28. Okt. 2002 Nach den Kursgewinnen am Freitag an der Wall Street dürften auch die europäischen Börsen etwas fester tendieren, auch wenn der Dax einen großen Teil der Kursgewinne schon am Freitag mitgemacht hat. Im Vorfeld der anstehenden Konjunkturzahlen in den kommenden drei Tagen - Ifo-Index, US-Verbrauchervertrauen und Bruttoinlandsprodukt - ist mit eher vorsichtigem Geschäft zu rechnen.
Bund-Future unentschlossen
Die Rentenmärkte werden sich kurzfristig weiterhin spiegelbildlich zu den Börsen entwickeln. Die Grundtendenz ist eine Seitwärtsbewegung unter starken Kursschwankungen.
Dollar legt in Asien zu Euro und Yen zu
Nachgebend zeigt sich der Euro am Montag im asiatischen Handel zum Dollar. Um 6.39 Uhr MEZ kostet ein Euro 0,9743 Dollar nach 0,9767 Dollar am Freitagabend in New York. Zum Yen notiert die US-Währung mit 124,78 Yen nach 124,20 Yen am Freitag im New Yorker Geschäft. Damit scheint sich nach den Kursgewinnen an der Wall Street die Anlegerfantasie für die US-Konjunktur aufzubauen und damit den Dollar zu stärken.
Börse Tokio mit leichten Kursgewinnen
Der Tokioter Aktienmarkt hat zu Wochenbeginn im Vorfeld der für Ende Oktober anstehenden Bankenreform der japanischen Regierung leichte Gewinne verbucht. Der Nikkei-225-Index gewann 0,4 Prozent oder 31 Yen auf 8.758 Yen. Der Topix-Index schloss unverändert mit 872 Punkten. Es gebe für Aktienkäufe zu viel Unsicherheit am Markt vor der Veröffentlichung des Regierungspakets, sagte der Fondsmanager Hideki Kamiya von Asahi Tokyo Investment Trust Management. Das zeige sich auch an den niedrigen Umsätzen. Der japanische Finanzdienstleistungsminister Heizo Takenaka hatte vergangene Woche die Veröffentlichung seines Entwurfs für die Reform des Bankensystems wegen politischen Widerstands verschoben. Nun wird damit gerechnet, dass einzelne Aspekte der Reform, die ursprünglich eine strengere Behandlung der Banken und der in Schwierigkeiten befindlichen Kreditnehmer vorgesehen hatte, abgeschwächt würden. Politiker hatten befürchtet, dass die Zahl der Firmenpleiten steigen könnte.
Aktien Hongkong am Mittag fester
Fester präsentieren sich die Aktienkurse am Montagmittag (Ortszeit) in Hongkong. Zum Ende der ersten Sitzungshälfte gewinnt der Hang-Seng-Index (HSI) 1,1 Prozent auf 9.828 Punkte. Händler sprechen von geringen Umsätzen. Nachdem der Index die Verluste der vorigen beiden Sitzungen an nur einem Vormittag habe wettmachen können, sei eine Fortsetzung des Anstiegs wahrscheinlicher als ein Rückgang, heißt es. Als kurzfristiges Ziel für den HSI werden 10.000 Zähler genannt. Unter den Big Caps steigen Hutchison um 2,0 Prozent auf 51,50 Hongkong-Dollar. Einziger Verlierer im Index sind Johnson Electric mit einem Minus von 0,6 Prozent auf 8,90 Hongkong-Dollar.
USA: Neuigkeiten und Kursbewegungen nach Börsenschluss
Der Handel in Cigna hat am Freitag nach Börsenschluss unvermindert angehalten. Nach massiven Verlusten im regulären Geschäft notierten die Titel bei hohem Volumen auf island.com zuletzt mit 40,25 Dollar und damit um 2,2 Prozent erholt. Cigna hatte mitgeteilt, dass der Umsatz im dritten Quartal um 2003 unterhalb der Erwartungen liegen werde. Analysten sprachen daraufhin von einem “Glaubwürdigkeitsproblem“, mit dem Cigna zu kämpfen habe, und sehen dieses als unternehmens- und nicht branchenspezifisch an.
John Hancock Financial Services gaben um 0,5 Prozent ab auf 30,93 Dollar, nachdem das Unternehmen sagte, die Erwartungen im dritten Quartal nicht erreichen zu können. John Hancock hatte zugleich die Prognose für sein Ergebniswachstum heruntergeschraubt. Grund seien die Auswirkungen der schwächelnden Aktienmärkte. Oak Tree Technologies gaben um zwölf Prozent auf 1,82 Dollar ab, nachdem das Unternehmen zwar den Abschluss der Akquisition von TeraLogic mitgeteilt hatte, zugleich aber darüber unterrichtete, dass im zweiten Geschäftsquartal der TeraLogic-Umsatz nicht in der erwarteten Höhe verbucht werden könne.
Auch der S&P-500-Future gab nachbörslich 1,9 Punkte auf 878,60 Zähler nach. Der Nasdaq 100 After Hours Indicator fiel auf 967 Punkte.
US-Börsen zeigen sich erstaunlich robust
Das Interesse der Anleger an ausgewählten Aktien wie die des Chipkonzerns Intel und des Pharmakonzerns Merck & Co. hat den US-Börsen am Freitag im späten Geschäft deutliche Kursgewinne beschert. Damit beendete die Wall Street die dritte Handelswoche in Folge im Plus. Die Investoren seien offenbar optimistischer, dass der Aufwärtstrend anhalten könne, sagten Händler. Der Dow-Jones-Index notierte zum Handelsschluss 1,52 Prozent fester auf rund 8.444 Zählern. Die US-Technologiebörse Nasdaq legte deutlicher um 2,5 Prozent auf rund 1.331 Punkte zu, und der breiter gefasste S&P-500-Index stieg um 1,72 Prozent auf rund 898 Zähler.
„Wir sind an einem Punkt, wo die Anleger bei fallenden Kursen wieder einsteigen, anstatt bei Kursgewinnen zu verkaufen. Die Investoren wollen das nicht verpassen", sagte Todd Leone, Leiter Aktienhandel bei S.G. Cowen. „Es gibt noch viel uninvestiertes Geld, und ich denke, wir könnten bis zum Jahresende einen anhaltenden Aufwärtstrend bekommen. Darüber reden die Leute.“ Der Markt zeige sich widerstandsfähig, sagte Brian Belski, Marktstratege bei U.S. Bancorp Piper Jaffray. „Die Anleger sind mehr in Kaufstimmung.“ Die Aktien von Intel und Merck hätten die Standardwerte im späten Geschäft angetrieben, sagten Händler. Die Titel gehörten zu den größten Gewinnern im Dow-Jones-Index. Intel-Aktien schlossen rund 6,1 Prozent fester auf 16,59 Dollar, Merck-Titel legten 4,8 Prozent auf 52,91 Dollar zu. Die Anleger hofften offenbar auf eine Genehmigung des Cholesterin-Medikaments Zetia möglicherweise noch am kommenden Wochenende, begründeten Händler die Gewinne. Die Aktien des Computerkonzerns IBM stiegen rund 3,4 Prozent auf 74,56 Dollar.
Die Aktien des Internethändlers Amazon.com verloren dagegen fast drei Prozent auf 19,30 Dollar. Das Unternehmen hatte zwar bei höheren Erlösen seinen Nettoverlust verringert. Die Investmenthäuser Bancorp Piper Jaffray und Prudential Securities stuften die Aktien des Konzerns jedoch herab. Die Titel seien weiter deutlich zu hoch bewertet, hieß es zur Begründung. Die Aktien der drittgrößten US-Krankenversicherung Cigna Corp brachen rund 38 Prozent auf 39,395 Dollar ein. Das Unternehmen hatte am Freitag seine Prognosen für den operativen Gewinn im Geschäftsjahr 2003 gesenkt. Am Vortag hatte Cigna seine Vorhersagen für den Gewinn im dritten Quartal des laufenden Geschäftsjahres heruntergeschraubt.
US-Anleihen schließen sehr fest
Die US-Anleihen haben sich am Freitag in New York fester gezeigt. Zehnjährige Titel mit einer Zinsausstattung von 4,375 Prozent gewannen 7/32 auf 102-8/32 und rentierten mit 4,091 Prozent nach 4,131 Prozent am Donnerstag. Der 30-jährige Longbond mit einem Kupon von 5,375 Prozent stieg um 1/32 auf 104-10/32. Die Rendite fiel auf 5,085 Prozent nach 5,095 Prozent. Das Kaufinteresse hatte im Anschluss an die Bekanntgabe der US-Auftragseingänge langlebiger Güter im September um 14.30 Uhr MESZ eingesetzt. Diese waren deutlich unter den Prognosen geblieben und hatten mit einem Minus von 5,9 Prozent den stärksten Rückgang seit November verzeichnet.
Gegen 16.00 Uhr MESZ wurde dann der an der Universität Michigan berechnete Index für die Verbraucherstimmung in den USA im Oktober mit 80,6 angegeben, dies ist der niedrigste Stand seit Oktober 1993. Dagegen fielen die anderen Konjunkturdaten positiv aus. Insbesondere die Neubauverkäufe im September lagen deutlich über den Prognosen. Zugleich setzten Diskussionen ein, wann die Federal Reserve den nächsten Zinssenkungsschritt angehen wird. Während einige Beobachter bereits auf die nächste Sitzung des Offenmarktausschusses am 6. November spekulieren, hat Lehman Brothers die Zeitprognose für eine Senkung auf das kommende Jahr verschoben. Das Institut verweist auf jüngste Äußerungen der Federal Reserve.
Quellen: FAZ.NET, vwd, dpa, AP, AFP, Bloomberg, Reuters.
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Text: @cri