Robert Gillinger im Gespräch mit OMV-Vorstand ...

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Robert Gillinger im Gespräch mit OMV-Vorstand ...

 
30.03.01 10:33
29.03.2001 17:12

 Warum die OMV im Jahr 2000, das für
 Raffinerien ein Rekordjahr war, etwas
 hinterherhinkte

 Robert Gillinger im Gespräch mit OMV-Vorstand
 Peyrer-Heimstätt über ein gutes Jahr mit leichten Kratzern

WirtschaftsBlatt: Das Jahr 2000 war das Jahr von Exploration und
Produktion, das Raffinerie- und Marketing-Geschäft (Tankstellen,
Anm.) gilt eher als ungeliebtes Kind. 2001 wurde aber die
US-Raffineriegesellschaft Tosco von Phillips Petroleum
übernommen. Sehen Sie ein Revival für R&M?

Peyrer-Heimstätt: Tosco hat sich zuletzt ein Tankstellennetz
aufgebaut und ist damit für Phillips interessant geworden. Als
reiner Raffineriebetreiber ist man kaum überlebensfähig. Das ist
eine Entwicklung, die wahrscheinlich auch nach Europa kommt.
Hier sieht man bereits, dass sich die Majors von
Raffinerie-Kapazitäten trennen und verkaufen. Das ist aber eine
kurzfristige Sichtweise, eigentlich müssten sie geschlossen
werden, um die unter den Überkapazitäten leidenden Margen
anzuheben.

Wie hoch schätzen Sie die Überkapazitäten ein?

Wir haben in Westeuropa eine Überkapazität von mehr als 18
Prozent. Von den rund 650 Millionen Tonnen Raffinerie-Kapazität
sind 120 zuviel.

In den USA musste Premcor eine Raffinerie schliessen, vor allem
auf Grund der Kostenbelastung durch Umweltschutzauflagen. Wie
sieht das in Europa aus?

Die Industrie spricht seit zehn Jahren von der Notwendigkeit,
Raffinerien zu schliessen, aber das findet nicht statt.
Wünschenswert wäre es aber.

In Kalifornien, dem Land mit den höchsten Umweltvorschriften,
sind die Margen auf Grund eines Quasi-Monopols am höchsten.

Freuen Sie sich über entsprechende Umwelt-Gesetze in Europa ?

Kalifornien ist sicher ein Vorreiter. Was dort passiert, spielt sich
fünf Jahre später in ganz Amerika und weitere fünf Jahre später in
Deutschland ab. Dann folgt der Rest Europas. Solange man unter
den ersten ist, die Umweltschutzvorschriften einhalten und vor
allem kontrollieren, ist man im Stande, höhere Margen zu
lukrieren. Aber wenn die Vorschriften allgemein werden, nicht
mehr.

Droht dem Standort Schwechat Gefahr aus Osteuropa ?

Ich sehe keine unmittelbare Gefahr. Wir sind durchaus
wettbewerbsfähig und können uns mit Leuna, der modernsten
Raffinerie Europas vergleichen. Und das natür-
liche Einzugsgebiet eines Raffineriestandortes sind 150 bis 200
Kilometer.

Europa leidet unter Überkapazitäten, die USA weist aber ein
Defizit aus und muss importieren. Gleichzeitig sind die
Produktenlager in den OECD-Staaten derzeit unter den
Vorjahreswerten. Drohen Europa Preiskapriolen wie den USA ?

Ich glaube nicht. Auf Grund der hohen Überkapazitäten sind wir in
der Lage, das auszugleichen. Aber der Ölmarkt lebt und gedeiht
mit Gerüchten. Wenn es heute kalt wird, steigen die Preise, ohne
das auch nur ein Produkt verkauft wurde. Die Preissprünge in den
USA im Vorjahr waren allein auf das Kapazitätsdefizit
zurückzuführen. Auf der Rohöl-Seite hatten wir eigentlich einen
Überschuss von 1,8 Millionen Tonnen pro Tag.

Warum dann die Aufregung über die hohen Heizölpreise in
Österreich?

Wir haben im Vorjahr 230.000 Tonnen weniger Ofenöl verkauft als
erwartet, und die Preise sind im Schnitt nicht wirklich gestiegen.
Aber jeder erwartete, dass die Ölpreise fallen und hat mit Käufen
gewartet. Die Saison ist drei Monate später gestartet als normal.
Und wenn sich die Nachfrage kumuliert, sind kurzfristige
Preissprünge klar.

Das Jahr 2000 war für die Raffinerielandschaft ein Rekordjahr.
Warum für die OMV nicht?

Betrachtet man die Clean Earnings von 2,6 Milliarden Schilling,
haben wir durchaus den bisherigen Rekord von 2,4 Milliarden im
Jahr 1997 eingestellt, und das ist nicht das, was ich ein schlechtes
Ergebnis nenne. Uns trafen einmalige Ereignisse wie
Rückstellungen in Höhe von 1,5 Milliarden. Dazu kamen zwei
Raffineriestopps und ein Stillstand einer Borealis-Anlage. Allein
dieser hat uns 200 Millionen gekostet. 2000 war eigentlich ein
ausgezeichnetes Jahr.

Was kann man vom 1. Quartal erwarten. Wird es auf Grund des
warmen Winters schwächer ausfallen?

Ich glaube nicht. In der Vorjahresperiode hatten wir ein
Absatzproblem bei Heizöl Schwer. Die Wiener Stadtwerke als
einer unserer grössten Kunden importierte viel Strom und nahm
uns weniger Heizöl ab, das findet heuer voraussichtlich nicht statt.

Wie sehen Ihre Pläne für Serbien aus?

Ich spreche nicht über Pläne, sondern Fakten. Es ist aber kein
Geheimnis, dass Serbien im Einzugsgebiet unserer
Marketing-Aktivitäten liegt. Wir beobachten die Situation sehr
genau. Wenn wir uns für einen Markteintritt entscheiden, sehe ich
zehn Prozent Marktanteil als Mindestgrösse an.

Wie gross ist der serbische Markt?

Ungefähr 900 bis 1000 Tankstellen und ein Absatzvolumen von
etwa drei Millionen Tonnen.

In Serbien stehen die zerstörten Raffinerien vor dem
Wiederaufbau. Würde das Ihr Interesse an der kroatischen INA
reduzieren?

Nein.

Und wie sieht es mit der tschechischen Unipetrol aus?

Wir studieren das Ganze mit grossem Interesse, es ist aber ein
komplexes Thema, da es viele Töchter gibt, die nicht in unser
Geschäft passen.

Wäre Unipetrol ein Schritt in Richtung Mol beziehungsweise PKN
oder einer weg von Ihnen?

Weder noch.

Mit Unipetrol könnten Sie allerdings den attraktiven südpolnischen
Markt angreifen?

Südpolen könnten wir bereits heute erreichen, aber es gibt
administrative Hemmnisse und eine grosse Anzahl von
Wettbewerbern. Wir wollen in konzentrischen Kreisen wachsen. Im
Süden und Norden sind wir begrenzt, für uns gibt es
konsequenterweise nur das Wachstum in Richtung Osten. Wir
wollen nicht auf der ganzen Welt präsent sein, dafür sind wir zu
klein.

Wenn Sie sich für Ihren Bereich allein betrachtet einen Partner
suchen könnten, wer wäre das?

Im Brief an das Christkind würde stehen, "einen, den ich
beherrschen kann", aber das ist äusserst schwierig. Die OMV hat
in den letzten Jahren einen grossartigen Schritt gemacht und eine
eigene Marke kreiert. Würden wir uns in die Hand eines Majors
begeben, wären wir sehr rasch vom Markt verschwunden. Aber
die Rolle eines regionalen R&M-Players können wir durchaus
spielen. Ausser der PKN ist keiner grösser als wir.

Und wie läuft es in Pakistan?

Die Raffinerie Mahmood Kot (die OMV ist an der
Betreiber-Gesellschaft Parco indirekt mit 10% beteiligt, Anm.)
läuft bereits. Wir sind dabei absolut im Zeit- und Budgetplan
geblieben. Das Budget wurde nicht um eine einzige Million
überschritten (die Gesamtinvestition belief sich auf 13 Mrd. S,
Anm.). Heuer beginnt noch der Pipeline-Bau, diese wird die
Raffinerie mit dem 840 Kilometer entfernten Hafen Karachi
verbinden.

Werden Sie auch ins pakistanische Tankstellengeschäft
einsteigen ?

Wir nicht, aber Parco verhandelt mit TotalFina über ein
entsprechendes Joint Venture.

Ungetrübte Freude in Pakistan ?

Im Grossen und Ganzen bin ich mit den Aktivitäten der Parco
zufrieden. Derzeit ist der Benzin-Verkauf im Land aber auf Grund
der Steuersituation zum Erliegen gekommen. Wir müssen das
Benzin von der Raffinerie im Landesinneren mit LKW zur Küste
bringen. Von dort wird es per Schiff in den Iran exportiert, und von
dort versorgen Schmuggler Pakistan dann wieder mit iranischem
Benzin.  
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