicht nur Zeitungen aus der Wilhelminischen Zeit aus, sondern klapperten auch Archive in Berlin, Karlsruhe, München und Wiesbaden ab. Die Ausstellung zeigt daher neben Karikaturen, Geldscheinen und Münzen in erster Linie Reproduktionen von Gesetzen, Ausschnitten aus Zeitungen und Parlamentsreden. Geographisch liegt ihr Schwerpunkt in Süddeutschland, historisch im Kaiserreich. Ganz dem Euro widmet sich ein 13 Minuten langer Film, in dem Meinungsumfragen und Straßeninterviews zur Einführung der Einheitswährung festgehalten sind. Der Vorführraum steht wohl nicht zufällig in der Verlängerung der Achse, die dem Vertrauen in die neue Währung gilt. Und diese Frage kann die gelungene Schau natürlich noch nicht beantworten.

Die Ausstellung im Geldmuseum der Deutschen Bundesbank an der Wilhelm-Epstein-Straße 14 ist vom 18. Dezember bis zum 31. März geöffnet, und zwar täglich von 10 bis 17 Uhr, nur mittwochs von 13 bis 21 Uhr.
Texas_Blue:

Und John Wayne war wirklich ein schlechter

 
10.01.02 00:34
Schauspieler, dass muss ihm der Neid lassen.
Happy End:

2600 Euro für Ein-Cent-Münze

 
10.01.02 09:20
In Italien machen Sammler Jagd auf fehlerhafte Geldmünzen. Auch in Finnland reißt man sich um Euro-Scheine, bei denen Sicherheitsmerkmale vergessen wurden.
 
Rom/Helsinki - Für zu groß geratene italienische Ein-Cent-Münzen böten Sammler mittlerweile bis zu 2600 Euro, berichtet die Tageszeitung "Corriere della Sera" am Mittwoch. Die Fehlprägungen sind nicht nur zu groß, sondern zeigen zudem eine Turiner Kuppel, die eigentlich der Zwei-Cent-Münze vorbehalten ist. Die Münzen wurden hauptsächlich in Starter-Kits gefunden, die Postämter im norditalienischen Bergamo im Dezember verkauft hatten.
Die Behörden vermuten, ein Angestellter der staatlichen Prägeanstalt in Zecca könne die Münzprägung manipuliert haben, denn ein technisches Versagen der präzise arbeitenden Maschinen sei unwahrscheinlich. Die Prägeanstalt selbst nahm keine Stellung.

Im finnischen Mikkeli tauchte derweil ein fehlerhafter Euro-Schein auf. Ein Mann zog einen 20-Euro-Schein aus dem Geldautomaten, dem der perlfarbene Faden als Sicherheitsmerkmal fehlte. Bisher weigerte sich der Finne, seine Geldnote der Zentralbank zur Untersuchung zu überlassen, so die Zeitung "Lansi-Savo". Am Freitag waren in Finnland bereits 500-Euro-Noten ohne Hologramm aufgetaucht, und die staatliche Notendruckerei Oy hatte technische Probleme eingestanden. Die finnische Presse hatte daraufhin mehrere Sammler zitiert, die eine beachtliche Wertsteigerung solcher Fehldrucke erwarten.

Nach Deutschland und Irland sind Euro-Fälschungen inzwischen auch in Frankreich entdeckt worden. Im südwestfranzösischen Casteljaloux alarmierte ein Bäcker die Polizei, nachdem eine Frau mit einer 50-Euro-Blüte Brot gekauft hatte. Der 21-jährige Sohn der Frau hatte die falsche Note mit Hilfe seines Computers produziert. Da sich die beiden nach Angaben der Staatsanwaltschaft bisher noch nie etwas zu Schulden kommen ließen, droht ihnen jedoch nicht die Höchststrafe von 30 Jahren Gefängnis für Geldfälschen oder zehn Jahren Freiheitsstrafe für das Ausgeben von Falschgeld.

Happy End:

Ah, so sieht der aus!

 
10.01.02 12:19
Die Briten schwanken zwischen Euroneugier und Euroskepsis

LONDON, 6. Januar. Debenhams nennt sich in einem Werbespruch "Großbritanniens beliebtestes Kaufhaus". Jetzt wissen die Briten endlich, warum: Beim Bezahlen in Euro bekommt man dort Geld geschenkt. Wer beispielsweise in der Niederlassung an der Oxford Street einen Pyjama für 24 Pfund kauft, müßte, in der neuen Einheitswährung gerechnet, nach dem aktuellem Wechselkurs eigentlich 38,42 Euro bezahlen. Darin ist noch nicht einmal die übliche Marge einer Wechselstube eingerechnet. Doch der junge Verkäufer in der Bekleidungsabteilung, der gerade noch stolz auf die Euro-Fähigkeit seines Hauses hingewiesen hatte, verlangt nur 34,95 Euro. Denn auf die 40 Euro des Kunden gibt er auf Anweisung der Computerkasse 1,97 Pfund zurück. Das entspricht einem Wechselkurs von 1,46 Euro je Pfund. Dieses Tauschverhältnis ist wie auch jener andere Kurs, der auf dem Kassenbon ausgedruckt wird, deutlich zu großzügig. Der richtige Wechselkurs wäre 1,6 Euro je Pfund. Der junge Verkäufer aber hält sich an die Angaben seiner Kasse und nimmt dankbar die neuen Scheine entgegen. "Ah, so sehen die aus", sagt er, hält sie gegen das Licht und steckt sie weg.

Der Euro hält in Großbritannien zu unterschiedlichen Preisen Einzug. Ob dies den Erfolg von "eurocreep" schmälern wird - des leisen Einschleichens der Währung, auf das die eurofreundlichen Teile der Regierung setzen -, muß abgewartet werden. Sicher ist indes, daß der Umgang mit dem neuen Geld noch gelernt werden muß. Das gilt vor allem für das Kaufhaus Debenhams. In der Niederlassung Luton im Norden Londons kaufte in der vergangenen Woche der fünfzehn Jahre alte Schüler Richard Shields mit seinen zehn Pfund Taschengeld, die er zuvor in Euro getauscht hatte, so lange ein, bis er Waren im Wert von 130 Pfund erstanden hatte - von der Lederbrieftasche bis zu Designerkleidern. Verschiedene Kassen hatten aufgrund eines falsch programmierten Kurses viel zuviel Wechselgeld in Pfund herausgegeben, das der junge Richard immer wieder bei der nächsten Bank in Euro tauschte, um dann bei Debenhams eine neue Einkaufsrunde zu drehen.

Von einem Siegeszug des Euro können in Großbritannien somit nicht alle reden. Eher stolpert die neue Währung ins Land. Den Euro-Freunden kann dies nicht recht sein, denn sie hoffen darauf, daß die Macht der Gewöhnung die solide Mehrheit der Euro-Gegner in der britischen Bevölkerung langsam zusammenschmelzen hilft. Premierminister Tony Blair hatte in der vergangenen Woche davor gewarnt, die Realität der Europa-Währung zu verneinen. Es wäre dumm, angesichts des neuen Geldes "den Kopf in den Sand zu stecken", sagte er. "Wir müssen uns darauf vorbereiten." Der Regierungschef versucht seit einiger Zeit - bei aller Vorsicht - den Euro schönzureden. Er drückt seine Hoffnung aus, daß die Währung ein Erfolg werde, erklärt die prinzipielle Bereitschaft zum Beitritt, verweist aber weiterhin auf die fünf ökonomischen Testkriterien, die erst erfüllt werden müssen.

Die Prüfung erfolgt unter der Obhut des mächtigen Finanzministers Gordon Brown, der sich von niemandem hineinreden lassen will und es offenbar nicht so eilig hat wie Blair. Nach dem offiziellen Regierungskurs muß erst eine gründliche Untersuchung dieser selbstgestellten Bedingungen abgeschlossen sein, bis die Regierung ein Urteil fällt und im positiven Fall ein Referendum einberuft. Die jüngsten Spekulationen besagen, daß die Testergebnisse Ende dieses Jahres vorliegen und es 2003 dann zur Volksabstimmung kommen könnte. Doch allein aus technischen Gründen dürfte der Beitritt Großbritanniens noch auf sich warten lassen. Nach dem Fahrplan der Regierung müßten nach einem Ja der Bevölkerung zur Aufgabe des Pfundes 24 bis 30 weitere Monate vergehen, bis die britische Währung verschwindet. Die jüngsten Umfragen zeigen, daß sich eine wachsende Zahl von Briten offenbar mit dem Euro anfreundet, und viele geben an, sie hielten einen Beitritt für "unvermeidlich". Doch die meisten wollen das Ende des Pfundes lieber übermorgen als morgen sehen. Bei der Wettbürokette William Hill kann man seit dem Neujahrstag darauf setzen, daß der Euro das Pfund bis 2009 abgelöst hat. "Kaum jemand ist auf das Angebot bisher eingegangen", berichtet ein Sprecher.

Die britische Presse indes läuft angesichts des neuen Geldes zur Höchstform auf. Der Aufmacher des Boulevardblattes "Sun" unter den Lettern "Dawn of a new [Euro]rror" (Anbruch eines neuen Irrtums) war dabei noch das kleinere Ereignis. In der "Times" kommen zwei polnische Mathematiker zu Wort, die die Asymmetrie des neuen Euro bemängeln. Tests hätten ergeben, daß beim Münzwerfen und -drehen jene Seite mit unregelmäßigen Nationalsymbolen wie dem deutschen Bundesadler am Ende öfter oben liege. "Der neuen Ein-Euro-Münze kann man vielleicht nicht über den Weg trauen", meint die "Times". Daran wäre zu denken, wenn England im Finale der Fußballweltmeisterschaft auf Deutschland treffe.

Die "Financial Times" macht dagegen auf einen Aufsatz in einer dermatologischen Fachzeitschrift aufmerksam, dem zufolge Menschen auf die Ein- und Zwei-Euro-Münzen allergisch reagieren könnten, weil die Geldstücke einen besonders hohen Nickelanteil enthalten. Im "Independent" war zu lesen, daß der Ölkonzern Shell seine Beschäftigten in Zukunft in Euro bezahlen könnte. Ein Sprecher korrigiert auf Anfrage: "Wir sagten, daß wir dies prüften, wenn ein Mitarbeiter darum bäte. Bisher hat aber noch niemand gefragt." Auch die Bezahlung mit Euro hat außer Journalisten noch nicht viele Briten interessiert, berichtet die Kaufhauskette Marks & Spencer. Rund ein Drittel der hundert größten Einzelhändler in Großbritannien akzeptiert die Bezahlung in Euro. Die Entgegennahme von Fremdwährung ist aber keine Neuigkeit im Königreich. Die jetzt so eurofreundlich auftretenden Unternehmen nehmen mindestens schon seit zehn Jahren Dollar, Yen, die D-Mark, Franc und Lire an, um Touristen und britischen Urlaubsheimkehrern den Einkauf zu erleichtern, heißt es beim Einzelhandelsverband. Der Euro bringt somit eher eine Erleichterung, weil er mehrere Währungen ersetzt.

Im Bekleidungskaufhaus Bhs tut man sich mit dem neuen Geld dennoch schwer. Als ein Kunde drei paar Socken in Euro bezahlen will, müssen vier junge Verkäuferinnen eine Kasse bearbeiten, bis diese endlich einen Wechselkurs ausspuckt. Die Prognose des Geldwechslers am Bahnhof Waterloo dürfte in Großbritannien somit noch Zukunftsmusik bleiben: "Der Euro wird eine Weltwährung, wichtiger als der Dollar", hatte er gesagt. Der Mann stammt freilich aus Malaysia.
Happy End:

So kommt der Euro in den Kopf

 
11.01.02 10:07
Wir haben den Euro, wir zahlen mit Euro, aber wir denken weiter in Mark, Franc und Peseta. 303 Millionen Bürger haben bislang kein Gefühl dafür, ob ein Euro-Preis teuer oder billig ist.

Das hat einschneidende Folgen: Solange der Euro nicht der neue Wertmaßstab ist, werden die Konsumenten sich verunsichert fühlen und das neue, viel beschworene Gemeinschaftsgefühl der Europäer stellt sich nicht ein. Doch der Übergang zum Denken in Euro lässt sich beschleunigen.

Seit Jahren haben Politiker, Verbände und Unternehmen die Bürger hartnäckig über die Aspekte der Währungsumstellung informiert, doch einer der wichtigsten Punkte blieb auf der Strecke: Wie bekommen wir ein Gefühl für den Wert des neuen Geldes, wie überwinden wir das lästige Umrechnen in die alte Währung - und das möglichst schnell?

Unser Noch-Ignorantentum ist nicht nur lästig, es kann auch teuer werden. Vier Forscher vom Institut für Sozialpsychologie der Uni München haben Ende letzten Jahres mit Versuchspersonen getestet, welche DM-Preise und welche Euro-Preise sie für angemessen hielten. "In Euro haben sie immer einen viel höheren Wert angegeben als in Mark", stellt Tobias Greitemeyer von der Forschergruppe fest.

"Mann, ist das billig"

Jetzt wollen die Münchner ihr Experiment wiederholen, um zu sehen, ob schon ein realistischeres Preisgefühl besteht. Bislang habe der Umgang mit dem neuen Geld am verzerrten Wertgefühl noch nichts geändert, meint Greitemeyer: "Wenn ich mit Kollegen essen gehe, sagt jeden Tag einer: "Mann, ist das billig", bis er merkt, dass es kein DM-, sondern Euro-Preis ist." Dennoch erwartet die Gruppe, dass schon in wenigen Monaten der größte Teil der Bürger in Euro rechnen wird.

Ein Blick nach Frankreich gibt allerdings Anlass zu Zweifeln: Schätzungen zufolge kalkuliert noch heute ein Fünftel der Franzosen in "anciens francs", dabei wurde die alte Währungseinheit 1960 abgeschafft. Besonders große Summen drücken die Bürger dort nach wie vor in der früheren Währung aus - und dies gilt nicht nur für alte Menschen.

In Deutschland könnte es ähnlich laufen, zumal der einfache Wechselkurs von ungefähr 2 : 1 eine bequeme Brücke zwischen Mark und Euro bildet. Die Spanier dagegen müssen alle Preise durch 166 teilen, um von Peseta zu Euro zu kommen - und sind daher zu einer strikten Trennung der beiden Währungs-Welten gezwungen.

In gewohnten Größen zu rechnen, vermittelt Sicherheit. Wie verunsichert viele Verbraucher sind, zeigen die immer wieder aufflammenden Berichte über angeblich massenhafte Preiserhöhungen, die begierig aufgegriffen, aber nicht belegt werden können. Helen Karmasin, Chefin eines Marktforschungsinstituts in Wien, bestätigt: "Die Leute haben noch kein Gerüst für billig-mittel-teuer, deshalb bewegen sie sich wie auf Eis und sagen: Wir werden betrogen." Doch das Umrechnen in Mark oder Schilling verlängert nur einen Prozess, der eigentlich abgekürzt werden müsste. Radikal fordert der Psychologe Steffen Fliegel: "Man sollte die D-Mark-Preise sofort weglassen, die Leute müssten veranlasst werden, in Euro zu denken". Für zahlreiche Produkte hätten wir Preise gelernt, die wir auch mit den entsprechenden Geschäften assoziierten, und damit, ob diese teuer oder billig sind.

Landkarte im Kopf

Dies ganz bewusst neu zu lernen ist vermutlich der einzig praktikable Weg, um schnell ein neues Wertgefühl zu erwerben. Anfänglich wird man umrechnen müssen, doch anschließend sollte man sich den Euro-Preis einprägen, zusammen mit dem Attribut: Das ist billig, das ist teuer.

Das ganze "Währungsgefühl" ist erstaunlich wenig erforscht, dabei liegen Erfahrungen vor der Haustür: In Ostdeutschland mussten sich die Menschen vor zwölf Jahren auf eine neue Währung einstellen. Fliegel stammt aus der DDR, die er lange vor der Wende verlassen hat. Seine Verwandten in Ostdeutschland haben ihm gesagt: "Für uns ist es einfach, wir haben uns schon einmal an neue Preise und neue Produkte gewöhnen müssen - das ging schnell, weil wir die D-Mark haben wollten." Die Schlussfolgerung lässt sich verallgemeinern: Wer den Euro positiv aufnimmt, wird weniger Schwierigkeiten haben, auch in der neuen Währung zu denken.

Karmasin bestätigt das mit ihren Erfahrungen: Die meisten Menschen in Österreich würden vermutlich rasch den Bezug zum neuen Geld finden, weil sie mit Begeisterung dabei seien: "Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne." Man müsse sich Eckprodukte mit Euro-Preisen einprägen und Relationen bilden zwischen Artikeln wie Brot, Joghurt und Make-up, dann entstünde eine kognitive Landkarte im Kopf. Doch bei rund 20 Prozent der Österreicher könne es einige Jahre dauern, bis sie nicht mehr in Schilling umrechneten.

Eine sinnvolle Aufgabe für die europäischen Behörden und das deutsche Verbraucherministerium wäre es, die einfachen Tipps der Marktforscher und Psychologen zu verbreiten. Für den Umgang mit dem neuen Geld wäre dies wichtiger als die täglichen Triumphmeldungen darüber, wie viele Käufe schon in Euro abgewickelt werden. Ein Umstand wird das Denken in Euro übrigens beschleunigen: Die alte Währung ist für immer verschwunden - und nicht nur zeitweilig wie im Urlaub.
Happy End:

Für Briefmarken bricht das Euro-Zeitalter an

 
11.01.02 14:25
In Deutschland sind seit Donnerstag die ersten Euro-Briefmarken für Standardbriefe im Handel. Bisher gab es keine Preiserhöhung für das Briefporto.

Auf dem Sonderpostwertzeichen ist das runde Euro-Zeichen mit dem Doppelstrich in den Symbolfarben für Europa leuchtend gelb auf dunkelblauem Grund abgedruckt. Damit wird die Einführung des Euro-Bargeldes gewürdigt, das seit dem 1. Januar gesetzliches Zahlungsmittel für gut 300 Millionen Menschen in zwölf Ländern Europas ist. Der Wert der Marken ist jetzt nur noch in Euro angegeben, nachdem im vergangenen Jahr der Preis in alter und neuer Währung abgedruckt war. Da die Deutsche Post das Porto genau umrechnet - beim Standardbrief zum Beispiel auf 56 Cent -, müssten die Postschalter künftig mehr Wechselgeld vorhalten, sagte Post-Sprecherin Monika Siebert.

Wie bisher gelten Briefmarken nur im Ausgabeland, das künftig an dem Aufdruck "Deutschland" auf den Postwertzeichen zu erkennen ist. Alle 2001 herausgegebenen Briefmarken waren mit beiden Währungsangaben versehen. Diese Marken bleiben auch unbegrenzt gültig. Die ausschließlich auf Pfennig lautenden Postwertzeichen können noch bis zum 30. Juni 2002 verwendet werden. Briefmarken mit dem Aufdruck Deutsche Bundespost und Deutschland seit 1. Januar 1969 sowie noch einige ältere Dauerserien können weiter benutzt werden. Ab Juni können die alten Marken noch in Euro-Marken umgetauscht werden. Bis zum Gesamtwert von 50 DM ist der letzte Termin dafür der 30. September, höhere Mengen können bis zum 30. Juni 2003 bei einer zentralen Umtauschstelle in Frankfurt gewechselt werden. Barrückzahlungen sind ausgeschlossen.

Keine Erhöhung des Briefportos

Die Regulierungsbehörde habe bis zum Jahresende die Preise genehmigt. "Und dann wird man weitersehen", sagte Siebert. Ob die Porti dann auf glatte Cent-Beträge erhöht werden, sei jetzt noch nicht zu sagen. Eine Preissenkung habe der Post-Vorstandsvorsitzende Klaus Zumwinkel aber bereits ausgeschlossen. Beim Porto für Postkarten zum Beispiel liegt die Deutsche Post mit 51 Cent im Mittelfeld der zwölf Länder der Euro-Zone. In Frankreich, Italien, Spanien, Belgien und Irland sind die Preise niedriger. Die Iren müssen für einen Kartengruß mit 38 Cent am wenigsten bezahlen, am teuersten ist eine Postkarte mit 60 Cent in Finnland.

Happy End:

Allein das Denken in Euro fällt noch schwer

 
11.01.02 14:46
Händler wie Kunden haben die neue Währung lieber als die Mark im Portemonnaie

Nicht nur der Bremer Einzelhandel hat sich schon auf die neue Währung eingestellt, auch die Verbraucher werden im Umgang mit dem Euro immer souveräner. Die D-Mark geht in der Bremer Innenstadt immer seltener über den Ladentisch. Trotz anfänglicher Verwirrung steht der Euro, jetzt wo er fassbar und anwendbar ist, bei den Bremern hoch im Kurs. Die Reaktion der Kunden auf die neue Währung wird von vielen Verkäufern als positiv bewertet, auch wenn es manchmal noch unzufriedene Gesichter gibt. "Querulanten gibt es immer", sagt Stefan Blossat vom BSAG-Schalter an der Domsheide. Die Leute seien aber in der Regel sehr verständnisvoll, auch wenn es mit der Kassentechnik beim Fahrkartenverkauf manchmal noch nicht so richtig klappen will und die Schlangen länger werden. Er betont, dass die Geduld auf beiden Seiten besonders wichtig sei, wenn es mal etwas länger dauert mit den neuen Münzen.

"Gar kein Problem", ist das Hantieren mit zwei Währungen für Dirk Quade, Geschäftsinhaber von "Tabac und Pfeifen" in der Lloydpassage. Er und seine Mitarbeiter haben sich schon Ende November bei einer Schulung auf die größte Währungsumstellung aller Zeiten vorbereitet. Nun lächeln die Euro-Scheine von den Krawatten seiner Mitarbeiter, und dem Kunden ist es selbst überlassen, ob er diese Einladung annimmt und in Euro bezahlt oder lieber doch noch die alte D-Mark bemüht.

In den Filialen von Apollo-Optik sind nicht nur Euro und Mark gerne gesehen, auch das alte Geld anderer Länder der Währungsunion wird hier als Zahlungsmittel anerkannt. Ob griechische Drachme, französische Franc oder österreichische Schilling, ob Schein oder Münze, gegen eine geringe Aufwandspauschale kann man sich das überflüssige Urlaubsgeld auf den Einkauf anrechnen lassen. Die Aktion sei "klasse" angelaufen, so Apollo-Mitarbeiterin Nina Harjes aus der Filiale in der Obernstraße, und sei daher Anfang des Jahres noch einmal verlängert worden.

Auch Anke Kükelhan, stellvertretende Filialleiterin der Parfümerie Douglas in der Sögestraße, fasst die letzten Tage als überraschend problemlos zusammen. Die Leute trennten sich schneller als erwartet von der alten Währung - von Tag zu Tag fänden sich bei der Abrechnung weniger D-Mark und immer mehr Euro in der Kasse. Wie in anderen Betrieben wurden auch bei Douglas die Verkäufer mit einer Schulung auf die Umstellung vorbereitet, nur das Handhaben des neuen Geldes falle verständlicherweise noch schwer. Das liege daran, so die stellvertretende Filialleiterin, dass der Gedankenprozess auf beiden Seiten des Verkaufstresens oft noch in D-Mark verläuft.

Für Kellner könnte dies zum zeitweiligen Gewinngeschäft werden: "Die Leute gehen beim Trinkgeld oft noch von der Mark aus und halbieren nicht", so Kellner Mike Ohlmann vom Alex auf dem Domshof. Auch sein Kollege Timo Hartmann hat diese Erfahrung gemacht, allerdings seien viele Gäste wiederum so vorsichtig, dass sie lieber gar kein Trinkgeld geben. Beim Umgang mit der neuen Währung seien die Frauen generell etwas sicherer, während die Männer der Sache eher skeptischer gegenüberstehen. Die Kellner im Alex haben zwar nur Euro im Portemonnaie, aber D-Mark werden bei Bedarf vorweg vom Schichtleiter am Tisch gewechselt - zahlen tut man also immer in Euro. Was ist billig? Was ist teuer? Und: Wieviel Trinkgeld ist angemessen? Die Bezahlung der neuen Preise ist nach wie vor ungewohnt, auch wenn man den Umrechnungskurs zur D-Mark schon vor Wochen auswendig gelernt hat. Das bestätigt auch der Inhaber eines Ökostandes auf dem Domshof-Markt: "Der Kunde rechnet weniger", ist sein Fazit. Manche Produkte seien so teuer geworden, dass er sie schon gar nicht mehr verkaufen möge: "Die hätte ich sonst schon längst um die Ohren gehauen bekommen!". Bezahlung in D-Mark ist auch auf dem Domhof-Markt in der Regel kein Problem, die Euro-Umrechner liegen überall bereit, wenn auch teilweise nicht mehr die Münzen der alten Währung akzeptiert werden. Warum? "Die Mark ist schließlich kein Zahlungsmittel mehr in dem Sinne." Darum.

Schon über 80 Prozent der Kunden zahlen mit Euro

Bereits nach einer Woche ist die D-Mark zur Rarität geworden. Nach Erfahrungen des Einzelhandelsverbandes Nordsee Bremen ist der Anteil an den Tageseinnahmen schon unter ein Sechstel gesunken. "Nur noch zwischen zehn und 15 Prozent der Beträge werden mit Mark bezahlt", betont Geschäftsführer Wolfgang Brakhane. Zudem ist die Branche "äußerst positiv überrascht über den ‚geräuschlosen' Übergang zum Euro". In etwa einer Woche erwarten die Händler die letzten Tage mit "nennenswertem D-Mark-Aufkommen" - obwohl die freiwillige Selbstverpflichtung des Einzelhandels, weiterhin D-Mark anzunehmen, noch bis zum 28. Februar läuft. Brakhane: "Wir rechnen dann jedoch nur noch mit vereinzelten Scheinen, die die Kunden noch in den letzten Ecken ihrer Wohnung oder in selten getragener Kleidung wiederfinden." Einen kleinen Seitenhieb auf die Kreditwirtschaft und die Unternehmen des Öffentlichen Personennahverkehrs kann sich der durch die Währungsumstellung besonders belastete Handel dennoch nicht verkneifen. "Bei einigen Unternehmen hätten wir uns ein bisschen mehr Dienstleistungsmentaliät gewünscht", kann Brakhane Verärgerungen von Kunden durchaus verstehen. Gerade die beiden großen Warenhäuser in der Bremer City, Karstadt und Kaufhof, weisen deutlich daraufhin, "dass wir einem größeren Teil der Bevölkerung ihre letzten D-Mark-Bestände in Euro gewechselt haben als manche eine Bankfiliale". Ganze Ströme von Kunden hatten die Servicekassen der Kaufhäuser aufgesucht, um dort auf Grund der guten Vorbereitung ohne große Wartezeiten und völlig gebührenfrei zu wechseln: "Wir haben dabei nicht erst geragt, ob jemand Kunde bei uns ist oder nicht", heißt es in dem Zusammenhang in Richtung der Banken.
Happy End:

Verbraucherschützer:DM-Umtausch darf nichts kosten

 
12.01.02 18:47
Der Bundesverband der Verbraucherzentralen (vzbv) hat die Banken aufgefordert, auch für Nichtkunden kostenlos D-Mark in Euro zu tauschen. Ein Bankinstitut hatte eine Umtauschgebühr ab kommender Woche angekündigt.

Die Verbraucherschützer erklärten am Samstag in Berlin, Auslöser sei eine Mitteilung der Commerzbank, ab dem 14. Januar 2002 D-Mark-Noten und Münzen nur noch für Kunden in Euro zu wechseln, das heißt, selbst gegen Entgelt nicht mehr für Nichtkunden. Als Grund für diese Entscheidung sei angegeben worden, der Euro habe sich mittlerweile fest als Zahlungsmittel etabliert und zudem seien nur noch geringe D-Mark-Bestände im Umlauf. Vzbv-Euro-Expertin Karin Kuchelmeister kritisierte: "Genau dies wäre jedoch ein Argument dafür, an der verbraucherfreundlichen Regelung für Nichtkunden und Kontolose festzuhalten."

Auch der Verweis auf die unbegrenzten Umtauschmöglichkeiten bei den Landeszentralbanken sei wenig hilfreich, wenn man zum Beispiel bedenke, dass es etwa für die gesamte Bevölkerung Berlins und Brandenburgs insgesamt nur fünf Zweigstellen der dortigen Landeszentralbank gebe, sagte Kuchelmeister.

Im Dezember 2001 habe eine Umfrage des vzbv ergeben, dass von insgesamt 178 untersuchten Banken und Sparkassen lediglich vier Institute planten, D-Mark-Bargeld auch für Nichtkunden kostenfrei und unbegrenzt zu tauschen. "Einige weitere Unternehmen, unter anderem die Commerzbank, hatten angegeben, einen begrenzten kostenfreien Bargeldumtausch bis zu einem gewissen D-Mark-Betrag (meist 1000 DM) anzubieten", so Kuchelmeister.
 
Happy End:

Tony Blairs Euro-Eierei

 
14.01.02 10:09
Der britische Premier Tony Blair wirbt lauter denn je für den Euro - und wirkt trotzdem unentschlossen und opportunistisch. Nicht einmal die Euroskeptiker in seiner eigenen Regierung hat er im Griff.

London - Selbst auf seiner Reise ins ferne Bangladesch denkt Tony Blair an die neue Geldmacht Euro. Während er nach Asien jettete, um in Kaschmir-Konflikt zu vermitteln, gab er ein Interview, das Tories und Eurokritiker empört. Politische Kommentatoren sprechen schon vom "stärksten persönlichen Vertrauensvotum" für den Euro, das Blair in seiner Polit-Laufbahn je abgegeben habe.
Dabei hat Blair nicht einmal Überraschendes kundgetan. "Der Euro ist nun eine Realität", sah er ein. Es sei "wichtig zu begreifen, dass der Euro nun für 12 der 15 EU-Staaten da ist. Es ist die Währung, die die Bürger in ihrem alltäglichen Leben benutzen."

So weit, so banal. Den Zorn der Tories aber erregt ein Nachsatz: "Es wäre dumm so zu tun, als könnten wir weglaufen und unseren Kopf in den Sand stecken." Konkreter wurde Blair nicht.

"Aufhören Unsinn zu reden"

Doch prompt schießt der Schatten-Finanzminister aus der Tory-Partei, Michael Howard, mit drastischen Worten dagegen. Blair versuche, Großbritannien klammheimlich in die Euro-Zone hineinzumogeln. Er solle gefälligst aufhören, "Unsinn zu reden und Spielchen zu spielen". Wenn er die Briten ins Euro-Europa führen wolle, solle Blair den Termin für eine Volksabstimmung bestimmen - und das Votum der Bürger befolgen.
   

Auch keine überraschende Meinung für einen Tory - doch in Großbritannien gleichwohl ein erstrangiges Nachrichtenthema. Die ganze Nation fühlt sich eben vom erfolgreichen Euro-Start unter Druck gesetzt. In den morgendlichen Polit-Talkrunden auf BBC 4, wo hochrangige Politiker die Akzente für die Diskussionen des Tages setzen, wird über wenig anderes debattiert.

Wim Duisenberg verspottet

Und Blair bleibt nervös. Er will ja den Euro - aber noch mehr verzehrt er sich nach Popularität. Schnell lässt er seine Londoner Sprecher klarstellen: Nein, trotz des Interviews habe sich die Regierungslinie nicht verändert. Wie geplant wolle Downing Street bis zum Sommer 2003 prüfen, ob Großbritannien fünf selbst gesetzte Konvergenzkriterien für den Euro-Eintritt erfüllt. Und natürlich werde es eine Volksabstimmung geben, aber der Termin stehe noch nicht fest. Wenn so das "stärkste persönliche Vertrauensvotum" des Premiers aussieht - dann wird manch einer das Vertrauen in Blair verlieren.

Zugleich fallen konservative Blätter wie die "Times" hämisch über den Euro-Dissens in Blairs Regierung her. Gus O'Donnell, im Schatzkanzleramt für internationale Finanzen und makroökonomische Fragen zuständig, hat sich in einer Rede vor Uni-Absolventen über Wim Duisenbergs Zentralbank lustig gemacht - und einer der Anwesenden hat es ausgeplaudert.

Querschuss vom Schatzkanzler

Per Overhead-Projektion hat O'Donnell die Zeichnung eines Tandems gezeigt. Darauf hocken der Notenbankchef Sir Eddie George und Schatzkanzler Gordon Brown. Brav strampeln sie im Einklang. Eine zweite Karikatur zeigt Wim Duisenberg, ebenfalls auf einem Tandem. Hinter ihm drängeln sich zwölf europäische Finanzminister - und jeder versucht verzweifelt, den einen Platz hinter Duisenberg einzunehmen. O'Donnell fügte zu allem Überfluss an, er halte die fünf Konvergenzkriterien, die sein Chef bestimmt habe, für wirtschaftswissenschaftlich unsinnig. In Blairs Finanzministerium, spotten nun die "Times" und Verbände wie "Business for Sterling", sei man offenbar alles andere als europhil gesinnt.

Politisches Hin und Her in Sachen Euro sind die Briten von der Blair-Regierung gewöhnt. Peter Mandelson, Ex-Minister und Blair-Freund, hat erst kürzlich einen öffentlichen Appell erhoben - bezeichnenderweise an Blairs Kabinettsminister. Sie sollten sich durchringen, den Euro zu unterstützen. Noch in dieser Legislaturperiode werde Blair ein Euro-Referendum ansetzen, so Mandelson - egal, wie unpopulär die Währung in der Bevölkerung sei. Auch aus dem Außenministerium waren warnende Stimmen zu hören: Großbritanniens Einfluss könnte verfallen, wenn das Land sich währungspolitisch isoliert.

Verdient Europa die Briten?

Dann aber meldete sich Blairs Schatzkanzler Gordon Brown aus dem Vaterschaftsurlaub zu Wort. Ein Eintritt in die Euro-Zone sei mitnichten unvermeidbar. Blair hat die Kritiker im Schatzkanzleramt offenkundig nicht unter Kontrolle. Dabei spielt gerade dieses Amt die Schlüsselrolle. Offiziell ist es Gordon Brown, der bis Mitte 2003 entscheiden muss, ob die Euro-Zone den Beitritt der Briten wirklich verdient.

Auch aus dem britischen Finanz-Quartier bläst Blair Gegenwind entgegen. Der Chef der Bank of England, Sir Eddie George, fürchtet nicht nur um seinen Job - sondern auch um Pfund und Wohlstand. Der Euro-Start auf dem Festland sei zwar eine logistische und politische Meisterleistung, gibt Sir Eddie großmütig. Die britische Wirtschaft entwickle sich aber ganz anderes als die auf den Kontinent. Da sei eine autonome Zinspolitik unverzichtbar.

Die lange Bank und die lahme Ente

Gus O'Donnell, der nun Zweifel an Blairs Durchsetzungskraft verstärkt, ist übrigens ein politischer Kuckuck. In der Zeit, als der Maastricht-Vertrag ausgehandelt wurde, war er Pressesprecher des Tory-Premiers John Major. Und auch der hat sich aus dem politischen Nirgendwo zurückgemeldet. Major glaubt, dass Tony Blair weiter zaudern wird. Nein, ein Euro-Referendum in dieser Legislaturperiode werde Blair nicht ansetzen, höchstens 2006. Früher als 2009 werde auch die Labour den Schritt ins monetär geeinte Europa nicht wagen. Wahrscheinlicher sei ein Eintritt im Jahr 2012, aber auch das sei nicht ausgemacht.

So lange wird Tony Blair nicht warten können, das dürfte er wissen - deshalb wohl die so lautstarke wie unentschiedene Euro-Äußerung im Jet nach Asien. Wenn er nicht in dieser Legislaturperiode die Labour-Partei und seinen grantigen Schatzkanzler auf Linie bringt - dann dürfte es vorbei sein mit seiner Glaubwürdigkeit.

Der Erfolgsdruck ist beträchtlich Parteiinterner Zwist über die Europa-Politik hat schließlich schon John Major zur lahmen Ente degradiert.
Happy End:

Neue Münzen im Härtetest

 
14.01.02 11:58
Die Zeiten als die Echtheit von Münzen per Bisstest überprüft wurde sind längst vorbei - heute gibt es dafür wissenschaftliche Methoden. Nach einem Test der TU Dresden ist der Euro bereits eine Hartwährung.

Hartgeld trägt seinen Namen zu Recht, und Zahnbehandlungen können teuer werden. Doch wie hart ist unsere neue Währung? Können Euro und Cent der D-Mark das Wasser reichen? Antworten gibt eine Untersuchung des Institutes für Kristallographie und Festkörperphysik der Technischen Universität Dresden (TU). Der Euro-Test ist für die Forscher um Institutschef Peter Paufler allerdings ein Randgebiet, bei dem es auch nicht um die währungspolitische Stabilität des Geldes geht.

"Wir erforschen in erster Linie ultraharte Oberflächen, zum Beispiel Titanverbindungen", sagt Paufler über das eigentliche Metier der Physiker. Ein Ziel sei, spezielle Werkzeuge wie Bohrmeißel mit einer dünnen Beschichtung härter und widerstandsfähiger zu machen. Die Richtung ist klar: "Wir suchen nach Verbindungen, die härter als Diamant und trotzdem bezahlbar sind."

Diamantenprüfstand

Ein Diamant spielt auch die Hauptrolle beim Euro-Test. "Wir drücken eine dreiseitige Diamantpyramide mit geringer Kraft in die Münze", sagt Forscher Bodo Wolf. Dadurch entstehen winzige Vertiefungen mit Durchmessern von einigen Nanometern, also Millionstel Millimetern. "Generell gilt: Hinterlässt der Diamant ein großes Loch, verfügt das Material nur über wenig Härte, und umgekehrt", sagt Wolf.

Die Eindrucklöcher entziehen sich nicht nur dem menschlichen Auge, sondern sogar dem Lichtmikroskop. "Deshalb messen wir mit einem so genannten Rasterkraftmikroskop", erläutert Wolf. Das Gerät nutzt die abstoßenden Kräfte von Atomen, um von der Oberfläche der Münzen ein Höhenprofil zu erstellen. "Die 'Schluchten', die es uns zeigt, sind die vom Diamanten verursachten Mini-Löcher", erläutert Wolf. Auf einem Computerbildschirm sind sie in hunderttausendfacher Vergrößerung als schwarze, dreieckige Gebilde auszumachen.

Härter als die D-Mark

Vier verschiedene Geldstücke haben die TU-Forscher dieser Prozedur unterzogen: die 1-Euro-, 10-Cent- und 1-Cent-Münze sowie das 1-DM- Stück. Im Ergebnis kann die "harte" Deutsche Mark nur dem einzelnen Cent den Rang ablaufen. Die beiden größeren neuen Münzen erweisen sich als stärker im Nehmen. Besonders der Euro zeigt also jene Härte, die ihm von den Währungshütern nachgesagt wird. "Die Euro-Münze hat stellenweise den Härtegrad von Stahl", sagt Wolf.

Der Euro-Härtetest beweist jedenfalls, dass das neue Hartgeld auch nach Jahren kaum "abgegriffen" sein wird. "Die Münzen werden durch viele Hände und Geldbörsen gehen, ohne dass ein nennenswerter Abrieb auf der Oberfläche zu erkennen sein wird", sagt Wolf. Fazit: In ihrer Beschaffenheit sind Euro und Cent buchstäblich härter als die D-Mark. Ein "Bisstest" wie vor Jahrhunderten könnte also fatale Folgen haben.

Happy End:

Banken kämpfen mit Geldstau

 
14.01.02 13:31
Nach dem schnellen Tausch von D-Mark gegen Euro kämpft die Kreditwirtschaft in Deutschland mit dem Rückfluss des alten Bargeldes. Während der Geldberg unter Hochdruck abgetragen wird, plagt den Geldmarkt Liquiditätsmangel wegen verzögerter Gutschriften für das alte Geld.

Einen enormen Kraftakt bei der Rücknahme von Milliarden Geldscheinen und tausenden Tonnen Münzen hatten die Euro-Planer in Banken, Handel und bei Geldtransporteuren vorhergesehen. Aber dass die euro-skeptischen Deutschen derart von "Europhorie" erfasst und ihre D-Mark-Reste rasant umtauschen würden, sei nicht absehbar gewesen, sagte Sparkassen-Sprecher Stefan Marotzke. Die langen Schlangen der ersten Januartage vor den Bankschaltern haben bei vielen Geldhäusern enorme Mengen Bargeld in den Hinterzimmern anwachsen lassen.

Allein vom 1. bis zum 9. Januar ist der Bargeldumlauf um 60 Mrd. DM gesunken. Die Planer hätten dagegen erwartet, dass sich das Einzahlen des alten Bargeldes über die ersten zwei Wochen hinziehe und nicht schon nach wenigen Tagen erledigt sei, sagte Andreas Goralczyk vom Bundesverband deutscher Banken. Abgesehen von einigen Filialen komme das Sortieren, Zählen und Verpacken des Geldes aber gut voran. Die Sparkassen begegneten Staus beim Geldzählen durch gegenseitige Unterstützung, sagte Reinhold Rickes vom Deutschen Sparkassen- und Giroverband.

Transporteure an der Kapazitätsgrenze

Die Geld- und Werttransportunternehmen kommen mit den Transporten und vor allem mit der Geldbearbeitung, die sie im Auftrag vieler Banken erledigen, nach Worten Harald Olschok kaum hinterher. "Die Unternehmen arbeiten schon seit drei, vier Wochen an der Kapazitätsgrenze, noch mehr geht nicht. Einige haben deshalb schon Zeitarbeitskräfte angeheuert", sagte der Geschäftsführer der Bundesvereinigung der deutschen Geld- und Wertdienste. Deshalb könne es zu Verzögerungen bei den Gutschriften für das eingereichte D-Mark-Bargeld von zwei, drei Tagen bei den Landeszentralbanken (LZB) kommen.

Die LZBs reagierten sehr flexibel mit mehr Personal und längeren Öffnungszeiten auf den Ansturm, loben die Verbände. Sobald das Geld eingeliefert sei, erhielten die Banken eine Gutschrift, sagt Friedhelm Meier von der LZB Berlin Brandenburg. Selbst wenn die normierten Kisten für das Geld ausgingen, würden die Lieferungen angenommen, solange sie nicht völlig lose und durcheinander eingingen, hieß es bei der Bundesbank. "Wir haben alle die Neugier und den Wunsch der Deutschen unterschätzt, sich so schnell wie möglich von der D-Mark zu trennen", sagte Meier.

Liquiditätsspritzen von der EZB

Der Umtauscheifer bereitet auch den Händlern am europäischen Geldmarkt Kopfschmerzen und verteuerte das Tagesgeld, weil es länger als erwartet dauert, bis die getauschten nationalen Währungen von den Geschäftsbanken zu den Zweigstellen der jeweiligen Notenbanken transportiert und dort gut geschrieben werden. Die Europäische Zentralbank (EZB) entschärfte das Problem mit zwei zusätzliche Liquiditätsspritzen. Bei den Landeszentralbanken erwartet man, dass die Geldbilanzen der Banken in dieser Woche wieder ins Lot kommen. Die fleißigen Geldzähler haben dagegen wohl noch bis Ende Februar viel Arbeit, schätzen die Experten. Und bis alle Münzen bereit stehen für den Schmelzofen, wird es Olschok zufolge Mai.
 
Happy End:

Schneller brit. Euro-Beitritt unwahrscheinlich

 
14.01.02 17:57
London, 14. Jan (Reuters) - Britische Volkswirte halten einer Reuters-Umfrage zufolge einen Beitritt Großbritanniens zur europäischen Währungsunion in den nächsten Jahren für unwahrscheinlich. Die Erfolgschancen einer entsprechenden Volksabstimmung vor der für 2005 erwarteten Parlamentswahl bezifferten die Volkswirte im Durchschnitt auf 41 Prozent. Die Stimmung in der Öffentlichkeit gegen den Euro sei immer noch recht deutlich, sagte einer der 23 befragten Volkswirte. Großbritannien, Dänemark und Schweden haben 1999 anders als die anderen Staaten der Europäischen Union (EU) den Euro nicht eingeführt. Die Ausgabe des Euro-Bargelds in der Euro-Zone seit dem 1. Januar hat in den drei Nicht-Euro-Ländern die Debatte um eine Einführung der europäischen Gemeinschaftwährung wieder angeheizt.

"Die geringeren Wachstumsaussichten in der Euro-Zone, politische Differenzen und ein schwacher Wechselkurs unterstützen die negative Einschätzung der Euro-Zone", sagte ein Volkswirt. Die Boulevardpresse steuere ihren Teil durch ihre offene Feindschaft gegenüber dem Euro bei.

Happy End:

Euro-Bargeld stärkt Stellung der Banken

 
15.01.02 21:27
...auf dem Balkan

Die Einführung der Euro-Noten und -Münzen verhilft dem schwachen Bankwesen in einigen Balkan-Staaten zu neuem Leben. Viele Menschen, die ihre Ersparnisse in der Reservewährung D-Mark unter der Matratze versteckt hatten, müssen umtauschen.

Vor den Banken bilden sich lange Schlangen. Die Banken selbst schöpfen Hoffnung, dass die Öffentlichkeit in den Nachfolgestaaten Jugoslawiens wieder Vertrauen in den angeschlagenen Sektor gewinnt.

In den 90er Jahren hatten sich viele vom offiziellen Bankensystem abgewandt. Regierungen hatten Sparguthaben in harten Währungen zum Teil einfach eingezogen. Zahlreiche Banken waren zusammengebrochen. So wurden Geschäfte nicht nur in der Schattenwirtschaft in Bargeld abgewickelt und Ersparnisse zu Hause gehortet.

Von besonderer Bedeutung ist die Euro-Einführung in der jugoslawischen Teilrepublik Montenegro und im Kosovo. Beide führten die D-Mark als offizielle Währung und ersetzen sie nun durch den Euro. Beide haben allerdings in der jüngeren Zeit ihr Bankensystem und die Bankenaufsicht reformiert.

Die Euro-Einführung habe viele Leute davon überzeugt, wieder die Dienstleistungen der Banken zu nutzen, sagt Peter Palmer von der Kosovo-Abteilung der Denkfabrik International Crisis Group (ICG). "Im Kosovo, in Montenegro und im ehemaligen Jugoslawien existiert schon lange ein Misstrauen gegenüber den Banken", fügt er hinzu. "Es gab eine starke Tendenz, große Mengen Bargeld unter den Matratzen zu horten."

Die Regeln zum Euro-Umtausch wurden denn auch so gestaltet, dass mehr Kunden die Bank in Anspruch nehmen müssen. Im Uno-Protektorat Kosovo und in Montenegro dürfen Summen von mehr als 10.000 DM nur über ein Bankkonto umgetauscht werden. Der Präsident der Zentralbank von Montenegro, Ljubisa Krgovic, beschloss zudem, es sollten keine 500-Euro-Scheine in Umlauf gebracht werden, um das Horten großer Barbeträge unbequem zu machen.

Auch in Bosnien-Herzegowina, wo die D-Mark bisher parallel zur bosnischen Konvertibilna Marka (KM) im Umlauf war, muss sie eingezogen werden. Dort hat der Umtausch den Anstieg der Spareinlagen weiter beschleunigt, nachdem die Ansiedlung international renommierter Banken schon zu mehr Vertrauen ins Bankwesen geführt hatte. Die Spareinlagen in der Bosniakisch-Kroatischen Föderation seien von insgesamt 500 Mio. KM (225 Mio. Euro) Ende Juni vergangenen Jahres auf mehr als das Doppelte zum Jahreswechsel gestiegen, teilte der neuseeländische Chef der Bosnischen Zentralbank, Peter Nicholl, mit.

In Serbien gab es einen ähnlichen Effekt. Dort wurden schätzungsweise 80 Prozent des Geldvermögens in D-Mark gehalten und nicht im anfälligeren Dinar. Der stellvertretende Gouverneur der Jugoslawischen Zentralbank, Radovan Jelasic, teilte mit, in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres seien zusätzlich zum vorherigen Bestand von rund 250 Mio. DM weitere 600 bis 700 Mio. DM auf Bankkonten eingezahlt worden. Das lag sowohl an der Reform des Bankensektors wie an der Notwendigkeit des Umtauschs. Jelasic sieht jedenfalls das Vertrauen in die Banken gestärkt.

Ironischerweise hat womöglich das Vermächtnis von wirtschaftlichem Chaos in Ex-Jugoslawien den Umtausch erleichtert. Die Menschen auf dem Balkan sind an die häufige Einführung einer neuen Währung ebenso gewöhnt wie an Parallelwährungen. Nach Ansicht des ICG-Experten Palmer führt die Euro-Einführung aber auch zu Missverständnissen. So glaubten viele, dass Regionen, die den Euro einführen, einer EU-Mitgliedschaft näher seien als andere. Das Parlament in Pristina etwa forderte kürzlich, auch die Euro-Münzen im Kosovo müssten eigene nationale Symbole tragen wie die Münzen in der Euro-Zone.
 
MOTORMAN:

happy:

 
15.01.02 21:28
was Du nicht alles weist! *g*
Happy End:

motorman, ich weiß sogar noch mehr *g*

 
16.01.02 10:05
Händler in Kabul uneins über angemessenen Euro-Kurs

Die Ankunft des Euro hat in Kabul zu aufgeregten Menschenmengen und einem erheblichen Gedränge auf dem Geldmarkt Schah Zada geführt. Dabei wies der Kurs der Gemeinschaftswährung eine alarmierende Volatilität gegenüber der Landeswährung Afghani auf.

Bei extrem schwachem Handel nannten Geldwechsler, die außerdem Stoffe, Kokosnüsse und Kassetten mit afghanischer Popmusik verkaufen, Kurse zwischen 19.000 und 29.000 Afghani zum Euro. Obwohl die Händler mit ihren Taschenrechnern eigentlich illegal arbeiten, setzen sie doch den effektiven Kurs des Afghani in der Hauptstadt fest.

Hocherfreut zeigte sich Afghanistans neuer Zentralbankchef Abdul Kadim Fitrat über 15 Euro, die ihm von einem Korrespondenten überreicht wurden. Das Land verfügt derzeit über keinerlei Devisenreserven, da die Taliban vor ihrer Flucht sämtliche Dollars aus den Tresoren in Kabul mitgenommen hatten. Fitrat sagte, er werde sich die Euro-Noten rahmen und in sein Büro hängen.


Die Händler in Schah Zada hingegen sind sich uneins über die europäische Währung. "Wir haben davon gehört, aber wir haben sie noch nie vorher gesehen", sagt Farid, der sich begeistert über das Ergebnis des ambitioniertesten Währungsexperiments der Welt zeigt. Den 20 Euro-Schein testet er - unter Missachtung der ausgeklügelten Sicherheitskennzeichen - durch Fingerreiben auf seine Echtheit. Zunächst will jedoch keiner seiner Kollegen ein Angebot für den Euro in Afghani abgeben. Allerdings bietet ein Händler verlockende 1,5 $.

Markt für alle Waren

Dann schlägt einer seiner Kollegen doch einen Kurs von 19.000 Afghani vor. Enttäuschend wenig, denn der Kurs des Dollar schwankt zwischen 28.500 und 30.000 Afghani. In einer Stadt, in der es für alles Märkte gibt - inklusive Waffen, Drogen und politischer Loyalitäten - ist dies ein bedenkliches Signal für die neue Währung, die doch eigentlich dem Dollar Konkurrenz machen sollte.

Schließlich findet sich aber doch noch ein Händler, der mit seinem beherzten Engagement einen kleinen Beitrag zur Geschichte der neuen Währung leistet: "Ich habe den Kurs im Radio gehört, auf BBC", sagt Fariad Doun. Er zückt seinen Taschenrechner und bietet 29.000 Afghani - ein akzeptabler Kurs. Doun, ein 80-jähriger Schah-Zada-Veteran, sagt, er habe den Kurs über den Wert der pakistanischen Rupie gegenüber dem Euro und dem Dollar errechnet. Damit war der Kurs fixiert.

Kabul-Reisende, die demnächst in die Verlegenheit kommen, Afghani in Euro tauschen zu wollen, sollten sich daher an Fariad Doun in Schah Zada wenden. Er ist im Besitz von 20 Euro.
 
Happy End:

Investoren lassen den Euro abblitzen

 
18.01.02 12:13
Der Euro hat es weiterhin schwer, das Vertrauen der Investoren zu gewinnen. Nachdem am Donnerstag bekannt wurde, dass die deutsche Wirtschaft im vergangenen Jahr nur um 0,6 Prozent gewachsen ist, rutschte die europäische Gemeinschaftswährung weiter nach unten.

Sie durchbrach sogar zeitweise die Marke von 0,88 $. Gegen 20 Uhr kostete ein Euro 0,8813 $. Yen und Pfund bewegten sich kaum, und der Schweizer Franken gab seinen Gewinn vom Mittwoch wieder ab. In den vergangenen Wochen hatten die Investoren den Euro anfangs zunächst nach oben getrieben, ihn dann aber wieder fallen gelassen. Zu Beginn dieses Jahres drücken gleich mehrere Faktoren auf die Stimmung der Anleger. Die italienische Regierung äußert sich kritisch zur Gemeinschaftswährung und zu Europa. Die Argentinienkrise belastet Spaniens Banken. Deutschland enttäuscht mit einem schwachen Wirtschaftswachstum und läuft zusammen mit Portugal Gefahr, von der Europäischen Kommission eine Verwarnung hinsichtlich der Haushaltspolitik zu erhalten.

"Hinzu kommt, dass immer noch viele Euro-Long-Positionen im Markt sind, die nach den Terroranschlägen in den USA aufgebaut wurden und sukzessive abgebaut werden", sagte Patrick Laub, Chefhändler Devisen bei der Helaba. "Ich rechne mit anhaltender Euro-Schwäche in den nächsten Tagen", sagte Laub. Einen Rückgang bis 0,8735 $ schloss er nicht aus.

Staatsanleihen unverändert

An den europäischen Rentenmärkten ging es wegen der festen Eröffnung an den Aktienbörsen zunächst mit den Kursen nach unten. Bei Handelsschluss notierten deutsche Staatsanleihen nahezu unverändert. Neue Impulse erwarten die Investoren am Freitag von der Veröffentlichung des US-Verbrauchervertrauens der Universität von Michigan für Januar.

In den USA belasteten gute Arbeitsmarktdaten den Bondmarkt. Die Rendite zweijähriger Treasuries stieg bis 20 Uhr MEZ um elf Basispunkte auf 2,92 Prozent, die zehnjähriger Titel kletterte um acht Basispunkte auf 4,93 Prozent. In der vergangenen Woche hatten sich 384.000 Amerikaner arbeitslos gemeldet statt der erwarteten 430.000. Die Erwartungen einer weiteren Fed-Zinssenkung haben deswegen weiter abgenommen.
 
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