London, 02. Nov (Reuters) - Ein stark rückläufiges
Neugeschäft und weitere Produktionsrückgänge haben den
Reuters-Einkaufsmanager-Index für die Euro-Zone im Oktober
bereits den zweiten Monat in Folge auf ein Rekord-Tief fallen
lassen. Der Indikator für das verarbeitende Gewerbe sei im
Oktober auf 42,9 Punkte weiter eingebrochen, nachdem er bereits
im September mit damals noch 45,9 Punkten ein Rekord-Tief
erreicht hatte, teilte die Forschungsgruppe NTC, die die Daten
für Reuters erhebt, am Freitag in London mit. Der
Einkaufsmanager-Index für Deutschland fiel im Oktober ebenfalls
auf einen Rekord-Tiefstand bei 42,0 (September 45,1) Punkte.
Volkswirte sagten dazu in ersten Reaktionen:
JÖRG KRÄMER, INVESCO ASSET MANGEMENT:
"Wir haben bereits einen Einbruch auf breiter Front bei
anderen Daten für die Euro-Zone gesehen. Bei dem PMI kann man
jetzt von einem Kollaps sprechen. Die EZB wird diese
Entwicklungen nicht ignorieren können und deshalb wohl die
Zinsen am Donnerstag um 25 Basispunkte senken. Sollte die EZB
wieder auf eine Senkung verzichten, dürfte bald ein Schritt um
50 Basispunkte kommen."
KEN WATTRET, BNP PARIBAS, LONDON
"In diesem Umfeld ist es nicht sehr überraschend, eine
erschreckend schlechte Zahl zu bekommen. Ich denke, das
signalisiert bereits, dass die (offiziellen Euro-Zonen-)
Geschäftsklima-Daten nächsten Dienstag ebenfalls erschreckend
schlecht sein werden. Die EZB wird dem wahrscheinlich mehr
Beachtung schenken als dem PMI. Es ist auf jeden Fall ein
Argument für Zinssenkungen, und zwar schnelle. Die Argumente für
eine Senkung um 50 Basispunkte nächsten Donnerstag wachsen.
Trotzdem hat man weiterhin Zweifel daran, dass die EZB dem auch
entsprechen wird."
NORBERT BRAEMS, SAL. OPPENHEIM
"Die Zahlen sind noch schwächer als erwartet. Dass der
Einbruch sich auf alle Kategorien erstreckt, kann einen schon
ein bisschen nervös machen. Besonders die Auftragseingänge
zeigen, dass sich die allgemeine Unsicherheit wegen der
Anschläge vom 11. September noch verstärkt hat. Das kann auch
eine gewisse Überreaktion sein, aber wir werden in den kommenden
Monaten wohl recht schwache Wachstumszahlen sehen. Ich rechne
für das vierte Quartal 2001 mit einem Minus zum Vorquartal,
insgesamt dürfte das Wachstum 2001 deutlich unter einem Prozent
liegen. Irgendwann kann sich auch die EZB nicht mehr
herausreden. Das Inflationsrisiko ist derzeit gering und die
Wirtschaftszahlen sind schwach: Ich gehe davon aus, dass die EZB
die Leitzinsen in der kommenden Woche um mindestens 25
Basispunkte senken wird."
VOLKER NITSCH, BANKGESELLSCHAFT BERLIN
"Die Zahlen sind sicherlich sehr schlimm. Ich war zwar schon
vorher ziemlich pessimistisch, aber die Zahlen sind noch
schlechter, als ich mir das vorstellen konnte. Besonders
signifikant ist, dass wir bei allen wichtigen Komponenten einen
Rückgang verzeichnen. Dadurch wächst die Gefahr, in eine
deflationäre Spirale zu geraten. Nach diesen Zahlen besteht kaum
noch ein Zweifel daran, dass die Europäische Zentralbank in der
kommenden Woche die Leitzinsen senken wird - und zwar
möglicherweise sofort um 50 Basispunkte."
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