Hoffnung auf US-Erholung deutlich getrübt
30. Sep 16:26, ergänzt 16:59
Die jüngsten US-Konjunkturdaten sind überraschend schwach ausgefallen: Im September ist das Vertrauen der Konsumenten in die Wirtschaft deutlich gesunken. Die Börsen reagierten mit kräftigen Abschlägen.
Die Hoffnung auf eine Erholung der US-Wirtschaft hat am Dienstag einen merklichen Dämpfer erhalten. Darauf weisen die jüngsten amerikanischen Konjunkturdaten hin, die deutlich hinter den Erwartungen zurückblieben.
Wie das private Wirtschaftsforschungsinstitut Conference Board am Dienstag in New York mitteilte, fiel der Verbrauchervertrauens-Index im laufenden Monat auf 76,8 Zähler nach 81,7 Punkten im August. Damit rutschte der Index auf den tiefsten Stand seit März. Volkswirte hatten mit einem nur geringfügigen Rückgang auf 80,7 Zähler gerechnet. Nach Bekanntgabe der Daten brachen die Börsen rund um den Globus ein - der Euro stieg gegenüber dem Dollar deutlich und überwand die Marke von 1,17 Dollar.
Gerade das Konsumentenvertrauen ist für die Entwicklung der amerikanischen Wirtschaft von großer Bedeutung. Der Konsum macht in den USA gut zwei Drittel des Bruttoinlandsprodukts (BIP) aus. Experten warnen dementsprechend seit längerem vor zu großem Optimismus: Die hohen Defizite im amerikanischen Haushalt und in der US-Leistungsbilanz sowie die Probleme auf dem amerikanischen Arbeitsmarkt trüben die Hoffnung auf einen nachhaltigen und durchgreifenden Aufschwung in der größten Volkswirtschaft der Welt.
Rüstungsausgaben stimulieren Wachstum
Im zweiten Quartal wuchs die US-Wirtschaft um 3,1 Prozent. Getragen wurde das Wachstum aber zum großen Teil von den stark gestiegenen Rüstungsausgaben im Rahmen des Irak-Konflikts. Das Wachstum lag damit immer noch unter dem so genannten Potenzialwachstum - dem Wachtum, das bei normal ausgelasteten Kapazitäten erreicht wird. Experten schätzen dieses für die USA auf 3,5 Prozent.
Steigt das Wachstum nicht wie von der US-Regierung angenommen, ergeben sich weitere Probleme für den Haushalt: Die Steuereinnahmen werden nicht wie erwartet zunehmen, um damit die geplanten Steuersenkungen finanzieren. Folge: Das Haushaltsdefizit - ohnehin bereits auf Rekordhöhe - wird sich weiter erhöhen.
Am Freitag werden die Arbeitsmarktdaten für den Monat September veröffentlicht. Experten rechnen mit einem Anstieg der Quote um 0,1 Punkte auf dann 6,2 Prozent. Zudem wird erwartet, dass die amerikanische Wirtschaft im achten Monat in Folge Arbeitsplätze abgebaut hat. Auch der amerikanischen Notenbank-Chef Alan Greenspan hatte zuletzt auf den schwachen Arbeitsmarkt als ein Risikofaktor für eine nachhaltige Erholung hingewiesen.
Arbeitsmarkt-Schwäche drückt die Stimmung
Auch Lynn Franco vom Conference Board erklärte den kräftigen Rückgang mit der anhaltend schwachen Arbeitsmarkt-Lage: «Die fehlende Besserung des Arbeitsmarktes entmutigt die Verbraucher weiterhin.» Der Teilindex zu den Erwartungen der Verbraucher fiel demnach von 94,9 auf 88,4 Zähler, der Index zur Bewertung der gegenwärtigen Lage gab von 62,0 auf 59,5 Punkte nach.
Auch die Geschäftsentwicklung in der Region Chicago hat zuletzt nachgelassen: Der viel beachtete Index der regionalen Einkaufsmanager sank im September auf 51,2 Zähler. Im August hatte er noch bei 58,9 Punkten gestanden. Ökonomen hatten zwar mit einer Eintrübung gerechnet, aber lediglich auf einen Rückgang auf 57,7 Punkte getippt. Der Index weist zwar darauf hin, dass die Branche noch expandiert. Das Wachstum ist gegenüber dem Vormonat áber nur noch geringfügig. Ein Wert von mehr als 50 kennzeichnet eine Expansion. (nz)
NZZ.ch