Offene Kritik an meiner Person!

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Offene Kritik an meiner Person!

 
02.06.03 10:47

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DIE KRITIK


Sehr geehrter Herr Khayat,

ich schätze Ihre offenen Kommentare und Überlegungen, mit denen Sie häufig richtig lagen. Seit 10 Wochen aber liegen Sie notorisch falsch. Sie haben vor einiger Zeit mal eine selbstkritische Worte hierzu veröffentlicht. Das war aber ziemlich halbherzig und traf nicht den Kern, so wie ich ihn sehe.

Sie werben damit, symmetrisch zu denken.

Diese Eigenschaft ist Ihnen spätestens seit dem 12.3., dem Anfang der aktuellen Aufwärtsbewegung an den Aktienmärkten, abhanden gekommen. Das ist schade. Sie haben durch das sture und vor allem zu kurzatmige Festhalten an einem Bärenmarktszenario eine Menge Chancen verpasst. Und den Bären einen "Bärendienst" erwiesen. Zudem sind Stimmungsindikatoren und die "contrarian" Schlüsse, die man daraus zieht, nicht alles auf der Welt. Für Sie wohl schon, wie Sie kürzlich schrieben. Mit o.g. Ergebnis.

Ihre fundamentale Argumentation,

wir schlitterten in eine neue Rezession/Weltwirtschaftskrise, ist wohl richtig. Ob das Szenario heute schon Deflation heißt, oder ob das eher auf die Tagesordnung 2004 gehört, steht auf einem anderen Blatt. Wenn Sie den Goldpreis betrachten, scheint es so, dass er eine Bullenflagge ausbildet, was weitere Steigerungen verheißt. Aus dieser Ecke würde damit signalisiert, dass Deflation kein Thema ist. Auf der anderen Seite fühlen sich die Amis nach dem Irak-Krieg stark und laden ihre Krise auf andere Länder ab. Sie verfolgen ihren Weg des Anheizens des Konsumklimas und der Keynesianischen Fiskalpolitik unverdrossen weiter. Das wird der Weltwirtschaft kurzfristig positive Signale bringen und von den Märkten gerne aufgegriffen werden. Die Europäer hingegen machen das Gegenteil der USA. Stephen Roach weist zu Recht darauf hin, dass es umgekehrt sein müsste, damit möglichst reibungsfrei ein neues internationales Gleichgewicht entsteht.

Sehen Sie es doch einmal so.

Die Akteure an den Finanzmärkten fahren folgende Linie: "Drei Jahre Baisse sind genug, in 2003 spielen wir konjunkturelle Bodenbildung, schlechte Zahlen zählen nur am Rande, erst in 2004 ziehen wir Bilanz." Das erklärt die gute Stimmung und die geringe Absicherung der Positionen, wie es VIX, VXN und DAX-Vola zeigen. Der kurze Verlauf des Irak-Krieg hat alle in ihrer "Alles wird gut"-Haltung bestärkt. Bestätigt wird das z.B. durch invertierte, mehrmonatige SKS-Formationen in DAX und DJIA und auch im SPX. Überall ist da jetzt ein Punkt erreicht, wo die rechte Schulter gebildet werden könnte. Die (potenziellen) Nackenlinien bei DAX und SPX sind ansteigend - ein durchaus bullisches Zeichen.

Sie werden die kleinen SKS einwenden,

die in den Indices auch erkennbar sind (im DAX bis Freitag zwei, jetzt noch eine). Und erklären damit, dass nun Wendepunkte anstehen. Wendepunkte ja! Nur: Wie weit geht die Wende? Gut denkbar aber, dass sie lediglich die Wende im Rahmen der Schulterbildung anzeigen. Wir werden vermutlich ab Montag (erst einmal) einige schwache Tage sehen. So nach dem Motto: In den vergangenen Tagen wurden die Bären vom Markt getäuscht, jetzt werden die Bullen getäuscht. Sie werden dann wohl argumentieren, dass sich nun die Monster-SKS im SPX bestätigt. Ob das stimmt, wird sich erst später zeigen. Genauso gut kann argumentiert werden, dass jetzt eben die rechten Schultern von invertierten SKS gebildet werden (s.o.). Genau deshalb dürften Bullen und Bären nun eine zeitlang an einem Strang stramm nach unten ziehen. Aber eine Bestätigung für ein stures Dauer-Bärentum wäre dann diese mögliche Abwärtsbewegung (noch) nicht.

Mein gegenwärtig bevorzugtes Szenario

...gerät dann ernsthaft in Gefahr (und ein Dauer-Bärentum gewinnt Oberwasser), wenn -sagen wir mal- 880 im SPX nachhaltig unterschritten würden (Höhe der aktuell möglich werdenden kleinen SKS heruntergeklappt). Damit das klar ist: Ich bin keineswegs ein Dauer-Bulle. Im Gegenteil, ich glaube, 2004 wird ein rabenschwarzes Jahr. Aber ich halte deutliche Kurssteigerungen in 2003 für das wahrscheinlichere Szenario gegenüber der Vorstellung, jetzt gleich radikal "in die Kiste zu springen". Mögliche Angriffspunkte für eine gegenwärtige Rallye (Zeitbereich Jahresende/Q1-2004) wäre die Baisselinie im DJIA . Sobald die erreicht ist, dürfte diese Rallye beendet sein (wann immer das ist): Aktuell 10.800 , Ende Q1/2004 ca. 10.500 Punkte. Das entspräche im SPX ungefähr 1.170 Punkten. Oder rund 4.000 bis 4.800 (?) im DAX.

Kurz zum SOX:

Dieses Barometer für die aktuelle Technologie des laufenden Kondratieff-Zyklus hatte spätestens Anfang Mai eine inv. SKS vollendet, die Kursgewinne bis rund 410 errechnen lässt. Der SOX hatte Mitte April die Baisselinie aus 2000 überwunden. Auch hier dürfte es allerdings kurzfristig erst einmal abwärts gehen (Trendkanal!).

Ich musste das einfach mal loswerden.

Schauen wir mal!


K.S.

DIE STELLUNGNAHME


Sehr geehrter Herr S.,

ich fand Ihr Feedback sehr gut, wenngleich es kritisch war, doch Ihre Kritik war konstruktiv und deshalb wertvoll!

Mit Ihrer Kritik an meiner Haltung haben...

...Sie einen Punkt gemacht. Ich war zu stur, da stimmt! Sie werden jedoch verstehen können, dass man sich ab einem gewissen Punkt nicht mehr drehen kann. Reine Erfahrung! Da ich zum größten Teil mittelfristig orientiert bin, dauert eine Fehlerphase bei mir leider länger als 5 Wochen. So ist das eben! Es war mein zweiter Fehler dieses Ausmaßes in den letzten 8 Jahren! Ich muss damit leben, denn niemand hat den Schlüssel zu diesem Markt tatsächlich in der Tasche und wir alle definieren uns nicht wirklich durch unsere Gewinne, sondern vielmehr durch die Art und Weise, wie wir mit unseren Verlustphasen fertig werden.

Was Ihr Szenario betrifft,

gehen ähnliche Gedanken in meinem Kopf um. Die Finanzindustrie liegt am Boden und eigentlich kann keiner Interesse an einem jetzigen Einbruch haben. Dass Regierungen und andere Interessengemeinschaften alles nur erdenkliche zu tun im Stande sind, um das Übelste abzuwenden, können wir am Beispiel Japan ablesen. Dass jedoch AUFGESCHOBEN nicht wirklich AUFGEHOBEN bedeutet, das beweist Japan im gleichen Maße. Ich denke einfach, dass die internationale Finanzindustrie und die führenden Köpfe in den Unternehmen weitestgehend über einen brillanten Verstand verfügen und was nach außen dargestellt wird, ist in vielen Fällen nicht deckungsgleich mit der Information, die im inneren Kern kursiert.

Was die Unternehmen betrifft,

können wir die den Ausblick an einem sehr verlässlichen Indikator ablesen. Sie wissen schon, es geht um die Insiderverkäufe. Im Monat Mai haben Insider Aktien im Wert von 5 Mrd. USD verkauft und Aktien im Wert von 289 Mio. USD gekauft. Im Vergleich dazu haben Insider im März Aktien in Höhe von 2,5 Mrd. verkauft und 577 Mio. USD für den Rückkauf von Aktien verwendet. Bei den Unternehmensinsidern ist von den CORPORATE INVESTORS die Rede und wenn sie sich im größeren Umfang von Aktien trennen, bedeutet es, dass der Corporate Investor BÄRISCH ist. Nun haben wir jedoch das Problem, dass gerade der CORPORATE INVESTOR extrem Bullisch ist, wenn wir uns im jungen Stadium eines Bullenmarktes bewegen.

Zu der Finanzindustrie ist nur zu sagen,

dass sich viele Häuser sehr stark an den Unternehmensinsidern orientieren. Schließlich sind sie es, die nur einen Blick in Ihre Auftragsbücher werfen müssen, oder mit Kunden sprechen brauchen, um ein Gefühl für den zukünftigen Geschäftsverlauf zu bekommen. Zu guter Letzt stecken wir in einer Situation, in der man eigentlich weiß, dass der Tanker auf ein Riff zusteuert. Die Frage ist nur, wann das SMART MONEY das Schiff verlassen wird. Nachdem in der Finanzindustrie viel aufeinander geachtet wird, was der andere macht, ergibt sich i.d.R. eine Eigendynamik, sobald die ersten über Board springen.

Was Ihr bullisches Szenario betrifft,

ist es im Sinne eines symmetrischen Denkansatzes sicherlich hilfreich. Wie Sie jedoch schon selber trefflich bemerkt haben, stehen wir an einer Schnittstelle, die Bullen wie Bären auf die kurze Seite treiben sollte. Ich schreibe seit einigen Tagen, dass der S&P500 in den Bereich von 912-920 zurückfallen wird und so komme ich auf das S-K-S Szenario im SPX. Bestätigt ist das Szenario natürlich erst, wenn wir auf 912-920, sprich an die potentielle Nackenlinie laufen, anschließend die rechte Schulter bilden, indem wieder bis 950 laufen, an dieser Stelle drehen und unter 912 fallen.

Was den zeitlichen Horizont betrifft,

bedeutet es, dass wir das TOPPING OUT erst Ende Juli derart abgeschlossen haben sollten, dass man einen neuen Downtrend erkennen kann. Ich möchte jedoch einräumen, dass dieses Szenario verworfen werden könnte, denn wenn man die REVERSED S-K-S ins Spiel bringt, hätte der SPX zumindest ein Kursziel von 1120 Punkten. Zum besseren Verständnis möchte ich darstellen, dass es sich bei der REVERSED S-K-S um den Zeitraum von Juli 2002 bis Mai 2003 handelt. Die linke Schulterspitze wurde im Juli 2002 gebildet, der Kopf im Oktober 2002 und die rechte Schulterspitze im März 2003. Der Vorwurf in Punkto Asymmetrie meiner Person ist insofern berechtigt, dass ich die REVERSED S-K-S kategorisch ausgeschlossen habe, wenngleich ich letztes Jahr noch ein Freund dieser Variante war.

Naja, wir sind eben nur Menschen...

...und alles andere wie perfekt. Nun stellt sich die Frage, wie die Sache zu spielen ist und aus heutiger Sicht gibt es in Wirklichkeit nur eine akzeptable Variante. Man MUSS LONG gehen, wenn der SPX auf das Level von 912-920 Punkte zurück fällt und der langen Seite eine Chance geben. Unser Vorteil ist, dass wir auch im Falle eines bärischen S-K-S Szenarios einen Move von 912/920 bis 945/950 bekommen sollten. Steigt man also bei 912/920 ein, kann man im Rahmen der Aufwärtsbewegung Einstandsstops setzen und hat somit die kurze Seite abgesichert.

Sollte sich meine Reversed S-K-S...

bestätigen, ist man voll auf der langen Seite vertreten und Ihre Variante einer INVERSED S-K-S käme ins Spiel. Sollte sich die kleinere, bärische S-K-S bestätigen, wird man im Bereich des Einstands (912-920 im SPX) ausgestoppt und gehört zumindest nicht zu den Schäfchen, die in einem solchen Fall kräftig unter das Messer geraten sollten. Eine galante Variante bestünde noch darin, dass man, falls der SPX auf 920 zurückfällt und anschließend auf 945/950 steigt, das Beta auf 0 senkt, indem man seine Aktien mit Puts absichert. Das hätte den Vorteil, dass man seine Gewinne sichert und den Nachteil, dass man, falls die Reise bis zum Kopf weiter gehen sollte, an diesem Move nichts verdient. Im Falle, dass sich dann neue Hochs bilden sollten, wäre ein Kursziel von 1122-1170 Punkte im SPX im Spiel und wir könnten eine Nackenlinie Ihre INV. S-K-S definieren.

Nun könnte das ganze S-K-S Gerede etwas verwirrend sein,

Sie sprechen bei der INVERSED S-K-S von einer Variante, die einbezieht, dass wir uns jetzt im SPX an die Nackenlinie bei 1170 bewegen werden, den Kopf ausbilden und anschließend in den Bereich von 970 Punkten zurückfallen werden. Ich meine mit INVERSED S-K-S wiederum eine abgeschlossene S-K-S, die zwischen Juli 2002 und Mai 2003 gebildet worden ist. Bei der Monster S-K-S meinen wir beide den Zeitraum der letzten 6 Jahre und was die kleine S-K-S betrifft, rede ich vom Monat Mai und nach dieser Variante bilden wir gerade den Kopf aus.

Sie wissen wohl,

dass die Psychologie gänzlich gegen Ihr Szenario spricht und somit ist es für mich die unwahrscheinlichere Variante. Würde sie eintreten, hätte der SPX kurzfristig ein KGV von 40 und das ist auch nicht so wahrscheinlich, wenngleich man es nicht ausschliessen kann, denn es könnte eben zu einem späteren Zeitpunkt korrigiert werden. Lange bevor der Irakkrieg angefangen hat, hörte man eine Stimme aus Russland, die von einem bevorstehenden Angriff auf den Irak hinwies. Nun höre ich die erste Stimme aus Russland, die von einem bevorstehenden Angriff auf den Iran spricht. Sollte es zu diesem Krieg kommen, hätten wir sicherlich einen langen Vorlauf bevor es zur tatsächlichen Eskalation käme. Nun wissen wir wohl auch beide, wie sich der Markt tendenziell in dieser Vorlaufphase verhält.

Ich möchte Ihnen...

...noch die Ursache für meine Asymmetrie nennen, wenngleich es immer schwer ist, sich selber zu analysieren. Es ist nicht in Worte zu kleiden, ohne dass es sich überheblich anhört, doch ich habe mittelfristig eine sehr hohe Trefferquote und so vertrete ich oft radikale Meinungen. Dennoch erwischt es mich immer wieder Mal und das meist dann, wenn ich denke, dass ich keinen Fehler mehr machen kann, da ich den Markt ach so durchschaut habe.

Es ist so wie der älteste Golferwitz,

der recht kurz ist und lautet: ICH WEISS JETZT WIE ES GEHT! Meist verliert man sehr bald den Rhythmus, sobald einen die eigene Überheblichkeit derart übermannt. Dieser Fehler kostet auch an der Börse an Performance und man schafft sich praktisch nur ein hohes Handicap. Dass ich nun Mal wieder auf die Finger bekommen habe, erinnert mich daran, dass ich mich an das halten sollte, was ich selber predige. Auch hier ist es wie im Golfspiel. Ich kenne den perfekten Golfschwung in- und auswendig, doch leider liegt mein Handicap bei 15 und meisterhafte Runden spiele ich bestenfalls auf der X-BOX.

Insgesamt hat mich diese Erfahrung...

...gelehrt, dass man IMMER die galante Variante an der Börse spielen sollte, auch wenn man denkt, dass man jetzt weiß wie es geht und praktisch unschlagbar geworden ist. Ich möchte mich bei Ihnen für den Aufwand und die ehrlichen Worte bedanken und Ihnen verdeutlichen, dass Sie mir einen wichtigen Anstoß gegeben haben. Ich war in einer knallharten Psychofalle und wenn es so einfach wäre sich von Ihr zu lösen, dann gäbe es Sie wohl nicht. Verstehen Sie mich bitte nicht falsch, wenn ich sage, dass ich uns nach wie vor in einem gigantischen Bärenmarkt sehe. Dennoch möchte ich betonen, dass ich in Zukunft die Tugend der Symmetrie wieder so leben werde, wie ich es selber predige.

Am kommenden Freitag fahre ich für eine Woche in den Urlaub...

...und in diesem Zusammenhang sollte ich den notwendigen Abstand gewinnen und mich anschließend mit frischem Geist und einem höheren Maß an Symmetrie ins Geschehen stürzen. Die Moral von der Geschichte ist nicht, dass ich in Zukunft keine klare Meinung mehr veröffentlichen werde. Ich finde klare Meinungen wichtig, da sie das einzige sind, woran man einen Analysten messen kann. Vielmehr werde ich in Zukunft mehr über die Kehrseite der Medaille sprechen und stets den galanten Weg aufzeigen!

Nochmals danke für Ihr erstklassiges Feedback!

Nabil Khayat

Happy End:

Nachtrag:

 
02.06.03 22:48
Feedback an: nabil.khayat@fondex.de  
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