"Wir wollen unseren Umsatz in den nächsten fünf Jahren verdoppeln." Inhalt
Die zurückliegenden Quartale waren nicht nur erfolgreich, sondern auch richtungweisend für die weitere Entwicklung des Unternehmens. Was wurde erreicht? Wo liegen die kommenden Aufgabenschwerpunkte? Über die Ergebnisse und über die Strategien für die Zukunft stand der Vorstand der Carl Zeiss Meditec VALUE Rede und Antwort.
Ulrich Krauss:
"Unsere Ziele sind realistisch aber auch sehr ehrgeizig: Der Umsatz in den kommenden fünf Jahren soll verdoppelt werden, die EBIT-Marge soll ab dem nächsten Geschäftsjahr zweistellig werden."
Bernd Hirsch:
"Das hohe Ertragswachstum ist auch eine Folge unseres strikten Kostenmanagements, das wir in den letzten Monaten konsequent verfolgt haben und natürlich auch in Zukunft weiter verfolgen werden."
Dr. Walter-Gerhard Wrobel:
"Unsere hohe Innovationsgeschwindigkeit werden wir weiter beibehalten: Pro Krankheitsbild und Jahr werden wir mindestens ein neues Produkt am Markt einführen."
VALUE: Der Konjunkturaufschwung in Deutschland lässt auf sich warten, die Carl Zeiss Meditec hingegen erfreut sich eines guten Wachstums. Im ersten Halbjahr konnten Umsatz und EBIT deutlich zulegen. Was ist das Erfolgsrezept?
KRAUSS: Wir haben in den letzten Monaten viele Anstrengungen unternommen, um uns als Anbieter für Augenheilkunde-Systeme noch deutlicher auf dem in den nächsten Jahren weiter stark wachsenden Markt zu positionieren: Die Integration der beiden im letzten Jahr verschmolzenen Unternehmen ist schnell und erfolgreich abgeschlossen worden. Durch den Verkauf der Bereiche Aesthetic und Dental haben wir ein weiteres Zeichen für die konsequente Fokussierung auf den Markt der Augenheilkunde gesetzt und können somit mit geballter Kraft unsere führende Position auf dem Weltmarkt ausbauen.
DR. WROBEL: Stärken, durch die sich die Carl Zeiss Meditec im Wettbewerb durchaus von anderen Anbietern unterscheidet, sind unsere anerkannt hohe technologische Innovationskraft, wie wir sie mit dem IOL Master®, dem STRATUSOCT™ und MEL 80™ unter Beweis gestellt haben, das Renommee der Marke "Zeiss" sowie das weltweite Vertriebsnetz. Diese positive Entwicklung belegt, dass unsere Produkte Maßstäbe im Markt setzen. Dies wird auch in Zukunft so bleiben. Unsere hohe Innovationsgeschwindigkeit werden wir weiter beibehalten: Pro Krankheitsbild (Fehlsichtigkeit, Grauer Star, Grüner Star und Netzhauterkrankungen) und Jahr werden wir mindestens ein neues Produkt am Markt einführen. Dabei hilft uns natürlich unsere starke Patentposition: Gegenwärtig verfügen wir über 500 Patente, jährlich kommen 50 neue hinzu. Äußerst hilfreich ist auch, dass wir beispielsweise mit der OCT- und der IOLMaster®-Technologie über Basistechnologien verfügen, auf die kein anderes Unternehmen Zugriff hat. Auf der Grundlage beider Technologien werden künftig weitaus mehr Anwendungen als heute schon absehbar, möglich werden.
VALUE: Die gute Entwicklung in den ersten sechs Monaten des laufenden Geschäftsjahres schlägt sich auch in einer gesunden Finanzstruktur der Carl Zeiss Meditec AG nieder. Was sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Punkte?
HIRSCH: Das hohe Ertragswachstum ist auch eine Folge unseres strikten Kostenmanagements, das wir in den letzten Monaten konsequent verfolgt haben und natürlich auch in Zukunft weiter verfolgen werden. Dass diese Strategie zum Erfolg führt, zeigt sich daran, dass wir im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres 2002/2003 unseren profitablen Wachstumskurs fortsetzen und sowohl den Umsatz als auch das Betriebsergebnis deutlich steigern konnten: Beim Umsatz verzeichnete das Unternehmen einen Anstieg von 35,6 Prozent auf € 124,1 Mio. (Vj.: € 91,5 Mio.). Das Betriebsergebnis (EBIT) legte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 104,1 Prozent auf € 11,1 Mio. (Vj.: € 5,5 Mio.) zu. Damit haben wir bereits nach sechs Monaten den Gesamtwert des vorherigen Geschäftsjahres übertroffen. Zu dem kräftigen Ergebnisplus beigetragen haben unter anderem die erheblich verbesserte Bruttomarge und der stark angestiegene Absatz. Außerdem sorgte für ein deutliches Wachstum besonders das weltweit einzigartige Diagnosesystem STRATUSOCT™
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Sie haben also Recht, wenn Sie von einer gesunden Finanzstruktur sprechen: In der Tat konnten wir unseren Bestand an liquiden Mitteln in den vergangenen sechs Monaten fast verdoppeln. Zum 31. März 2003 belief er sich auf € 13,6 Mio. . Der operative Cashflow erreichte € 6,2 Mio. (Vj.: € -0,5 Mio.). Die Eigenkapitalquote stieg von 49,2 Prozent (Stand 30. September 2002) auf 50,0 Prozent – Wir können gestärkt nach vorn blicken.
VALUE: Carl Zeiss wurde vor 150 Jahren auf der Basis von innovativer Wissenschaft, höchster Qualität und Präzision und sozialer Verantwortung gegründet. Wie sehen Mission und Vision der Carl Zeiss Meditec aus?
KRAUSS: Auf der Basis unserer führenden Position in Wissenschaft und Optik entwickeln und vertreiben wir klinische Systeme, mit denen die Sehkraft bewahrt und verbessert werden kann. Unsere Produkte und Dienstleistungen bieten unseren Kunden außerordentlichen Mehrwert und der Gesellschaft echte Vorteile. Wir sind fest davon überzeugt, dass jeder Mensch das Recht hat, die Welt mit eigenen Augen zu sehen. Unsere Vision lehnt sich damit eng an den Wertekanon von Carl Zeiss an, in dem soziale Verantwortung schon immer ein fester Bestandteil war. Wir denken, es ist ein Auftrag, für den es sich lohnt zu arbeiten.
VALUE: Welche Ziele hat sich die Carl Zeiss Meditec gesetzt? Wie sollen die Ziele erreicht werden?
KRAUSS: Unsere Ziele sind realistisch aber auch sehr ehrgeizig: Der Umsatz in den kommenden fünf Jahren soll verdoppelt werden, die EBIT-Marge soll ab dem nächsten Geschäftsjahr zweistellig werden. Die Rahmenbedingungen des Marktes und die Voraussetzungen, die wir selbst mitbringen, stützen unsere Wachstumsziele. Die Augenheilkunde insgesamt ist ein Wachstumsmarkt, der von einigen weltweiten Trends getrieben wird. Dazu gehören zum Beispiel eine wachsende und immer älter werdende Bevölkerung (ausführliche Informationen dazu finden Sie auch auf Seite 6). Was sind die Wachstumsvoraussetzungen, die wir selbst mitbringen? Wir verfügen über eine ausgezeichnete weltweite Markt- und Technologieposition. Im System und Gerätemarkt für die Augenheilkunde sind wir mit 16 Prozent Marktanteil weltweit die Nummer 1, in den weltweit wichtigsten Märkten USA, Japan und Deutschland sind wir mit eigenen Tochtergesellschaften direkt vertreten. Unsere exzellente Technologiebasis ist mit über 500 Patenten gut abgesichert. Hier setzt unsere Wachstumsstrategie an. Wir wollen unsere Marktanteile durch eine globale Vertriebsoffensive weiter verbessern, wir werden neue Produkte auf Grundlage der uns zur Verfügung stehenden Technologien am Markt einführen und wir werden in enger Zusammenarbeit mit unserem weltweiten Ärzte-Kompetenznetzwerk neue klinische Lösungen entwickeln. Zudem überlegen wir, wie wir unser Produktportfolio über Akquisitionen oder Kooperationen weiter ausbauen können.
VALUE: Die Carl Zeiss Gruppe hält momentan über 80 Prozent der Anteile an der Carl Zeiss Meditec. Soll sich das ändern? Wie groß ist der Einfluss der Carl Zeiss Gruppe auf das Unternehmen?
HIRSCH: Das erklärte gemeinsame Ziel von Carl Zeiss Gruppe und Carl Zeiss Meditec ist es, den Streubesitz-Anteil auf 35-40 Prozent zu erhöhen. Damit wird sie ihr strategisches Ziel der Aufnahme in den TecDAX erreichen. Damit wird die Carl Zeiss Meditec-Aktie als Investment natürlich noch attraktiver. Hierfür werden gemeinsam mit der Carl Zeiss Gruppe gegenwärtig verschiedene Möglichkeiten und Zeitpunkte für die Streubesitzerhöhung sondiert. Unsere Roadshow durch ganz Europa im Juni hat uns jedenfalls gezeigt, dass viele institutionelle Investoren die Strategie der Carl Zeiss Meditec begrüßen und der Gesellschaft positiv gegenüber stehen.
Was unsere geschäftlichen Beziehungen zur Carl Zeiss Gruppe anbelangt, so folgen diese dem arms lengths principle, das heißt, wir nutzen Dienstleistungen der Carl Zeiss Gruppe nur dann, wenn wir sie von anderen Anbietern nicht preiswerter beziehen können. Ansonsten existieren klare und eindeutige Trennlinien zwischen Carl Zeiss Meditec und der Carl Zeiss Gruppe. Dies ist auch Teil des sogenannten Abhängigkeitsberichts, der im Rahmen des Jahresabschlusses von unseren Wirtschaftsprüfern testiert wurde. Ansonsten profitieren wir natürlich von der Einbindung in die Carl Zeiss Gruppe und erschließen auf diese Weise zahlreiche Synergien wie die exzellente Position auf dem Gebiet der Grundlagenforschung sowie die starken weltweiten Vertriebskanäle, was sich besonders in unserem leistungsfähigen Vertriebsnetz niederschlägt. Abschließend möchte ich noch besonders darauf hinweisen, dass die Carl Zeiss Meditec zu den ersten Unternehmen gehörte, die die Empfehlungen des Deutschen Corporate Governance-Kodex' ohne Einschränkungen umgesetzt haben. Damit bieten wir ein Höchstmaß an transparenter Unternehmensführung.
Wachstumsmarkt Augenheilkunde – Carl Zeiss Meditec ist bestens gerüstet für die Zukunft Inhalt
Im Jahr 2002 betrug das Volumen des weltweiten Marktes für Geräte und Systeme in der Augenheilkunde schätzungsweise € 2 Mrd. Je nach Krankheitsbild und Region ergeben sich dabei unterschiedliche Wachstumsraten – insgesamt soll dieser Markt jedoch mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von sieben Prozent zulegen. Impulse gehen dabei von vier wesentlichen Trends aus, die im Folgenden näher dargestellt werden.
1. Demografische Entwicklung
Nach Prognosen der UNO wird die Weltbevölkerung von 6,1 Mrd. im Jahre 2000 auf rund 13 Mrd. Menschen im Jahre 2050 anwachsen. Die Lebenserwartung der Menschen steigt dabei stetig. Da die Häufigkeit vieler Augenkrankheiten im Alter zunimmt, entsteht ein wachsender Bedarf an Produkten der Augenheilkunde.
2. Rückgang des Analphabetentums
Es existiert ein signifikanter Zusammenhang zwischen zunehmendem Bildungsniveau und einer wachsenden Zahl von Kurzsichtigen. Mit der zunehmenden Alphabetisierung in Ländern der dritten Welt und Schwellenländern ist ein stetig steigender Bedarf an Produkten der Augenheilkunde vorhanden. Auch in den Ländern der ersten Welt ist der Bedarf groß: Hier hat sich in den vergangenen Jahren die Korrektur von Fehlsichtigkeiten mit Hilfe von Lasern als Alternative zur Brille und Kontaktlinse etabliert.
3. Technische und medizinische Fortschritte
Durch die wechselseitige Abhängigkeit von medizinischer und technologischer Entwicklung wird die Augenheilkunde auch in Zukunft vorangetrieben. So ist zum Beispiel die Möglichkeit, eine Krankheit mit innovativen Geräten zu diagnostizieren, oftmals die Grundlage für die Entwicklung eines wirksamen Medikaments. Im umgekehrten Fall erfordern neue Medikamente oder Implantate vielfach auch zusätzliche Diagnosegeräte, mit denen der Erfolg der Therapie gemessen werden kann.
4. Steigende Gesundheitsausgaben
Die öffentlichen und privaten Aufwendungen für Gesundheit werden in Zukunft weiter steigen. Dabei ist der Weltmarkt in zwei Segmente mit spezifischem Bedarf zu unterteilen:
Entwickelte Länder: In den Industriestaaten wird die Behandlung von Augenleiden in der Regel von den öffentlichen oder privaten Krankenversicherungen übernommen. Auf Grund der zunehmenden Budgetierung im Gesundheitswesen wächst jedoch der Kostendruck. Damit entsteht ein Bedarf an effizienzsteigernden Diagnose- und Therapie-Methoden sowie -Geräten. Es resultiert daraus aber auch der Trend, innovative Produkte und Methoden der Augenheilkunde wie Laserbehandlungen privat zu finanzieren. Die Kliniken und Ärzte bieten diese Leistungen aktiv an, da diese für sie eine neue Form des Einkommens darstellen.
Entwicklungsländer: In diesen Ländern ist die Bekämpfung der Blindheit eines der vorrangigen Ziele der Gesundheitspolitik. So hat sich beispielsweise die Weltgesundheitsorganisation (WHO gemeinsam mit zahlreichen anderen Organisationen das Ziel gesetzt, die Fälle vermeidbarer Blindheit in der Welt bis 2020 auf null zu reduzieren . Damit entsteht ein enormer Bedarf an Verbrauchsartikeln (zum Beispiel Intraokularlinsen) und Geräten für Diagnose und Therapie (YAG-Laser und Spaltlampen).