Freitag 1. März 2002, 16:11 Uhr
Börsianer uneins über Dax-Entwicklung nächste Woche
- Von Christian Krämer und Hannfried von Hindenburg -
Frankfurt, 01. Mär (Reuters) - Im Hinblick auf die Kursentwicklung an den deutschen Aktienmärkten in der kommenden Woche sind Marktteilnehmer unterschiedlicher Auffassung, die Nervösität der Anleger wird aber nach Einschätzung der Experten wohl anhalten. Im Mittelpunkt des Marktgeschehens dürften wegen der Vorlage von Geschäftszahlen einzelne Papiere wie die Deutsche Telekom (Frankfurt:
555750.F, Nachrichten) , Henkel, Fresenius (Frankfurt:
578560.F, Nachrichten) Medical Care (FMC (Frankfurt:
578580.F, Nachrichten) ) oder MAN stehen.
Während sich Fondsmanager optimistisch zeigten, verwiesen Analysten auf die Risiken des sich abzeichnenden Aufschwungs der Konjunktur in den USA und Deutschland. "Die zyklischen Werte helfen dem Dax. Es ist jetzt die Zeit gekommen, um in Zykliker zu investieren und Aktien gegenüber Anleihen überzugewichten", sagte Fondsmanager Joseph Scarfone von Frankfurt Trust.
Nach den Worten von Heinz Weyershäuser, Markt-Analyst bei der DZ Bank, ist die Stimmung trotz des zuletzt gestiegenen Kursniveaus nicht besonders zuversichtlich. Die Rede des US-Notenbankpräsidenten Alan Greenspan in dieser Woche habe zwar ein verhalten optimistischen Konjunkturbild gezeichnet. Ein kraftvoller Aufschwung sei aber nicht zu erwarten. "Die Hängepartie an den Märkten könnte daher weitergehen", sagte Weyershäuser.
In der nun zu Ende gehenden Woche hat der Deutsche Aktienindx (Dax) mehr als sechs Prozent zugelegt, tendiert aber immer noch rund zwei Prozent unter dem Niveau zum Jahresbeginn. Am Neuen Markt legte der Auswahlindex Nemax50 im Wochenverlauf mehr als vier Prozent zu. Der Nebenwerte-Index MDax erhöhte sich um rund zwei Prozent.
INVESTOREN BLICKEN AUF TELEKOM-DETAILS UND -ZAHLEN Nach Angaben von Marktteilnehmern werden Investoren anlässlich der Vorlage von Geschäftszahlen der Deutschen Telekom besonders auf Äußerungen zum Schuldenstand und der künftigen Strategie achten. Die Zahlen seien weniger wichtig als der Ausblick der Telekom, sagte Fondsmanager Scarfone. Von Reuters befragte Analysten rechnen für 2001 trotz Beteiligungsverkäufen mit einem Konzernverlust im Geschäftsjahr 2001 von 2,70 (2000: plus 5,926) Milliarden Euro. Die Telekom wird am Dienstag berichten. Bereits jetzt hat die Telekom einen Schuldenberg von 65 Milliarden Euro angehäuft. Außerdem warte der Markt auf neue Äußerungen zum geplanten Verkauf des Kabelnetzes, nachdem das Bundeskartellamt jüngst den Verkauf an den US-Medienkonzern Liberty untersagt hatte.
AUCH HENKEL, FMC UND MAN IM FOKUS
Am Dienstag werden ferner Henkel und Fresenius Medical Care über die jüngste Geschäftsentwicklung berichten.
Der Chemie- und Konsumgüterhersteller Henkel hat nach Einschätzung von Analysten im vierten Quartal 2001 im operativen Geschäft Gewinneinbußen hinnehmen müssen und wird damit erstmals seit 1993 für ein Gesamtjahr einen Rückgang ausweisen.
Von FMC versprechen sich die Börsianer Klarheit über mögliche Belastungen aus der argentinischen Wirtschaftskrise und einer Reihe von Klagen in den USA. Das Unternehmen wollte sich bisher hierzu nicht äußern. "Wenn die Unsicherheit aus dem Markt ist und wir neue Berechnungen anstellen können, wird die Aktie auch wieder steigen", sagte FMC-Analystin Christiane Dienhart von der HypoVereinsbank (Frankfurt:
802200.F, Nachrichten) .
Der Nutzfahrzeug- und Maschinenbaukonzern MAN wird wahrscheinlich am Mittwoch im Blickpunkt des Anlegerinteresses stehen. Nach einem dramatischen Gewinneinbruch im Jahr 2001 warten Marktteilnehmer auf Aussagen zu einem möglichen Comeback in diesem Jahr. Am Donnerstag hatte MAN-Chef Rudolf Rupprecht gesagt, die Geschäftsaussichten im Maschinenbau und der Nutzfahrzeugbranche hätten sich in den vergangenen beiden Monaten verbessert.
Am Neuen Markt werden unter anderem Zahlen von den Nemax50-Firmen CE Consumer, Lambda Physik (Frankfurt:
549427.F, Nachrichten) , Aixtron (Frankfurt: 506620.F, Nachrichten) und United Internet erwartet. Auch die MDax-Unternehmen Celanese und Continental (Frankfurt: 543901.F, Nachrichten) werden Eckdaten vorlegen.
ANALYSTEN SEHEN KEINEN ZINSSCHRITT DER EZB
Indes erwartet die überwiegende Mehrheit der Analysen am Donnerstag keinen Zinsschritt der Europäischen Zentralbank (EZB). Viele Volkswirte rechnen sogar überhaupt nicht mehr mit einer Senkung der Leitzinsen in diesem Jahr. Vielmehr werde die Zinsschraube zum Jahresende wohl wieder angezogen, hieß es bei den Experten.