ftd.de, Mo, 19.8.2002, 16:38
Deutsche Versicherer rätseln über Konsequenzen der Flutkatastrophe
Die deutsche Versicherungsbranche ist sich uneinig. Während einige Versicherer nicht mit außergewöhnlich hohen Schadensbelastungen angesichts des Hochwassers rechnen, bangen andere um ihre Ergebniserwartungen.
Die Sachversicherungsgruppe der Allianz hat wegen der Flutkatastrophe ihr Ergebnisziel für das laufende Jahr in Frage gestellt. Bereits im ersten Halbjahr habe sich die Anzahl der gemeldeten Sturm- und Hagelschäden auf rund 213.000 Fälle nahezu verfünffacht, teilte die Allianz Sachgruppe Deutschland am Montag in München mit. Die zusätzlichen Belastungen durch die Flutkatastrophe der vergangenen Tage ließen sich noch nicht abschätzen. Davon hänge aber ab, ob der geplante Vorsteuer-Gewinn von 3,6 Mrd. Euro erreicht werden könne.
Von Großschäden ist die Allianz Sachgruppe im ersten Halbjahr verschont geblieben. Im ersten Halbjahr 2002 seien die Beitragseinnahmen um 2,4 Prozent auf rund 6,1 Mrd. Euro gestiegen, teilte der Konzern weiter mit. Dabei habe sich die Zahl der gemeldeten Schäden um zehn Prozent auf 2,2 Mio. erhöht. Die Zahl der Sturm- und Hagelschäden habe sich auf 213.000 verfünffacht. Wegen der geringeren Belastung durch Großschäden sei der Aufwand für Versicherungsfälle aber nur um 5,4 Prozent auf 3,4 Mrd. Euro gestiegen. In der Sachgruppe ist das Schaden- und Unfallversicherungsgeschäft der Allianz in Deutschland zusammengefasst.
Finanzielle Belastung hält sich in Grenzen
Der Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) geht hingegen davon aus, dass die Schäden "eher überschaubar" blieben, da nur wenige Gebäude gegen Überschwemmungen versichert seien. "Die finanzielle Belastung hält sich in Grenzen, weil die Versicherungsdichte nicht so hoch ist", sagte auch ein Sprecher der Münchener Rück. Der weltgrößte Rückversicherer geht trotz des Hochwassers von einer Schadensbelastung aus Unwettern in Deutschland in diesem Jahr aus, die sich im Rahmen der normalen Spanne von 300 bis 500 Mio. Euro liege, wenn auch "wahrscheinlich am oberen Ende", fügte er hinzu.
Die Hochwasser-Schäden sind nach Angaben von Experten nur teilweise versichert. So deckt die einfache Hausratversicherung diese nicht ab. Etwas besser sieht es für die Betroffenen in Ostdeutschland aus. Allein in Sachsen und Thüringen haben rund eine Million Haushalte eine so genannte Haushaltversicherung bei der Allianz. Diese beinhaltet im Gegensatz zur normalen, im Westen üblichen Hausratversicherung auch die Übernahme von Hochwasserschäden. Diese Verträge hatte die Allianz nach der Vereinigung übernommen. Eine Sprecherin sagte, da viele Gebiete noch immer überschwemmt seien, seien Prognosen über die Belastung für den Versicherungskonzern momentan noch nicht möglich.
© 2002 Financial Times Deutschland
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ftd.de, Do, 29.8.2002, 11:20
Münchener Rück: Krise der Finanzmärkte färbt Bilanz rot
Der Rückversicherer Münchener Rück hat im zweiten Quartal rote Zahlen geschrieben. Das liegt vor allem an der Krise der Finanzmärkte und den Terroranschlägen vom 11. September.
Unter dem Strich stehe ein Verlust von 383 Mio. Euro, teilte der Konzern am Donnerstag in München mit. Im Vorjahr hatten noch 493 Mio. Euro im Plus zu Buche gestanden. Insgesamt habe die Münchener Rück im Ergebnis nach Steuern einmalige Belastungen von 2,6 Mrd. Euro im zweiten Quartal verkraften müssen. Viele Experten hatten mit einem deutlich höheren Fehlbetrag gerechnet.
Hauptgrund dafür sind ebenso wie beim Konkurrenten Swiss Re hohe Abschreibungen auf Wertpapiere. Hinzu kommen Rückstellungen für die angeschlagene US-Tocher American Re. Nach Veröffentlichung der Zahlen rutschte die Aktie tief ins Minus: um fast fünf Prozent, während der Dax gut zwei Prozent verlor. Die Beitragseinnahmen stiegen vor allem durch kräftige Preiserhöhungen um 19 Prozent auf 9,7 Mrd. Euro. Wegen der weiter nervösen Aktienmärkte gab der Konzern für das laufende Jahr keine Ergebnisprognose mehr ab.
Weitere Wertberichtigungen nicht ausgeschlossen
Er könne nicht ausschließen, dass die Münchener Rück im dritten und im vierten Quartal weitere Wertberichtigungen auf Wertpapiere vornehmen müsse, sagte Vorstandsmitglied Jörg Schneider laut Redetext in München. Die für die Rückversicherung typischen Prognoserisiken und die unsichere Entwicklung an den Börsen machten eine halbwegs verlässliche Vorausschau unmöglich. Bisher hatte die Münchener Rück als Ziel für 2002 einen um Sondereffekte bereinigten Gewinn von 1,7 Mrd. Euro genannt. Bei den Bruttobetragseinnahmen rechnet der Rückversicherer weiter mit einem Anstieg um zehn Prozent auf rund 40 Mrd. Euro.
Die Schadensbelastung durch die Flut in Mitteleuropa schätzte die Münchener Rück auf einen mittleren dreistelligen Millionen-Betrag, der aber unter 500 Mio. Euro liegen werde. Die Swiss Re schätzt den Schaden für das eigene Unternehmen auf umgerechnet 107 Mio. Euro.
© 2002 Financial Times Deutschland
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ftd.de, Do, 29.8.2002, 8:50
Allianz: Geringe Belastung durch Hochwasser
Die Allianz hat erstmals eine Schätzung ihrer Kosten der Flutkatastrophe abgegeben. Auf Grund ihrer starken Stellung im Osten Deutschlands wird der Konzern dort einen Großteil der Versicherungsschäden tragen.
Nach Angaben der Allianz vom Donnerstag wird die Flut den Konzern in Deutschland mit brutto 580 Mio. Euro belasten. Dies entspreche weniger als zwei Prozent des erwarteten Schadenvolumens im laufenden Geschäftsjahr. In Österreich schätzt die Allianz die Belastung auf brutto 120 Mio. Euro, in der Tschechischen Republik auf 115 Mio. Euro.
Die Jahrhundertflut hatte vor allem in Ostdeutschland Städte und Dörfer entlang der Elbe und ihrer Zuflüsse verwüstet. "Auf Grund unserer sehr starken Marktposition im Osten Deutschlands trägt die Allianz den maßgeblichen Teil des versicherten Schadens in den betroffenen Regionen", sagte Allianz-Vorstand Reiner Hagemann. Betroffen seien in erster Linie Gebäude- und Hausratversicherungen. Derzeit seien 80 Sachverständige der Allianz für die Schadensregulierung vor Ort unterwegs. Erste Vorschüsse seien schon geflossen. Die Allianz werde auch in Zukunft Elementarschadendeckungen in der Gebäude- und Hausratversicherung anbieten, betonte Hagemann.
Der Rückversicherer Swiss Re schätzt den eigenen Aufwand für die Flutschäden auf 250 Mio. Schweizer Franken (170 Mio. Euro).
© 2002 Financial Times Deutschland
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Assekuranz
Hohe Flutkosten für Versicherer
29. Aug. 2002 Die vergangenen zwölf Monate waren keine rosigen Zeiten für die Versicherer. Gerade hatte sich die Branche von den Folgen des 11. September erholt, da kam mit der Jahrhundertflut die nächste große Belastung. Erste Zahlen von der Allianz deuten darauf hin, dass die Kosten weitaus höher sind als zunächst erwartet wurde.
Europas größter Versicherer bezifferte den Schadensbetrag für den Konzern mit 550 Millionen Euro - das ist die Summe, die nicht durch Rückversicherungen abgedeckt ist. Der Betrag entspricht rund zwei Prozent des erwarteten Gesamtschadenvolumens in diesem Jahr. Aufgrund des hohen Marktanteils der Allianz in Ostdeutschland trägt sie den maßgeblichen Anteil des versicherten Schadens in den betroffenen Regionen. Brutto, also ohne Berücksichtigung der Rückversicherungen erwartet die Allianz Hochwasserschäden in Deutschland, Österreich und Tschechien von 815 Millionen Euro.
„Hässliche Zahl“
Der Schadensbetrag von 550 Millionen Euro ist etwa doppelt so hoch wie im Vorfeld von Analysten erwartet wurde. Da es sich um eine erste Schätzung handelt, weisen Experten darauf hin, dass sie letztlich noch höher ausfallen könnte. Das könnte dann deutliche Auswirkungen auf den Gewinn in diesem Jahr haben. Jedenfalls nahmen die Analysten von M.M. Warburg die Zahl zum Anlass, ihre Gewinnschätzung für das laufende Jahr auf Vorjahresniveau herunterzuschrauben.
Eine „hässliche Zahl“ für die Allianz, sagt auch Arne Jockusch, Analyst bei Merck Finck. Sollten noch einige Herbststürme hinzukommen, würde der Konzern seinen Planungsetat für Naturkatastrophen deutlich überziehen. Entsprechend gerieten Allianz-Aktien im frühen Geschäft an der Frankfurter Börse zunächst deutlich unter Druck, konnten sich aber schnell wieder ein wenig fangen, so dass gegen Mittag nur noch ein Verlust etwa drei Prozent zu Buche stand.
Warnsignal für die Branche
Doch die Allianz-Zahlen stellen auch ein Warnsignal für die Branche dar, meinen Experten. „Die Schäden für Europas Versicherer werden deutlich höher ausfallen als vermutet“, sagt Andrew Goodwin von der Commerzbank. Die österreichische Tochter von Assicurazioni Generali hat bereits angedeutet, die Flutschäden würden für sie sehr hoch ausfallen.
Und auch die Rückversicherer müssen tief in die Tasche greifen. Die Münchener Rück schätzte die Schadenbelastung auf einen „mittleren dreistelligen Millionenbetrag, der aber unter 500 Millionen Euro liegen wird“ ein. Etwas konkreter war die Swiss Re. Die Schweizer schätzen die Flutschäden auf 250 Millionen Franken (170 Millionen Euro). Beide Aktien standen am Donnerstag unter Druck.
FAZ
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um die versprochene "verzinsung" von kapital-lebensversicherungen zu halten, wurde am markt mit kundengeldern gezockt, natürlich in solchem umfang das ein schneller ausstieg nicht möglich war.
jetzt noch die flut mit den "immensen kosten" s.o.; werden die ach so gebeutelten versicherer, ganz sicher zu erhöhungen aller prämien nutzen.
MERKE: Wenn das Geld an der Börse verzockt ist, dann gibt es ja noch genügend
Kunden die den Schaden rückfinanzieren, in den nächsten Jahren.
auch das zocken mit versicherungsderivaten bzw. versicherungsfutures, wird hauptsächlich von den deutschen und japanischen versicherern bevorzugt.
u.s.-versicherer halten sich hier sehr zurück, das wird auch seine gründe haben.
Kurzziel Allianz: 100€
Kurzziel Münchener Rück:120€
gruß
proxi