Schröder schuld an hoher Arbeitslosigkeit

Beiträge: 35
Zugriffe: 830 / Heute: 1
007Bond:

Schröder schuld an hoher Arbeitslosigkeit

 
06.09.02 18:56
Experte: Arbeitsmarktkrise "hausgemacht"

Nach Ansicht des Mainzer Wirtschaftswissenschaftlers Rolf Peffekoven hat Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) seine schlechte Arbeitsmarktbilanz selbst verschuldet. "Das Hauptproblem ist hausgemacht", sagte Peffekoven der "Bild"-Zeitung. "Statt die Betriebe von Fesseln bei Kündigungsschutz, Teilzeitarbeit und Mitbestimmung zu befreien, hat Rot-Grün das Korsett seit 1998 noch enger geschnürt", fügte der ehemalige Wirtschaftsweise hinzu. Dagegen habe die schwache internationale Konjunktur nur einen geringen Anteil an der hohen Arbeitslosigkeit in Deutschland. Peffekoven sagte: "Schröders Arbeitsmarkt-Ziel ist klar verfehlt worden." Die Arbeitslosigkeit werde im Jahresdurchschnitt 2002 über vier Millionen liegen.


first-henri:

@

 
06.09.02 19:04
Wer soll denn sonst schuld sein ?
Stoiber etwa ?

Ich habe meine Wahlentscheidung getroffen!

Grüße f-h
Hill:

Entwicklung der Arbeitslosigkeit in Bayern

 
06.09.02 19:08
Entwicklung der Arbeitslosigkeit in Bayern

 
München, 10.07.2002


"Bayern ist Spitze, diesmal jedoch bei der Zunahme der Arbeitslosigkeit im Freistaat.
Das Modell Bayern funktioniert immer weniger," so kommentierte heute der bayerische DGB-Vorsitzende Fritz Schösser die aktuellen Zahlen zur Entwicklung der Arbeitslosigkeit.

Die Entwicklung am Arbeitsmarkt in der gesamten Bundesrepublik ist besorgniserregend, trotzdem rage Bayern noch negativ heraus. Während in der Bundesrepublik gegenüber dem Vorjahresmonat eine Steigerung der Arbeitslosen um 7.0% zu verzeichnen sei, hätte die Zahl der Erwerbslosen in Bayern im gleichen Zeitraum um 19,6% zugelegt. Auch der leichte Rückgang der arbeitslos Gemeldeten von Mai auf Juni 2002 ändere an der Bilanz nichts. Der Rückgang um 6.300 Arbeitslose ist die geringste Veränderung von einem Mai auf Juni seit fünf Jahren.

"Die Bayerische Staatsregierung ist gefordert, gegenzusteuern. Es geht nicht, dass die
positive Entwicklung am Arbeitsmarkt immer Bayern zugeschrieben wird, die nun deutlich gewordene negative der Bundesregierung in die Schuhe geschoben wird.
Die Menschen in Bayern erwarten von der Bayerischen Staatsregierung und insbesondere vom Ministerpräsidenten Antworten auf diese Entwicklung", so Fritz Schösser.
Besonders die Situation Jugendlicher müsse Anlaß zur Sorge geben. Die Zahl der
Jugendlichen unter 25 Jahren ist seit einem Jahr ( Vergleich Juni 2001 zu Juni 2002)
in Bayern um über 39% auf 44.300 gestiegen.
"Was ist eigentlich mit den Fachkräften, die Bayerische Wirtschaft doch angeblich händeringend sucht, wenn Jugendliche nach einer Berufsausbildung in die Arbeitslosigkeit geschickt werden?", fragte Schösser.

Abschließend appellierte Schösser an die Staatsregierung, die strukturschwachen Räume zu stärken. "Die Probleme am Arbeitsmarkt und am Ausbildungsstellenmarkt in Oberfranken verfestigen sich immer mehr. Hier müssen den Absichtserklärungen endlich Taten folgen.
Wer bei der Entwicklung der Arbeitslosigkeit immer nur ganz Deutschland im Blick, sollte Teile des Freistaates,wie z.B. Oberfranken nicht aus dem Auge verlieren," so der Bayerische DGB-Vorsitzende abschließend.




007Bond:

Die Meldung ist doch Schnee von gestern ... o.T.

 
06.09.02 19:11
Hill:

@007Bond

 
06.09.02 19:18
wieso Schnee von gestern ? (2 Monate alt.) Grundlegendes wird sich seit dem nicht geändert haben.

Ja Ja , mir ist klar : sinkt die Arbeitslosigkeit in Bayern, war´s der Stoiber.
Steigt sie war´s der Schröder !
first-henri:

@Damon, rote Socke etc.

 
06.09.02 19:28
Wenn ich mir die Riester-Rente anschaue, wenn ich die Sprüche von dem "L" Struck höre, dann der "Schwamm" Schröder, der an dem Abbau der Arbeitslosen gemessen werden will, dann frage ich mich, welcher vernünftige Deutsche wählt die SPD ? Ganz zu schweigen von den Grünen, wobei ich den Herrn Außenminister zu schätzen gelernt habe. Aber eine Ein-Mann-Partei scheint mir nicht wählenswert.

Grüße f-h    
Hill:

Arbeitslose in Bayern:

 
06.09.02 19:30
Deggendorf z.B hat ca. 17-19 % Arbeitslosigkeit !

mod:

Wie hoch ist denn jetzt die A´quote in Bayern im

 
06.09.02 19:31
Gegensatz zu z.B. Niedersachsen?
Wäre doch interessant.

                       August 2001       August 2002
Bayern:                  .....%            ....%

Niedersachsen:

Bund:            
mod:

na, bis 2001 in Bayern

 
06.09.02 19:35
Hill:

@last-henri ;)

 
06.09.02 19:37
Der Nick "hill" ist nicht in Bezug auf dem gleichnamigen ex F1 Fahrer von mir gewählt worden!
first-henri:

@

 
06.09.02 19:40
Bisher hat immer nur die Opposition geschrieen. Bei dieser Wahl scheint das anders zu sein. Diesmal versucht diese Regierung das Dilemma zu verteidigen!
Ein Herr Struck fordert jetzt sogar die Soldaten auf SPD zu wählen.
Ich lach mich tot !!!! Der ist der nächste, der zurücktreten muß.
Betroffene Hunde bellen eben, sie beißen aber nicht (mehr).

Grüße f-h
Hill:

@last-henri

 
06.09.02 19:42
auch keine "Rote Socke" obwohl; manchmal trage ich welche ! (Sport)

first-henri:

@Hill

 
06.09.02 19:47
hast Dich wohl mächtig geärgert, war nicht böse gemeint!
Ich trage zumeist schwarze Socken, manchmal aber auch weiß (Tennis).
Dunkelblau kommt bei mir auch manchmal vor. Hat aber alles nichts mit meiner Wahlentscheidung zu tun.

Grüße f-h
mod:

hill, Du lügst offensichtlich: 5,8% im August 02

 
06.09.02 19:51
www.arbeitsamt.de/deggendorf/statistik/

Arbeitsamt Deggendorf

Arbeitslosenquote 5.8% im August 2002
first-henri:

@Hill

 
06.09.02 19:57
Auch eine ca-Angabe sollte maximal 10 % von der effektiven abweichen!
Genau so schnell wird das Kartenhaus der SPD zusammenbrechen, alles nur auf Halbwahrheiten aufgebaut.

Auf bessere (zumindest) 4 Jahre.

Gruß f-h
maxperforma.:

@hill - respekt

 
06.09.02 19:58
einfach mal unqulifizierten Schmarrn posten
vielleicht glaubt es ja irgendein Nordlicht.

Tatsächliche Lage in Deggendorf siehe Posting von Mod
Und dies ist durchaus eine strukturschwache
land- und forstwirtschaftlich geprägte Region.
So schlecht kann es daher in Bayern nicht sein.
Nobody II:

In der Welt waren heute die AL-Zahlen je Bundeslan

 
06.09.02 19:59
Gruß
Nobody II
first-henri:

@

 
06.09.02 20:06


Politik

Glaube nur den Statistiken, die du selbst gefälscht hast


Das letzte Mal vor der Bundestagswahl: Florian Gerster, der Chef der Bundesanstalt für Arbeit, verkündete am Donnerstag die aktuellen Arbeitslosenzahlen. (Foto AP)

Vor der vergangenen und vor der diesjährigen Bundestagswahl gab eine Zahl der jeweiligen Opposition Munition für den Wahlkampf: die Zahl der Arbeitslosen. Beide Male waren es mehr als vier Millionen - und beide Male versuchten die Regierungen, mehr oder weniger offen, die Statistik zu ihren Gunsten zu schönen


Glaube nur den Statistiken, die du selbst gefälscht hast

Wie Politiker immer wieder der Versuchung erliegen,
die Arbeitslosenzahlen vor der Wahl zu schönen

Von Nico Fickinger

BERLIN, 5. September.
.
.
.
...Jagodas Amtszeit würde am 31. Januar 2001 enden; für eine Verlängerung mußte er sich das Wohlwollen der neuen Regierung sichern. Und Jagoda wußte, wie es ist, wenn man plötzlich ins Nichts fällt: Im Januar 1987 hatte er knapp die Rückkehr in den Bundestag verfehlt, erst im Juni machte ihn der damalige Arbeitsminister Blüm zum beamteten Staatssekretär.

Jagodas Nachfolger Florian Gerster (SPD) braucht sich zumindest finanziell keine Sorgen zu machen. Dem Vernehmen nach ist sein Jahresgehalt von 250 000 Euro für fünf Jahre garantiert. Anders als sein verbeamteter Vorgänger kann der amtierende Vorstandsvorsitzende aber "bei gestörtem Vertrauensverhältnis oder aus sonstigem wichtigen Grund" entlassen werden.

Während Jagoda auf die Überparteilichkeit seines Amtes pochte, demonstriert Gerster ein ums andere Mal seine innere Unabhängigkeit. In den vergangenen Wochen hat er seine Parteifreunde und die Gewerkschaften mehrfach mit der Forderung nach Leistungskürzungen erzürnt. Und am Donnerstag bescheinigte er denen, die es hören wollten, nochmals die Wirkungslosigkeit des Job-Aqtiv-Gesetzes, das die rot-grüne Koalition zum Herzstück ihrer Arbeitsmarktpolitik erhoben hat. Beide - Jagoda sicher weniger als Gerster - haben auf jeweils eigene Weise dem Drängen ihrer Parteifreunde in der Bundesregierung widerstanden, sich für den Wahlkampf vereinnahmen zu lassen.

Die Politiker indessen sind schon eher der Versuchung erlegen, die Nürnberger Statistik zu schönen.
.
.
Sechs von zehn Vermittlungen in den neuen Ländern, kritisierte der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB), seien auf befristete Stellen oder in Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM) erfolgt. Zudem seien die Erwerbslosenzahlen nur deshalb gesunken, weil viele tausend Betroffene der neuen Pflicht nicht nachgekommen seien, sich alle drei Monate beim Arbeitsamt zu melden.

In einer Handreichung, die zur "Versachlichung" der Diskussion beitragen soll, stellte Bundesarbeitsminister Riester (SPD) diesen Daten seine eigene Bilanz entgegen: Die Zahl der Teilnehmer an ABM- und Strukturanpassungsmaßnahmen (SAM) ging danach zwischen Januar und August 2002 sogar leicht von 129 000 auf 126 000 sowie von 70 000 auf 65 000 zurück. Diese Daten scheinen seine Ankündigung zu bestätigen, die rot-grüne Regierung werde eine "knochenehrliche" Politik betreiben und auf Wahlkampf-ABM verzichten.

Erste Auflösungstendenzen dieser harten Linie wurden allerdings schon sichtbar. Die Maßnahmen der aktiven Arbeitsmarktpolitik würden "nachgesteuert, weil der erste Arbeitsmarkt nicht so viel hergibt, wie wir gerne hätten", erläuterte der neue BA-Chef Gerster im Juni. "Wir versuchen, was in diesem Jahr an neuen Maßnahmen noch sinnvoll begonnen werden kann, auch anzuregen." In der Tat hat sich der Bestand an ABM-Teilnehmern zwischen Juni und August erhöht, allerdings nur leicht um 8000 Personen. Stärkere Entlastung kam auf anderem Wege. So haben - dem Vernehmen nach auch auf aktives Anraten der Ämter - immer mehr Arbeitslose die Regelung nach Paragraph 428 des Sozialgesetzbuchs III in Anspruch genommen. Danach können Achtundfünfzigjährige oder Ältere auf die Vermittlungsanstrengungen der Ämter verzichten. Sie erhalten dann zwar weiterhin Arbeitslosengeld, werden aber nicht mehr in der Nürnberger Statistik geführt. Die Zahl dieser Fälle ist im August gegenüber dem Vorjahr um 66 000 gestiegen.

Außerdem wurden aus den Reihen der rot-grünen Koalition mehrfach Überlegungen geäußert, die Nürnberger Statistik zu ändern. Riester stellte das Vorhaben aber auf die Zeit nach dem 22. September zurück, um den Vorwurf der Manipulation zu entkräften. Geplant war, alle diejenigen gesondert auszuweisen, die sich zwar arbeitslos melden, aber an einer Vermittlung nicht interessiert seien, weil sie schon eine neue Stelle in Aussicht haben oder den Arbeitslosenstatus nur benötigen, um sozialrechtliche Ansprüche zu sichern.

Ein sehr viel wirkungsvolleres Statistik-Verschönerungsprogramm - das in seiner Wirkung der Einführung der Sozialversicherungspflicht für Geringverdiener gleichkommt - hält der Bericht der Hartz-Kommission bereit, den die Regierung unmittelbar nach der Wahl eins zu eins umsetzen will. Dann nämlich könnten aus vielen hunderttausend Arbeitslosen kurzfristig Beschäftigte werden: als Leiharbeiter der neuen Personal-Service-Agenturen.

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 06.09.2002, Nr. 207 / Seite 3


Und das spricht auch Bände, Artikel gerade bei W:O gelesen

Gruß f-h
Hill:

@ mod, henri +max

 
06.09.02 20:06
Ihr habt Recht! Da bin ich wohl einer Fehlinformation auf dem Leim gegangen!
Es sollte wohl "Anstieg" heißen! Nix für ungut.

hill
mod:

A´losenquote nach Ländern August 2002

 
06.09.02 20:06
www.arbeitsamt.de/hst/services/statistik/...mation/bundesland/

Bayern                   = 5,9%

Niedersachsen
(Schröderland)       = 8,9%

NRW                       = 9,3%
mod:

Noch mal der Link zum Anklicken

 
06.09.02 20:09
www.arbeitsamt.de/hst/services/statistik/...mation/bundesland/
TD714788:

Und die Steigerungsquoten mod ? o.T.

 
06.09.02 20:12
mod:

Mich interessiert als sozial-

 
06.09.02 20:16
orientierter Mensch in erster Linie, wieviel
Einzelschicksale sind davon betroffen und
wie gross ist die Chance für arbeitswillige Atrbeitslose,
einen neuen Job zu bekommen.
Die ist natürlich in Schleswig-Holstein am grössten,
während sie in Bayern sehr gering ist.
Alles andere ist Korinthenkackerei.
mod:

Schleswig-Holstein= 8,3% o.T.

 
06.09.02 20:22
TD714788:

Wenn man Statistiken zitiert, sollte man sie...

 
06.09.02 20:23
...aber auch verstehen und interpretieren können.

Wenn in S-H übrigens die Chance für arbeistswillige Arbeitslose einen neuen Job zu bekommen am größten ist, und in Bayern sehr gering, dann ist das doch positiv für das SPD regierte S-H, oder ?

Da haste Dich wohl in der Agitations-Rage etwas verschrieben *g*.

Schönen Abend noch.

Grüsse,
Tyler Durdan

mod:

TD gebraucht so oft "Ironie". Wenn aber andere, da o.T.

 
06.09.02 20:24
TD714788:

Wie meinen ? o.T.

 
06.09.02 20:25
Reila:

Interessantes aus "Die Zeit" 04/2002

 
06.09.02 20:26
Schröder gegen Stoiber, Deutschland gegen Bayern. Wenn die Wähler allein nach diesem Schema entscheiden, hat der Kanzler schon verloren. Egal, ob Wachstum, Arbeitslosigkeit, geringe Verschuldung oder Exportquote - überall liegt Bayern auf dem ersten oder zweiten Platz im Bund. Die Folge: mehr Wohlstand. "Oberbayern ist heute die reichste Flächenregion in Europa", sagt Hans-Werner Sinn, Präsident des Münchner ifo Instituts.

Noch vor 50 Jahren verdiente im Voralpenland jeder Dritte seinen Lebensunterhalt mühsam auf den Feldern. Bayern war unten in Deutschland, geografisch wie ökonomisch. Heute ist Bayern oben, und das liege vor allem an der CSU und an ihm, dem Ministerpräsidenten - das wird Edmund Stoiber den Deutschen im Wahlkampf entgegenrufen.

Tatsächlich müsste er es so formulieren: Bayern ist oben, und das liegt zunächst einmal an den Russen. Aus Angst vor den Sowjets zog kurz nach dem Krieg der Siemens-Konzern aus Berlin nach München um - und brachte moderne Elektrotechnik mit. "Siemens war der Standortbildner", sagt der Kölner Wirtschaftsgeograf Rolf Sternberg, der den bayerischen Aufschwung erforscht hat.

Den Bayern kam zugute, was Ökonomen "die Gnade der späten Industrialisierung" nennen. Lebte das Ruhrgebiet noch Jahrzehnte im Rhythmus von Zechen und Stahlöfen, "konnte Bayern direkt von der Agrar- in die Dienstleistungsgesellschaft springen", so Thomas Straubhaar, Präsident des Hamburgischen Welt-Wirtschafts-Archivs (HWWA).

Wie folgenreich diese Gnade war, zeigt sich in Landstrichen, denen sie nicht zuteil wurde. Auch die gibt es in Bayern. Verwandelten sich in München und Umgebung Bauerndörfer in High-Tech-Zentren, dominieren in Oberfranken noch heute alte Textil-, Glas- und Keramikunternehmen. "Wir haben hier den dritthöchsten Anteil von Industriearbeitern in der EU", sagt Joachim Hunger, Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer in Hof. Und die höchste Arbeitslosenquote in Bayern. Mit 10,4 Prozent liegt sie weit über dem westdeutschen Schnitt von 7,7 Prozent.

Zum Glück für den Wahlkämpfer Stoiber sind die bayerischen Problemzonen klein. Zudem wachsen die Boomregionen - und dazu, da sind sich die Experten einig, hat die Landespolitik viel beigetragen. Insbesondere einige Vorstöße von Landesvertretern beim Bund. Was die Finanzierung von Forschung angeht, haben die Bayern, vor allem die Münchner, mehr Geld vom Bund bekommen als vom Land, hat Rolf Sternberg ausgerechnet. Die Folge: In keiner deutschen Großstadt gibt es mehr bundeseigene Forschungseinrichtungen, mehr Fraunhofer- und Max-Planck-Institute als in München.

Was nicht heißt, der Freistaat selbst sei geizig. Im Gegenteil. "Bayern gehörte zu den Ersten, die eigene Technologieförderprogramme auflegten", so Sternberg. Unter dem Ministerpräsidenten Stoiber privatisierte der Freistaat 25 Unternehmen, vom Energieversorger Bayernwerk (heute E.on) über die Bayerische Versicherungskammer bis zur Molkerei Weihenstephan. Vom Erlös, mehreren Milliarden Euro, profitierten Existenzgründer, Hochschulen und Forschungsinstitute. So entstand eine Vielzahl neuer Jobs.

Das klingt, als würde Stoiber einer Politik anhängen, wonach sich der Staat besser aus der Wirtschaft zurückzieht. Im Freistaat ist eher das Gegenteil der Fall. 25 Unternehmen wurden privatisiert, aber: "Der Freistaat Bayern (ist) neue Beteiligungen an insgesamt 29 Unternehmen eingegangen", heißt es in einem Bericht der Staatsregierung. Ökonomisch gesehen habe derartiges Gebaren weniger mit Markt- als mit Planwirtschaft zu tun, meint HWWA-Präsident Straubhaar. "Der Staat maßt sich an zu wissen, welche Unternehmen und Branchen Zukunft haben." Das kann durchaus funktionieren - etwa wenn all die von der Staatsregierung geförderten Bio-Tech-Unternehmen irgendwann dicke Gewinne abwerfen. Vor allem aber zeigt es, was Edmund Stoiber 30 Jahre nach seinem Job im bayerischen Umweltministerium noch immer nicht ist: ein Vertreter der reinen Marktlehre.

Das erkennt man auch daran, dass Stoiber nicht nur High-Tech fördert. Seit Mitte der Achtziger versucht die Staatsregierung, die Maxhütte zu retten. Das Stahlwerk ist einer der größten Arbeitgeber der Oberpfalz und "ein Paradebeispiel für Staatsinterventionismus", wie Emma Kellner, Landtagsabgeordnete der Grünen, kritisiert. Inzwischen ist das Unternehmen insolvent, der Freistaat habe 260 Millionen Euro verloren, rechneten die Grünen vor. Viel Geld für eine Industrie aus dem 19. Jahrhundert.

Ein noch größeres Desaster könnten die Kredite der halbstaatlichen Landesbank an den Filmhändler Leo Kirch werden. Nach Aussagen von Kirch-Managern und CSU-Abgeordneten summieren sich die Verbindlichkeiten dort auf "rund 2,2 Milliarden Euro". Den vorläufig letzten Kredit benötigte der Filmhändler, um in die Vermarktung der Formel 1 einzusteigen. Das Geld bekam Kirch mithilfe der CSU. Es sei "der Einsatz der Staatsregierung notwendig" gewesen, sagte Erwin Huber damals. Der Chef der Staatskanzlei hatte vergeblich versucht, private Kreditinstitute wie die HypoVereinsbank einzuspannen. Schließlich wurde die Bayerische Landesbank größter Gläubiger von Kirch, bei dem nicht sicher ist, wie er dieses Jahr finanziell übersteht.

Solche Probleme rühren auch daher, dass Stoiber - wie Schröder - ein unverkrampftes Verhältnis zu Unternehmern pflegt. Wie der Kanzler ist auch er ein Repräsentant der Verhandlungsdemokratie, in der ein erfolgreicher Politiker flexibel sein muss. Das gilt auch für sein Verhältnis zu den Gewerkschaften, zu denen Stoiber lange Zeit engen Kontakt hielt. 1996 gründete er den Bayerischen Beschäftigungspakt mit Arbeitnehmervertretern und Arbeitgebern. Fritz Schösser, bayerischer DGB-Vorsitzender und SPD-Bundestagsabgeordneter, lobt noch immer die ersten Verhandlungsrunden.

Inzwischen aber ist das Klima rauer geworden. "Wir wollen seit langem ein Weiterbildungsgesetz, das zum Beispiel einen Anspruch auf freie Tage für die berufliche Bildung festlegt", so Schösser. "Stoiber hat das im Prinzip zugesagt - aber nichts passiert." Auf Bundesebene wird zudem aufmerksam registriert, dass Stoiber die Gesetze für 325-Euro-Jobs und die Novelle des Betriebsverfassungsgesetzes zurücknehmen will. Der DGB-Vorsitzende Dieter Schulte monierte, Stoiber habe sich "nicht gerade als ein Freund der Gewerkschaften gezeigt".

Dabei hatte Stoiber einst Kohls vermeintlich "unsoziale" Politik kritisiert - wohl wissend, dass er als Landespolitiker für Folgen wie hohe Sozialabgaben nicht verantwortlich war. Jetzt, scheint es, will er sich auf Berlin einstellen - und darauf, dass er dort ohnehin nicht allen alles recht machen kann. Härtere Auflagen für Arbeitslose, mehr Eigenvorsorge im Gesundheitssystem, tiefere Einschnitte im Sozialstaat, um die Lohnnebenkosten unter 40 Prozent zu drücken, zugleich niedrigere Steuern für Spitzenverdiener und den Mittelstand - all das steht auf seiner Wunschliste. Gleichzeitig soll die Schuldenlast sinken. Eine Quadratur des Kreises, meinen manche.

Mit dem Subventions- und Ausgleichsmodell Bayern wird Stoiber dabei nicht weit kommen. "Landespolitik und Bundespolitik, das ist wie Regionalliga und Bundesliga", sagt Ökonom Straubhaar. Viele, die ihn kennen, halten Stoiber allerdings ohnehin nicht für den Prinzipienreiter, den sein schneidiges Auftreten vermuten lässt. Will er Erfolg haben, wird er sich wandeln müssen: Von einem interventionistischen Landespolitiker zu einem eher marktliberalen Wirtschaftskanzler. Wenn die Wähler das wollen.

mod:

TD, Du nimmst

 
06.09.02 20:28
hier immer viele etwas süffisant und auch nicht
unklug auf die Schippe.
Ich lache oft darüber.
Darf ich das vielleicht nicht auch mal bei Dir?
Ich habe erwartet, dass Du als intelligenter junger
Mensch das durchschaust.
Sorry!
TD714788:

Hatte ich schon durchschaut, konnte mir...

 
06.09.02 20:30
...aber nicht vorstellen, dass Du als durchgehend "sachlicher" Typ unter dieser ID auch ein Stilmittel wie Ironie benutzt.

Das Du oft über mich lacht steigert natürlich mein Selbstwertgefühl immens.

Grüsse,
Tyler Durdan

mod:

Reila,

 
06.09.02 20:34
wer hat die Wurzeln für unsere bayrische Sonderrolle gelegt?
Nicht sehr beliebt der Mann;
Gott sei ihm gnädig.

Viele Grüsse
m.
Kritiker:

In und für Bayern ist ...

 
06.09.02 20:58
..vieles erstaunlich. 1. Der ungebremste Zuzugswille aus allen anderen Bundesländern. 2.Die Ansiedelung von Weltfirmen 3.Die liberale Lebensart.
Es ist doch sicher nur der blanke Neid, der die SPD umtreibt.
Als Fritz Schösser noch im bayr. Senat sitzen durfte, bevor diesen die Linken
demontierten, hat er mit der hiesigen Wirtschaft und der CSU gegen den Willen der SPD gepackelt, was ging. Und jetzt wurde er wohl von der Gewerkschaft zur Linientreue gerufen.
Sogar Schily hat zugegeben, daß er, seit er in Bayern lebt, seine Lebensart verändert hat. Vielleicht waren es die Kirchenglocken oder die Kühe?
Aber eine Sache, die funktioniert anzugreifen, ist stets spannender als eine stumpfe, wie die SPD-Länder.
Doch das heutige Bayern ist nicht der Verdienst eines Mannes sondern der eines Volkes und einer CSU-Politik, die den Menschen ziemlich frei leben läßt.
Aber das versteht nur, wer hier lebt - Kritiker.
TD714788:

Zu punkt 2

 
06.09.02 21:13
Eine Weltfirma wie Kirch Media ? Ist das ein Beispiel, welches Du akzeptierst ?

Grüsse,
Tyler Durdan

coppara:

mod

 
06.09.02 21:14
meine nachbarn -zwei an der zahl, sind vor kurzem arbeitslos geworden. beide hochqualifizierte metalfacharbeiter (ca. 20 jahre berufserfahrung!).
weist du was sie jetzt tun? -sie lernen, man hat die beiden auf eine umschulung geschickt...und jetzt der hammer, sie lernen schlosserei!!!

ach ja, ich lebe in bayern -die haben eine arbeitslosenquote von 5,9% ???


...das ich nicht lache *g*

gruss
coppi


ps: das sind keine einzelfälle -wird oft praktiziert -wg. der quote eben!!!
mod:

coppara,

 
06.09.02 21:56
meinst Du etwa, dass mit dieser unsinnigen
Umschulung ist in anderen Bundesländern anders?
Verantwortlich für den Schwachsinn ist
die Bundesanstalt für Arbeit, sprich Arbeitsamt.
Die Fälle sind schon seit Jahren überall bekannt.
Viele Fernsehbeiträge liefen in den vergangenen Jahren
zu diesem Thema.
Das Arbeitsamt untersteht bekanntlich der Dienstaufsicht
des Herrn Riester.
Die handeln ja bekanntlich ... mit ruhender Hand.

Viele Grüsse
m.
Es gibt keine neuen Beiträge.


Börsen-Forum - Gesamtforum - Antwort einfügen - zum ersten Beitrag springen
--button_text--