Aktionäre entlasten Telekom-Vorstand trotz scharfer Kritik
KÖLN (dpa-AFX) - Die Aktionäre der Deutschen Telekom haben das Telekom-Management mit großer Mehrheit entlastet. Die Zustimmung habe sowohl beim Vorstand wie auch beim Aufsichtsrat bei rund 95 Prozent gelegen, sagte ein Konzernsprecher am Dienstag auf der Hauptversammlung in Köln. Zuvor hatten Aktionärsschützer wie erwartet vor allem Konzernchef Ron Sommer mit scharfer Kritik überzogen. Sie störten vor allem die gestiegenen Vorstandsbezüge und der rapide Kursverfall der Telekom-Papiere.
Die T-Aktie sei zu einem "hochriskanten Zockerpapier" verkommen, sagte Jella Benner-Heinacher von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Der Kursverlauf der Aktie sei eine "Katastrophe". Die DSW und die Schutzvereinigung der Kleinaktionäre (SdK) wollten der Konzernführung die Entlastung verweigern.
Mit einer knapp anderthalbstündigen Rede hatte Sommer auf der Versammlung die Vorwürfe der Aktionäre zu entkräften versucht. Das Management der Telekom habe alles getan, eine "Wachstumsstory zu präsentieren", sagte Sommer, dessen Vortragmehrfach von Pfiffen unterbrochen wurde. Die Telekom sei "regional, international und im Hinblick auf das Produktspektrum breiter und solider aufgestellt" als fast alle Wettbewerber. Ohne die getätigten Investitionen hätte es kein Wachstum gegeben. Der Schuldenstand der Telekom stieg nicht zuletzt auf Grund der Investitionen in den Mobilfunkstandard UMTS und den Kauf von VoiceStream auf über 67 Milliarden Euro.
Sommer räumte aber vor den rund 9.000 anwesenden Aktionären auch Fehler ein: "Die Branche hat Fehler gemacht, und auch wir haben nicht alles richtig gemacht." So sei der Preisverfall nicht vorhersehbar gewesen. Er machte dafür die "extreme Regulierung" verantwortlich. Der Bonner Konzern hatte im ersten Quartal einen Einbruch im Kernbereich T-Com verzeichnet, in dem die Festnetzaktivitäten zusammengefasst sind.
WINKHAUS:VORSTAND HAT GUTE ARBEIT GELEISTET
Ein weiterer Punkt, der bei den Aktionärsvertretern auf Kritik stieß, sind die Vorstandsbezüge, die im abgelaufenen Jahr um knapp 90 Prozent gestiegen sind. Die Anhebung sei eine "Ohrfeige für die Aktionäre", sagte DSW-Vertreterin Benner-Heinacher. Aufsichtsratschef Hans-Dietrich Winkhaus verteidigte die Vergütung des Vorstands hingegen als leistungs- und erfolgsorientiert. Es habe keine 90-prozentige Anhebung der Gehälter für das Management gegeben. Die Steigerung sei vor allem auf Abfindungszahlungen an zwei ehemalige Vorstände zurückzuführen und die Bestellung von neuen Vorstandsmitgliedern. Sommer wies Vorwürfe zurück, der Vorstand habe sich selbst bedient oder bereichert.
KURSENTWICKLUNG 'IM HÖCHSTEN MASSE UNERFREULICH'
Die Entwicklung des Aktienkurses bezeichnet Sommer erneut als "im höchsten Maße unerfreulich". Der Telekom-Chef sagte: "Das, was wir in den letzten Wochen beobachtethaben, ist nicht mehr nachvollziehbar und lässt sich nur mit psychologischenMechanismen erklären." Die T-Aktie hat in den vergangenen Wochen deutlichan Wert verloren und rutschte unter den Ausgabepreis beim Börsengang 1996 von 14,57 Euro. Auf ihrem Höchststand hatten die Titel über 100 Euro notiert.
UNKLAR, WANN T-AKTIE WIEDER STEIGT
Sommer zeigte sich überzeugt, dass der Kurs der Telekom-Aktien wieder steigen wird. "Wann dies sein wird, kann zur Zeit kein Hellseher vorhersagen." Anleger, die heute kein Vertrauen in die T-Aktie hätten, würden dies in der Zukunft bereuen.
Für Sommer könnte dies die letzte Rede auf einer Hauptversammlung gewesen sein. Nach einem Bericht der "WirtschaftsWoche", dass sich die Bundesregierung nach dem 22. September von Sommer trennen will. Angeblich habe dies Bundeskanzler Gerhard Schröder bereits mit Bundesfinanzminister Hans Eichel vereinbart. "Das Problem Deutsche Telekom muss nach der Bundestagswahl dringend gelöst werden", zitierte das Blatt einen Vertrauten. Ein Sprecher des Bundesfinanzministeriums bezeichnete den Bericht allerdings als "absoluten Schwachsinn".
Der Telekom-Chef bekräftigte auf der Aktionärsversammlung die Prognose für das Gesamtjahr. Demnach soll der Umsatz um 10 Prozent gegenüber dem Vorjahr steigen. Zentraler Wachstumstreiber sei der Mobilfunk, sagte Sommer. Er zeigte sich auch zuversichtlich, dass die Verbindlichkeiten bis Ende 2003 auf 50 Milliarden Euro gedrückt werden können. Möglich werden solle dies unter anderem durch den Verkauf der restlichen Kabelgesellschaften und den Börsengang derMobilfunktochter T-Mobile, der ursprünglich für dieses Jahr geplant war.
"Beide Optionen stehen uns weiterhin offen, aber die Rahmendingungen müssen stimmen, damit wir sie auch ausüben", sagte Sommer. Er sei zuversichtlich, dass die Konditionen "auf absehbare Zeit" verbessern würden. "Wir werden das Kabelnetz nur dann verkaufen und T-Mobile an die Börse bringen, wenn wir dies zu Konditionen realisieren, die wir gegenüber den Aktionären auch rechtfertigen können./mur/hi/
KÖLN (dpa-AFX) - Die Aktionäre der Deutschen Telekom haben das Telekom-Management mit großer Mehrheit entlastet. Die Zustimmung habe sowohl beim Vorstand wie auch beim Aufsichtsrat bei rund 95 Prozent gelegen, sagte ein Konzernsprecher am Dienstag auf der Hauptversammlung in Köln. Zuvor hatten Aktionärsschützer wie erwartet vor allem Konzernchef Ron Sommer mit scharfer Kritik überzogen. Sie störten vor allem die gestiegenen Vorstandsbezüge und der rapide Kursverfall der Telekom-Papiere.
Die T-Aktie sei zu einem "hochriskanten Zockerpapier" verkommen, sagte Jella Benner-Heinacher von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Der Kursverlauf der Aktie sei eine "Katastrophe". Die DSW und die Schutzvereinigung der Kleinaktionäre (SdK) wollten der Konzernführung die Entlastung verweigern.
Mit einer knapp anderthalbstündigen Rede hatte Sommer auf der Versammlung die Vorwürfe der Aktionäre zu entkräften versucht. Das Management der Telekom habe alles getan, eine "Wachstumsstory zu präsentieren", sagte Sommer, dessen Vortragmehrfach von Pfiffen unterbrochen wurde. Die Telekom sei "regional, international und im Hinblick auf das Produktspektrum breiter und solider aufgestellt" als fast alle Wettbewerber. Ohne die getätigten Investitionen hätte es kein Wachstum gegeben. Der Schuldenstand der Telekom stieg nicht zuletzt auf Grund der Investitionen in den Mobilfunkstandard UMTS und den Kauf von VoiceStream auf über 67 Milliarden Euro.
Sommer räumte aber vor den rund 9.000 anwesenden Aktionären auch Fehler ein: "Die Branche hat Fehler gemacht, und auch wir haben nicht alles richtig gemacht." So sei der Preisverfall nicht vorhersehbar gewesen. Er machte dafür die "extreme Regulierung" verantwortlich. Der Bonner Konzern hatte im ersten Quartal einen Einbruch im Kernbereich T-Com verzeichnet, in dem die Festnetzaktivitäten zusammengefasst sind.
WINKHAUS:VORSTAND HAT GUTE ARBEIT GELEISTET
Ein weiterer Punkt, der bei den Aktionärsvertretern auf Kritik stieß, sind die Vorstandsbezüge, die im abgelaufenen Jahr um knapp 90 Prozent gestiegen sind. Die Anhebung sei eine "Ohrfeige für die Aktionäre", sagte DSW-Vertreterin Benner-Heinacher. Aufsichtsratschef Hans-Dietrich Winkhaus verteidigte die Vergütung des Vorstands hingegen als leistungs- und erfolgsorientiert. Es habe keine 90-prozentige Anhebung der Gehälter für das Management gegeben. Die Steigerung sei vor allem auf Abfindungszahlungen an zwei ehemalige Vorstände zurückzuführen und die Bestellung von neuen Vorstandsmitgliedern. Sommer wies Vorwürfe zurück, der Vorstand habe sich selbst bedient oder bereichert.
KURSENTWICKLUNG 'IM HÖCHSTEN MASSE UNERFREULICH'
Die Entwicklung des Aktienkurses bezeichnet Sommer erneut als "im höchsten Maße unerfreulich". Der Telekom-Chef sagte: "Das, was wir in den letzten Wochen beobachtethaben, ist nicht mehr nachvollziehbar und lässt sich nur mit psychologischenMechanismen erklären." Die T-Aktie hat in den vergangenen Wochen deutlichan Wert verloren und rutschte unter den Ausgabepreis beim Börsengang 1996 von 14,57 Euro. Auf ihrem Höchststand hatten die Titel über 100 Euro notiert.
UNKLAR, WANN T-AKTIE WIEDER STEIGT
Sommer zeigte sich überzeugt, dass der Kurs der Telekom-Aktien wieder steigen wird. "Wann dies sein wird, kann zur Zeit kein Hellseher vorhersagen." Anleger, die heute kein Vertrauen in die T-Aktie hätten, würden dies in der Zukunft bereuen.
Für Sommer könnte dies die letzte Rede auf einer Hauptversammlung gewesen sein. Nach einem Bericht der "WirtschaftsWoche", dass sich die Bundesregierung nach dem 22. September von Sommer trennen will. Angeblich habe dies Bundeskanzler Gerhard Schröder bereits mit Bundesfinanzminister Hans Eichel vereinbart. "Das Problem Deutsche Telekom muss nach der Bundestagswahl dringend gelöst werden", zitierte das Blatt einen Vertrauten. Ein Sprecher des Bundesfinanzministeriums bezeichnete den Bericht allerdings als "absoluten Schwachsinn".
Der Telekom-Chef bekräftigte auf der Aktionärsversammlung die Prognose für das Gesamtjahr. Demnach soll der Umsatz um 10 Prozent gegenüber dem Vorjahr steigen. Zentraler Wachstumstreiber sei der Mobilfunk, sagte Sommer. Er zeigte sich auch zuversichtlich, dass die Verbindlichkeiten bis Ende 2003 auf 50 Milliarden Euro gedrückt werden können. Möglich werden solle dies unter anderem durch den Verkauf der restlichen Kabelgesellschaften und den Börsengang derMobilfunktochter T-Mobile, der ursprünglich für dieses Jahr geplant war.
"Beide Optionen stehen uns weiterhin offen, aber die Rahmendingungen müssen stimmen, damit wir sie auch ausüben", sagte Sommer. Er sei zuversichtlich, dass die Konditionen "auf absehbare Zeit" verbessern würden. "Wir werden das Kabelnetz nur dann verkaufen und T-Mobile an die Börse bringen, wenn wir dies zu Konditionen realisieren, die wir gegenüber den Aktionären auch rechtfertigen können./mur/hi/