Der deutsche Aktienmarkt geht mit unspektakulären, aber tendenziell günstigen Vorgaben in den Dienstag. An der Wall Street sind die Kurse von Standardwerten weniger gefallen als zuvor hierzulande, der Tokioter Nikkei hat sich kaum bewegt. Auch etwas fallende Ölpreise dürften Dax & Co. stützen.
Impulse von außen könnte der Aktienmarkt von den ZEW-Umfragen zu den Erwartungen von Finanzanalysten zu Deutschland und Europa erhalten, deren Ergebnisse gegen 11 Uhr bekanntgegeben werden. Es wird mit einer Belebung gerechnet. Am Nachmittag laufen Daten zum Verbrauchervertrauen in Amerika ein.
Rentenmarkt dürfte sich behauptet zeigen
Der deutsche Rentenmarkt geht mit nachteiligen Vorgaben aus Amerika, wo die Kurse von Anleihen und Renten-Futures leicht gesunken sind, in den Dienstag, nachdem er sich am Montag behauptet hatte. Der wegweisende Terminkontrakt Bund-Future, der auf langlaufende Bundesanleihen gemünzt ist, büßte nach Pendelbewegungen im ruhigen Handelsverlauf einen Basispunkt auf 121,99 Prozent ein; damit liegt er aber deutlich unter seinem Hoch von 123,56 Prozent vom 8. Juni. Solange die Marke von 121,60 Prozent nicht nachhaltig unterschritten werde, bleibe die Chance auf eine durchgreifende Erholung oder sogar auf ein Ende der Korrektur erhalten. Bei 122,45 Prozent liege dagegen nun der nächste Widerstand, heißt es unter technisch orientierten Marktteilnehmern. Angesichts der Vorgaben, des etwas festeren Euro und der Spekulation auf sinkende Leitzinsen in Europa dürfte der Rentenmarkt behauptet tendieren.
Euro dreht nach oben
Nach Spekulationen über Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank (EZB) verharrt der Euro am Dienstag in Fernost zum Dollar in engen Handelsspannen. Der Euro notiert in Tokio im Verlauf mit 1,2148 Dollar und damit 0,14 Prozent höher als am Vortag, nachdem er zuvor kurzzeitig auf das im späten New Yorker Handel am Vorabend erreichte Niveau von 1,2135 Dollar abgesackt war. Wie Reuters zu Wochenbeginn aus geldpolitischen Kreisen erfuhr, sollen die Konjunkturdaten der nächsten Monate den Ausschlag dafür geben, ob die EZB den Leitzins doch noch einmal senken wird. Seit Juni 2003 liegen die Zinsen bei zwei Prozent. Zum Yen tendierte der Dollar um 109,35 Yen. Der Schweizer Franken notiert zum Euro mit 1,5433 und zum Dollar mit 1,2704.
Börse Tokio uneinheitlich
Der japanische Aktienmarkt tendiert am Dienstag im Verlauf kaum verändert. Der Nikkei tendiert gut behauptet bei 11.491 Punkten, der Topix reduziert sich um 0,2 Prozent oder zwei Punkte auf 1.168. Händler beobachten auf der einen Seite Gelegenheitskäufe in Technologiewerten wie Kyocera. Andererseits verkauften die Investoren Titel anderer Sektoren, etwa Stahl- und Ölwerte. Es sei daher damit zu rechnen, daß der Nikkei in einer engen Spanne um 11.500 Punkte verbleiben werde.
Aktien Hongkong knapp behauptet
Knapp behauptet tendiert der Aktienmarkt in Hongkong am Dienstagmittag (Ortszeit). Bis zum Ende der ersten Sitzungshälfte verliert der Hang-Seng-Index (HSI) 0,2 Prozent oder 29 Punkte auf 13.917 Zähler. Teilnehmer erwarten, daß der Markt sich innerhalb seiner Spanne zwischen 13.900 und 14.000 Zählern bewegen wird. Immobilienwerte tendieren wenig verändert, da der Markt zusätzliche Zinsanhebungen nach der Erhöhung am Vortag in Erwägung zieht.
Neuigkeiten und Kursbewegungen nach Börsenschluß
Einen Hauch leichter zeigten sich die amerikanischen Aktien am Montag nachbörslich. Der Nasdaq-100 After Hours Indicator sank um 0,08 Prozent auf 1536,1 Punkte.
American Healthways sind am Montag im nachbörslichen Handel unter Druck geraten, nachdem das Unternehmen seine Umsatzprognose für das laufende Geschäftsjahr gesenkt hatte. Die Aktie sank um fünf Prozent auf 49,60 Dollar, obwohl das Unternehmen im dritten Quartal die Erwartungen der Analysten übertroffen hatte. Für das dritte Quartal (31. März) wies American Healthways ein Ergebnis von 8,5 Millionen Dollar oder 0,24 Dollar je Aktie aus. Die Konsensprognose der Analysten hatte bei 0,23 Dollar gelegen.
Für das Geschäftsjahr stellt das Unternehmen nunmehr einen Umsatz von 312 Millionen bis 316 Millionen Dollar in Aussicht. Zuvor hatte American Healthways eine Prognosespanne von 319 Millionen bis 331 Millionen Dollar genannt. Analysten erwarteten bislang im Schnitt einen Umsatz von 322,5 Millionen Dollar. Das operative Ergebnis je Aktie sieht das Unternehmen im Geschäftsjahr unverändert bei 0,90 bis 0,92 Dollar.
Arrow International büßten 0,1 Prozent auf 30 Dollar ein. Der Medizintechnikhersteller hatte ebenfalls eine Gewinnwarnung abgeben. Außerdem hat das Unternehmen nach einer Werksbesichtigung durch die Gesundheitsbehörde FDA einen ”blauen Brief” erhalten.
Ölpreisanstieg belastet Wall Street: leichte Verluste
Der hohe Ölpreis hat am Montag die Aktienkurse an Wall Street belastet. Die Stimmung wurde zusätzlich eingetrübt vom Index der Frühindikatoren, der für Mai einen deutlicheren Rückgang aufwies, als Volkswirte erwartet hatten. Gegen Ende der Sitzung kletterte der Markt vorübergehend in positives Terrain. Er schloß dann aber dennoch im Minus, wenn auch oberhalb seiner Tagestiefs. Dow-Jones-Index für 30 Industriewerte (DJIA) verlor 0,1 Prozent oder 14 Punkte auf 10.609. Der S&P-500-Index sank um 0,1 Prozent oder einen Zähler auf 1.216. Der Nasdaq-Composite-Index fiel um 0,1 Prozent oder 2 Stellen auf 2.088.
Der Ölpreis setzte am Berichtstag seinen Anstieg Richtung 60 Dollar/Barrel fort und schloß auf einem neuen Rekordhoch von 59,37 Dollar. Händler erklärten die relativ gelassene Reaktion des Marktes mit der Überzeugung, daß der Ölpreis sich nicht lange auf diesem Niveau bewegen werde. Außerdem herrsche unverändert die Ansicht vor, dass die Ergebnisse der Unternehmen im zweiten Halbjahr ein solides Wachstum aufwiesen.
Im DJIA verzeichneten Boeing mit minus 1,5 Prozent auf 63,67 Dollar den höchsten Verlust. Air Canada hat einen Auftrag über 32 Flugzeuge im Wert von rund sechs Milliarden Dollar storniert. Colgate-Palmolive erhöhten sich um 2,9 Prozent auf 50,74 Dollar, nachdem Prudential Equity Group die Aktie auf ”Overweight” von ”Neutral” hochgestuft hatte. An der Nasdaq verbesserten sich Google um 2,3 Prozent auf 286,70 Dollar. Der Betreiber der gleichnamigen Internet-Suchmaschine will laut Presseberichten einen elektronischen Zahlungsdienst anbieten, der der Ebay-Sparte PayPal Konkurrenz machen könnte. Ebay gaben um 2,1 Prozent auf 37,24 Dollar nach.
Cablevision Systems sprangen um 19 Prozent auf 32,00 Dollar. Die Familie Dolan, die Cablevision kontrolliert, erwägt die vollständige Übernahme des Unternehmens für 7,9 Milliarden Dollar. Guidant büßten drei Prozent auf 70,30 Dollar ein. Neue Probleme mit einigen Defibrillatoren des Medizintechnikherstellers hatten Befürchtungen geweckt, daß die Übernahme durch Johnson & Johnson scheitern könnte. Johnson & Johnson schlossen kaum verändert mit einem Abschlag von 0,01 Dollar auf 66,55 Dollar.
Amerikanische Anleihen ziehen etwas an
Neu-Emissionen von Unternehmensanleihen haben am Montag die Kurse der amerikanischen Staatsanleihen unter Druck gesetzt. Spekulationen auf eine Zinssenkung in der Eurozone hätten viele Anleger außerdem zur Umschichtung in Bundesanleihen veranlaßt, berichteten Händler. Im späten Geschäft verloren zehnjährige Titel mit einem Kupon von 4,125 Prozent 5/32 auf 100-7/32 und rentierten mit 4,10 Prozent nach 4,08 Prozent. Der mit 5,375 Prozent verzinste 30-jährige Treasury sank um 7/32 auf 115-8/32. Seine Rendite stellte sich auf 4,38 Prozent nach 4,37 Prozent.
An Konjunkturdaten standen am Berichtstag nur die Frühindikatoren auf der Tagesordnung. Diese wiesen zwar für Mai einen etwas stärkeren Rückgang auf als erwartet, doch beeinflußte dies den Markt nach Aussage von Beobachtern kaum. Angesichts bevorstehender neuer Unternehmensanleihen im Volumen von rund neun Milliarden Dollar hätten viele Marktteilnehmer Leerverkäufe in Treasurys getätigt, berichteten die Beobachter. Dies sei gängige Praxis. Sobald die Anleihen am Markt platziert würden, würden diese Short-Positionen eingedeckt.
Viele Käufer seien aber schon wieder zurückgekehrt, nachdem die Rendite der zehnjährigen Staatsanleihe im Handelsverlauf die Marke von 4,13 Prozent überstiegen hatte, hieß es weiter. Damit seien die Verluste der Festverzinslichen verringert worden. Die Schwäche vom Montag sei nicht fundamental begründet gewesen und habe deshalb eine gute Einstiegsmöglichkeit geboten.
Quellen: FAZ.NET, vwd, dpa, AP, AFP, Bloomberg, Reuters.