Europafonds werden immer größer
Erst vor wenigen Tagen meldete die Beteiligungsgesellschaft Apax Partners, einen neuen Europafonds im Volumen von 4,3 Milliarden Euro nach elf Monaten geschlossen zu haben. Der Vorgängerfonds aus dem Jahr 2001 kam auf 4,4 Milliarden Euro und war damals der europaweit größte. Der Apax-Fonds ist insofern ungewöhnlich, als die großen Beteiligungsgesellschaften eigentlich nach immer größeren Fonds gieren. So hatte Permira Advisers vor zwei Jahren einen Fonds mit 5,1 Milliarden Euro geschlossen, der den Vorgänger um die Hälfte übertraf. Den Titel des größten Europafonds können BC Partners für sich beanspruchen, deren Fonds vor kurzem mit 5,5 Milliarden Euro geschlossen wurde. Bald könnten aber CVC Capital Partners dem Wettbewerber BC Partners den Rang ablaufen, denn sie sind nach Angaben aus Finanzkreisen gerade dabei, mehr als 5,5 Milliarden Euro einzusammeln.
Im Vergleich zu den amerikanischen Fonds nehmen sich die hiesigen freilich immer noch bescheiden aus. So warb die amerikanische Investmentbank Goldman Sachs kürzlich 8,5 Milliarden Dollar ein; der Finanzinvestor Blackstone peilt eine Größenordnung von mehr als 10 Milliarden Dollar an. Dieser Gigantismus stimmt manche Fachleute freilich skeptisch: Die Frage sei, ob man mit derart großen Fonds immer noch eine gute Rendite erreichen könne, sagt Axel Hansing, für das Deutschland-Geschäft zuständiger Partner von Coller Capital, die großen Anlegern Fondsanteile abkauft.
Warnung vor sinkenden Renditen
"Die Renditen werden in den nächsten zehn Jahren nach unten gehen", erwartet auch Thomas Kubr, Geschäftsführer des schweizerisch-amerikanischen Anlageverwalters Capital Dynamics. Er geht von einer durchschnittlichen Rendite von 10 bis 12 Prozent für die kommenden Jahre aus, womit andere Anlageklassen wie Anleihen oder Aktien freilich immer noch geschlagen werden dürften. Zuletzt lag die langfristige Rendite der europäischen Private-Equity-Investitionen nach Zahlen von Thomson Financial bei 9,4 Prozent.
Die Fachleute rechnen dennoch mit einer Fortsetzung des riesigen Wachstums. Die Branche werde in den nächsten acht bis zehn Jahren um das Dreifache wachsen, in Europa sogar um das Fünf- bis Achtfache, sagt Kubr. Für ihn stellt sich nicht die Frage, ob zuviel Geld da sei, sondern ob es genug Übernahmeobjekte gebe. Beteiligungsgesellschaften kaufen Unternehmen, versuchen deren Wert zu steigern und sie dann gewinnbringend wieder zu verkaufen. Nach einer internen Studie von Capital Dynamics seien in Nordamerika aber nur 2 bis 4 Prozent der Unternehmen mit Private Equity jemals in Berührung gekommen, sagte Kubr. In Europa habe sogar weit unter 1 Prozent der Unternehmen eine Beteiligungsgesellschaft als Geldgeber gehabt - damit sei also noch reichlich Potential vorhanden.
Deutsche Anleger werden wach
Angetrieben wird das Wachstum der Fonds vor allem durch das zunehmende Interesse der europäischen institutionellen Investoren - also Versicherungen, Pensionsfonds und Stiftungen. In Amerika ist es für große Pensionsfonds wie Calpers schon längst Usus, einen zweistelligen Prozentsatz der Gelder in die sogenannten alternativen Investments (Private Equity und Hedge-Fonds) zu investieren. In Deutschland investieren die Anleger dagegen lediglich unter 1 Prozent in Private Equity. "Wenn das nur auf 2 Prozent verdoppelt würde, wären schon enorme Volumina freigesetzt", sagt Hansing. Jedoch können sich die Top-Fonds vor Anfragen kaum retten: Nach einer Studie von Coller Capital haben 43 Prozent der Anleger Schwierigkeiten, ihre Gelder in den besten Fonds unterzukriegen.
Quelle: faznet.de