Wieder volle Konzentration auf das Kerngeschäft Zucker - Aktienkurs über 20 Euro angepeilt
Von Inken Prodinger, Frankfurt
Börsen-Zeitung, 19.9.2001
"UNSERE STRATEGIE IST NICHT GESCHEITERT, WIR GEBEN SIE auf." (eine bemerkenswerte Aeußerung !!!) Theo Spettmann, Vorstandssprecher der Mannheimer Südzucker AG, legt auf diese Unterscheidung wert. Mit der Veräußerung der Schöller-Holding zieht sich Südzucker nicht nur aus dem Eis-Geschäft, sondern auch von einem zweiten kompletten Geschäftsfeld neben der Zucker-Sparte zurück. Das hatte der Konzern 1994 besetzt, um nicht allein vom Zuckergeschäft abhängig zu sein. "Wir müssen aber nicht verkaufen", so der Vorstandssprecher im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Es sei die interne Zielsetzung gewesen, Schöller zum europäischen Marktführer zu machen. Dies sei aber nicht gelungen und daher ziehe der Konzern die Konsequenzen.
Marktführer Unilever
Gerade Unilever mit der Marke Langnese halte den Eis-Markt mit einem Anteil von 30 % in Westeuropa fest in ihren Händen. Und selbst auf den osteuropäischen Märkten, wo zunächst noch keine Marktanteile verteilt waren, habe Schöller es neben Unilever schwer gehabt. Schöller habe zunächst versucht, das Premium-Segment mit der Marke Mövenpick zu besetzen. Unilever habe nachgezogen. "So was geht natürlich immer auf die Margen." Wieviel Südzucker der Ausflug in das Eisgeschäft gekostet hat, wollte Spettmann nicht beziffern. "Wir haben aber kein Geld kaputt gemacht." Es habe immer ein "Return on Investment" gegeben. Er rechne unverändert damit, dass die Verhandlungen mit Nestlé bis Ende September abgeschlossen seien. Ob Freiberger, der nach eigenen Angaben größte europäische Pizzahersteller, gemäß der neuen Strategie ebenfalls verkauft werde, sei noch nicht abzusehen. Die Erwartungen an dieses Unternehmen würden bisher erfüllt, daher gebe es keine Eile über einen Verkauf zu entscheiden.
Südzucker konzentriere sich jetzt wieder auf das Kerngeschäft, das genug Alternativen biete. Der Ausflug in das Eisgeschäft habe vielleicht auch den Blick für das Wesentliche geschärft, meint Spettmann. Und Südzucker hat derzeit viel im Kerngeschäft Zucker vor. Erst vor kurzem schloss das Unternehmen erfolgreich seine Kapitalerhöhung ab. Zu einem Preis von je 12 Euro brachte das Unternehmen seine neuen Aktien an den Markt. Zuvor hatten Gerüchte darüber kursiert, dass auch ein Preis von über 14 Euro angepeilt worden war. Der Abschlag ex Dividende sei größer gewesen als angenommen, sagt Spettmann. "Wir hatten geglaubt, nicht so anfällig zu sein.
Immerhin rutschte der Kurs am Tag nach der Hauptversammlung um mehr als 11 % nach unten. Dann sei die Frage der Preisfestsetzung eben letztlich nur eine rechnerische, um die Attraktivität einer neuen Aktie zu erhöhen. Bei der Kapitalerhöhung hätten die Altaktionäre, allen voran die Süddeutsche Zuckerverwertungs-Genossenschaft und die Deutsche Bank mitgezogen. Spekulationen, dass die Deutsche Bank sich einmal von ihrem 10-prozentigen Anteil trennen könnte, wollte Spettmann weder bestätigen noch dementieren. Es sei eine Grundsatzentscheidung der Deutschen Bank, sich von Industriebeteiligungen zu trennen. Und auch wenn Südzucker dabei nicht besonders groß ins Gewicht falle, wäre es schade wenn sich das Kreditinstitut von den Mannheimern trennte. Immerhin sei dies eine über Jahre gewachsene Partnerschaft, in der man die Finanzierung so mancher Großakquisition abgewickelt habe. Wenn die Veräußerung aber nicht zu verhindern sei, würden die Aktien sicher dem Streubesitz zu Gute kommen.
Insgesamt hat Südzucker bei der Kapitalerhöhung 32 Millionen Stammaktien ausgegeben, wodurch dem Unternehmen 381 Mill. Euro zugeflossen sind. Das eingesammelte Geld soll für den Erwerb des zweitgrößten französischen Zuckerherstellers Saint Louis Sucre (SLS) verwendet werden. Der Kaufpreis dafür liegt bei rund 1,6 Mrd. Euro. Ein Preis, der gerechtfertigt ist, sagt Spettmann. Denn mit SLS erwerbe Südzucker nicht nur den französischen Zuckerhersteller, sondern auch ein interessantes Beteiligungspaket. So seien die Franzosen mi 14 % an einem der größten spanischen Nahrungsmittelunternehmen und darüber zu 25 % am einzigen chilenischen Zuckerhersteller beteiligt. Hinzu kämen Engagements in Ungarn, Tschechien und der Slowakei. Zudem sei SLS neben der Zuckerrübenverarbeitung auch mit einer Rohrzuckerraffinerie in Marseille aktiv. Außerdem kaufe man mit SLS ein ertragsstarkes Unternehmen, das ein Ergebnis von 137 Mill. Euro erwirtschafte.
Spettmann erklärte mit Nachdruck, dass die Finanzierung der Übernahme nicht vom Schöller-Verkauf abhänge. Das Thema SLS sei schon aktuell gewesen, als an eine Schöller-Veräußerung noch nicht gedacht worden sei. Zudem sei es auch praktisch nicht zu verantworten, ohne einen abgeschlossenen Schöller-Verkaufs, bereits eine Akquisition mit diesem Geld verbindlich zu planen.
Prüfung in Brüssel
Wettbewerbskommissar Monti hatte vor kurzem angekündigt, die Südzucker-Übernahme genauer unter die Lupe zu nehmen. Es sei normal, dass bei einem Deal dieser Größenordnung geprüft wird, so der Vorstandssprecher. Außerdem bilde sich die Kommission ihr Urteil im Zuge einer großen Umfrageaktion. Da gebe es schließlich Wettbewerber und Neider, die nicht unbedingt "Hurra" schreien, wenn in der Branche eine solche Übernahme anstehe. Natürlich habe Südzucker aber schon vor der Bekanntgabe der Transaktion eingehend geprüft, ob eine Kollision mit dem Kartellrecht vorliege. "Wir rechnen nicht mit einer Absage."
Auch wenn der Deal platzen sollte, gebe es keine Änderung in der Unternehmensstrategie. Ziel des Unternehmens sei es, in der Europäischen Union die Nummer 1 zu bleiben und den Abstand zur Nummer 2 und 3 möglichst groß zu halten. Das sei mit der Entwicklung der Südzucker der vergangenen Jahre gelungen. Mittlerweile habe der Zuckerhersteller und -vermarkter einen Gürtel gezogen, der die Wettbewerbsfähigkeit, vor allem aber die Leistungsfähigkeit erhöht habe. "Die Leistungsfähigkeit auf dem Acker" sei entscheidend.
Dieser Gürtel ziehe sich von Belgien, über Nordfrankreich, Süddeutschland, Österreich, Ungarn bis hin nach Moldawien Sollte wirklich der Himmel einfallen, womit vor allem eine mögliche Markt-Liberalisisierung gemeint ist, werde Südzucker weiter in der Lage sein, den Zuckerbedarf Europas zu decken. Gerade im Hinblick auf die Entwicklungen hin zu einer Liberalisierung des Zuckermarktes sei es entscheidend, dass Südzucker auf mehreren Märkten vertreten sei. So versuche sich der Konzern auch in den Ländern zu positionieren, die noch keine EU-Mitgliedstaaten sind, aber um die Aufnahme ersuchen, "sozusagen Zuckergeschäft vor der Haustür". Zudem werde unter Weltmarktbedingungen in Ländern wie Moldawien oder Rumänien gewirtschaftet. Das geschehe nicht zuletzt deswegen, um zu beweisen, dass man nicht nur unter dem Schutz der Zuckermarktordnung bestehen könne. Vor allem biete aber auch das Spezialitätengeschäft, Stichwort Functional Food, großes Potenzial. Immerhin nehmen diese Ergänzungsstoffe mittlerweile einen großen Platz in der Nahrungsmittelindustrie ein. So gebe es beispielsweise kaum noch einen Diät-Joghurt ohne das so genannte Inulin. Erst vor kurzem hatte Südzucker den Bau einer weiteren Inulinfabrik in Australien angekündigt.
"Gegen die Landwirtschaft"
Vor wenigen Wochen ist die besagte Zuckermarktordnung bis 2006 verlängert worden. Doch ewig wird sich die Liberalisierung des Marktes sicher nicht aufhalten lassen, sagt Spettmann. Das sei eine politisch gewollte Reform, die sich weniger gegen die Industrie als vor allem gegen die Landwirtschaft richten werde. Und die Konsequenzen hätten dann vor allem die Bauern zu tragen, die man ja ursprünglich mal für schützenswert hielt. Es werde vergessen, dass es beim Zucker in 15 Jahren keine reale Preisveränderung gegeben habe. Gerade die Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie klage über die Höhe der Zuckerpreise. Dabei sei es längst ein offenes Geheimnisse, dass ein geringerer Zuckerpreis eine Cola oder den Schokoriegel nicht verbilligen werde. Dazu sei der Zuckeranteil in der Rezeptur viel zu gering.
Zuversichtlich äußerte sich der Vorstandssprecher in Sachen Aktienkurs. Das derzeitige Kursniveau im unteren zweistelligen Bereich sei zu niedrig, ein Aktienkurs "weit über 20 Euro" würde die Entwicklung des Unternehmens wahrlich besser charakterisieren. Der Finanzchef hatte auf der Hauptversammlung gar die Zahl 30 ins Spiel gebracht. "Weit über 20 ist ja schon nahe an 30", sagt Spettmann mit einem Lächeln.
Börsen-Zeitung, 19.9.2001
Von Inken Prodinger, Frankfurt
Börsen-Zeitung, 19.9.2001
"UNSERE STRATEGIE IST NICHT GESCHEITERT, WIR GEBEN SIE auf." (eine bemerkenswerte Aeußerung !!!) Theo Spettmann, Vorstandssprecher der Mannheimer Südzucker AG, legt auf diese Unterscheidung wert. Mit der Veräußerung der Schöller-Holding zieht sich Südzucker nicht nur aus dem Eis-Geschäft, sondern auch von einem zweiten kompletten Geschäftsfeld neben der Zucker-Sparte zurück. Das hatte der Konzern 1994 besetzt, um nicht allein vom Zuckergeschäft abhängig zu sein. "Wir müssen aber nicht verkaufen", so der Vorstandssprecher im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Es sei die interne Zielsetzung gewesen, Schöller zum europäischen Marktführer zu machen. Dies sei aber nicht gelungen und daher ziehe der Konzern die Konsequenzen.
Marktführer Unilever
Gerade Unilever mit der Marke Langnese halte den Eis-Markt mit einem Anteil von 30 % in Westeuropa fest in ihren Händen. Und selbst auf den osteuropäischen Märkten, wo zunächst noch keine Marktanteile verteilt waren, habe Schöller es neben Unilever schwer gehabt. Schöller habe zunächst versucht, das Premium-Segment mit der Marke Mövenpick zu besetzen. Unilever habe nachgezogen. "So was geht natürlich immer auf die Margen." Wieviel Südzucker der Ausflug in das Eisgeschäft gekostet hat, wollte Spettmann nicht beziffern. "Wir haben aber kein Geld kaputt gemacht." Es habe immer ein "Return on Investment" gegeben. Er rechne unverändert damit, dass die Verhandlungen mit Nestlé bis Ende September abgeschlossen seien. Ob Freiberger, der nach eigenen Angaben größte europäische Pizzahersteller, gemäß der neuen Strategie ebenfalls verkauft werde, sei noch nicht abzusehen. Die Erwartungen an dieses Unternehmen würden bisher erfüllt, daher gebe es keine Eile über einen Verkauf zu entscheiden.
Südzucker konzentriere sich jetzt wieder auf das Kerngeschäft, das genug Alternativen biete. Der Ausflug in das Eisgeschäft habe vielleicht auch den Blick für das Wesentliche geschärft, meint Spettmann. Und Südzucker hat derzeit viel im Kerngeschäft Zucker vor. Erst vor kurzem schloss das Unternehmen erfolgreich seine Kapitalerhöhung ab. Zu einem Preis von je 12 Euro brachte das Unternehmen seine neuen Aktien an den Markt. Zuvor hatten Gerüchte darüber kursiert, dass auch ein Preis von über 14 Euro angepeilt worden war. Der Abschlag ex Dividende sei größer gewesen als angenommen, sagt Spettmann. "Wir hatten geglaubt, nicht so anfällig zu sein.
Immerhin rutschte der Kurs am Tag nach der Hauptversammlung um mehr als 11 % nach unten. Dann sei die Frage der Preisfestsetzung eben letztlich nur eine rechnerische, um die Attraktivität einer neuen Aktie zu erhöhen. Bei der Kapitalerhöhung hätten die Altaktionäre, allen voran die Süddeutsche Zuckerverwertungs-Genossenschaft und die Deutsche Bank mitgezogen. Spekulationen, dass die Deutsche Bank sich einmal von ihrem 10-prozentigen Anteil trennen könnte, wollte Spettmann weder bestätigen noch dementieren. Es sei eine Grundsatzentscheidung der Deutschen Bank, sich von Industriebeteiligungen zu trennen. Und auch wenn Südzucker dabei nicht besonders groß ins Gewicht falle, wäre es schade wenn sich das Kreditinstitut von den Mannheimern trennte. Immerhin sei dies eine über Jahre gewachsene Partnerschaft, in der man die Finanzierung so mancher Großakquisition abgewickelt habe. Wenn die Veräußerung aber nicht zu verhindern sei, würden die Aktien sicher dem Streubesitz zu Gute kommen.
Insgesamt hat Südzucker bei der Kapitalerhöhung 32 Millionen Stammaktien ausgegeben, wodurch dem Unternehmen 381 Mill. Euro zugeflossen sind. Das eingesammelte Geld soll für den Erwerb des zweitgrößten französischen Zuckerherstellers Saint Louis Sucre (SLS) verwendet werden. Der Kaufpreis dafür liegt bei rund 1,6 Mrd. Euro. Ein Preis, der gerechtfertigt ist, sagt Spettmann. Denn mit SLS erwerbe Südzucker nicht nur den französischen Zuckerhersteller, sondern auch ein interessantes Beteiligungspaket. So seien die Franzosen mi 14 % an einem der größten spanischen Nahrungsmittelunternehmen und darüber zu 25 % am einzigen chilenischen Zuckerhersteller beteiligt. Hinzu kämen Engagements in Ungarn, Tschechien und der Slowakei. Zudem sei SLS neben der Zuckerrübenverarbeitung auch mit einer Rohrzuckerraffinerie in Marseille aktiv. Außerdem kaufe man mit SLS ein ertragsstarkes Unternehmen, das ein Ergebnis von 137 Mill. Euro erwirtschafte.
Spettmann erklärte mit Nachdruck, dass die Finanzierung der Übernahme nicht vom Schöller-Verkauf abhänge. Das Thema SLS sei schon aktuell gewesen, als an eine Schöller-Veräußerung noch nicht gedacht worden sei. Zudem sei es auch praktisch nicht zu verantworten, ohne einen abgeschlossenen Schöller-Verkaufs, bereits eine Akquisition mit diesem Geld verbindlich zu planen.
Prüfung in Brüssel
Wettbewerbskommissar Monti hatte vor kurzem angekündigt, die Südzucker-Übernahme genauer unter die Lupe zu nehmen. Es sei normal, dass bei einem Deal dieser Größenordnung geprüft wird, so der Vorstandssprecher. Außerdem bilde sich die Kommission ihr Urteil im Zuge einer großen Umfrageaktion. Da gebe es schließlich Wettbewerber und Neider, die nicht unbedingt "Hurra" schreien, wenn in der Branche eine solche Übernahme anstehe. Natürlich habe Südzucker aber schon vor der Bekanntgabe der Transaktion eingehend geprüft, ob eine Kollision mit dem Kartellrecht vorliege. "Wir rechnen nicht mit einer Absage."
Auch wenn der Deal platzen sollte, gebe es keine Änderung in der Unternehmensstrategie. Ziel des Unternehmens sei es, in der Europäischen Union die Nummer 1 zu bleiben und den Abstand zur Nummer 2 und 3 möglichst groß zu halten. Das sei mit der Entwicklung der Südzucker der vergangenen Jahre gelungen. Mittlerweile habe der Zuckerhersteller und -vermarkter einen Gürtel gezogen, der die Wettbewerbsfähigkeit, vor allem aber die Leistungsfähigkeit erhöht habe. "Die Leistungsfähigkeit auf dem Acker" sei entscheidend.
Dieser Gürtel ziehe sich von Belgien, über Nordfrankreich, Süddeutschland, Österreich, Ungarn bis hin nach Moldawien Sollte wirklich der Himmel einfallen, womit vor allem eine mögliche Markt-Liberalisisierung gemeint ist, werde Südzucker weiter in der Lage sein, den Zuckerbedarf Europas zu decken. Gerade im Hinblick auf die Entwicklungen hin zu einer Liberalisierung des Zuckermarktes sei es entscheidend, dass Südzucker auf mehreren Märkten vertreten sei. So versuche sich der Konzern auch in den Ländern zu positionieren, die noch keine EU-Mitgliedstaaten sind, aber um die Aufnahme ersuchen, "sozusagen Zuckergeschäft vor der Haustür". Zudem werde unter Weltmarktbedingungen in Ländern wie Moldawien oder Rumänien gewirtschaftet. Das geschehe nicht zuletzt deswegen, um zu beweisen, dass man nicht nur unter dem Schutz der Zuckermarktordnung bestehen könne. Vor allem biete aber auch das Spezialitätengeschäft, Stichwort Functional Food, großes Potenzial. Immerhin nehmen diese Ergänzungsstoffe mittlerweile einen großen Platz in der Nahrungsmittelindustrie ein. So gebe es beispielsweise kaum noch einen Diät-Joghurt ohne das so genannte Inulin. Erst vor kurzem hatte Südzucker den Bau einer weiteren Inulinfabrik in Australien angekündigt.
"Gegen die Landwirtschaft"
Vor wenigen Wochen ist die besagte Zuckermarktordnung bis 2006 verlängert worden. Doch ewig wird sich die Liberalisierung des Marktes sicher nicht aufhalten lassen, sagt Spettmann. Das sei eine politisch gewollte Reform, die sich weniger gegen die Industrie als vor allem gegen die Landwirtschaft richten werde. Und die Konsequenzen hätten dann vor allem die Bauern zu tragen, die man ja ursprünglich mal für schützenswert hielt. Es werde vergessen, dass es beim Zucker in 15 Jahren keine reale Preisveränderung gegeben habe. Gerade die Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie klage über die Höhe der Zuckerpreise. Dabei sei es längst ein offenes Geheimnisse, dass ein geringerer Zuckerpreis eine Cola oder den Schokoriegel nicht verbilligen werde. Dazu sei der Zuckeranteil in der Rezeptur viel zu gering.
Zuversichtlich äußerte sich der Vorstandssprecher in Sachen Aktienkurs. Das derzeitige Kursniveau im unteren zweistelligen Bereich sei zu niedrig, ein Aktienkurs "weit über 20 Euro" würde die Entwicklung des Unternehmens wahrlich besser charakterisieren. Der Finanzchef hatte auf der Hauptversammlung gar die Zahl 30 ins Spiel gebracht. "Weit über 20 ist ja schon nahe an 30", sagt Spettmann mit einem Lächeln.
Börsen-Zeitung, 19.9.2001