Signale für höheren Leitzins mehren sich

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Peet:

Signale für höheren Leitzins mehren sich

 
11.05.02 18:26
Signale für höheren Leitzins mehren sich
 
Frankfurt (vwd) - Der jüngste Monatsbericht der Europäischen Zentralbank
(EZB) hat eine Entwicklung angedeutet, die viele Beobachter bis vor kurzem
noch für unmöglich gehalten haben: Die EZB könnte noch vor der Federal
Reserve ihre expansive Geldpolitik aufgeben und den derzeit bei 3,25 Prozent
liegenden Leitzins (2-Wochen-Refi-Satz) anheben. Während der
Offenmarktausschuss der US-Notenbank am Dienstag seine Entscheidung für
einen unveränderten Leitzins damit begründete, dass für die absehbare
Zukunft die Risiken zwischen nachhaltigem Wachstum und Preisstabilität
ausgeglichen sind, bezeichnet die EZB die Entwicklung der Verbraucherpreise
im Monatsbericht als "in jüngster Zeit weniger günstig" und verweist auf die
April-Jahresrate (HVPI) im Euroraum von 2,2 Prozent.

Zugleich erwähnt die Notenbank "eine außergewöhnliche Häufung
spezifischer Preisschocks" - insbesondere die von den Ölpreisen ausgehenden
- und äußert die Sorge, dass sich die Aufwärtstendenz der Preise verfestigt.
Kürzlich veröffentlichte Inflationsprognosen, die Entwicklung der
Indikatoren für die Inflationserwartung sowie die jüngsten Trends bei den
Tarifabschlüssen könnten das Risiko einer derartigen Verfestigung weder
eindeutig bestätigen noch völlig ausschließen. Die EZB verfolgt zwar kein
kein Inflationsziel, aber ihre mittelfristig definierte Stabilitätsnorm mit
einer Teuerungsrate von "unter zwei Prozent" ist für sie nach Einschätzung
von Beobachtern eine Frage der Glaubwürdigkeit. Deshalb scheint sich der
Prognosekonsens unter den Volkswirten derzeit so zu verschieben, dass
mehrheitlich bereits im Sommer mit einer Straffung der Geldpolitik der EZB

zu rechnen ist.

Hier wird einmal mehr der unterschiedliche geldpolitische Ansatz von EZB
und Fed deutlich: Während die US-Notenbank den Beschluss zur Beibehaltung
ihres historisch niedrigen Leitzinses mit einer auch die kommenden Monate
prägenden Unsicherheit über den Umfang der Erholung der Endnachfrage
begründete, verfolgt die EZB eine solche, vorwiegend auf die konjunkturelle
Entwicklung ausgerichtete Geldpolitik nicht. Während die Fed mit ihrer
Entscheidung und den begleitenden Anmerkungen also angedeutet hat, dass wohl
bis in den August hinein nicht mit einem Ende ihrer expansiven Geldpolitik
zu rechnen ist, befürchten die ersten EZB-Beobachter nach dem jüngsten
Monatsbericht eine Leitzinsanhebung jetzt bereits für den 4. Juli im Rahmen
der auswärtigen Sitzung in Luxemburg.

Der Blick der EZB auf die Indikatoren an der zweiten Strategiesäule läuft
dabei angesichts der gedämpften Aussagen der Fed Gefahr, in den Ruch des
Alibis zu kommen. Zwar verweist die EZB darauf, dass "die Zuversicht der
Wirtschaft im Euroraum in den letzten Monaten deutlich gestiegen, und die
Voraussetzungen für einen nachhaltigen Aufschwung der Inlandsnachfrage
einschließlich günstiger Finanzierungsbedindungen weiterhin gegeben sind".
Allerdings werden gleichzeitig eine Reihe von Unsicherheiten eingeräumt, die
der EZB zufolge teilweise mit der künftigen Entwicklung des Ölpreises und
den Auswirkungen der andernorts in der Weltwirtschaft herrschenden
Ungleichgewichte zusammenhängen.

Der Grat, auf dem sich die EZB bewegt, ist also schmal. Und vor dem
Hintergrund, dass die Ökonomien des Euroraums am Tropf einer womöglich nicht
nachhaltig angesprungenen US-Konjunktur hängen, erscheint er noch viel
schmaler. Auch die kommende Woche lässt nach Ansicht von Volkswirten kaum
Daten erwarten, die für Euroland eine eindeutige Richtung aufweisen werden.
Die Einzelhandelsumsätze in Deutschland dürften in Folge von Sonderfaktoren
im März zwar deutlich gestiegen sein. Eher enttäuschen dürften hingegen die
Daten zur Industrieproduktion in Frankreich und in Euroland ausfallen.
vwd/10.5.2002/jej


10.05.2002 - 21:23 Uhr

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