Hallo zusammen,
Wie im folgendem Artikel beschrieben hat TUI die Mehrheit an seiner DV-Filiale TUI Infotec an die indische Firma SONATA verkauft:
www.business-standard.com/common/...leftnm=8&subLeft=0&chkFlg=Outsourcing nach Indien hört sich gut an.
Was bedeutet aber der Schritt wirklich für die TUI? Im Yahoo-Finanzen-Forum TUI ist am 06.12.06 folgender Text vom User Moski30 veröffentlicht worden:
ZITATANFANG
Ich kann nur jedem empfehlen, aus TUI auszusteigen. Die TUI macht derzeit den größten Fehler seiner Unternehmensgeschichte. Der gesamte DV-Bereich ist an ein indisches Unternehmen (Sonata) verkauft worden. Damit gibt die TUI den entscheidenden Konzern-Baustein in fremde Hände, denn ohne entsprechende DV-Systeme lassen sich Urlaubsreisen kaum verkaufen. Und es ist mehr als absehbar, dass Sonata als unerfahrenes Unternehmen bzgl. der Touristik-DV an dieser Aufgabe scheitern wird. Was bisher auf dem "kurzen Dienstweg" geregelt werden konnte, muss jetzt langiwerig über Indien und die dortigen Programmierer abgewickelt werden. Wenn also erst einmal das Buchungssystem wegen eines Programmierfehlers steht, dann steht es für mehrere Tage (von der Problematik der unterschiedlichen Mentalitäten deutscher und indischer DV-Entwickler mal ganz zu schweigen - andere Unternehmen haben bereits entsprechende Erfahrungen hinter sich). Gleichzeitig verliert die TUI wahre Hekatomben an Fachwissen, weil die bisherigen DV-Mitarbeiter wie die Ratten das sinkende Schiff verlassen. Es ist daher zu vermuten, dass Deutschland einen zweiten "BenQ-Fall" auf Sicht von 18 bis 24 Monate erleben wird.
TUI meiden! Oder Puts kaufen! Halbierung des Aktienkurses möglich.
Einschätzung : Verkaufen
ZITATENDE
Daraufin schrieb User a1051g1 folgende Antwort am 11.12.06:
ZITATANFANG
Wieso ist es ein Fehler, die DV an Indien zu verkaufen?
Dort sitzen weltweit die besten Programmierer (genetisch bedingt).
Dazu kommt das die Lohnkosten dort viel niedriger sind.
Und TUI muss Kosten sparen.
Und was meinst Du mit kurzen Dienstweg?
Die Zeiten, wo die Lochkarten persönlich ins Büro getragen wurden sind wohl vorbei.
Bist Du einer von den 99 Betroffenen in Hannover, die Ihre Kündigung erhalten? (Der 100ste ist ja Frenzel ;-) )
Oder willst Du nur den Kurs drücken, um billig einzusammeln?
Gruß
Andi und CAty
ZITATENDE
Die Fragen beantwortete Moski30 wie folgt am 12.12.06:
ZITATANFANG
Das mag alles richtig sein. Doch Lohnkosten alleine sind nicht ausschlaggebend. Es gibt nachweislich Unterschiede in der Arbeitsmentalität zwischen deutschen und indischen Programmierern (siehe entsprechende Artikel dazu in der 'Computerwoche' sowie im 'CIO-Magazin'), die mit großer Wahrscheinlichkeit zum Scheitern von Projekten führen - wenn beide Seiten "A" sagen, müssen nämlich nicht unbedingt beide Seiten "A" meinen. Die niedrigen Lohnkosten werden zudem meist aufgefressen durch enorme Kommunikations-, Reise- und Personalaufwände (wo früher ein oder zwei Projektleiter notwendig waren, benötigt man jetzt mindestens das Doppelte), weil Entfernung, Kulturunterschiede und Verständnisprobleme erheblich wachsen (mir ist jüngst von einem TUI-Mitarbeiter erzählt worden, dass das erste "indische" Projekt bereits verschoben werden musste, weil die Inder den Termin nicht halten konnten; bei einem zweiten Projekt gab es aus Indien eine Ablehnung, da es angeblich "zu kompliziert" sei; die britische TUI-Tochter Thompson, die ihre ganze DV-Entwicklung bereits vor einiger Zeit nach Indien gegeben hat und damit die eigene IT-Entwicklung aufgelöst hat, sucht inzwischen händeringend Programmierer, weil aus Indien nur unfertiges Zeug kam. Und obwohl man konzernintern diese Erfahrung kennt, wird das Outsourcing Richtung Indien gnadenlos weitergeführt. Oder wie ein Leiter eines externen DV-Beratungsunternehmens mit direktem Zugang zur TUI-DV-Führungsebene mir sagte: "Die verhalten sich da alle, als ob sie eine Gehirnwäsche verpasst bekommen hätten!").
Indische Programmierer sind vielleicht gut für Standard-Software, wenn es sich um SAP oder Oracle handelt. Hier geht es aber um hausintern erzeugte DV-Systeme mit Millionen von Lines Of Code, die dazu reichlich touristisches Fachwissen erfordern. Da sind "Erfüllungsgehilfen" oder reine "Programmierknechte" von Beginn an zum Scheitern verurteilt.
Der kurze Dienstweg heißt vor allem: Das System hat einen Fehler. Der Fehler muss gefunden werden, und zwar binnen weniger Stunden (eine Stunde Systemausfall kostet die TUI Millionen an Umsatz). Wie soll das gehen, wenn aus der Zentrale in Hannover erst langwierig erklärt werden muss, was und wo der Fehler ist, wenn man in die Datenstrukturen muss, und der freundliche Herr in Indien versteht nur Bahnhof, wenn die Rede von diversen Steuerungskennzeichen und Datenübergabebereichen ist. Heute sitzen Anwender und Programmierer nebeneinander vor dem Bildschirm und gehen gemeinsam auf Fehlersuche - und sprechen dabei eine gemeinsame (Fach-)Sprache. Und in Zukunft? Da wird bei Fehlern das System vermutlich tagelang ausfallen.
Ich bin in der IT tätig und kann nur mit dem Kopf schütteln, wie ein Großunternehmen sehenden Auges in die Katastrophe rennt. Was macht die TUI eigentlich, wenn Sonata das Interesse an TUI verliert,z.B. weil Regressforderungen, Stress und Anforderungen aus Hannover derart zunehmen, dass eine sinnvolle Fortsetzung der Verbindung TUI-Sonata keinen Sinn mehr macht? Oder weil man Sonata-seitig erkennt, dass man sich an der Übernahme der TUI-DV im wahrsten Sinne des Wortes verhoben hat? Sonata könnte durchaus den "BenQ"-Weg einschlagen: Wir sind drin im deutschen Markt, was interessieren uns da die Zusagen von gestern an die TUI - sollen die doch sehen, wer ihre EDV macht!?
Die Betriebs-Intelligenz der TUI steckt nicht in der Verwaltung oder in den Katalogen oder im Einkauf, sondern im technischen Vertriebsweg. Dort werden die TUI-Produkte aufgebaut, kalkuliert und verkauft. Und genau diesen Unternehmensteil gibt man jetzt in indische Hände außerhalb des Konzerns. Das ist etwa so, als würde VW die technische Entwicklung der neuen Automodelle an ein chinesisches Unternehmen mit billigen Diplom-Ingenieuren abtreten. Spart ja auch eine Menge Geld - nur ob die Kunden mit dem Ergebnis zufrieden sind?
Ich bleibe dabei: Raus aus TUI
ZITATENDE
Kann es sein, dass TUI in einer so schlechten finanziellen Lage geraten ist, dass auch das Tafelsilber verkauft wird?
Gruß
Patrice
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