11.11. 21:35
Die macro-Analyse Nr.123
Das Bild, das die amerikanischen Statistiken über den US-Konjunkturverlauf einem oberflächlichen Betrachter vermittelt, setzt in Erstaunen. Die Wirtschaft läuft zu Hochform auf, das Wachstum von 7,2% im dritten Quartal grenzt schon an ein Wunder. Die guten Arbeitsmarktdaten mit 126.000 neu geschaffenen Arbeitsplätzen und einem Rückgang der Arbeitslosenquote von 6,1 auf 6,0% im Oktober zeigen anscheinend, dass Zweifel an der Nachhaltigkeit des Konjunkturaufschwungs nicht gerechtfertigt sind. Erst bei näherem Hinsehen ist zu erkennen, dass die statistischen Berechnungsmethoden in den USA nach gewohnter Manier alles schönreden und reichrechnen.
Die Wachstumsziffer von 7,2% ist annualisiert und mit hedonischer Preisberechnung in hohem Maße aufgebläht. Der Zuwachs kam zu Stande durch monetäre und fiskalpolitische Konjunkturankurbelungsmaßnahmen, die es in diesem Umfang in der Geschichte noch nie gegeben hat und die sich auch nicht mehr wiederholen lassen. Das Wirtschaftswachstum wird daher von jetzt an wieder fallen. - Die Ermittlung der Zahl der Beschäftigten erfolgt nach sehr fragwürdigen Erhebungsmethoden (vgl. Analyse Nr. 107: Jobless Recovery). Die Wirtschaft muss jeden Monat 140.000 bis 150.000 neue Stellen schaffen, um das zusätzliche Angebot neuer Arbeitskräfte aufzunehmen. Der Beschäftigungsaufbau betrifft vor allem den Dienstleistungssektor (+ 143.000 Stellen, rote Linie) und den Bausektor (+ 6.000 Stellen), wohingegen das verarbeitende Gewerbe (blaue Linie) weitere 24.000 Stellen verlor. Dieser Sektor hat seit 39 Monaten in Folge ständig Arbeitsplätze eingebüßt. Seit Amtsantritt von Präsident Bush sind insgesamt 2,3 Mill. Arbeitsplätze verloren gegangen. Derzeit sind 8,8 Mill. Amerikaner als arbeitslos gemeldet.
Folgerung: Die Lage am Arbeitsmarkt ist für das FED ein Grund, an ihrer expansiven Geldpolitik festzuhalten und die Leitzinsen weiter bei 1,0 Prozent zu belassen.
Dr. Eberhardt Unger Ebunger@t-online.de
Die macro-Analyse Nr.123
Das Bild, das die amerikanischen Statistiken über den US-Konjunkturverlauf einem oberflächlichen Betrachter vermittelt, setzt in Erstaunen. Die Wirtschaft läuft zu Hochform auf, das Wachstum von 7,2% im dritten Quartal grenzt schon an ein Wunder. Die guten Arbeitsmarktdaten mit 126.000 neu geschaffenen Arbeitsplätzen und einem Rückgang der Arbeitslosenquote von 6,1 auf 6,0% im Oktober zeigen anscheinend, dass Zweifel an der Nachhaltigkeit des Konjunkturaufschwungs nicht gerechtfertigt sind. Erst bei näherem Hinsehen ist zu erkennen, dass die statistischen Berechnungsmethoden in den USA nach gewohnter Manier alles schönreden und reichrechnen.
Die Wachstumsziffer von 7,2% ist annualisiert und mit hedonischer Preisberechnung in hohem Maße aufgebläht. Der Zuwachs kam zu Stande durch monetäre und fiskalpolitische Konjunkturankurbelungsmaßnahmen, die es in diesem Umfang in der Geschichte noch nie gegeben hat und die sich auch nicht mehr wiederholen lassen. Das Wirtschaftswachstum wird daher von jetzt an wieder fallen. - Die Ermittlung der Zahl der Beschäftigten erfolgt nach sehr fragwürdigen Erhebungsmethoden (vgl. Analyse Nr. 107: Jobless Recovery). Die Wirtschaft muss jeden Monat 140.000 bis 150.000 neue Stellen schaffen, um das zusätzliche Angebot neuer Arbeitskräfte aufzunehmen. Der Beschäftigungsaufbau betrifft vor allem den Dienstleistungssektor (+ 143.000 Stellen, rote Linie) und den Bausektor (+ 6.000 Stellen), wohingegen das verarbeitende Gewerbe (blaue Linie) weitere 24.000 Stellen verlor. Dieser Sektor hat seit 39 Monaten in Folge ständig Arbeitsplätze eingebüßt. Seit Amtsantritt von Präsident Bush sind insgesamt 2,3 Mill. Arbeitsplätze verloren gegangen. Derzeit sind 8,8 Mill. Amerikaner als arbeitslos gemeldet.
Folgerung: Die Lage am Arbeitsmarkt ist für das FED ein Grund, an ihrer expansiven Geldpolitik festzuhalten und die Leitzinsen weiter bei 1,0 Prozent zu belassen.
Dr. Eberhardt Unger Ebunger@t-online.de