Wohin die Reise an den europäischen Aktienmärkten in dieser letzten vollen Juniwoche geht, ist völlig offen. Sicher ist jedoch, daß die Wall Street wieder einen recht starken Einfluß auf das Geschehen nehmen wird, zumal sich die Grundbedingungen an den transatlantischen Märkten zumindest ähneln. Da sind zum einen die technischen Verwerfungen, die der große Verfalltermin für Indexkontrakte und Optionen vom Freitag noch in der ersten Wochenhälfte zeigen dürfte. Erst am Mittwoch werden sie sich verflüchtigt haben, wenn man Erfahrungen vom amerikanischen Markt folgt.
Zum anderen naht das Quartalsende und damit auch der Druck auf Kapitalverwalter, ihre Portefeuilles zum Stichtag der Rechnungslegung kosmetisch aufzupolieren, um sich nicht den Zorn ihrer Kapitalgeber zuzuziehen. Auch dies führt gewöhnlich zu einigen Verwerfungen. Nicht zuletzt aber tagt am Dienstag und am Mittwoch der Offenmarkt-Ausschuß der amerikanischen Notenbank (FOMC). Dieses Ereignis wird auch an den europäischen Finanzmärkten sehr aufmerksam verfolgt. Denn sehr direkt wird die Entscheidung des FOMC auf die europäischen Märkte wirken, weil sie den Wechselkurs zwischen dem Dollar und dem Euro unmittelbar berührt.
Beginn eines neuen Haussezyklus?
Viele Anlagestrategen tun sich derzeit sehr schwer, Perspektiven für die europäischen Aktienmärkte darzulegen, wenn sie jetzt Ausblicke auf das zweite Halbjahr bieten sollen. Der Grund für die Schwierigkeiten liegt darin, daß die Finanzmärkte auf breiter Front eingefahrene Tendenzen ge- oder wenigstens unterbrochen haben. So wird vor allem darüber gestritten, ob die Märkte für Staatsanleihen aus der westlichen Hemisphäre ihre beispiellose Hausse beendet haben und ob damit eine vielerorts als hochspekulativ bezeichnete Blase geplatzt sein könnte.
An den Aktienmärkten dreht sich der Streit um die Frage, ob die seit gut drei Monaten laufende Aufwärtsbewegung nur eine Zwischenerholung im Rahmen einer sich fortsetzenden Baisse oder der Beginn eines neuen Haussezyklus ist. Doch selbst die Optimisten meinen, eine ausgedehntere Korrektur sei schon wegen der technisch stark "überkauften" Lage der Märkte überfällig. Und am Devisenmarkt schließlich wird darüber gestritten, ob die Abwertung des amerikanischen Dollar besonders gegenüber dem Euro abgeschlossen sein könnte oder ob der Dollar nur eine Korrekturphase durchmacht.
Gemisch von Ungewißheit
Auf einen kurzen Nenner gebracht, kann festgestellt worden, daß viele Strategen und noch mehr Anleger in diesen Tagen nicht sicher sind, wo genau die Zeiger der Uhren an den einzelnen Märkten stehen. Zusammen mit saisonalen Einflüssen entsteht daraus ein Gemisch von Ungewißheit, das die Schwankungsanfälligkeit der Märkte nährt, was wiederum die sehr kurzfristig orientierte Spekulation anlockt und die Schwankungen noch erhöht. Der Kern der Ungewißheit liegt nach wohl einhelliger Ansicht in der Frage, wie es konjunkturell weitergeht.
Dabei richtet sich das Interesse auch in Europa stark auf die amerikanische Wirtschaft. Ihr traut man offenkundig am ehesten zu, die zyklische Talfahrt zu beenden und wieder zu ansehnlichem Wachstum überzugehen. Davon könnte der Euroraum in der Folge beachtliche Impulse beziehen, denn die Konjunktur hier ist fürs erste wegen der Misere besonders in Deutschland weitgehend abgeschrieben. Unbestreitbar gründen sich jene Stimmen, die auf eine Besserung der Wirtschaftsentwicklung setzen, auf Erwartungen, die noch immer eher den Charakter von Hoffnungen tragen, als daß sie sich auf Gewißheit stützen könnten. Kritische Betrachter erklären hierzu, Hoffnungen seien nicht der Stoff, auf den man Anlagestrategien bauen könne.
Zu den Optimisten gehören die Strategen von Citigroup Smith Barney und Goldman Sachs, während sich Credit Suisse First Boston eher bedeckt gibt, aber bekennt, daß sich die Stimmung an den europäischen Börsen bessern könne, wenn die künftig erscheinenden Konjunktur- und Unternehmenszahlen günstig ausfallen sollten. Die mehr oder minder ausgeprägten Hoffnungen auf eine konjunkturelle Belebung besonders in Amerika führen konsequenterweise zu pessimistischen Ausblicken auf die Märkte für Staatsanleihen. Merrill Lynch hingegen vertritt mit Blick auf die europäischen Aktienmärkte unverändert die Auffassung, daß hier eine Zwischenerholung im Rahmen einer noch nicht beendeten Baisse stattfindet. Sie dürfte im Laufe des Sommers mit einem "letzten Hurra" der konjunkturempfindlichen Papiere enden, meint die Investmentbank.
Deutscher Aktienmarkt zählt zur Speerspitze der Erholung
Falls sich die allgemeinen Kurssteigerungen fortsetzen sollten, müßten sich die fundamentalen Bedingungen ansehnlich bessern. Doch darauf gebe es keine Hinweise, argumentiert Merrill Lynch. Es werde wohl noch lange dauern, bis der Kampf zwischen den deflationären und den reflationären Kräften entschieden sei. Daher dürften die europäischen Aktienindizes in den nächsten 12 bis 18 Monaten breite Spannen bilden. Merrill Lynch sieht den deutschen Aktienindex Dax und den CAC-40-Index in Paris in zwölf Monaten bei 2900 Punkten. Der 100 Werte umfassende britische FTSE dürfte dann bei 3900 Zählern liegen, während sich der Dow-Jones-Eurostoxx-50-Index bei 2300 Punkten bewegen könne. Der amerikanische Standard-&-Poor's-500-Index werde in zwölf Monaten wohl bei 860 Punkten liegen.
Der deutsche Aktienmarkt, gemessen am Dax, zählt zur Speerspitze der Erholung an den europäischen Börsen. Das erscheint Technikern nur folgerichtig, denn während der Baisse hatte er am stärksten Federn lassen müssen. Hilfreich war bisher besonders, daß sich die Technologiewerte, von denen der Index nach wie vor stark geprägt wird, kräftig emporschwingen konnten. Vernachlässigt sind nach Ansicht von Strategen am deutschen Aktienmarkt nach wie vor zweitrangige Papiere von hoher Qualität, die sich geballt im M-Dax finden. Viele Strategen sind davon überzeugt, daß in diesem Sektor des deutschen Marktes große Chancen schlummern.
Abgesehen von Fragen der Bewertung und der relativen Untergewichtung von M-Dax-Aktien in institutionellen Portefeuilles weisen Strategen darauf hin, daß Übernahmen und daraus resultierende Barabfindungen die Liquidität in diesem Bereich des deutschen Marktes während der kommenden Monate stark wachsen lassen könnten. Sofern die Abfindungen institutionellen Anlegern zuflössen, seien diese zu einem großen Teil gezwungen, die Gelder wieder in M-Dax-Aktien zu investieren. Wegen der relativen Enge dieses Sektors könne der Index daher ansehnlich steigen. Der M-Dax schloß am Freitag bei 3526,80 Punkten, während der Dax die Woche bei 3238,98 Zählern beendete.
Zum anderen naht das Quartalsende und damit auch der Druck auf Kapitalverwalter, ihre Portefeuilles zum Stichtag der Rechnungslegung kosmetisch aufzupolieren, um sich nicht den Zorn ihrer Kapitalgeber zuzuziehen. Auch dies führt gewöhnlich zu einigen Verwerfungen. Nicht zuletzt aber tagt am Dienstag und am Mittwoch der Offenmarkt-Ausschuß der amerikanischen Notenbank (FOMC). Dieses Ereignis wird auch an den europäischen Finanzmärkten sehr aufmerksam verfolgt. Denn sehr direkt wird die Entscheidung des FOMC auf die europäischen Märkte wirken, weil sie den Wechselkurs zwischen dem Dollar und dem Euro unmittelbar berührt.
Beginn eines neuen Haussezyklus?
Viele Anlagestrategen tun sich derzeit sehr schwer, Perspektiven für die europäischen Aktienmärkte darzulegen, wenn sie jetzt Ausblicke auf das zweite Halbjahr bieten sollen. Der Grund für die Schwierigkeiten liegt darin, daß die Finanzmärkte auf breiter Front eingefahrene Tendenzen ge- oder wenigstens unterbrochen haben. So wird vor allem darüber gestritten, ob die Märkte für Staatsanleihen aus der westlichen Hemisphäre ihre beispiellose Hausse beendet haben und ob damit eine vielerorts als hochspekulativ bezeichnete Blase geplatzt sein könnte.
An den Aktienmärkten dreht sich der Streit um die Frage, ob die seit gut drei Monaten laufende Aufwärtsbewegung nur eine Zwischenerholung im Rahmen einer sich fortsetzenden Baisse oder der Beginn eines neuen Haussezyklus ist. Doch selbst die Optimisten meinen, eine ausgedehntere Korrektur sei schon wegen der technisch stark "überkauften" Lage der Märkte überfällig. Und am Devisenmarkt schließlich wird darüber gestritten, ob die Abwertung des amerikanischen Dollar besonders gegenüber dem Euro abgeschlossen sein könnte oder ob der Dollar nur eine Korrekturphase durchmacht.
Gemisch von Ungewißheit
Auf einen kurzen Nenner gebracht, kann festgestellt worden, daß viele Strategen und noch mehr Anleger in diesen Tagen nicht sicher sind, wo genau die Zeiger der Uhren an den einzelnen Märkten stehen. Zusammen mit saisonalen Einflüssen entsteht daraus ein Gemisch von Ungewißheit, das die Schwankungsanfälligkeit der Märkte nährt, was wiederum die sehr kurzfristig orientierte Spekulation anlockt und die Schwankungen noch erhöht. Der Kern der Ungewißheit liegt nach wohl einhelliger Ansicht in der Frage, wie es konjunkturell weitergeht.
Dabei richtet sich das Interesse auch in Europa stark auf die amerikanische Wirtschaft. Ihr traut man offenkundig am ehesten zu, die zyklische Talfahrt zu beenden und wieder zu ansehnlichem Wachstum überzugehen. Davon könnte der Euroraum in der Folge beachtliche Impulse beziehen, denn die Konjunktur hier ist fürs erste wegen der Misere besonders in Deutschland weitgehend abgeschrieben. Unbestreitbar gründen sich jene Stimmen, die auf eine Besserung der Wirtschaftsentwicklung setzen, auf Erwartungen, die noch immer eher den Charakter von Hoffnungen tragen, als daß sie sich auf Gewißheit stützen könnten. Kritische Betrachter erklären hierzu, Hoffnungen seien nicht der Stoff, auf den man Anlagestrategien bauen könne.
Zu den Optimisten gehören die Strategen von Citigroup Smith Barney und Goldman Sachs, während sich Credit Suisse First Boston eher bedeckt gibt, aber bekennt, daß sich die Stimmung an den europäischen Börsen bessern könne, wenn die künftig erscheinenden Konjunktur- und Unternehmenszahlen günstig ausfallen sollten. Die mehr oder minder ausgeprägten Hoffnungen auf eine konjunkturelle Belebung besonders in Amerika führen konsequenterweise zu pessimistischen Ausblicken auf die Märkte für Staatsanleihen. Merrill Lynch hingegen vertritt mit Blick auf die europäischen Aktienmärkte unverändert die Auffassung, daß hier eine Zwischenerholung im Rahmen einer noch nicht beendeten Baisse stattfindet. Sie dürfte im Laufe des Sommers mit einem "letzten Hurra" der konjunkturempfindlichen Papiere enden, meint die Investmentbank.
Deutscher Aktienmarkt zählt zur Speerspitze der Erholung
Falls sich die allgemeinen Kurssteigerungen fortsetzen sollten, müßten sich die fundamentalen Bedingungen ansehnlich bessern. Doch darauf gebe es keine Hinweise, argumentiert Merrill Lynch. Es werde wohl noch lange dauern, bis der Kampf zwischen den deflationären und den reflationären Kräften entschieden sei. Daher dürften die europäischen Aktienindizes in den nächsten 12 bis 18 Monaten breite Spannen bilden. Merrill Lynch sieht den deutschen Aktienindex Dax und den CAC-40-Index in Paris in zwölf Monaten bei 2900 Punkten. Der 100 Werte umfassende britische FTSE dürfte dann bei 3900 Zählern liegen, während sich der Dow-Jones-Eurostoxx-50-Index bei 2300 Punkten bewegen könne. Der amerikanische Standard-&-Poor's-500-Index werde in zwölf Monaten wohl bei 860 Punkten liegen.
Der deutsche Aktienmarkt, gemessen am Dax, zählt zur Speerspitze der Erholung an den europäischen Börsen. Das erscheint Technikern nur folgerichtig, denn während der Baisse hatte er am stärksten Federn lassen müssen. Hilfreich war bisher besonders, daß sich die Technologiewerte, von denen der Index nach wie vor stark geprägt wird, kräftig emporschwingen konnten. Vernachlässigt sind nach Ansicht von Strategen am deutschen Aktienmarkt nach wie vor zweitrangige Papiere von hoher Qualität, die sich geballt im M-Dax finden. Viele Strategen sind davon überzeugt, daß in diesem Sektor des deutschen Marktes große Chancen schlummern.
Abgesehen von Fragen der Bewertung und der relativen Untergewichtung von M-Dax-Aktien in institutionellen Portefeuilles weisen Strategen darauf hin, daß Übernahmen und daraus resultierende Barabfindungen die Liquidität in diesem Bereich des deutschen Marktes während der kommenden Monate stark wachsen lassen könnten. Sofern die Abfindungen institutionellen Anlegern zuflössen, seien diese zu einem großen Teil gezwungen, die Gelder wieder in M-Dax-Aktien zu investieren. Wegen der relativen Enge dieses Sektors könne der Index daher ansehnlich steigen. Der M-Dax schloß am Freitag bei 3526,80 Punkten, während der Dax die Woche bei 3238,98 Zählern beendete.