Schlägt jetzt Greenspans "Selbstzerstörungsmechanismus" zu?
(Stephen Lewis, London Times, Guardian, EIR)
Da jetzt die von Fed-Chef Alan Greenspan und seinen Zentralbankkollegen geschaffene Anleihenblase platzt, steigen die Zinsen aller langfristigen Schuldentitel steil an, und ihre Marktpreise sinken. Der Juli 2003 war der schlechteste Monat für US-Schatzanleihen seit Februar 1980, als der damalige US-Präsident Carter mit der Geiselnahme im Iran zu tun hatte. Für die US-Unternehmensanleihen war es der schlechteste Monat seit Dezember 1981. Die am 1. August endende Handelswoche war die schlechteste für die US-Anleihemärkte seit dem LTCM-Kollaps im Herbst 1998. Am 2. August stiegen die Erträge auf zehnjährige US-Schatzanleihen auf bis zu 4,59%, während es Mitte Juni noch 3,07% gewesen waren.
Aber die Anleger stoßen nicht nur weltweit Regierungsanleihen ab. Der Ausverkauf sog. "Agenturbonds" der halbstaatlichen US-Hypothekenriesen Fannie Mae und Freddie Mac und von Unternehmensanleihen ist sogar noch größer. Steigende Zinsen auf den Anleihemärkten ließen Ende Juli die Zinsen auf 30-Jahres-Hypotheken auf 6,14% steigen - gegenüber nur 5,22% Anfang Juni. Auf diese Weise steigt täglich die Zinsbelastung (im wesentlichen durch Hypotheken) der amerikanischen Privathaushalte. Bald wird die Zahlungsunfähigkeit auf Hypothekenschulden ein Ausmaß erreichen, wo die Lawine der Zwangsversteigerungen einen Einbruch der Immobilienpreise auslösen kann.
Verstärkt wurden die massiven Verkäufe von Regierungs-, Agentur- und Unternehmensanleihen in den letzten Wochen noch durch Banken und Anlagefonds, die mit Hypothekenschulden handeln - allen voran die von Fannie Mae und Freddie Mac ausgegebenen hypothekengedeckten Wertpapiere. Aus technischen Gründen, den sog. "Hedging-Strategien", stoßen die Inhaber von Hypothekenpapieren US-Schatzanleihen ab, wenn die Hypothekenzinsen steigen. Als Folge davon sinken die Anleihenpreise noch weiter, die Anleihenzinsen steigen, und dadurch werden die Hypothekenzinsen noch weiter nach oben getrieben - ein Teufelskreis. Es heißt, mehrere Hedgefonds seien wegen der Verluste bei Anleihen und hypothekengedeckten Schuldpapieren in so großen Schwierigkeiten, daß sie große Teile ihrer übrigen Papiere in diesen Bereichen verkaufen müssen, um Nachschußforderungen decken zu können.
Die Aktie von J.P. Morgan fiel am 1. August um 5%, weil befürchtet wird, daß die Bank durch die jüngsten Anleihen- und Hypothekenschwächen schwer angeschlagen ist. Der Exekutivmanager von Fannie Mae Raines nannte die gegenwärtige Lage auf den Bond- und Hypothekenmärkten am 30. Juli einen "Jahrhundertsturm". Und dieser Sturm wird nicht nur die USA treffen, sondern auch Europa; da vor allem Großbritannien, wo - genau wie in den USA - ein steiler Anstieg der Verbraucher- und Hypothekenschulden durch eine Kombination aus niedrigen Zinsen, steigenden Immobilienpreisen und aggressiver Kreditvergabepraxis der Banken zu einem Hauptmotor der "Wirtschaft" geworden ist. Plötzlich warnt ein ganzer Chor von Geldinstituten, Finanzmedien und Oppositionspolitikern, die private Schuldenblase sei unhaltbar und Millionen britischer Haushalte könnten bald bankrott sein.
Auslöser dieses Alarms war der Bericht der Bank von England am 29. Juli, in dem festgestellt wurde, daß die private Neuverschuldung im Juni mit 10 Mrd. Pfund die höchste monatliche Summe aller Zeiten erreichte - 2,2 Mrd. Pfund Verbraucherkredite incl. Kreditkarten und 7,8 Mrd. Pfund für Hypotheken. Aufs Jahr gerechnet stieg die Neuverschuldung damit um 14 Prozent. Der britische Durchschnittshaushalt hat jetzt 45 000 Pfund Schulden, das entspricht 130% des Jahreseinkommens. Obwohl die Zinsen auf einem historischen Tiefstand sind, ist die Zahl der privaten Bankrotte die höchste seit neun Jahren. Was geschieht dann, wenn die Zinsen wieder steigen?
Der Vorsitzende des Finanzausschusses im Unterhaus McFall warnte angesichts des Berichts der Bank von England, Millionen Verbraucher riskierten den Ruin durch gedankenlose Überschuldung. In einem Interview mit der Londoner Times meinte McFall: "Einige Leute rennen in die Katastrophe, weil aus einer Vielzahl von Quellen Kredit leicht verfügbar ist." Fünf der größten Kreditkartenunternehmen wurden vom Finanzausschuß vorgeladen, um ihre Kreditvergabepraxis offenzulegen. Der Council of Mortgage Lenders (Rat der Hypothekenverleiher) warnte Haushalte vor dem "Risiko der Gleichgültigkeit" - viele seien auf die Möglichkeit steigender Hypothekenzinsen nicht vorbereitet. Der Schatten-Finanzminister der Tories, Michael Howard, sagte dazu: "Mit der Explosion der privaten und öffentlichen Schulden und einem wahrscheinlichen Druck auf die Zinsen sollten im Finanzministerium die Alarmglocken läuten." Die Times verwies am 1. und 2. August besonders auf die unhaltbare private Überschuldung mit Schlagzeilen wie "Briten versinken in Schulden" und "Millionen Verbraucher riskieren Ruin". Wie alarmierend die Lage auf den internationalen Finanzmärkten inzwischen wirklich ist, berichtete der in London erscheinende Guardian am 5. August. Er zitiert einen der führenden Analysten der Londoner City, Stephen Lewis, mit der Warnung vor einem Platzen der globalen Finanzblase noch "in diesem Sommer", da Fed-Chef Greenspan, so Lewis gewohnt undiplomatisch, das internationale Finanzsystem mit einem "Selbstzerstörungsmechanismus" versehen habe.
www.bueso.de/
(Stephen Lewis, London Times, Guardian, EIR)
Da jetzt die von Fed-Chef Alan Greenspan und seinen Zentralbankkollegen geschaffene Anleihenblase platzt, steigen die Zinsen aller langfristigen Schuldentitel steil an, und ihre Marktpreise sinken. Der Juli 2003 war der schlechteste Monat für US-Schatzanleihen seit Februar 1980, als der damalige US-Präsident Carter mit der Geiselnahme im Iran zu tun hatte. Für die US-Unternehmensanleihen war es der schlechteste Monat seit Dezember 1981. Die am 1. August endende Handelswoche war die schlechteste für die US-Anleihemärkte seit dem LTCM-Kollaps im Herbst 1998. Am 2. August stiegen die Erträge auf zehnjährige US-Schatzanleihen auf bis zu 4,59%, während es Mitte Juni noch 3,07% gewesen waren.
Aber die Anleger stoßen nicht nur weltweit Regierungsanleihen ab. Der Ausverkauf sog. "Agenturbonds" der halbstaatlichen US-Hypothekenriesen Fannie Mae und Freddie Mac und von Unternehmensanleihen ist sogar noch größer. Steigende Zinsen auf den Anleihemärkten ließen Ende Juli die Zinsen auf 30-Jahres-Hypotheken auf 6,14% steigen - gegenüber nur 5,22% Anfang Juni. Auf diese Weise steigt täglich die Zinsbelastung (im wesentlichen durch Hypotheken) der amerikanischen Privathaushalte. Bald wird die Zahlungsunfähigkeit auf Hypothekenschulden ein Ausmaß erreichen, wo die Lawine der Zwangsversteigerungen einen Einbruch der Immobilienpreise auslösen kann.
Verstärkt wurden die massiven Verkäufe von Regierungs-, Agentur- und Unternehmensanleihen in den letzten Wochen noch durch Banken und Anlagefonds, die mit Hypothekenschulden handeln - allen voran die von Fannie Mae und Freddie Mac ausgegebenen hypothekengedeckten Wertpapiere. Aus technischen Gründen, den sog. "Hedging-Strategien", stoßen die Inhaber von Hypothekenpapieren US-Schatzanleihen ab, wenn die Hypothekenzinsen steigen. Als Folge davon sinken die Anleihenpreise noch weiter, die Anleihenzinsen steigen, und dadurch werden die Hypothekenzinsen noch weiter nach oben getrieben - ein Teufelskreis. Es heißt, mehrere Hedgefonds seien wegen der Verluste bei Anleihen und hypothekengedeckten Schuldpapieren in so großen Schwierigkeiten, daß sie große Teile ihrer übrigen Papiere in diesen Bereichen verkaufen müssen, um Nachschußforderungen decken zu können.
Die Aktie von J.P. Morgan fiel am 1. August um 5%, weil befürchtet wird, daß die Bank durch die jüngsten Anleihen- und Hypothekenschwächen schwer angeschlagen ist. Der Exekutivmanager von Fannie Mae Raines nannte die gegenwärtige Lage auf den Bond- und Hypothekenmärkten am 30. Juli einen "Jahrhundertsturm". Und dieser Sturm wird nicht nur die USA treffen, sondern auch Europa; da vor allem Großbritannien, wo - genau wie in den USA - ein steiler Anstieg der Verbraucher- und Hypothekenschulden durch eine Kombination aus niedrigen Zinsen, steigenden Immobilienpreisen und aggressiver Kreditvergabepraxis der Banken zu einem Hauptmotor der "Wirtschaft" geworden ist. Plötzlich warnt ein ganzer Chor von Geldinstituten, Finanzmedien und Oppositionspolitikern, die private Schuldenblase sei unhaltbar und Millionen britischer Haushalte könnten bald bankrott sein.
Auslöser dieses Alarms war der Bericht der Bank von England am 29. Juli, in dem festgestellt wurde, daß die private Neuverschuldung im Juni mit 10 Mrd. Pfund die höchste monatliche Summe aller Zeiten erreichte - 2,2 Mrd. Pfund Verbraucherkredite incl. Kreditkarten und 7,8 Mrd. Pfund für Hypotheken. Aufs Jahr gerechnet stieg die Neuverschuldung damit um 14 Prozent. Der britische Durchschnittshaushalt hat jetzt 45 000 Pfund Schulden, das entspricht 130% des Jahreseinkommens. Obwohl die Zinsen auf einem historischen Tiefstand sind, ist die Zahl der privaten Bankrotte die höchste seit neun Jahren. Was geschieht dann, wenn die Zinsen wieder steigen?
Der Vorsitzende des Finanzausschusses im Unterhaus McFall warnte angesichts des Berichts der Bank von England, Millionen Verbraucher riskierten den Ruin durch gedankenlose Überschuldung. In einem Interview mit der Londoner Times meinte McFall: "Einige Leute rennen in die Katastrophe, weil aus einer Vielzahl von Quellen Kredit leicht verfügbar ist." Fünf der größten Kreditkartenunternehmen wurden vom Finanzausschuß vorgeladen, um ihre Kreditvergabepraxis offenzulegen. Der Council of Mortgage Lenders (Rat der Hypothekenverleiher) warnte Haushalte vor dem "Risiko der Gleichgültigkeit" - viele seien auf die Möglichkeit steigender Hypothekenzinsen nicht vorbereitet. Der Schatten-Finanzminister der Tories, Michael Howard, sagte dazu: "Mit der Explosion der privaten und öffentlichen Schulden und einem wahrscheinlichen Druck auf die Zinsen sollten im Finanzministerium die Alarmglocken läuten." Die Times verwies am 1. und 2. August besonders auf die unhaltbare private Überschuldung mit Schlagzeilen wie "Briten versinken in Schulden" und "Millionen Verbraucher riskieren Ruin". Wie alarmierend die Lage auf den internationalen Finanzmärkten inzwischen wirklich ist, berichtete der in London erscheinende Guardian am 5. August. Er zitiert einen der führenden Analysten der Londoner City, Stephen Lewis, mit der Warnung vor einem Platzen der globalen Finanzblase noch "in diesem Sommer", da Fed-Chef Greenspan, so Lewis gewohnt undiplomatisch, das internationale Finanzsystem mit einem "Selbstzerstörungsmechanismus" versehen habe.
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