PC-Industrie:
Windows XP wird kein Heilsbringer
Von Joachim Zepelin, San Francisco
Bis vor wenigen Wochen hofften Personalcomputer-Branche und Wall Street noch vereint auf Microsofts neues Betriebssystem Windows XP. Nun kehrt Ernüchterung ein.
"Rette uns, Microsoft", bettelte das Wirtschaftsmagazin Forbes im August stellvertretend für die leidenden Hardwarehersteller und Investoren. Doch nach den Terrorangriffen vom 11. September lassen Investmentbanker und Marktforscher jetzt alle Hoffnung fahren. Das laufende Jahr bringt der Branche erstmals rapide sinkende Umsätze. Auch das neue Betriebssystem Windows XP wird den Trend nicht aufhalten können. Besserung ist nicht in Sicht.
In der Vergangenheit hatten neue, umfangreicherer Betriebssysteme immer auch für neue Nachfrage nach leistungsfähigeren Rechnern gesorgt.
Für Analyst Roger Kay ist die Richtung seines nächsten Reports: "Wir werden unsere Zahlen für den PC-Absatz in diesem Jahr weiter nach unten korrigieren", sagt der Analyst von International Data Corp. (IDC). Anfang September sagten die Branchenforscher weltweit ein Minus für das Privatkundengeschäft von 9,6 Prozent vorher, während der Geschäftskundenmarkt noch um 3,2 Prozent wachsen sollte. Insgesamt wird dies das erste Negativ-Jahr für PC-Hersteller.
Aber es kommt noch schlimmer. Bisher ist IDC von einem leichten Aufschwung Ende des Jahres 2002 ausgegangen. "Unsere nächste Prognose wird auch für das Jahr 2003 eine stagnierende Nachfrage auf dem neuen niedrigen Niveau vorhersagen", sagt Kay. Vor allem in Europa sieht IDC die Nachfrage jetzt deutlich schwächer als noch vor wenigen Wochen.
"Auch Windows XP bringt kaum Kaufanreize für Kunden", glaubt Kay. "Das ohnehin geringe Nachfrage-Potenzial des Betriebssystem wurde durch eine extreme Vorsichtshaltung nach den Attacken vom 11. September ganz überrollt", so Kay. Das Verbrauchervertrauen sei weiter gefallen, Unternehmen scheuen jetzt jede Investition. Falls sich seine Prognose für den XP-Fehlstart im Weihnachtsquartal bewahrheiten sollte, sieht Kay erst im dritten Quartal des folgenden Jahres eine neue Chance für die Hardwarehersteller. Vorerst herrscht jedoch Pessimismus: "Wir erwarten, dass nach Compaq bald auch die meisten anderen Hersteller Gewinnwarnungen geben."
Solange wollen die PC-Firmen zumindest öffentlich die Hoffnung nicht aufgeben. "Kurzfristig sind Vorhersagen nur sehr schwer zu machen", wiegelt Mike Maher die Negativ-Prognosen ab. Kunden würden neue Rechner nicht nur wegen Windows XP kaufen, glaubt der Sprecher von Dell. Neue, schnellere Prozessoren schaffen zusätzliche Anreize. "Wir bleiben optimistisch", sagt Rob Waite von Hewlett-Packard, der alle Analysten-Zahlen für "spekulativ" hält. Die meisten PC-Nutzer hätten alte Modelle, die sie jetzt sehr preisgünstig durch deutlich bessere und bedienungsfreundlichere Rechner ersetzen könnten.
Einige Investmentbanken haben in den vergangenen Wochen mögliche Gewinnwarnungen schon vorweggenommen und ihre Prognosen für die PC-Branche weiter verdunkelt. Goldman Sachs, Merrill Lynch und Credit Suisse First Boston (CSFB) senken nicht nur ihre Umsatzerwartungen für den Markt insgesamt, sondern auch für alle Hardwarehersteller. Während Joe Moore von Goldman Sachs immerhin noch einen kurzfristigen positiven Effekt von Windows XP ausmacht, ist davon bei seinen Kollegen nichts zu hören.
In einem Branchenreport von vergangener Woche sagt Merrill Lynch für das laufende Jahr einen Umsatzrückgang der PC-Hersteller um 17,6 Prozent vorher. Die Investmentbank rechnet mit einem Aufschwung nicht vor dem dritten Quartal 2002. Insgesamt werden die Einnahmen im kommenden Jahr bei weiter sinkenden Preisen höchstens stagnieren. Bislang hatten die Analysten noch ein Wachstum um 9,9 Prozent für 2002 vorhergesagt.
Microsoft selbst will den Optimismus nicht aufgeben. Der europäische Firmen-Präsident Jean-Philippe Courtois erwartet eine Rückkehr der PC-Branche zu zweistelligen Wachstumsraten. Einen Termin nannte er jedoch nicht.
Von Joachim Zepelin, San Francisco
Bis vor wenigen Wochen hofften Personalcomputer-Branche und Wall Street noch vereint auf Microsofts neues Betriebssystem Windows XP. Nun kehrt Ernüchterung ein.
"Rette uns, Microsoft", bettelte das Wirtschaftsmagazin Forbes im August stellvertretend für die leidenden Hardwarehersteller und Investoren. Doch nach den Terrorangriffen vom 11. September lassen Investmentbanker und Marktforscher jetzt alle Hoffnung fahren. Das laufende Jahr bringt der Branche erstmals rapide sinkende Umsätze. Auch das neue Betriebssystem Windows XP wird den Trend nicht aufhalten können. Besserung ist nicht in Sicht.
In der Vergangenheit hatten neue, umfangreicherer Betriebssysteme immer auch für neue Nachfrage nach leistungsfähigeren Rechnern gesorgt.
Für Analyst Roger Kay ist die Richtung seines nächsten Reports: "Wir werden unsere Zahlen für den PC-Absatz in diesem Jahr weiter nach unten korrigieren", sagt der Analyst von International Data Corp. (IDC). Anfang September sagten die Branchenforscher weltweit ein Minus für das Privatkundengeschäft von 9,6 Prozent vorher, während der Geschäftskundenmarkt noch um 3,2 Prozent wachsen sollte. Insgesamt wird dies das erste Negativ-Jahr für PC-Hersteller.
Sorgenkind Europa
Aber es kommt noch schlimmer. Bisher ist IDC von einem leichten Aufschwung Ende des Jahres 2002 ausgegangen. "Unsere nächste Prognose wird auch für das Jahr 2003 eine stagnierende Nachfrage auf dem neuen niedrigen Niveau vorhersagen", sagt Kay. Vor allem in Europa sieht IDC die Nachfrage jetzt deutlich schwächer als noch vor wenigen Wochen.
"Auch Windows XP bringt kaum Kaufanreize für Kunden", glaubt Kay. "Das ohnehin geringe Nachfrage-Potenzial des Betriebssystem wurde durch eine extreme Vorsichtshaltung nach den Attacken vom 11. September ganz überrollt", so Kay. Das Verbrauchervertrauen sei weiter gefallen, Unternehmen scheuen jetzt jede Investition. Falls sich seine Prognose für den XP-Fehlstart im Weihnachtsquartal bewahrheiten sollte, sieht Kay erst im dritten Quartal des folgenden Jahres eine neue Chance für die Hardwarehersteller. Vorerst herrscht jedoch Pessimismus: "Wir erwarten, dass nach Compaq bald auch die meisten anderen Hersteller Gewinnwarnungen geben."
Die Show muss weitergehen
Solange wollen die PC-Firmen zumindest öffentlich die Hoffnung nicht aufgeben. "Kurzfristig sind Vorhersagen nur sehr schwer zu machen", wiegelt Mike Maher die Negativ-Prognosen ab. Kunden würden neue Rechner nicht nur wegen Windows XP kaufen, glaubt der Sprecher von Dell. Neue, schnellere Prozessoren schaffen zusätzliche Anreize. "Wir bleiben optimistisch", sagt Rob Waite von Hewlett-Packard, der alle Analysten-Zahlen für "spekulativ" hält. Die meisten PC-Nutzer hätten alte Modelle, die sie jetzt sehr preisgünstig durch deutlich bessere und bedienungsfreundlichere Rechner ersetzen könnten.
Einige Investmentbanken haben in den vergangenen Wochen mögliche Gewinnwarnungen schon vorweggenommen und ihre Prognosen für die PC-Branche weiter verdunkelt. Goldman Sachs, Merrill Lynch und Credit Suisse First Boston (CSFB) senken nicht nur ihre Umsatzerwartungen für den Markt insgesamt, sondern auch für alle Hardwarehersteller. Während Joe Moore von Goldman Sachs immerhin noch einen kurzfristigen positiven Effekt von Windows XP ausmacht, ist davon bei seinen Kollegen nichts zu hören.
Microsoft übt Zuversicht
In einem Branchenreport von vergangener Woche sagt Merrill Lynch für das laufende Jahr einen Umsatzrückgang der PC-Hersteller um 17,6 Prozent vorher. Die Investmentbank rechnet mit einem Aufschwung nicht vor dem dritten Quartal 2002. Insgesamt werden die Einnahmen im kommenden Jahr bei weiter sinkenden Preisen höchstens stagnieren. Bislang hatten die Analysten noch ein Wachstum um 9,9 Prozent für 2002 vorhergesagt.
Microsoft selbst will den Optimismus nicht aufgeben. Der europäische Firmen-Präsident Jean-Philippe Courtois erwartet eine Rückkehr der PC-Branche zu zweistelligen Wachstumsraten. Einen Termin nannte er jedoch nicht.