Die Krise der Swissair Group hat sich am Wochenende dramatisch zugespitzt. Der Schweizer Luftfahrtkonzern stand am Sonntagabend kurz vor der Zahlungsunfähigkeit.
Bis in die Nacht versuchte die Konzernleitung, mit Vertretern der Regierung und der Schweizer Wirtschaft eine Lösung zu erarbeiten. Eine endgültige Entscheidung wurde auf den Montag verschoben.
Als wahrscheinliches Szenario für eine Fortführung des Flugbetriebs galt die Gründung einer Auffanggesellschaft unter Leitung der wirtschaftlich gesunden Crossair, an der die Swissair Group mit 70,4 Prozent beteiligt ist. Diese Lösung könnte aber den Konkurs des restlichen Konzerns oder von Teilen bedeuten. Dies würde unter Umständen auch das Aus für die belgische Sabena und die LTU nach sich ziehen, an denen der Schweizer Konzern beteiligt ist.
Am späten Nachmittag hatten sich die Schweizer Banken UBS und Credit Suisse bereit erklärt, kurzfristig bis zu 1 Mrd. Franken für die Fortführung des Flugbetriebes der Swissair bereitzustellen. UBS gilt als Verfechter der Crossair-Lösung. Swissair und Crossair wollen am Montag ihren normalen Flugplan einhalten.
Gescheiterte Expansionspolitik
Swissair wäre das erste namhafte Opfer der weltweiten Luftfahrtkrise, die durch die Konjunkturflaute ausgelöst und durch die Terroranschläge in den USA verschärft wurde. Bei dem einstigen Schweizer Vorzeigeunternehmen liegen die eigentlichen Ursachen für die mögliche Pleite aber in der gescheiterten Expansionspolitik der ehemaligen Konzernleitung unter Philippe Bruggisser. Er hatte versucht, Swissair durch Beteiligungen an Sanierungsfällen wie Sabena, Air Liberté und LTU zu einem Konzern auszubauen, der zu Branchengrößen wie Lufthansa, Air France und British Airways aufschließt. Anfang dieses Jahres kam die Wende um 180 Grad. Seither versucht der neue Swissair-Chef Mario Corti zu retten, was noch zu retten ist.
Der ehemalige Finanzchef von Nestlé musste Ende der Woche einräumen, dass Swissair kurz vor der Pleite steht. Die Liquidität werde nur noch von Tag zu Tag gemanagt, die Zahlung der Oktobergehälter sei nicht gewährleistet. Er wisse nicht, wie Swissair die 200 Mio. Franken aufbringen solle, die das Unternehmen am Montag an Sabena überweisen muss. Zudem steht eine Zahlung von über 100 Mio. Franken an die französische Air Littoral an. Ein Kredit von 1 Mrd. Franken, den der Konzern für Notlagen zu haben glaubte, steht nicht zur Verfügung. Laut Corti kann Swissair derzeit die Bedingungen nicht erfüllen, die mit den Banken vereinbart waren.
Swissair machte im Jahr 2000 einen Verlust von 2,9 Mrd. Franken. Nur über Milliardenzahlungen stieg das Unternehmen bei Air Littoral und Air Liberté aus und schloss finanzielle Verpflichtungen bei Sabena (Anteil 49,5 Prozent) aus. Eine Rate aus diesen Zahlungen könnte dem Konzern nun zum Verhängnis werden. Denn das Eigenkapital von Swissair, das schon Ende Juni nur 555 Mio. Franken betrug, ist weiter geschmolzen. Im August überwies Swissair 300 Mio. Franken an LTU, deren Verluste sie bis 2005 abdecken muss. Ohne diese Deckung ist auch LTU gefährdet. Allein in den ersten vier Tagen nach den Terroranschlägen verlor das Unternehmen 65 Mio. Franken. Swissair erwartet bis Ende 2002 Folgelasten in Milliardenhöhe.
Konzept gescheitert
Das Anfang vergangener Woche von Corti vorgelegte Konzept, Swissair und Crossair in einer Swiss Air Lines unter Führung von Crossair-Chef André Dosé zusammenzulegen, galt am Sonntag in dieser Form als gescheitert. Die Banken um UBS hielten dies für nicht finanzierbar. Das Modell hätte vorausgesetzt, dass Swissair die Crossair nach einer Rekapitalisierung mit 3 bis 4 Mrd. Franken ganz übernimmt. Den Betrag sollten sich der Staat und ein Konsortium aus Wirtschaft und Banken teilen. Der Verwaltungsrat der Regionalgesellschaft Crossair hat dem nur unter der Bedingung zugestimmt, dass die Minderheitsaktionäre einen "fairen Preis" bekämen. UBS sprach sich am Sonntag gegen Staatshilfen aus.
Quellen in der Schweiz verwiesen stattdessen auf die Möglichkeit, umgekehrt eine Auffanggesellschaft unter Führung der Crossair zu gründen, in die der Swissair-Flugbetrieb eingegliedert werden könne. Vorteil wäre, dass bei einem Teilkonkurs der Flugbetrieb erhalten würde. Crossair-Gründer Moritz Suter verhandelt zudem mit Investoren, die seine Fluglinie im Falle eines Falles aus der Swissair-Konkursmasse herauskaufen könnten. Crossair würde auch dann Nachfolgegesellschaft für die beiden derzeit getrennt arbeitenden Unternehmen.
Gruß
Happy End
chart4.onvista.de/OnVista/...SCALE=2&VOL=1&GRID=1&ord=8349050" style="max-width:560px" >
Bis in die Nacht versuchte die Konzernleitung, mit Vertretern der Regierung und der Schweizer Wirtschaft eine Lösung zu erarbeiten. Eine endgültige Entscheidung wurde auf den Montag verschoben.
Als wahrscheinliches Szenario für eine Fortführung des Flugbetriebs galt die Gründung einer Auffanggesellschaft unter Leitung der wirtschaftlich gesunden Crossair, an der die Swissair Group mit 70,4 Prozent beteiligt ist. Diese Lösung könnte aber den Konkurs des restlichen Konzerns oder von Teilen bedeuten. Dies würde unter Umständen auch das Aus für die belgische Sabena und die LTU nach sich ziehen, an denen der Schweizer Konzern beteiligt ist.
Am späten Nachmittag hatten sich die Schweizer Banken UBS und Credit Suisse bereit erklärt, kurzfristig bis zu 1 Mrd. Franken für die Fortführung des Flugbetriebes der Swissair bereitzustellen. UBS gilt als Verfechter der Crossair-Lösung. Swissair und Crossair wollen am Montag ihren normalen Flugplan einhalten.
Gescheiterte Expansionspolitik
Swissair wäre das erste namhafte Opfer der weltweiten Luftfahrtkrise, die durch die Konjunkturflaute ausgelöst und durch die Terroranschläge in den USA verschärft wurde. Bei dem einstigen Schweizer Vorzeigeunternehmen liegen die eigentlichen Ursachen für die mögliche Pleite aber in der gescheiterten Expansionspolitik der ehemaligen Konzernleitung unter Philippe Bruggisser. Er hatte versucht, Swissair durch Beteiligungen an Sanierungsfällen wie Sabena, Air Liberté und LTU zu einem Konzern auszubauen, der zu Branchengrößen wie Lufthansa, Air France und British Airways aufschließt. Anfang dieses Jahres kam die Wende um 180 Grad. Seither versucht der neue Swissair-Chef Mario Corti zu retten, was noch zu retten ist.
Der ehemalige Finanzchef von Nestlé musste Ende der Woche einräumen, dass Swissair kurz vor der Pleite steht. Die Liquidität werde nur noch von Tag zu Tag gemanagt, die Zahlung der Oktobergehälter sei nicht gewährleistet. Er wisse nicht, wie Swissair die 200 Mio. Franken aufbringen solle, die das Unternehmen am Montag an Sabena überweisen muss. Zudem steht eine Zahlung von über 100 Mio. Franken an die französische Air Littoral an. Ein Kredit von 1 Mrd. Franken, den der Konzern für Notlagen zu haben glaubte, steht nicht zur Verfügung. Laut Corti kann Swissair derzeit die Bedingungen nicht erfüllen, die mit den Banken vereinbart waren.
Swissair machte im Jahr 2000 einen Verlust von 2,9 Mrd. Franken. Nur über Milliardenzahlungen stieg das Unternehmen bei Air Littoral und Air Liberté aus und schloss finanzielle Verpflichtungen bei Sabena (Anteil 49,5 Prozent) aus. Eine Rate aus diesen Zahlungen könnte dem Konzern nun zum Verhängnis werden. Denn das Eigenkapital von Swissair, das schon Ende Juni nur 555 Mio. Franken betrug, ist weiter geschmolzen. Im August überwies Swissair 300 Mio. Franken an LTU, deren Verluste sie bis 2005 abdecken muss. Ohne diese Deckung ist auch LTU gefährdet. Allein in den ersten vier Tagen nach den Terroranschlägen verlor das Unternehmen 65 Mio. Franken. Swissair erwartet bis Ende 2002 Folgelasten in Milliardenhöhe.
Konzept gescheitert
Das Anfang vergangener Woche von Corti vorgelegte Konzept, Swissair und Crossair in einer Swiss Air Lines unter Führung von Crossair-Chef André Dosé zusammenzulegen, galt am Sonntag in dieser Form als gescheitert. Die Banken um UBS hielten dies für nicht finanzierbar. Das Modell hätte vorausgesetzt, dass Swissair die Crossair nach einer Rekapitalisierung mit 3 bis 4 Mrd. Franken ganz übernimmt. Den Betrag sollten sich der Staat und ein Konsortium aus Wirtschaft und Banken teilen. Der Verwaltungsrat der Regionalgesellschaft Crossair hat dem nur unter der Bedingung zugestimmt, dass die Minderheitsaktionäre einen "fairen Preis" bekämen. UBS sprach sich am Sonntag gegen Staatshilfen aus.
Quellen in der Schweiz verwiesen stattdessen auf die Möglichkeit, umgekehrt eine Auffanggesellschaft unter Führung der Crossair zu gründen, in die der Swissair-Flugbetrieb eingegliedert werden könne. Vorteil wäre, dass bei einem Teilkonkurs der Flugbetrieb erhalten würde. Crossair-Gründer Moritz Suter verhandelt zudem mit Investoren, die seine Fluglinie im Falle eines Falles aus der Swissair-Konkursmasse herauskaufen könnten. Crossair würde auch dann Nachfolgegesellschaft für die beiden derzeit getrennt arbeitenden Unternehmen.
Gruß
Happy End
chart4.onvista.de/OnVista/...SCALE=2&VOL=1&GRID=1&ord=8349050" style="max-width:560px" >