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AnzeichenWer sein Chamäleon regelmäßig und aufmerksam beobachtet, wird sofort feststellen, wenn sich sein Verhalten oder Aussehen ändert. Nicht immer muss eine Krankheit dahinter stecken, aber dennoch sollte das Tier ab so einem Zeitpunkt mit besonders großer Aufmerksamkeit betrachten.
Recht sichere Anzeichen dafür, dass etwas mit dem Chamäleon nicht stimmt, sind eingefallene Augen, eine eingefallene Schwanzwurzel und unter der Haut deutlich sichtbar werdende Rippen und Wirbel und eine Veränderung in der Färbung der Tiere. Auch wenn die Tiere nicht mehr so aktiv sind wie vorher, nur träge dasitzen und zu dösen scheinen und dabei auch der Schwanz nicht korrekt aufgerollt ist, besteht eine recht hohe Wahrscheinlichkeit, dass das Tier krank ist.
Auch eine Veränderung der Kotkonsistenz deutet auf eine gesundheitliche Probleme hin. Bei einem gesunden Tier ist der erdnussförmige Kot dunkel und fest. Scheidet das Chamäleon schmierigen oder flüssig-klaren Kot aus, ist eine Krankheit oder ein Haltungsfehler ziemlich wahrscheinlich.
Im Interesse der Tiere sollte man als Laie eine Behandlung nicht auf "gut Glück" selbst durchführen. Es ist anzuraten, mit dem kranken Chamäleon zu einem Tierarzt zu gehen, der sich mit Reptilien auskennt. Oder man sucht Kontakt zu erfahrenen Haltern! Oftmals wissen auch Mitarbeiter zoologischer Gärten Rat.
Da es eine Vielzahl von Krankheiten gibt, die Jemenchamäleons betreffen bzw. befallen können, soll im folgenden nur auf häufig auftretende Gesundheitsprobleme eingegangen werden.
Ernährungsfehler
Wird ein Chamäleon über längere Zeit falsch ernährt, nicht ausreichend mit Mineralstoffen, Aminosäuren und Vitaminen versorgt, kommt es unausweichlich zu Mangelerscheinungen. Diese können eine Weile unbemerkt bleiben, sind aber - oder besser gesagt: leider - erst in fortgeschrittenem Stadium äußerlich erkennbar. Dann ist es für eine Behandlung u.U. schon zu spät bzw. es bleiben auf Dauer sichtbare Schädigungen zurück.
Hat ein Chamäleon Mangelerscheinungen, so drohen u.a. Knochenerweichung, Rachitis, Zahnausfall, Gicht oder Stoffwechselstörungen. Ein häufiges Erscheinungsbild sind weiche Knochen - Gliedmaßen, Wirbelsäule und Schwanz sind gekrümmt oder lassen sich beim Anfassen verbiegen. Meist sind auch die Kiefer nicht mehr hart, teilweise schon verformt, so dass eine Nahrungsaufnahme extrem erschwert oder gar unmöglich wird. Auch kommt es schnell zu Knochenbrüchen. Beim Jemenchamäleon ist Mangelernährung auch an schief oder klobig gewachsenen Helmen zu erkennen.
Eine geeignete Behandlungsstrategie der Mangelerscheinungen sollte man einen Tierarzt entscheiden lassen. Er wird möglicherweise als Sofortmaßnahme Calcium- und Vitaminspritzen verabreichen.
In jeden Fall ist Vorbeugen hier besser als Heilen. Deshalb sollten die Futtertiere mit einem Spezialpräparat zur Nahrungsergänzung eingestäubt werden.
Ein Ernährungsfehler, der ebenfalls schwerwiegende Folgen haben kann, ist die Überfütterung der Chamäleons. Wird den Tieren übermäßig einseitiges, eiweiß- und fetthaltiges Futter (z.B. Mehlwürmer, Zophobas) angeboten, so belastet das die lebenswichtigen Organe wie Leber, Herz und Nieren. Es kommt zur Verfettung der Organe, Blutgefäße verkalken, durch den erhöhten Harnsäurespiegel entstehen kristalline Ablagerungen in Nieren, Leber oder Blase, die deren Funktion einschränken. Werden ohnehin schon überfütterte Tiere auch noch mit zu wenig Flüssigkeit versorgt, beschleunigt das diesen Prozess.
"Fettleibige" Chamäleons haben keine hohe Lebenserwartung. Daher sollte in Maßen gefüttert werden, d.h. bei ausgewachsenen Tieren aller zwei bis drei Tage.
Verletzungen
Trotz eines für die Chamäleonhaltung ideal ausgestatteten Terrariums kann es dazu kommen, dass sich die Tiere an Einrichtungsgegenständen verletzen. Besonders Strahlerlampen sind eine potentielle Gefahrenquelle. Selbst wenn ein innerhalb des Terrariums angebrachter Strahler noch so unerreichbar scheint, finden die Tiere doch einen Weg dorthin. In diesem Fall drohen in erster Linie Verbrennungen. Wie in der Literatur nachzulesen, scheinen Jemenchamäleons nicht zu bemerken, dass sie sich an der heißen Lampe verbrennen. Die Hautverletzungen können recht erfolgreich mit einer hautbildungsfördernden antibiotischen Salbe behandelt werden, die der Tierarzt verschreibt. Als erste Hilfe kann Lebertransalbe auf die betroffene Stelle aufgetragen werden. Das geschädigte Gewebe regeneriert sich jedoch meist nicht vollständig, so dass dauerhaft unschöne Narben zurückbleiben.
Ein Verletzungsrisiko stellen auch scharfe Glaskanten dar oder Drähte, mit denen Blumentöpfe oder Kletteräste im Terrarium fixiert wurden. Aber Chamäleons können sich auch gegenseitig Wunden zufügen, z.B. bei der Balz oder bei Rivalitäten zwischen Männchen. Solche Biss-, Schnitt- oder Risswunden müssen je nach dem, wie tief sie sind, vom Arzt behandelt werden. Kleine Kratzern kann man mit Wundpulver oder Wundsalbe aus der Apotheke behandeln (z.B. Bepanthen Roche). Wenn die Hautverletzung nicht allzu tief war, heilt sie problemlos ab und hinterlässt idR. auch keine sichtbaren Narben.
Häutungsprobleme
Chamäleons häuten sich wie alle Reptilien beim Wachstum. Bei optimalen Haltungsbedingungen geht die Häutung ohne Probleme vonstatten. Wenn die Tiere jedoch lange Zeit Hautfetzen am Körper tragen, die sich offensichtlich nicht von alleine lösen, ist das oft Indiz für Haltungsfehler. Diese müssen im Interesse der Chamäleons vom Halter schnell erkannt und beseitigt werden. Weiterhin sollte dem Tier beim Häuten geholfen werden. Die angetrockneten Hautfetzen werden dazu mit Lebertransalbe, Vaseline oder einfach mit warmem Wasser behandelt. Beim Abziehen der Haut ist Vorsicht angebracht, nicht dass gesundes Gewebe eingerissen wird.
Häutungsschwierigkeiten können ernsthafte Schädigungen nach sich ziehen. Gefährlich wird es, wenn sich trockene Haut an den Gliedmaßen bildet. Das kann so weit führen, dass sich die Hautfetzen zu Ringen aufrollen, die die Extremität abschnüren. Im schlimmsten Fall wird die Durchblutung so stark eingeschränkt, dass das Bein oder Schwanzstück abstirbt.
Parasiten
Chamäleons können von verschiedenen Parasiten befallen werden. Eine Diagnose ist meist für den medizinischen Laien meist unmöglich. In vielen Fällen wird ein Befall erst in fortgeschrittenem Stadium erkennen. Wobei es dann für eine erfolgreiche Behandlung schon zu spät sein kann.
Die Chamäleons können von verschiedenen Parasiten "heimgesucht" werden. Amöben, Trichomonaden, Faden-, Band- und Saugwürmer befallen die inneren Organe der Tiere und sind daher nicht ohne weiteres zu erkennen. Indizien für einen internen Parasitenbefall können Abmagerungserscheinungen sein, obwohl das Chamäleon normal frisst. Auch starker Durst und schleimiger oder breiiger Kot können darauf hindeuten.
Leichter hat zu diagnostizieren sind Außenparasiten wie Milben oder Zecken. Diese Schmarotzer sind nicht nur ein Stressfaktor für das Chamäleon, sie können bei starkem Befall hohen Blutverlust verursachen und sie sind auch potentielle Überträger von Krankheitserregern.
Milben saugen vorrangig an den Beugen der Gliedmaßen, am Schwanzansatz, Bauch und an den Augen. Beim genaueren Hinschauen kann man die winzigen, rötlich-braun gefärbten Schmarotzer mit bloßem Auge ausmachen. Zur Behandlung sollte man sich mit einem Experten oder dem Tierarzt abstimmen.
Zecken sind problemlos zu erkennen, besonders, wenn sie schon einige Stunden am Chamäleon gesaugt haben und ihr Körper vom Blut aufgebläht ist. Mit einen stumpfen Pinzette können die Zecken entfernt werden. Dabei wird so weit vorn wie möglich am Kopf der Zecke angesetzt und der Parasit mit leichten Drehbewegungen herausgezogen. Wird zu weit hinten angesetzt und der Kopf abgerissen, kann sich die Bissstelle entzünden. Außerdem droht die Gefahr, dass der vollgesaugte Körper gequetscht wird und somit buchstäblich Blut und Krankheitserreger aus der Zecke in das Chamäleon gepresst werden.
In jedem Fall ist dass Terrarium samt Einrichtung gründlich zu reinigen und zu desinfizieren. Desinfektionsmittel erhält man in der Apotheke, beim Tierarzt, im Zoohandel oder -versand.
Wenn man ein Chamäleon kauft, sollte man sich erkundigen, ob die Tiere bereits gegen Parasiten behandelt wurden. Auch wenn die Antwort positiv ausfällt - wirkliche Sicherheit erhält man über eine Untersuchung des Tier-Kots. In den Exkrementen lassen sich viele Parasiten und auch andere Krankheitserreger nachweisen. Es gibt verschiedene Institute, die eine kostenpflichtige Kot-Analyse vornehmen, z.B. Landesuntersuchungsanstalten für Gesundheits- und Veterinärwesen. Adressen solcher Institute sind auf der Homepage der DGHT gelistet. Man kann sich jedoch auch an einen reptilienerfahrenen Tierarzt wenden, der das Einsenden der Kotprobe übernimmt bzw. eine regionale Untersuchungseinrichtung nennen kann.
Hat die Kotuntersuchung einen positiven Befund, d.h. es wurden Krankheitserreger oder Parasiten gefunden, so muss sofort eine Behandlung eingeleitet werden, in Absprache mit dem Tierarzt. Nach abgeschlossener Therapie wird nochmals eine Kotprobe zur Untersuchung gegeben.
Auch wenn ein Chamäleon zur Ergänzung einer bestehenden "Heimpopulation" gekauft wird, sollten Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden, dass die Tiere nicht Krankheiten oder Parasiten einschleppen. Der Neuerwerb sollte daher zunächst in Quarantäne gehen. Am besten quartiert man das neue Chamäleon in einem sterilen Terrarium ein, wo es keinen Kontakt mit anderen Tieren hat. Wichtig: das Terrarium muss sich leicht reinigen lassen. Also nur das Nötigste installieren, wie Kletteräste, Plastikpflanzen und als Bodengrund Zeitungspapier. Die Quarantänedauer wird in der Literatur mit 6-8 Wochen angegeben.
Gleich zu Beginn der Quarantänezeit sollte eine Kotprobe gesammelt und zur Untersuchung gegeben werden. Werden bei dabei Parasiten nachgewiesen, wird mit dem Tierarzt eine geeignete Therapie abgesprochen. Nach deren Abschluss wird nochmals eine Kotprobe zur Analyse gegeben. Auch wenn der Befund negativ ist, sollte das Chamäleon nicht sofort zu den anderen gesetzt werden. Es empfiehlt sich, nach vier Wochen nochmals eine Kotanalyse anfertigen zu lassen. Erst wenn diese ebenfalls negativ ausfällt, kann das Tier aus der Quarantäne genommen werden.
Legenot
Legenot ist keine Krankheit im eigentlichen Sinne, d.h. sie wird nicht durch Erreger wie Bakterien oder Viren hervorgerufen. Dennoch stellt sie ein ernstzunehmendes gesundheitliches Problem dar, das unbehandelt tödlich endet.
Als Legenot bezeichnet man die Unfähigkeit des Weibchens, seine Eier (vollständig) abzulegen. Ursachen dafür sind oft Haltungsfehler (fehlende Eiablageplätze), Ernährungsdefizite (Mineralstoff- oder Vitaminmangel) oder Stress (Anwesenheit von anderen Tieren, zu häufiges Hantieren des Halters im Terrarium). Wenn die Weibchen zu ihrem von der "inneren Uhr" bestimmten Termin die Eiablage nicht durchführen können, so fangen kurz darauf die Eier in ihrem Körper an zu verfaulen. Es kommt zu eitrigen Entzündungen und Vergiftungen, die zum Tod führen.
Legenot macht sich beim Chamäleon recht eindeutig bemerkbar. Die Tiere haben zu diesem Zeitpunkt im Terrarium meist schon mehrere Probegrabungen für einen Ablageplatz vorgenommen. Sie scheinen sich aber für keinen der Plätze entscheiden zu können bzw. sind auf der Suche nach einem geeigneteren Fleck. Die Weibchen machen dann einen sehr erschöpften Eindruck. Sie stützen sich nur mit den Vorderbeinen vom Boden ab und haben das Maul leicht geöffnet, als ob sie nach Luft schnappen wollten.
Stellt man bei seinem Tier Anzeichen von Legenot fest, so kann man einen letzten Versuch starten, die Ablage natürlich ablaufen zu lassen. Die Weibchen sollten in einen mit feuchtem Sand gefüllten Eimer umgesetzt werden, in den zusätzlich eine Pflanze eingebettet ist, die dem Tier (Sicht-)Schutz bieten soll. Sollte das Weibchen auch jetzt keine Eier legen, so muss man rasch einen Tierarzt zu Hilfe rufen. Meistens kann das Problem behoben werden durch eine Behandlung mit Oxytocin, einem Geburtsbeschleuniger, der auch in der Humanmedizin angewendet wird. Die Tiere sollten danach ihre Eier ablegen können.
Wenn auch eine Oxytocin-Therapie scheitert, so hilft nur noch eine Not-Operation, bei der die Eier aus dem Körper entfernt werden. Ob das Muttertier diesen Eingriff überlebt, ist nicht garantiert.
Manchmal kann es auch vorkommen, dass die Tiere einen Teil der Eier ablegen, danach jedoch aufhören. Werden die im Bauch restlichen Eier nicht auf natürlichem oder künstlichem Weg entfernt, führt das ebenfalls zu o.g. geschilderten Prozess und damit zum Tod. Da die Tiere sollten daher nach der Ablage idR. genau betrachtet werden. Da sie idR. eingefallene Flanken haben, zeichnen sich evtl. zurück behaltene Eier unter der Haut ab. Im Zweifelsfall sollte ein Experte oder Tierarzt konsultiert werden.
Stress
Auch Stress ist im Prinzip keine Krankheit, jedoch ein Umstand, der sich negativ auf die Gesundheit der Chamäleons auswirken kann. Stress lässt sich nicht immer vermeiden, gehört teilweise zu natürlichen Lebensbedingungen. Er sollte im Terrarium auf ein Minimum reduziert werden.
Jemenchamäleons sind Einzelgänger. Die Anwesenheit eines Artgenossen wird nur während der Paarung geduldet. Werden die Tiere eng beieinander gehalten, so kommt es bei Männchen idR. zu ständigen Revierkämpfen (siehe unter verhalten). Auch wenn Weibchen untereinander recht verträglich sind, reagieren trächtige Weibchen negativ auf Artgenossen. Besonders auf Männchen, die beim Erblicken des Weibchen sofort zur Balz übergehen. Dies stresst ein trächtiges Chamäleon enorm, es kann dadurch sogar Legenot ausgelöst werden.
Bei einer gemeinsamen Haltung muss das Terrarium daher entsprechend groß sein und genügend Versteck- bzw. Rückziehmöglichkeiten bieten. Trächtige Weibchen sollten separat gehalten werden. Denn allein Sichtkontakt kann eine Abwehrreaktion auslösen.
Auch falsche Temperaturen stellen einen Stressfaktor dar. Besonders Temperaturwerte, die das verträgliche Maximum überschreiten. Wird ein Chamäleon über längere Zeit unter solchen Bedingungen gehalten, kann dies Organ- oder Nervenschädigungen zur Folge haben.
Parasitenbefall stresst die Tiere ebenfalls. Das belastet nicht nur körperlich, sondern auch psychisch. Deshalb sollten bei ersten Anzeichen sofort Abhilfemaßnahmen ergriffen werden.
Stress wird auch vom Halter selbst verursacht. Häufiges und hektisches Hantieren im Terrarium oder am Stammplatz des Tiere verursacht Stress. Sicher müssen regelmäßige Arbeiten wie Saubermachen o.ä. vorgenommen werden. Man sollte dabei jedoch nicht übertreiben. Auch das permanente Anfassen und Hochnehmen der Tiere löst Stress aus. Auch wenn sich mit der Zeit ein gewisser Gewöhnungseffekt einstellt und die Tiere nicht mehr aggressiv auf das Anfassen reagieren, sollte ein was nicht vergessen werden: Chamäleons sind keine Kuscheltiere! Sie lieben es, in Ruhe gelassen zu werden. Das sollte im Interesse des Wohlergehens der Tiere respektiert werden.
Ein gestresstes Chamäleon zeigt sich in seinen leuchtendsten Farben. Es will damit signalisieren, dass ein Näherkommen oder Anfassen alles andere als erwünscht ist. Trächtige Weibchen färben sich meist dunkel, wobei sich gelbe Hautflecken leuchtend absetzen. Auch hier besteht das Ziel darin, dem Eindringling zu signalisieren, dass er auf Distanz gehen soll. Manchmal nehmen die Tiere - egal ob männlich oder weiblich - eine permanent dunkle Färbung als Reaktion auf Stress an.
Neben den bereits genannten Auswirkungen von Stress können laut Literatur auch Beschwerden der Atemwege dadurch begünstigt werden. Eine weitere mögliche Reaktion auf Stress ist die Verweigerung der Nahrungsaufnahme. In solchen Fällen sollten die sofort die Haltungsbedingungen überprüft werden. Es ist dabei zu empfehlen, einen erfahrenen Halter oder Tierarzt zu Rate ziehen.