Trotz Milliardenverlusten bleibt für Telekom-Unternehmen Hoffnung
Abschreibungen verhageln Jahresbilanzen / Dennoch Hoffnung für die Branche
jcw. FRANKFURT, 21. März. Mit Milliardenverlusten haben die ehemaligen Vorzeigeunternehmen der Telekommunikationsbranche das vergangene Geschäftsjahr abgeschlossen. France Télécom hat am Donnerstag für 2001 ein Rekorddefizit von 8,3 Milliarden Euro vorgelegt. Auch die Deutsche Telekom weist einen Verlust von 3,5 Milliarden Euro aus und kürzt die Dividende. Für beide Unternehmen waren dies die ersten Verluste in ihrer Geschichte. Die deutlich kleinere KPN aus den Niederlanden wartete zu Beginn der Woche sogar mit einem Fehlbetrag von 7,5 Milliarden Euro auf. Auch Unternehmen wie die Mobilcom aus Büdelsdorf, an der die France Télécom 28,5 Prozent hält, schreiben deutliche Verluste. Gründer und Vorstandsvorsitzender Gerhard Schmid präsentierte am Donnerstag ein Minus von mehr als 205 Millionen Euro. Eine Insolvenz des Unternehmens wird bei einem Ausstieg der France Télécom nicht ausgeschlossen. Entsprechend reagierte die Börse. Mobilcom-Aktien verloren mehr als 21 Prozent an Wert. Die Aktie der France Télécom hingegen verzeichnete ein Plus von 2,4 Prozent.
Auch in den kommenden Jahren werden die Telefongesellschaften unter den hohen Schulden leiden, die sie in der Aufwärtsbewegung des Marktes durch Zukäufe und den Erwerb der UMTS-Lizenzen angehäuft haben. Ein Schuldenstand von mehr als 60 Milliarden Euro drückt sowohl die Deutsche Telekom als auch den französischen Ex-Monopolisten. Nicht viel anders sieht es bei der British Telecom und der spanischen Telefónica aus.
Die einstige Hoffnungsbranche ist scheinbar in die Krise abgerutscht, und mit ihr die Aktienkurse der Unternehmen, die bis zu 90 Prozent an Wert gegenüber ihren Höchstständen verloren haben. Bei der Bewertung des Verfalls gilt es aber zu berücksichtigen, daß die Verluste der Unternehmen meist durch hohe Abschreibungen auf UMTS-Lizenzen, Unternehmensnamen oder Wertberichtigungen von Beteiligungen entstehen und so nicht direkt kassenrelevant sind. So hat zum Beispiel France Télécom ihren Anteil an der Mobilcom zum Kurs von rund 200 Euro erworben und die Beteiligung mit diesem Wert in die Bilanz eingestellt. Am Donnerstag notierte die Aktie der Mobilcom noch mit 14,50 Euro.
So rächt sich die von den Anlegern damals bejubelte Telekom-Hausse nach dem Kursverfall ein zweites Mal in den Bilanzen der großen Unternehmen. Die durch die Kursdifferenz notwendig gewordene Wertberichtigung trägt massiv zum Verlust auch der France Télécom bei. Allein für die Beteiligung an der Mobilcom wurden in der Bilanz 3,2 Milliarden Euro abgeschrieben. Insgesamt hat die France Télécom 10,2 Milliarden Euro abgeschrieben. Bei der KPN waren es sogar 13,7 Milliarden Euro, die auf den Anteil an der deutschen Mobilfunkgesellschaft E-Plus abgeschrieben wurden und für den Rekordverlust sorgten. Ähnlich sieht es auch bei der Deutschen Telekom aus, die ebenfalls durch hohe Abschreibungen von 15,2 Milliarden Euro in die Verlustzone gerutscht ist.
Um den operativen Erfolg der Unternehmen aus dieser Branche im Moment beurteilen zu können, verweisen die Vorstände auf das Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (das sogenannte Ebitda) und auf deutlich steigende Umsätze. Beim Ebitda weisen sowohl Deutsche Telekom mit 15,1 Milliarden Euro als auch France Télécom mit 12,3 Milliarden Euro prozentual zweistellige Gewinne gegenüber dem Vorjahr aus. Selbst die KPN liegt bei dieser Kennzahl, die das eigentliche Geschäft der Telefongesellschaften am besten beschreibt, mit 3,6 Milliarden Euro deutlich im Plus. Die Mobilcom und andere kleinere Gesellschaften sind hingegen selbst in dieser Kennzahl noch negativ. Schmid nannte am Donnerstag für den Konzern ein Minus von 65,54 Millionen Euro als Mobilcom-Ebitda. (Siehe Seiten 16 und 19.)
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.03.2002, Nr. 69 / Seite 13
Abschreibungen verhageln Jahresbilanzen / Dennoch Hoffnung für die Branche
jcw. FRANKFURT, 21. März. Mit Milliardenverlusten haben die ehemaligen Vorzeigeunternehmen der Telekommunikationsbranche das vergangene Geschäftsjahr abgeschlossen. France Télécom hat am Donnerstag für 2001 ein Rekorddefizit von 8,3 Milliarden Euro vorgelegt. Auch die Deutsche Telekom weist einen Verlust von 3,5 Milliarden Euro aus und kürzt die Dividende. Für beide Unternehmen waren dies die ersten Verluste in ihrer Geschichte. Die deutlich kleinere KPN aus den Niederlanden wartete zu Beginn der Woche sogar mit einem Fehlbetrag von 7,5 Milliarden Euro auf. Auch Unternehmen wie die Mobilcom aus Büdelsdorf, an der die France Télécom 28,5 Prozent hält, schreiben deutliche Verluste. Gründer und Vorstandsvorsitzender Gerhard Schmid präsentierte am Donnerstag ein Minus von mehr als 205 Millionen Euro. Eine Insolvenz des Unternehmens wird bei einem Ausstieg der France Télécom nicht ausgeschlossen. Entsprechend reagierte die Börse. Mobilcom-Aktien verloren mehr als 21 Prozent an Wert. Die Aktie der France Télécom hingegen verzeichnete ein Plus von 2,4 Prozent.
Auch in den kommenden Jahren werden die Telefongesellschaften unter den hohen Schulden leiden, die sie in der Aufwärtsbewegung des Marktes durch Zukäufe und den Erwerb der UMTS-Lizenzen angehäuft haben. Ein Schuldenstand von mehr als 60 Milliarden Euro drückt sowohl die Deutsche Telekom als auch den französischen Ex-Monopolisten. Nicht viel anders sieht es bei der British Telecom und der spanischen Telefónica aus.
Die einstige Hoffnungsbranche ist scheinbar in die Krise abgerutscht, und mit ihr die Aktienkurse der Unternehmen, die bis zu 90 Prozent an Wert gegenüber ihren Höchstständen verloren haben. Bei der Bewertung des Verfalls gilt es aber zu berücksichtigen, daß die Verluste der Unternehmen meist durch hohe Abschreibungen auf UMTS-Lizenzen, Unternehmensnamen oder Wertberichtigungen von Beteiligungen entstehen und so nicht direkt kassenrelevant sind. So hat zum Beispiel France Télécom ihren Anteil an der Mobilcom zum Kurs von rund 200 Euro erworben und die Beteiligung mit diesem Wert in die Bilanz eingestellt. Am Donnerstag notierte die Aktie der Mobilcom noch mit 14,50 Euro.
So rächt sich die von den Anlegern damals bejubelte Telekom-Hausse nach dem Kursverfall ein zweites Mal in den Bilanzen der großen Unternehmen. Die durch die Kursdifferenz notwendig gewordene Wertberichtigung trägt massiv zum Verlust auch der France Télécom bei. Allein für die Beteiligung an der Mobilcom wurden in der Bilanz 3,2 Milliarden Euro abgeschrieben. Insgesamt hat die France Télécom 10,2 Milliarden Euro abgeschrieben. Bei der KPN waren es sogar 13,7 Milliarden Euro, die auf den Anteil an der deutschen Mobilfunkgesellschaft E-Plus abgeschrieben wurden und für den Rekordverlust sorgten. Ähnlich sieht es auch bei der Deutschen Telekom aus, die ebenfalls durch hohe Abschreibungen von 15,2 Milliarden Euro in die Verlustzone gerutscht ist.
Um den operativen Erfolg der Unternehmen aus dieser Branche im Moment beurteilen zu können, verweisen die Vorstände auf das Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (das sogenannte Ebitda) und auf deutlich steigende Umsätze. Beim Ebitda weisen sowohl Deutsche Telekom mit 15,1 Milliarden Euro als auch France Télécom mit 12,3 Milliarden Euro prozentual zweistellige Gewinne gegenüber dem Vorjahr aus. Selbst die KPN liegt bei dieser Kennzahl, die das eigentliche Geschäft der Telefongesellschaften am besten beschreibt, mit 3,6 Milliarden Euro deutlich im Plus. Die Mobilcom und andere kleinere Gesellschaften sind hingegen selbst in dieser Kennzahl noch negativ. Schmid nannte am Donnerstag für den Konzern ein Minus von 65,54 Millionen Euro als Mobilcom-Ebitda. (Siehe Seiten 16 und 19.)
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.03.2002, Nr. 69 / Seite 13