Wall Street
Mehr Börsengänge an der Wall Street
24. September 2003 Börsengänge an der Wall Street kommen nach einer langen Dürrephase wieder in Mode. Nachdem es in der ersten Hälfte dieses Jahres insgesamt nur zehn Börsengänge gab, werden allein in dieser Woche vier Unternehmen neue Aktien emittieren. Das macht die Woche zur bisher geschäftigsten des Jahres. Getrieben von den stabilen Aktienkursen, ist die Nachfrage nach Börsengängen (IPO) in den vergangenen Monaten gestiegen. Seit Anfang Juli sind 14 Unternehmen an die Börse gegangen. Das schlug sich bereits in den Ergebnissen der amerikanischen Investmentbanken nieder, deren Geschäft im dritten Quartal vom steigenden Aktienemissionsgeschäft gestützt wurde (F.A.Z. vom 23. September).
Die Erholung des IPO-Marktes ist zudem ein weiteres Signal für das zurückkehrende Vertrauen von Investoren und Emittenten in den Aktienmarkt. Michael Wallace, Marktstratege der Analysefirma MMS International, sieht das wachsende IPO-Geschäft auch als Vorzeichen für die seit langem erwartete Investitionstätigkeit von Unternehmen. "Wo es Rauch durch Börsengänge gibt, baut sich normalerweise ein Feuer bei Investitionen auf", weckt Wallace Hoffnungen.
Das Volumen für Börsengänge in den Vereinigten Staaten beträgt nach Angaben der Marktforschungsgesellschaft Renaissance Capital in diesem Jahr mit bisher 6 Milliarden Dollar nur rund ein Drittel des Vorjahres. Bis zum 23. September 2002 hatten Unternehmen mittels eines IPO noch Eigenkapital in Höhe von 19 Milliarden Dollar aufgenommen.
Finanzsektor drängt an die Börse
Aber bei den Investmentbanken herrscht Hoffnung. "Wir sind generell ziemlich optimistisch, was den IPO-Markt angeht", sagte Tom Schnettler, Chef des Investmentbanking beim Investmenthaus U.S. Bancorp Piper Jaffray, gegenüber der Nachrichtenagentur Dow Jones. Der Markt und die Nachfrage seien zudem nicht auf einzelne Branchen beschränkt, was ein gutes Rezept für anhaltende Aktivität sei. Die Unternehmen, die in dieser Woche an die Börse gehen, stammen aus unterschiedlichsten Branchen - Informationstechnologie, Medien, Online-Einzelhandel und Industrie.
Fast die Hälfte der Börsengänge in den vergangenen zwölf Monaten stammte allerdings aus dem Finanzsektor. Diesen Trend unterstrich in der vergangenen Woche der Börsengang des Finanzdienstleisters National Financial Partners, der Aktien im Volumen von 200 Millionen Dollar emittierte. Auf dem Parkett der New Yorker Börse tummelte sich aus diesem Anlaß sogar Sanford Weill, der Vorstandschef des weltgrößten Finanzdienstleisters Citigroup, der immerhin einen Börsenwert von rund 240 Milliarden Dollar aufweist. Der Grund war aber vor allem familiärer Natur. Die Vorstandschefin von National Financial ist nämlich Weills Tochter Jessica Bibliowicz.
Kurssteigerung bei IPO-Aktien
National Financial, die Finanzplanung für reiche Privatanleger und Beratung bei betrieblichen Leistungen für kleine bis mittelgroße Unternehmen anbieten, beendete den ersten Handelstag am vergangenen Dienstag mit einem Kursgewinn von 14 Prozent.
Im Durchschnitt sind die Kurse der IPO-Aktien in diesem Jahr am ersten Handelstag um 16,5 Prozent gestiegen. Der Halbleiterhersteller SigmaTel, der am vergangenen Freitag an die Börse gegangen war, schnitt mit einem Kursanstieg von 32 Prozent überdurchschnittlich gut ab. Die hohe Kurssteigerung gilt allgemein als Zeichen, daß die Nachfrage von Investoren nach neuen Aktien stark ist, sagt David Menlow, Präsident des Informationsdienstes IPOFinancial. "Aktien aus Börsengängen werden nicht mehr als Waisenkinder betrachtet", findet Menlow. Investoren hätten keine Furcht mehr, aber sie legten Wert auf Unternehmen, die wie SigmaTel Gewinne vorweisen können.
Positive Aussichten für notleidenden Chipsektor
Die Kursentwicklung der IPO ist nicht mit der Boomphase der späten neunziger Jahre zu vergleichen, als sich die Aktienkurse in den ersten Handelstagen häufig verdoppelt oder verdreifacht hatten. Insgesamt haben neu emittierte Aktien nach Angaben von Renaissance Capital in diesem Jahr um 40 Prozent zugelegt.
Am gestrigen Mittwoch ist der Chiphersteller Amis Holdings an die Nasdaq und der Medienkonzern Journal Communications an die New York Stock Exchange gegangen. Mit einem Ausgabepreis von 20 Dollar, der einem Börsenwert von 1,5 Milliarden Dollar entspricht, ist Amis das größte Technologie-IPO des Jahres. Der Börsengang gilt als positiver Hinweis für die weiteren Aussichten im seit langem notleidenden Chipsektor. Die Geschwindigkeit von Halbleiter-Börsengängen hat zugenommen, seit Cypress Semiconductor Ende Mai ein 600 Millionen Dollar schweres IPO durchgeführt hat. Die Aktien von Journal Communications eröffneten mit einem Kurssprung von mehr als 7 Prozent. Dem Unternehmen gehören in Amerika mehr als 80 Zeitungen sowie mehrere Radiostationen. Für den heutigen Donnerstag waren die Börsengänge von Anchor Glass Container, einem Hersteller von Glasflaschen sowie vom Online-Einzelhändler Red Envelope geplant.
Text: nks., Frankfurter Allgemeine Zeitung
Mehr Börsengänge an der Wall Street
24. September 2003 Börsengänge an der Wall Street kommen nach einer langen Dürrephase wieder in Mode. Nachdem es in der ersten Hälfte dieses Jahres insgesamt nur zehn Börsengänge gab, werden allein in dieser Woche vier Unternehmen neue Aktien emittieren. Das macht die Woche zur bisher geschäftigsten des Jahres. Getrieben von den stabilen Aktienkursen, ist die Nachfrage nach Börsengängen (IPO) in den vergangenen Monaten gestiegen. Seit Anfang Juli sind 14 Unternehmen an die Börse gegangen. Das schlug sich bereits in den Ergebnissen der amerikanischen Investmentbanken nieder, deren Geschäft im dritten Quartal vom steigenden Aktienemissionsgeschäft gestützt wurde (F.A.Z. vom 23. September).
Die Erholung des IPO-Marktes ist zudem ein weiteres Signal für das zurückkehrende Vertrauen von Investoren und Emittenten in den Aktienmarkt. Michael Wallace, Marktstratege der Analysefirma MMS International, sieht das wachsende IPO-Geschäft auch als Vorzeichen für die seit langem erwartete Investitionstätigkeit von Unternehmen. "Wo es Rauch durch Börsengänge gibt, baut sich normalerweise ein Feuer bei Investitionen auf", weckt Wallace Hoffnungen.
Das Volumen für Börsengänge in den Vereinigten Staaten beträgt nach Angaben der Marktforschungsgesellschaft Renaissance Capital in diesem Jahr mit bisher 6 Milliarden Dollar nur rund ein Drittel des Vorjahres. Bis zum 23. September 2002 hatten Unternehmen mittels eines IPO noch Eigenkapital in Höhe von 19 Milliarden Dollar aufgenommen.
Finanzsektor drängt an die Börse
Aber bei den Investmentbanken herrscht Hoffnung. "Wir sind generell ziemlich optimistisch, was den IPO-Markt angeht", sagte Tom Schnettler, Chef des Investmentbanking beim Investmenthaus U.S. Bancorp Piper Jaffray, gegenüber der Nachrichtenagentur Dow Jones. Der Markt und die Nachfrage seien zudem nicht auf einzelne Branchen beschränkt, was ein gutes Rezept für anhaltende Aktivität sei. Die Unternehmen, die in dieser Woche an die Börse gehen, stammen aus unterschiedlichsten Branchen - Informationstechnologie, Medien, Online-Einzelhandel und Industrie.
Fast die Hälfte der Börsengänge in den vergangenen zwölf Monaten stammte allerdings aus dem Finanzsektor. Diesen Trend unterstrich in der vergangenen Woche der Börsengang des Finanzdienstleisters National Financial Partners, der Aktien im Volumen von 200 Millionen Dollar emittierte. Auf dem Parkett der New Yorker Börse tummelte sich aus diesem Anlaß sogar Sanford Weill, der Vorstandschef des weltgrößten Finanzdienstleisters Citigroup, der immerhin einen Börsenwert von rund 240 Milliarden Dollar aufweist. Der Grund war aber vor allem familiärer Natur. Die Vorstandschefin von National Financial ist nämlich Weills Tochter Jessica Bibliowicz.
Kurssteigerung bei IPO-Aktien
National Financial, die Finanzplanung für reiche Privatanleger und Beratung bei betrieblichen Leistungen für kleine bis mittelgroße Unternehmen anbieten, beendete den ersten Handelstag am vergangenen Dienstag mit einem Kursgewinn von 14 Prozent.
Im Durchschnitt sind die Kurse der IPO-Aktien in diesem Jahr am ersten Handelstag um 16,5 Prozent gestiegen. Der Halbleiterhersteller SigmaTel, der am vergangenen Freitag an die Börse gegangen war, schnitt mit einem Kursanstieg von 32 Prozent überdurchschnittlich gut ab. Die hohe Kurssteigerung gilt allgemein als Zeichen, daß die Nachfrage von Investoren nach neuen Aktien stark ist, sagt David Menlow, Präsident des Informationsdienstes IPOFinancial. "Aktien aus Börsengängen werden nicht mehr als Waisenkinder betrachtet", findet Menlow. Investoren hätten keine Furcht mehr, aber sie legten Wert auf Unternehmen, die wie SigmaTel Gewinne vorweisen können.
Positive Aussichten für notleidenden Chipsektor
Die Kursentwicklung der IPO ist nicht mit der Boomphase der späten neunziger Jahre zu vergleichen, als sich die Aktienkurse in den ersten Handelstagen häufig verdoppelt oder verdreifacht hatten. Insgesamt haben neu emittierte Aktien nach Angaben von Renaissance Capital in diesem Jahr um 40 Prozent zugelegt.
Am gestrigen Mittwoch ist der Chiphersteller Amis Holdings an die Nasdaq und der Medienkonzern Journal Communications an die New York Stock Exchange gegangen. Mit einem Ausgabepreis von 20 Dollar, der einem Börsenwert von 1,5 Milliarden Dollar entspricht, ist Amis das größte Technologie-IPO des Jahres. Der Börsengang gilt als positiver Hinweis für die weiteren Aussichten im seit langem notleidenden Chipsektor. Die Geschwindigkeit von Halbleiter-Börsengängen hat zugenommen, seit Cypress Semiconductor Ende Mai ein 600 Millionen Dollar schweres IPO durchgeführt hat. Die Aktien von Journal Communications eröffneten mit einem Kurssprung von mehr als 7 Prozent. Dem Unternehmen gehören in Amerika mehr als 80 Zeitungen sowie mehrere Radiostationen. Für den heutigen Donnerstag waren die Börsengänge von Anchor Glass Container, einem Hersteller von Glasflaschen sowie vom Online-Einzelhändler Red Envelope geplant.
Text: nks., Frankfurter Allgemeine Zeitung