Bald schon droht eine schwere Krise des Finanzsystems, orakelt Warren Buffett. Seine Firma, Berkshire Hathaway, werde sie überstehen - und alle, die sich nach seinem Rat richten. Hendrik Leber war dabei, als 20.000 Anleger den Meister feierten.
Omaha - "Die meisten Investoren haben sich jahrelang wie Schafe verhalten. Selbstverständlich wurden sie so auch geschoren."
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Es sind Pointen wie diese, für die Tausende von Anlegern nach Omaha pilgern. Bei der Jahreshauptversammlung von Berkshire Hathaway sind - ungewöhnlich genug - Notizblocks ein Standardutensil. Wenn Warren Buffett, der Chef der Investmentgesellschaft die Jünger an seiner Weisheit teilhaben lässt, dann kratzen Tausende von Kugelschreibern wild über die Seiten.
Hendrik Leber ist einer von rund dreißig deutschen Fondsmanagern, die in diesem Jahr zum Orakel von Omaha gepilgert sind. Seit zehn Jahren lässt er keine Berkshire-HV aus.
Inzwischen gibt es zwar nicht mehr die kuschelige Nähe zu dem Großfinanzier, wie sie für die frühen Jahre kennzeichnend war: "Die Veranstaltung ist schon eine Vermarktungsmaschine geworden", bedauert Leber. Diesmal waren rund 20.000 Anteilseigner gekommen, und von Buffett konnte man selbst in den vorderen Reihen dieses "Riesenzirkus" nur wenig sehen.
"Aber seine Weisheiten sind noch immer bemerkenswert", so das Resümee. Hendrik Leber wird auch 2005 nach Omaha reisen, das steht schon fest. Nicht nur, dass Buffetts Kommentare eine wichtige Orientierungshilfe für den Fondsmanager sind. So etwa, wenn Buffet die Google-Gründer Sergey Brin und Larry Page lobt - "zwei hochintegre und intelligente Männer" -, weil sie für ihren IPO seine Idee der "Bedienungsanleitung für Anteilseigner" kopiert haben. Es ist auch die Pflege lieb gewonnener Kontakte, die Leber immer wieder zum Woodstock der Kapitalisten führen, das Wiedersehen mit zahlreichen "Gleichgesinnten, die die Dinge sehr entspannt sehen".
Selbst die haben zuweilen Sorgen in der gegenwärtigen weltwirtschaftlichen Lage. Sorgen, denen Buffett mit großer Gelassenheit begegnete. Es habe zu allen Zeiten immer die gleiche Zahl negativer Faktoren gegeben, beruhigt er die Geängstigten, langfristig hätten die positiven Einflüsse aber überwogen. Kein Grund also für die liquiden Berkshire-Gesellschafter, weiche Knie zu bekommen - wenn sie sich an seinen zentralen Rat hielten.
Der einzige Weg, die Krise zu überstehen
Dieser Rat ist simpel: "Keine Schulden!" In den kommenden zehn Jahren werde es nämlich zu tiefen Erschütterungen des Finanzsystems kommen. "Seien Sie unverschuldet, dann können Sie diese Krise gut überstehen." So wie übrigens Berkshire Hathaway, eine der wenigen Gesellschaften, die das alles weitgehend ungeschoren überstehen werde: "We'll be the last man standing!"
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Doch nicht nur Rat und Trost hielt er bereit. Buffett holte zur großen Manöverkritik des Kapitalismus aus. Vor allem in der Branche der Investmentfonds sei viel zu lange offensichtliches Fehlverhalten toleriert worden. Es habe erst eines Mannes wie Eliot Spitzer, den Chef der New Yorker Börsenaufsicht, bedurft, damit bei den teils kriminellen Machenschaften aufgeräumt werde.
Wo es ihm besonders gegen den Strich ging, nannte er Ross und Reiter: Royal Dutch/Shell habe die gesamte Finanzwelt jahrelang unter den Augen gestrenger Branchenkenner betrogen. Dass die gefälschten Nachschubschätzungen erst jetzt aufflogen, hat ihn offenbar sehr irritiert.
Autogramm auf den 50-Euro-Schein
Für die Investoren, die aus Übersee angereist waren, veranstaltete Warren Buffett diesmal eine eigene Fragestunde - und den Begriff muss man wörtlich nehmen. Rund 400 Gäste stellten sich in die Schlange, nur um dem Berkshire-Chef dann kurz die Hand zu schütteln. Mehr ging eifnach nicht in sechzig Minuten. "Das war Murks", befindet Hendrik Leber, der gehofft hatte, ein paar Fragen loszuwerden.
Immerhin, für ein kleines Andenken reichte es: "Ich habe mir dann einen 50-Euro-Schein signieren lassen."