Outperformance-Zertifikate verstärken Kursgewinne von Aktien und Indizes
Optimisten wetten auf steigende Kurse
Weltweit sind Aktien seit Monaten wieder gefragt. Der Deutsche Aktienindex (Dax) hat seit Januar mehr als 15 Prozent zugelegt. Wer daran glaubt, dass der Börsenboom anhält, kann die steigenden Kurse mit Outperformance-Zertifikaten sogar noch überbieten. Denn die relativ jungen Papiere bilden das Kurswachstum von Aktien oder Indizes mit einem Hebel ab.
HB DÜSSELDORF. Wenn der Kurs des Basiswerts steigt, kann der Besitzer des Zertifikats ein Vielfaches dieses Kursgewinns für sich verbuchen. Verluste des Basiswerts bildet das Zertifikat dagegen eins zu eins ab – wenn der Anleger zum richtigen Zeitpunkt zugreift.
„Mit Outperformance-Zertifikaten stellt man sich nie schlechter als mit einer direkten Anlage in den Basiswert“, sagt Heiko Weyand von Emittenten HSBC Trinkaus & Burkhardt. Allerdings ist dieser Basiswert der reine Kurswert einer Aktie oder eines Indexes – ohne Dividende. Denn die Ausschüttung benötigt die Bank, um die zusätzliche Performance des Papiers zu finanzieren (s. „Fallstricke“). Je größer die Dividende, die mit einem Basiswert verbunden ist, umso stärker kann der Hebel werden. Deswegen beziehen sich viele der Papiere auf dividendenstarke Aktien wie Daimler-Chrysler oder gar auf den DivDax, den Index der ausschüttungsfreudigsten Unternehmen.
Die Papiere eignen sich daher nur für Anleger, die für die Dauer ihrer Investition von deutlich steigenden Kursen ausgehen. Denn zunächst muss das Zertifikat den Wert der verlorenen Dividendenrendite wett machen, bevor es eine Direktinvestition schlägt. Darüber aber locken satte Renditen.
Für jeden Cent, den der Basiswert am Laufzeitende über dem Basispreis des Zertifikats liegt, erhält der Anleger ein Vielfaches ausbezahlt. Die Höhe dieser Überrendite bestimmt die Partizipationsrate des Zertifikats. Dazu ein Beispiel für eine Rate von 160: Ein Anleger kauft ein Outperformance-Papier auf den Dax beim Stand von 5 000 Punkten. Dieser Dax-Stand entspricht auch dem Basispreis des Zertifikats. Steigt der Dax bis zum Ende der Laufzeit auf 5 200 Punkte, erhält der Anleger eine Rückzahlung die 5 320 Punkten entspricht. Fällt der Dax aber unter 5 000 Punkte, dann ist der Hebel dahin (s. „Gewinn- und Verlustrechnung“).
Die Aussichten der Papiere sind offenbar für viele Privatanleger verlockend. Seit Ende 2004 zogen die Zertifikate mit enormer Geschwindigkeit in die Depots ein. An der Stuttgarter Börse können inzwischen rund 1 200 Outperformance- und vergleichbare Sprint-Zertifikate gehandelt werden. In entsprechenden Papieren der Interessenvereinigung „Derivate Forum“ sind bereits fast 1,2 Mrd. Euro Anlegergelder investiert. „Outperformance-Zertifikate sind offensive Produkte, die klar auf steigende Märkte setzen“, sagt Wolfgang Gerhardt von Sal. Oppenheim. Die geringen Schwankungen der Märkte (Volatilität) hätten die Konstruktionen erst richtig attraktiv gemacht. „Ein Nebenaspekt der Papiere ist die Spekulation auf wieder steigende Volatilität“, sagt Gerhardt. Denn wenn die Kurse stärker schwanken, werden die Hebel kleiner und alte Papiere mit großen Hebeln attraktiver.
Vorläufer der Outperformer sind Sprint-Zertifikate, die es schon seit einigen Jahren am Markt gibt. Bei diesen Papieren ist der Gewinn nach oben begrenzt, dafür sind die Hebel oft stärker. Die Sprinter bieten sich vor allem für Anleger an, die mit mittelfristig steigenden Kursen rechnen, aber keinen Börsenboom erwarten. In unterschiedlichen Varianten gibt es auch Sprinter und Outperformer mit Absicherungen gegen Kursverluste oder Teilgarantien auf das eingesetzte Kapital.
Viele Emittenten sind erst in diesem Jahr auf den Zug der Outperformer aufgesprungen, denn mit den niedrigen Schwankungsbreiten von Indizes und Aktien lassen sie sich inzwischen leicht konstruieren. Außerdem profitieren die Papiere von der positiven Stimmung an der Börse. Bei Basiswerten, die hohe Dividendenrenditen bieten, sind die Hebel besonders groß. Deswegen konzentrieren sich viele Emittenten auf Aktien wie Daimler-Chrysler, Deutsche Telekom und ING als Basiswerte. Doch auch Indizes sind für die Anleger attraktiv. „Die Volatilität der Indizes ist deutlich geringer als die vieler Einzelwerte. Daher ist es sinnvoll, Indizes als Basiswerte zu wählen“, sagt Pascal Seppelfricke von Rhein Asset Management, einem auf Zertifikate spezialisierten Vermögensverwalter. Seppelfrickes Zertifikate-Auswahl spiegelt diese Strategie wider. Die Vermögensverwalter setzen in den Depots ihrer Kunden vor allem Index-Outperformer ein.
Quelle: HANDELSBLATT, Sonntag, 07. August 2005, 11:00 Uhr
...be invested
Der Einsame Samariter
Optimisten wetten auf steigende Kurse
Weltweit sind Aktien seit Monaten wieder gefragt. Der Deutsche Aktienindex (Dax) hat seit Januar mehr als 15 Prozent zugelegt. Wer daran glaubt, dass der Börsenboom anhält, kann die steigenden Kurse mit Outperformance-Zertifikaten sogar noch überbieten. Denn die relativ jungen Papiere bilden das Kurswachstum von Aktien oder Indizes mit einem Hebel ab.
HB DÜSSELDORF. Wenn der Kurs des Basiswerts steigt, kann der Besitzer des Zertifikats ein Vielfaches dieses Kursgewinns für sich verbuchen. Verluste des Basiswerts bildet das Zertifikat dagegen eins zu eins ab – wenn der Anleger zum richtigen Zeitpunkt zugreift.
„Mit Outperformance-Zertifikaten stellt man sich nie schlechter als mit einer direkten Anlage in den Basiswert“, sagt Heiko Weyand von Emittenten HSBC Trinkaus & Burkhardt. Allerdings ist dieser Basiswert der reine Kurswert einer Aktie oder eines Indexes – ohne Dividende. Denn die Ausschüttung benötigt die Bank, um die zusätzliche Performance des Papiers zu finanzieren (s. „Fallstricke“). Je größer die Dividende, die mit einem Basiswert verbunden ist, umso stärker kann der Hebel werden. Deswegen beziehen sich viele der Papiere auf dividendenstarke Aktien wie Daimler-Chrysler oder gar auf den DivDax, den Index der ausschüttungsfreudigsten Unternehmen.
Die Papiere eignen sich daher nur für Anleger, die für die Dauer ihrer Investition von deutlich steigenden Kursen ausgehen. Denn zunächst muss das Zertifikat den Wert der verlorenen Dividendenrendite wett machen, bevor es eine Direktinvestition schlägt. Darüber aber locken satte Renditen.
Für jeden Cent, den der Basiswert am Laufzeitende über dem Basispreis des Zertifikats liegt, erhält der Anleger ein Vielfaches ausbezahlt. Die Höhe dieser Überrendite bestimmt die Partizipationsrate des Zertifikats. Dazu ein Beispiel für eine Rate von 160: Ein Anleger kauft ein Outperformance-Papier auf den Dax beim Stand von 5 000 Punkten. Dieser Dax-Stand entspricht auch dem Basispreis des Zertifikats. Steigt der Dax bis zum Ende der Laufzeit auf 5 200 Punkte, erhält der Anleger eine Rückzahlung die 5 320 Punkten entspricht. Fällt der Dax aber unter 5 000 Punkte, dann ist der Hebel dahin (s. „Gewinn- und Verlustrechnung“).
Die Aussichten der Papiere sind offenbar für viele Privatanleger verlockend. Seit Ende 2004 zogen die Zertifikate mit enormer Geschwindigkeit in die Depots ein. An der Stuttgarter Börse können inzwischen rund 1 200 Outperformance- und vergleichbare Sprint-Zertifikate gehandelt werden. In entsprechenden Papieren der Interessenvereinigung „Derivate Forum“ sind bereits fast 1,2 Mrd. Euro Anlegergelder investiert. „Outperformance-Zertifikate sind offensive Produkte, die klar auf steigende Märkte setzen“, sagt Wolfgang Gerhardt von Sal. Oppenheim. Die geringen Schwankungen der Märkte (Volatilität) hätten die Konstruktionen erst richtig attraktiv gemacht. „Ein Nebenaspekt der Papiere ist die Spekulation auf wieder steigende Volatilität“, sagt Gerhardt. Denn wenn die Kurse stärker schwanken, werden die Hebel kleiner und alte Papiere mit großen Hebeln attraktiver.
Vorläufer der Outperformer sind Sprint-Zertifikate, die es schon seit einigen Jahren am Markt gibt. Bei diesen Papieren ist der Gewinn nach oben begrenzt, dafür sind die Hebel oft stärker. Die Sprinter bieten sich vor allem für Anleger an, die mit mittelfristig steigenden Kursen rechnen, aber keinen Börsenboom erwarten. In unterschiedlichen Varianten gibt es auch Sprinter und Outperformer mit Absicherungen gegen Kursverluste oder Teilgarantien auf das eingesetzte Kapital.
Viele Emittenten sind erst in diesem Jahr auf den Zug der Outperformer aufgesprungen, denn mit den niedrigen Schwankungsbreiten von Indizes und Aktien lassen sie sich inzwischen leicht konstruieren. Außerdem profitieren die Papiere von der positiven Stimmung an der Börse. Bei Basiswerten, die hohe Dividendenrenditen bieten, sind die Hebel besonders groß. Deswegen konzentrieren sich viele Emittenten auf Aktien wie Daimler-Chrysler, Deutsche Telekom und ING als Basiswerte. Doch auch Indizes sind für die Anleger attraktiv. „Die Volatilität der Indizes ist deutlich geringer als die vieler Einzelwerte. Daher ist es sinnvoll, Indizes als Basiswerte zu wählen“, sagt Pascal Seppelfricke von Rhein Asset Management, einem auf Zertifikate spezialisierten Vermögensverwalter. Seppelfrickes Zertifikate-Auswahl spiegelt diese Strategie wider. Die Vermögensverwalter setzen in den Depots ihrer Kunden vor allem Index-Outperformer ein.
Quelle: HANDELSBLATT, Sonntag, 07. August 2005, 11:00 Uhr
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