Pacific Century Cyber Works (PCCW), Hongkongs führendes Internet- und Telekommunikationsunternehmen, startet seit Beginn des Jahres durch. In den vergangenen Tagen verbesserte sich der Wert durchschnittlich um bis zu 4,6%. Aus der einstigen Zockeraktie könnte ein langfristig interessantes Investment werden.
Die Chinesen stehen auf drei Beinen: Immobilien, Beteiligungen und Telekommunikation/Medien. Ihr bedeutendstes Projekt im Bereich Immobilien ist der Cyber-Port- ein Technologie-Park, der nach dem Vorbild des Silicon Valley bis 2007 für 1,6 Mrd. Dollar fertiggestellt werden und dann zum bedeutenden Standort für in- und ausländische Technologieunternehmen werden soll. Bei diesem Zukunftsprojekt setzt PCCW auf die Wertsteigerung der Immobilien sowie die Vermietung von Büroraum.
Der Bereich Beteiligungen verhagelte PCCW vor allem im vergangenen Jahr kräftig die Bilanz, denn auch in China ging der New-Economy- Boom rasch zu Ende.
Der Schwerpunkt operativer Tätigkeiten liegt somit im Bereich Telekommunikation/Medien, wo CEO Richard Li in 2001 durch die Übernahme von Cable & Wirless Hongkong auf einen Schlag Zugriff auf ein 600 000 Anschlüsse großes Hochleistungsnetz bekam. An der Börse wurde dieser Deal vor allem wegen der hohen Verschuldung von PCCW negativ bewertet. Im Geschäftsjahr 2000 erwirtschaftete der Konzern (nach US-Richtlinien) einen Verlust von 14,57 HK-$ (1,87 Mrd. Dollar). Allein die Abschreibungen auf Internet-Beteiligungen machten 627 Mio. Dollar aus.
In den vergangenen Monaten strukturierte Li sein Unternehmen konsequent um. So gut wie alles, was nicht zum Kerngeschäft gehörte, wurde verkauft oder geschlossen. Dazu zählte vor allem das Online-Finanzgeschäft. Langfristig sollen dadurch über 400 Mio. HK-$ jährlich eingespart werden. Durch die jüngsten Kapitalmaßnahmen ( Anleihen, Verkäufe) sollen dem Unternehmen 1,25 Mrd. Dollar zugeflossen sein. Das Unternehmen ist mit über 10 Mrd. Dollar verschuldet- zurückgezahlt werden muß jedoch erst ab 2005.
Für das 1. Halbjahr 2001 meldete Li einen Nettogewinn von 120 Mio. Dollar. Während er glaubt, das Ebitda (Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen) in den nächsten sieben Jahren verdoppeln zu können, sehen die Experten von Goldman Sachs das völlig anders. Für 2001 schätzen sie beim Ebitda ein Plus von 1,8% auf 9 Mrd. HK-$, für 2002 ein Plus von 3,4% auf 10 Mrd. HK-$ und für 2003 ein Plus von 4,7% auf 11,2 Mrd. HK-$.
Fantasie entsteht durch Investitionen von bisher 4 Mrd. HK-$ in China. Li betont denn auch, dort sehe er mehr Chancen als in Hongkong. Li, der jüngste Sohn des Multimilliardärs Li Ka-Shing (ihm gehören die wertvollsten Immobilien in Hongkong sowie eine umfangreiche Beteiligung an Hutchison Whampoa) wird von den weitreichenden Verbindungen des Li-Clans in der Volksrepublik zweifellos profitieren.
Mit 0,34 Euro ist die Aktie derzeit ein Schnäppchen und dem Langfristanleger sehr zu empfehlen. Dennoch verlangt der Wert eine ständige Beobachtung. Überraschungen sind bei chinesischen Aktien jederzeit zu erwarten.
Horst Buchwald; 07.01.2002