DSL-MARKT
Der Preiskampf belastet das Geschäft
Von Alexandra Knape
Goldgräberstimmung herrscht unter den Internetanbietern. Der DSL-Markt boomt und Freenet, AOL, Arcor, United Internet und Co. wollen dem Platzhirsch T-Online Marktanteile abnehmen. Der Preiskampf tobt und belastet die Bilanzen. Wie stark wird T-Online leiden?
Hamburg - Die Schlacht unter den Telco-Unternehmen um die begehrten DSL-Kunden ist im vollen Gange. In dieser Woche legen nach Freenet noch T-Online , die Deutsche Telekom und ihr ärgster DSL-Konkurrent United Internet ihre Zahlen vor. Mit Spannung warten Experten und Analysten darauf, wie groß das Wachstum der DSL-Kundschaft ausgefallen ist.
Freenet sprach auf der Bilanz-Pressekonferenz am Montag von 22.000 neuen DSL-Kunden allein im Juli. "Damit liegen wir über dem Niveau von Juni", so Vorstandschef Eckhard Spoerr. Etwa 18 bis 19 Prozent der neuen DSL-Kunden in Deutschland hätten sich Freenet zufolge für einen Anschluss des Unternehmens entschieden. Insgesamt berichtete der Internetdienstleister von 70.000 neuen DSL-Kunden im zweiten Quartal.
Das Ziel von 20 Prozent Marktanteil bei den DSL-Neuabschlüssen habe Freenet fast erreicht, sagte Spoerr. "Wir sind in einer Position, in der wir angreifen können und angreifen müssen." Spätestens bis zum September werde dazu eine Entscheidung fallen. 205.000 Kunden für den schnellen Internetzugang zählt das Unternehmen mittlerweile, bis Ende des Jahres sollen es 280.000 bis 300.000 Anschlüsse werden.
Angreifen, das machen aber auch andere. Erst vor wenigen Wochen verkündete der Hamburger Regionalanbieter Hansenet, ein Tochterunternehmen der Telecom Italia , beispielsweise, künftig auch außerhalb Hamburgs agieren und DSL-Anschlüsse in fünf weiteren Metropolen vermarkten zu wollen. Andere Anbieter wie QSC, Arcor, AOL und Lycos wollen ebenfalls am vermeintlich lukrativen Breitbandmarkt Teil haben.
Platzhirsch Deutsche Telekom mit T-Com und T-Online buhlt derweil um die Kunden, indem der Konzern verspricht, auf die Bereitstellungsgebühr eines DSL-Anschlusses von 99 Euro zu verzichten; Gleiches macht auch der zweitgrößte Anbieter United Internet. Ein Modem gibt es obendrein meist umsonst.
Der Wettkampf tobt. Und ein Ende ist derzeit noch nicht in Sicht. Alle wollen sich so viele Kunden wie möglich angeln. Für die Deutsche Telekom, die ihr Sonderangebot zusammen mit T-Online bestreitet, ist der DSL-Markt einer der einzigen Bereiche in der Festnetzsparte, die noch ordentliche Wachstumsquoten ausweisen. Wie stark das Unternehmen im vergangenen Quartal zugelegt hat, wird sich am kommenden Donnerstag zeigen, wenn Konzernchef Kai-Uwe Ricke die Zahlen vorlegt. Einen Tag vorher ist die Tochter T-Online dran.
Der Wettbewerb ist brutal
Doch schon jetzt ist klar, dass der Internetanbieter T-Online weiter an Marktanteilen (Ende März 2,44 Millionen DSL-Kunden) verlieren wird. Die Marketingkampagne soll den Abwärtstrend zwar dämpfen, doch auch Vorstandschef Thomas Holtrop weiß, dass er den Marktanteil von etwa 90 Prozent nicht halten kann. Das Ziel müsse sein, so Holtrop im Mai, 50 Prozent der Nettoneukunden zu gewinnen.
Analysten gehen im Durchschnitt davon aus, dass T-Online für das zweite Quartal einen Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) von 119,9 Millionen Euro ausweisen wird. Gleichzeitig wird mit einem Zuwachs von 160.000 bis 230.000 neuen DSL-Nutzern gerechnet. Nach der Berechnung, die Freenet am Montag aufstellte, sind branchenweit etwa 390.000 DSL-Neukunden im zweiten Quartal hinzugekommen.
Holger Bosse, Analyst der Helaba Trust, prognostiziert etwa 180.000 neue DSL-Kunden für die Telekom-Tochter. "Wenn T-Online einen Anteil von 40 bis 50 Prozent bei den Neukunden hält, ist das durchaus akzeptabel", sagt Bosse im Gespräch mit manager-magazin.de. Die Schlüsselfrage sei, inwieweit sich der Kampf um die Kunden auf Gewinn und Umsatz niederschlägt.
Die Anleger sind davon offenbar schon überzeugt. Sie straften Freenet nach der Bekanntgabe der Zahlen ab, als deutlich wurde, dass der DSL-Preiskampf den Gewinn belastet. Die Aktie verlor am Montag nach einem kurzen Aufschwung deutlich. Gleichzeitig litten auch die Papiere von T-Online und der United Internet AG, die am Freitag ihre Zahlen vorlegen wird.
Ob bei T-Online die Auswirkungen jedoch tatsächlich so stark sein werden, ist noch unklar, denn die Marketingkampagne schaltet das Unternehmen beispielsweise zusammen mit der Deutschen Telekom. "Es kommt dabei auf die Verteilung der Kosten an", sagt Bosse.
Die DSL-Kunden gelten indes als attraktiv. Die breitbandigen Verbindungen versprechen wesentlich höhere Margen. Zudem rechnet man den DSL-Surfern auch eine größere Bereitschaft zu, per Internet einzukaufen. Mit anderen Worten, DSL-Surfer nutzen das Netz intensiver.
Der DSL-Markt wird noch viel kosten, heißt es einmütig in der Branche. Ralph Dommermuth, Chef von United Internet, das mit den Marken 1&1 und GMX auftritt, befand vor kurzem, dass der Aufwand in keinem Verhältnis zu den möglichen Einnahmen stehe.
"Der Wettbewerb ist brutal - der Angebotsdruck wächst viel schneller als der Markt selbst", so der Unternehmer in der "Financial Times Deutschland". United Internet zählte Ende Juni 825.000 DSL-Kunden. Rund 25 Prozent der Neukunden seien im zweiten Quartal bei dem Internetanbieter gelandet, hieß es.
Auch wenn noch nicht abzusehen ist, wie lange der harte Wettstreit um die Breitbandkunden andauern wird. T-Online, so Bosse, werde sicherlich nicht jeden Preiskampf mitmachen. Das Unternehmen habe nicht so sehr die Niedrigeinsteiger im Blick. "Doch der Markt kann sich jederzeit wieder ändern", sagt Bosse.