Fester werden die deutschen Aktienmärkte zur Eröffnung am Donnerstag erwartet, Der überraschende Rückgang des amerikanischen Handelsbilanzdefizits sowie die Prognose eines geringeren Haushaltsdefizits der Vereinigten Staaten werden als Anzeichen einer soliden Konjunktur in Amerika interpretiert. Dadurch lieferten die amerikanischen und asiatischen Börsen gute Vorgaben für die europäischen Märkte. Auf der anderen Seite gibt der hartnäckig hohe Ölpreis Anlaß zur Sorge und könnte belastend wirken.
Rentenmarkt eröffnet mit leichten Abschlägen
Ihre leichtere Tendenz fortsetzen sollten die Renetnmärkte am Donnerstag. Das geringere Handelsbilanzdefizit der Vereinigten Staaten und damit verbunden ein schwächerer Euro hatte den deutschen Rentenmarkt bereits am Mittwoch belastet. Der richtungsweisende Euro-Bund-Future büßte 16 Basispunkte auf 122,42 Prozent ein. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe stieg um 0,026 Punkte auf 3,248 Prozent.
Euro leichter erwartet
Leichter wird der Euro am Donnerstag erwartet. Der überraschende Rückgang des amerikanischen Handelsdefizits drückte den Kurs bereits am Mittwoch wieder deutlich unter die Marke von 1,21 Dollar. Die Gemeinschaftswährung sackte nach der Veröffentlichung der Daten um über einen Cent auf 1,2081 Dollar. „Der unerwartete Rückgang des Defizits hat die jüngsten Erholungstendenzen des Euro vorerst gestoppt”, sagte Devisenexperte Jan Koczwara bei der Helaba. Für den Euro gebe es vorerst „keine Entwarnung”. Nach den kräftigen Kursgewinnen der Vortage habe der Dollar zu allen wichtigen Währungen wieder an Stärke gewonnen. Entscheidend seien nun die im Wochenverlauf noch zur Veröffentlichung anstehenden amerikanischen Konjunkturdaten.
Zudem belastete den Euro die neue Prognose für das amerikanische Haushaltsdefizit. Das Defizit wird nach Einschätzung des Weißen Hauses im laufenden Fiskaljahr dank höherer Steuereinnahmen deutlich geringer ausfallen als ursprünglich veranschlagt. Das Defizit werde auf 333 Milliarden Dollar sinken, teilte das Haushaltsbüro des Weißen Hauses mit. Im Vorjahr hatte das Defizit mit 412 Milliarden Dollar noch einen Rekordwert erreicht. Im Februar waren die Experten noch von einem Defizit von 427 Milliarden Dollar.
Im asiatischen Handel wurde der Euro zum Dollar leichter mit 1,2077-79 Dollar notiert. Zum Yen notierte der Euro ebenfalls leichter mit 135,33-37 Yen nach 135,72-76 Yen am Vortag.
Tokios Börse tendiert fest
Fest tendiert der Aktienmarkt in Tokio am Donnerstag im Verlauf. Der Nikkei steigt um ein Prozent bzw. 120 Punkte auf 11.780. Der Topix gewinnt 0,6 Prozent oder sieben Punkte auf 1.193. Insbesondere Technologiewerte zeigten sich befestigt, sagen Teilnehmer. Der Markt dürfte für den Rest des Handelstags deutlich im Plus verbleiben. Nachdem der Nikkei über drei Sitzungen hinweg vergeblich versucht habe, die Marke von 11.700 Punkten zu überwinden, dürfte er am Berichtstag erfolgreich sein, sagen Händler.
Aktien Hongkong mittags etwas fester
Nach der Verschnaufpause am Dienstag hat die Börse in Hongkong am Mittwoch ihren Aufwärtstrend wieder aufgenommen. Der Hang Seng Index (HSI) steht zum Ende der ersten Handelshälfte 0,4 Prozent oder 54 Punkte höher bei 14.201 Punkten. Händler berichten, daß Fonds aus Titeln der zweiten und dritten Reihe in Standardwerte umschichteten. Kurzfristig dürfte es mit dem HSI weiter nach oben gehen, so die Erwartung eines Experten. Nachdem zuletzt Hutchison und Cheung Kong besser als der breite Markt gelaufen seien, dürfte nun HSBC mit den am 1. August anstehenden Geschäftszahlen der nächste Treiber werden. Hutchison gewinnen 1,1 Prozent auf 72,80 Hongkong-Dollar, Cheung Kong zwei Prozent auf 77,25 Hongkong-Dollar.
Neuigkeiten und Kursbewegungen nach Börsenschluß
Nachbörslich tendierten amerikanische Aktien am Dienstag fester. Der Nasdaq-100 After Hours Indicator schloß um 0,25 Prozent höher bei 1.561,54 Punkten.
Apple Computer sind am Mittwoch nachbörslich um 3,5 Prozent auf 39,71 Dollar gestiegen, nachdem der Computerhersteller überraschend gute Quartalzahlen vorgelegt hatte. Das Geschäft mit den Mac-Computern sei im Vergleich zum Vorjahresquartal um 35 Prozent und das mit iPods um 616 Prozent gestiegen, hieß es. Der Nettogewinn lag im dritten Quartal mit 0,37 Dollar je Aktie deutlich über der Konsensprognose. Auch der Umsatz lag mit 3,52 Milliarden Dollar über den Erwartungen der Wall Street von 3,3 Milliarden Dollar.
Advanced Micro Devices (AMD) rückten um 3,2 Prozent auf 19,87 Dollar vor. Die Zweitquartalszahlen waren auch hier überraschend gut ausgefallen. Statt eines Verlustes von 0,05 Dollar je Aktie hat der Chiphersteller einen Gewinn von 0,03 Dollar je Aktie ausgewiesen. Auch der Umsatz lag leicht über der Prognose.
Texas Industries verloren dagegen nachbörslich 0,01 Dollar auf 61,59 Dollar, nachdem die Viertquartalszahlen unter den Erwartungen gelegen haben. Das Unternehmen hat einen Nettogewinn von 1,66 Dollar je Aktie ausgewiesen, die Prognose lautete auf 1,71 Dollar.
IBM-Gewinne verhelfen amerikanischen Börsen erneut ins Plus
Ein positiver Analysten-Kommentar zum Computerkonzern IBM und ein überraschender Rückgang des amerikanischen Handelsdefizits haben den amerikanischen Börsen am Mittwoch am fünften Handelstag in Folge zu Kursgewinnen verholfen.
Die nach Börsenschluß erwartete Veröffentlichung der Apple-Quartalszahlen veranlaßte Händlern zufolge jedoch zahlreiche Anleger zur Zurückhaltung. Zudem habe der weiter nahe 61 Dollar je Barrel (knapp 159 Liter) verharrende Ölpreis die Stimmung etwas getrübt. Der Nasdaq Composite und der S&P notierten daher nur knapp im Plus.
Der Dow Jones verließ den Handel 0,41 Prozent höher mit 10.557 Punkten. Im Geschäftsverlauf hatte er sich zwischen 10.565 und 10.512 Zählern bewegt. Der breiter gefasste S&P 500 legte 0,09 Prozent auf 1.223 Zähler zu. Der Nasdaq Composite rückte um 0,04 Prozent auf 2.144 Stellen vor.
„Das Handelsdefizit war positiv für den Markt. Es hat der Börse einen kleinen Schub verliehen”, sagte Evan Olsen von der Stephens Inc. Der Fehlbetrag in der Handelsbilanz verringerte sich im Mai überraschend um rund 2,7 Prozent auf 55,35 Milliarden Dollar. Volkswirte hatten dagegen im Durchschnitt einen zum April weitgehend unveränderten Wert erwartet.
„Offenbar wartet eine Menge Geld außerhalb des Börsenparketts auf weitere Quartalsergebnisse und Daten. Apple könnte morgen die Technologiewerte beeinflussen”, sagte Olsen. Die Aktien des Computerherstellers legten vor der Bekanntgabe der Vierteljahreszahlen leicht zu auf 38,35 Dollar.
Die hohen Ölpreise blieben Händlern zufolge weiterhin ein Thema auf dem Börsenparkett. „Der Ölpreis über 60 Dollar beschäftigt die Anleger und sie haben ein Auge darauf”, sagte Mark Bronzo von Gartmore Separate Accounts. Arnie Owen von Merriam Curham Ford merkte an: „Es gibt weiterhin Sorgen wegen des Öls und wegen der hohen Ölpreise und ob diese noch deutlich weiter steigen”.
Unterstützung habe dem Dow vor allem IBM geliefert, sagten Händler. Die Höherstufung der IBM-Aktien auf „outperform” von „market-perform” durch Analyst Sanford Bernstein hätten viele Anleger als Aufforderung zum Kauf verstanden und zugegriffen. Damit trieben sie den Kurs um knapp 1,8 Prozent auf 81,45 Dollar. Eine Höherbewertung der Papiere des Computer-Konzerns Hewlett-Packard durch einen weiteren Analysten honorierte die Börse ebenfalls mit einem Plus von knapp 1,3 Prozent auf 24,42 Dollar.
Gefragt waren zudem die Papiere des Herstellers der legendären Harley-Davidson-Motorräder, was den Kurs um knapp 1,4 Prozent auf 50,38 Dollar anziehen ließ. Das Unternehmen hatte mit seinem Quartalsergebnis die Erwartungen der Wall Street übertroffen.
Amerikanische Anleihen schließen knapp behauptet
Mit einer knapp behaupteten Tendenz zeigten sich am Mittwoch die amerikanischen Anleihen. An den amerikanischen Kreditmärkten verloren die zehnjährigen Staatsanleihen im späten Handel 4/32 auf 99-21/32 Punkte. Sie rentierten mit 4,165 Prozent. Die 30-jährigen Bonds fielen im Kurs um 5/32 auf 11-28/32 Punkte. Dabei ergab sich eine Rendite von 4,4 Prozent.
Zu Beginn hatte es noch stärkere Verluste gegeben, nachdem das Überschreiten der Marke von 4,15 Prozent bei der Rendite der Zehnjährigen weitere Verkäufe nach sich gezogen hatte. Beobachter sprachen bereits von den Marken 4,20 Prozent und sogar 4,25 Prozent, die nun in Angriff genommen werden dürften.
Zudem belastete die Auktion fünfjähriger Papiere im Wert von 13 Milliarden Dollar, die von Teilnehmern als enttäuschend beschrieben wurde. Das mit 55,35 Milliarden Dollar um rund zwei Milliarden Dollar geringer als erwartet ausgefallene Handelsbilanzdefizit stützte die Kurse zwar ein wenig. Aber die verbreitete Wahrnehmung, daß sich die amerikanische Konjunktur auf gutem Wege befinde, befördere den übergeordnet bearischen Ton im Markt, sagte ein Händler. ”Im Ergebnis sind die aktuellen Renditen bei den Treasurys nicht gerechtfertigt”, sagte John Roberts von Barclays Capital.
Der Blick der Investoren richtete sich bereits voll auf die Daten zum Verbraucherpreisindex für Juni, der am Donnerstag veröffentlicht wird. ”Wenn der CPI höher als erwartet ausfällt, könnte die Story sein, daß der höhere Ölpreis auf die Verbraucherpreise durchschlägt, was wiederum höhere Renditen rechtfertigt”, sagte Ralph Axel, Analyst bei der HSBC. Die Konsensprognose der Volkswirte liegt bei einem Plus von 0,2 Prozent sowohl bei der Gesamtrate als auch bei der Kernrate.
Quellen: FAZ.NET, vwd, dpa, AP, AFP, Bloomberg, Reuters.