Der Tarifkonflikt in der Metallindustrie mit ihren 3,6 Millionen Beschäftigten droht zu eskalieren. Nach dem Scheitern der Verhandlungen in Baden-Württemberg am Freitag will die IG Metall in allen Tarifbezirken die Urabstimmung einleiten.
Die rund 240 Mitglieder umfassende Große Tarifkommission des Tarifbezirks rief den Bundesvorstand der IG Metall am Freitagnachmittag einstimmig auf, die Verhandlungen über einen Lohn- und Gehaltsabschluss auch formal für gescheitert zu erklären. Gleichzeitig beantragte sie die Einleitung der Urabstimmung. Die Große Tarifkommission im Südwesten fasste in Leinfelden-Echterdingen einstimmig einen entsprechenden Beschluss. Der Streik könnte am 6. Mai beginnen.
Zuletzt hatten die Arbeitgeber eine Pauschale für zwei Monate von insgesamt 190 Euro und 3,3 Prozent höhere Einkommen für die folgende Laufzeit von 13 Monaten geboten. Die Gewerkschaft hatte ursprünglich 6,5 Prozent mehr Geld verlangt. Gesamtmetall-Präsident Martin Kannegiesser hatte nach Abbruch der Gespräche kritisiert, die Gewerkschaft habe auf der "Vier vor dem Komma" beharrt. IG Metall-Chef Klaus Zwickel sagte: "Die IG Metall geht mit ihrer ursprünglichen Forderung von 6,5 Prozent mehr Lohn und Gehalt in den Arbeitskampf."
Kaum Chancen auf Einigung ohne Arbeitskampf
Zwickel, der am Vormittag zu einem letzten Rettungsversuch mit Kannegiesser in Stuttgart zusammengekommen war, sagte anschließend: "Die Arbeitgeber haben die letzte Chance zerschlagen, die Tarifbewegung friedlich zu lösen." Eine Schlichtung scheide aus. Kannegiesser gab der IG Metall die Schuld an dem Scheitern. Er sagte: "Ich sehe in unserem Angebot, das auch das Jahrhundertwerk ERA (Entgeltrahmenabkommen) enthält, keinerlei Ansatzpunkte für einen Streik." Die Arbeitgeber seien mit ihrem neuen Angebot "bis an die Grenze des Möglichen gegangen. Jetzt ist die IG Metall am Zug", sagte Kannegiesser.
Erneut gab es bundesweit Warnstreiks von Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie. Nach Angaben der IG Metall beteiligten sich insgesamt 65.000 Arbeitnehmer an den Protesten. Schwerpunkt waren Bayern mit 40.000 und Baden-Württemberg mit 11.000 Metallern.
Abbruch der Gespräche am Freitagmorgen
Die Verhandlungen für die 800.000 Beschäftigten im Südwesten hatten am Donnerstag in Ludwigsburg begonnen und zogen sich 15 Stunden lang bis Freitagmorgen hin. Danach brachen die Verhandlungsführer, Berthold Huber von der IG Metall und Otmar Zwiebelhofer von Südwest-Metall, die Gespräche ab. Zugleich einigten sie sich aber auf ein folgendes Spitzengespräch der Bundesvorstände.
IG Metall-Vize Jürgen Peters äußerte sich "sehr zuversichtlich", dass die Gewerkschaft in den Urabstimmungen der Betriebe die erforderliche Mehrheit von 75 Prozent für einen Streik erhält. "Es gibt eine ungeheuer große Bereitschaft unserer Mitglieder", sagte Peters. Zur geplanten Länge des Streiks sagte der IG Metall-Funktionär: "Wir müssen mit allem rechnen."
DIW-Chef warnt IG Metall
Der Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW/Berlin), Klaus Zimmermann, warnte die IG Metall davor, den Bogen zu überspannen. Die Parteien seien sich in den Gesprächen so nahe gekommen, dass "die Differenz nur noch eine Frage der Psychologie" gewesen sei, sagte Zimmermann in einem dpa-Gespräch. Ein Streik wäre für die anspringende Konjunktur und den Arbeitsmarkt sehr schädlich und hätte negative Signalwirkungen auf andere Branchen. Nach Einschätzung Zimmermanns "würde auch ein Streik der IG Metall nicht mehr als 3,5 Prozent bringen".
Der Tarifabschluss in der Chemieindustrie wurde von führenden Konzernen der Branche mit Zufriedenheit aufgenommen. Zugleich warnten Verbände davor, die Vereinbarung über 3,3 Prozent mehr Lohn und Gehalt auf andere Branchen zu übertragen. Auf diesen Abschluss für insgesamt 13 Monate hatten sich die Chemietarifpartner am Donnerstag in Lahnstein bei Koblenz geeinigt.
© 2002 Financial Times Deutschland
Die rund 240 Mitglieder umfassende Große Tarifkommission des Tarifbezirks rief den Bundesvorstand der IG Metall am Freitagnachmittag einstimmig auf, die Verhandlungen über einen Lohn- und Gehaltsabschluss auch formal für gescheitert zu erklären. Gleichzeitig beantragte sie die Einleitung der Urabstimmung. Die Große Tarifkommission im Südwesten fasste in Leinfelden-Echterdingen einstimmig einen entsprechenden Beschluss. Der Streik könnte am 6. Mai beginnen.
Zuletzt hatten die Arbeitgeber eine Pauschale für zwei Monate von insgesamt 190 Euro und 3,3 Prozent höhere Einkommen für die folgende Laufzeit von 13 Monaten geboten. Die Gewerkschaft hatte ursprünglich 6,5 Prozent mehr Geld verlangt. Gesamtmetall-Präsident Martin Kannegiesser hatte nach Abbruch der Gespräche kritisiert, die Gewerkschaft habe auf der "Vier vor dem Komma" beharrt. IG Metall-Chef Klaus Zwickel sagte: "Die IG Metall geht mit ihrer ursprünglichen Forderung von 6,5 Prozent mehr Lohn und Gehalt in den Arbeitskampf."
Kaum Chancen auf Einigung ohne Arbeitskampf
Zwickel, der am Vormittag zu einem letzten Rettungsversuch mit Kannegiesser in Stuttgart zusammengekommen war, sagte anschließend: "Die Arbeitgeber haben die letzte Chance zerschlagen, die Tarifbewegung friedlich zu lösen." Eine Schlichtung scheide aus. Kannegiesser gab der IG Metall die Schuld an dem Scheitern. Er sagte: "Ich sehe in unserem Angebot, das auch das Jahrhundertwerk ERA (Entgeltrahmenabkommen) enthält, keinerlei Ansatzpunkte für einen Streik." Die Arbeitgeber seien mit ihrem neuen Angebot "bis an die Grenze des Möglichen gegangen. Jetzt ist die IG Metall am Zug", sagte Kannegiesser.
Erneut gab es bundesweit Warnstreiks von Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie. Nach Angaben der IG Metall beteiligten sich insgesamt 65.000 Arbeitnehmer an den Protesten. Schwerpunkt waren Bayern mit 40.000 und Baden-Württemberg mit 11.000 Metallern.
Abbruch der Gespräche am Freitagmorgen
Die Verhandlungen für die 800.000 Beschäftigten im Südwesten hatten am Donnerstag in Ludwigsburg begonnen und zogen sich 15 Stunden lang bis Freitagmorgen hin. Danach brachen die Verhandlungsführer, Berthold Huber von der IG Metall und Otmar Zwiebelhofer von Südwest-Metall, die Gespräche ab. Zugleich einigten sie sich aber auf ein folgendes Spitzengespräch der Bundesvorstände.
IG Metall-Vize Jürgen Peters äußerte sich "sehr zuversichtlich", dass die Gewerkschaft in den Urabstimmungen der Betriebe die erforderliche Mehrheit von 75 Prozent für einen Streik erhält. "Es gibt eine ungeheuer große Bereitschaft unserer Mitglieder", sagte Peters. Zur geplanten Länge des Streiks sagte der IG Metall-Funktionär: "Wir müssen mit allem rechnen."
DIW-Chef warnt IG Metall
Der Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW/Berlin), Klaus Zimmermann, warnte die IG Metall davor, den Bogen zu überspannen. Die Parteien seien sich in den Gesprächen so nahe gekommen, dass "die Differenz nur noch eine Frage der Psychologie" gewesen sei, sagte Zimmermann in einem dpa-Gespräch. Ein Streik wäre für die anspringende Konjunktur und den Arbeitsmarkt sehr schädlich und hätte negative Signalwirkungen auf andere Branchen. Nach Einschätzung Zimmermanns "würde auch ein Streik der IG Metall nicht mehr als 3,5 Prozent bringen".
Der Tarifabschluss in der Chemieindustrie wurde von führenden Konzernen der Branche mit Zufriedenheit aufgenommen. Zugleich warnten Verbände davor, die Vereinbarung über 3,3 Prozent mehr Lohn und Gehalt auf andere Branchen zu übertragen. Auf diesen Abschluss für insgesamt 13 Monate hatten sich die Chemietarifpartner am Donnerstag in Lahnstein bei Koblenz geeinigt.
© 2002 Financial Times Deutschland